DTAU0610

gute antimikrobielle Wirkung, wirkt aber nicht gewebeauflösend und kann Endotoxine (LPS) nicht neutralisieren. Medikamente, die 2% CHX enthalten, können durch das Dentin bis an die Oberfläche der Wurzel diffundieren und dort antimikrobiell wirken.40 BioPure MTAD BioPure MTAD (DENTSPLY) produziert signifikant größere Hemmhöfe als 5,25% NaOCl oder 2% CHX.41 Es wirkt bereits in Ver- dünnungenvon1:8.192bzw.1:512 hemmend und abtötend auf E. faecalis.42 Es hat eine geringere Oberflächenspannung als NaOCl oder EDTA 17% und kann daher besserindieDentintubulieindrin- gen.43 Mit MTAD wird das Dentin stärker demineralisiert als mit 17% EDTA.44 Der Versuch, Doxy- cyclin in MTAD durch Chlorhexi- dinzuersetzen,resultierteineiner geringeren Wirkung.45 Interaktionen Wenn verschiedene Spülmittel verwendet werden stellt sich die Frage, ob es zu Interaktionen zwischen verschiedenen Mitteln kommt: Wird mit NaOCl und Chlorhexidin gespült, entstehen Präzipitate, deren Auswirkungen noch weiter untersucht werden müssen.46 BeiderKombinationvon Chlorhexidin und EDTA entsteht ein weißes Präzipitat, ein Salz, wo- bei das NaOCl inaktiviert wird.47 Hilfsmittelzur Wurzelkanaldesinfektion VDW.Ultra Mit dem VDW.Ultra werden in der Spülflüssigkeit Luftbläschen erzeugt, die sofort implodieren und dadurch Gewebe und Biofilm ablösen. Es kann damit auch pas- siv Ultraschall angewendet wer- den. Bei dieser Anwendung wird nach der mechanischen Aufberei- tung ein im Wurzelkanal frei be- wegliches WK-Instrument mit ei- nem Ultraschallansatz berührt und in Schwingung versetzt. Da- durch werden mehr organisches Gewebe, planktonische Bakterien und Dentinspäne entfernt als durch die Spülung mit der Spritze.48 Wichtig ist dabei, dass sich Flüssigkeit im Kanal befin- det.49 Im Vergleich zu einer passi- ven Ultraschallanwendung mit Wasser als Flüssigkeit allein ist die Spülung mit NaOCl effektiver.50 RinsEndo Mit RinsEndo (Dürr Dental) kannNaOClindenKanalgepumpt und abgesaugt werden. Das ist effektiver als eine manuelle stati- scheSpülung.51 Dabeibestehtaber ein erhöhtes Risiko, dass NaOCl in den periapikalen Bereich über- presst wird.52 HealOzone Das HealOzone (KaVo) und andere ähnliche Geräte produzie- ren Ozongas, das je nach Gaskon- zentration, Anwendungsdauer undBakterienstammunterschied- lich antimikrobiell wirkt.53 Beim Vergleich verschiedener Hilfsmit- tel zur Wurzelkanaldesinfektion zeigten NaOCl, MTAD und Heal- Ozone eine ähnliche antimikro- bielle Wirkung auf die Bakterien imWurzelkanal.DasEndox-Gerät (orangedental), das mit hochfre- quentem Strom arbeitet, erwies sich als bedeutend weniger wirk- sam als MTAD oder HealOzone.54 Schließlich werden auch Laser für die Wurzelkanaldesinfektion eingesetzt: Der Nd:YAG-Laser kann als Ergänzung, aber nicht alsAlternativezurWurzelkanalbe- handlung verwendet werden. Die Bestrahlung mit Nd:YAG bringt eine Reduktion der Bakterien im Wurzelkanal, bewirkt aber keine Sterilisation. Direkte Bestrahlung von Dentindisks hat einen bak- teriziden Effekt bis 1mm in die Tiefe.55 In einer Studie wurde auch aufgezeigt, dass bedingt durch die auftretende Schockwelle bei der Anwendung von Er:YAG- und Er,Cr:YSGG-Lasern ein Überpres- sen von Wurzelkanalflüssigkeit überdenApexhinausmöglichist.56 AntimikrobielleEinlage Ist eine Einlage überhaupt not- wendig? In manchen Fällen reicht die SpülungmitNaOCl,umdieKanäle ausreichendzudesinfizieren,aber nichtimmer,unddahersollteprin- zipiell eine medikamentöse Ein- lage gelegt werden: In einer klini- schen Studie an elf Zähnen waren nach der Spülung mit 2,5% NaOCl nur mehr 45,5% der Kanäle von Bakterien kontaminiert und nach zusätzlichen Kalziumhydroxid- Einlage über eine Woche lang nur mehr 18,2% der Kanäle. Es gab keine Anzeichen für resistente Mikroorganismen. Die Spülung mitNaOClalsauchNaOClundKal- ziumhydroxid-Einlage bewirkten eine signifikante Bakterienreduk- tion gegenüber der Ausgangssitu- ation. Durch die Kalziumhydro- xideinlage im Anschluss an die NaOCl-Spülung wurde jedoch in BezugaufdieAnzahldernegativen Kulturen kein signifikanter Effekt erreicht.57 Mit0,12%CHX-Lösung wird zwar eine signifikante Re- duktion der Bakterien im Wurzel- kanal erreicht, jedoch werden die Kanäle nur zu ca. 50% bakterien- frei. Durch zusätzliche siebentä- gige Applikation einer