DTAU0510

LEIPZIG – Immer mehr Patien- ten/-innen lassen sich Implan- tate setzen. Eine Gefahr dieser Therapie ist die Entzündung des Weichgewebes, das das Im- plantat umgibt. Vertieft sich die periimplantäre Mukositis zur Periimplantitis, droht der Ver- lust des Implantates. Prof. Dr. Andrea Mombelli von der Uni- versität Genf forscht seit 1987 zur Infektionskrankheit. Mag. Anja Worm sprach mit Prof. Mombelli über die Behandlung der Entzündungskrankheiten. Mag. Anja Worm: Herr Prof. Mombelli, wie können Patient und Behandler nach dem Ein- satz eines Implantates einer pe- riimplantären Mukositis vor- beugen? Prof. Mombelli: Der erste Punkt ist die regelmäßige Nach- kontrolle beim Zahnarzt oder bei einerDentalhygienikerin.Beidie- sen Nachkontrollen ist insbeson- dere wichtig, dass periimplantär sondiert wird und dass dabei auf Entzündungszeichen und Eiter- austritt geachtet wird. Der zweite Punkt ist eine gute Mundhygiene. Ich glaube, das ist heute hinrei- chend belegt, dass das sowohl bei denImplantatenwieauchbeiden ZähneneinewichtigeRollespielt. Und der dritte Faktor, der auch hinreichend belegt ist, ist der ne- gative Einfluss des Rauchens. Mit anderen Worten: regelmäßige Nachkontrolle, gute Mundhy- giene,nichtRauchen–dassinddie wichtigsten Punkte. Die Ursache von Gingivitis und periimplantärer Mukosi- tis ist die gleiche: mikrobielle Plaque. Was für einen Unter- schied gibt es zwischen den beiden Entzündungen? Histologisch gesehen ist es mehr oder weniger dasselbe. Was man einfach sehen muss ist, dass esgewisseImplantategibt,dietief gesetztsindunddassesdavonAn- fang an Pseudotaschen und eine gewisse Kraterbildung geben kann, die nicht unbedingt von An- fanganPeriimplantitisist.Beisol- chen Pseudotaschen besteht ein gewisses Risiko, dass die Krank- heit weitergeht. Aber Gingivitis und Mukositis sind histologisch und klinisch gesehen dasselbe. Sie sind reversibel, wenn man eine gute Mundhygiene hat. Ist die Behandlung von Gin- givitis und periimplantärer Mukositis die gleiche? In beiden Situationen ist es wichtig, dass die Ursache ent- fernt wird, und das sind bakte- rielle Ablagerungen, also Plaque und Zahnstein. Die Therapie ist in dem Sinne die gleiche. Der Unterschied ist der, dass man diese Therapie bei einem Im- plantatnichtmitdenüblichenIn- strumenten durchführen kann, weil man damit die Implantat- oberfläche zerkratzt. Deshalb gibt es für die Implantate, wenn es um Mukositis geht, Instru- mente, die aus Material gefertigt sind, das weicher ist als die Im- plantatoberfläche. Wenn sich die periimplan- täreMukositiszurPeriimplan- titis ausgebaut hat: Welche Therapie hat sich am besten bewährt? Auch hier geht es primär um die Entfernung von Biofilm. Der Unterschied von Mukositis und Periimplantitis ist, dass wir es hier mit tieferen Taschen zu tun haben und der Zugang schwer sein wird. Zusätzlich befindet sich der Biofilm bei den meisten Implantattypen auf einer rauen Oberfläche. Und es ist natürlich schwierig, Biofilm von einer rauen Oberfläche zu entfernen. Deshalbkannesvoneinergewis- sen Taschentiefe an nötig sein, dieMukosaaufzuklappen,umei- nen direkten Zugang zur konta- minierten Implantatoberfläche bis an den Grund des Knochen- kraters zu erhalten. Wenn ich über die Behandlung von Muko- sitis sage, dass Instrumente ver- wendet werden sollten, die die glatte Oberfläche des Implanta- tes schonen, dann ist es bei der Behandlung von Periimplantitis doch primär das Ziel, um jeden PreisdenBiofilmvoneiner,meist rauen, Oberfläche zu entfernen. WirverwendenheuteauchUltra- schallgeräte mit Metalltips, die die Oberfläche schon verändern. Aber das Ziel ist hier eindeutig die vollständige Entfernung der Bakterienablagerungen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Implantat zu dekontaminieren, etwa durch den Einsatz von Lasern wie den Er:YAG-Laser und den Diodenlaser. Aber auch die fo- todynamische Therapie wird empfohlen. Welche Therapie- form kann man als die geeig- netste bezeichnen? Wie Sie sagen, wurden und werden unterschiedliche Be- handlungsvorschläge gemacht. DasProblemist,dasszualldiesen Vorschlägen einfach die klini- sche Evidenz noch nicht gut genug ist. Zurzeit kann ich basie- PERIO TRIBUNE Vertrauen Sie dem Marktführer!* www.tepe.com *Quelle:NielsenInterdentalprodukteindt.Apotheken2010,Marktanteilüber50%. NEU NEU NEU NEU ANZEIGE „Ein Implantat verträgt recht viel Knochenverlust.“ Ein Interview mit Prof. Dr. Andrea Mombelli, Universität Genf, über Periimplantitis und ihre Behandlung. „Mit anderen Worten: regelmäßige Nachkontrolle, gute Mundhygiene, nicht Rauchen – das sind die wichtigsten Punkte.“ Links: Entzündungsprozess der periimplantären Gewebe mit Knochenverlust bei osseointegrierten Implantaten in Funktion. Rechts: Symptome der Periimplantitis sind Entzündungszeichen, Eiteraustritt, Taschenbildung, Knochen- krater, keine Beweglichkeit und i.d.R. keine Schmerzen. Drei Fragen sollten bei der Behand- lung der Infektion geklärt werden: Gibt es Eiteraustritt? Andere Entzün- dungszeichen? Ist die Tasche tiefer als drei Millimeter? Wird die letzte Frage bejaht, muss geklärt werden, ob die Tasche mehr als drei Millimeter unter die Implantatschulter reicht, ob es Knochenverlust gibt, ob es dafür einen anderen plausiblen Grund als Periim- plantitis gibt und, letztendlich, ob die Tasche tiefer als fünf Millimeter ist. ª

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