Kalziumhy- droxid-Paste können signifikant mehrKanälevonBakterienbefreit werden.58 Kalziumhydroxid Kalziumhydroxid wirkt durch seinen hohen pH-Wert antimikro- biell und inaktiviert proinflam- matorische bakterielle Lipopyl- saccharide, die die Knochenauflö- sungundapikaleEntzündungver- ursachen.59,60 Kalziumhydroxid inaktiviert auch die Lipoteichoin- säure (LTA), die als Virulenzfaktor von E. faecalis fungiert, und hat eine Partikelgröße, die ein Ein- dringen in die Dentintubuli er- möglicht.61,62 DieWirkungvon Kal- ziumhydroxid bzw. die Diffusion von Hydroxylionen ist optimal, wenn vor der Kalziumhydroxid- Anwendung mit 17% EDTA and 10 mL 6% NaOCl gespült wird.63 Überpressen von Kalziumhydro- xid über den Apex sollte vermie- den werden. Es kam dadurch zu einer Fremdkörperreaktion mit Gingivaschwellungaberzukeiner akuten Entzündungsreaktion.64 CHX Gegen Enterococcus faecalis ist 2% CHX am wirksamsten: Damit wurde E. faecalis zu 100% inakti- viert, durch 2% Metronidazol zu 86,5% durch bioaktives Glas zu 62,8% und durch Kalziumhydro- xid nur zu 58,5%.65 Chlorhexidin kann auch den Virulenzfaktor von E. faecalis, die Lipoteichoinsäre (LTA) inaktivieren.66 Nicht ganz klar ist, ob die Kom- bination von Kalziumhydroxid und Chlorhexidin wirksamer ist als jede Substanz für sich allein: 2% CHX-Gel ist eine wirksame WK-Einlage. In früheren Studien wurde gefunden, dass die Kombi- nation von Kalziumhydroxid und Chlorhexidin keinen Einfluss auf dieLöslichkeitoderdieantimikro- bielle Aktivität der einzelnen Sub- stanzen hat.67 In einer Studie wurdesogareineadditiveWirkung von CHX und Kalziumhydroxid konstatiert.68 Beiderkombinierten Anwendung werden die Osteo- blasten nicht beeinträchtigt.69 Ei- ne jüngere Studie weist dagegen nach, dass die Kombination mit Kalziumhydroxid keinen zusätz- lichen Effekt bringt.70 Die Rand- ständigkeit der Wurzelkanalfül- lung(GuttaperchaundAH26)wird durcheineEinlagemitKalziumhy- droxid plus CHX-Gel 2% nicht be- einträchtigt.71 Applikation Kalziumhydroxid wird besser mit Lentulo eingebracht als mit ei- ner Spritze und die Kalziumhydro- xid-Füllungwirddichter,wennbis Größe 40 und Taper 04 aufbereitet wurde.72 Medikamentöse Einla- gen in Gelform werden dagegen miteiner0,4mmdickenKanülesi- cherer bis zum Apex eingebracht als mit einer Lentulo. Mit letzterer werden signifikant mehr inhomo- gene Füllungen im Vergleich zur Applikation mittels Kanüle produ- ziert. Eine Applikation mittels Füllspirale kann nicht empfohlen werden.73 Antibiotika, Steroide Die Antibiotika und Steroide enthaltende Pasten Ledermix, Septomixine wirken als Wurzel- kanaleinlagen ähnlich gut antimi- krobiell wie das Kalziumhydroxid enthaltende Calasept.74 Amoxicil- lin wirkt beispielsweise effektiv gegen Fusobacterium nucleatum und Fusobacterium necropho- rum.75 Porphyromonas gingivalis wird häufig in infizierten Zähnen mitAbszessengefunden.Wirksam gegen ihn erwiesen sich (in vitro) Amoxicillin, Amoxicillin-Clavu- lansäure und Benzylpenicillin.76 Photodynamische Therapie Bei der photodynamischen Therapie wird ein Farbstoff (z.B. Methylenblau, Toloniumchlorid, TBO)unterEinwirkungdesLaser- lichts in den Kanal appliziert und mit einem Diodenlaser (665 nm, 30J/cm²)bestrahlt.Mitdieserpho- todynamischen Therapie im An- schluss an eine Kalziumhydroxid- Einlage konnte eine zusätzliche signifikante Reduktion der Bakte- rien im Wurzelkanal erreicht wer- den.77 Die photoaktivierte Desin- fektion mit Diodenlaser (635nm) und Farbstoff (Toloniumchlorid = TBO) ist eine Ergänzung, aber keine Alternative zur herkömm- lichen WK-Desinfektion.78 Die Literaturliste ist bei der Redaktion erhältlich und im In- ternet nachlesbar (www.dental- tribune.com/articles/index/scope/ specialities). ET Endo Tribune DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 6/2010 · 11. Juni 201010 ➟ congress@fdiworldental.org www.fdiworldental.org FDI Annual World Dental Congress 2-5 September 2010 Salvador da Bahia, Brazil ANZEIGE Prof. Dr. Peter Städtler Klinische Abteilung für Zahnerhaltungskunde Universitätsklinik für ZMK 8036 Graz peter.staedtler@meduni-graz.at Kontakt Spülung des Wurzelkanals. (Bild: Prof. Dr. Städtler) Antimikrobielle Einlage. (Bild: Prof. Dr. Städtler) Das Ultraschallgerät VDW.Ultra. (Foto: VDW)

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