DTGER0910

Die rasante Entwicklung der Digital- technik wurde maßgeblich durch CEREC 1985 an der Universität Zürich angestoßen. Heute ist das System das meistverbreitete weltweit, hat über 23MillionenRestaurationengefertigt– und feiert nun seinen 25. Geburtstag. Dazu trafen sich im August 2010 über 5.000 Zahnärzte aus aller Welt in Las Vegas, USA, um ihre Erfahrungen mit dem CAD/CAM-Verfahren auszutau- schen.IndieserAusgabeundinweiteren Folgen beziehen erfahrene Referenten und CEREC-Anwender Stellung zur CAD/CAM-EntwicklunginderPraxis. Prof. Dr. Werner Mörmann, Universität Zürich: Welt- weit ein vertrauter Kosmos 25 Jahre Praxisbewährung und evolutionäre Impulse dominieren die CAD/CAM- Welt. Die CAD/CAM-Entwicklung mit der Chairside-Versorgung bezog ihren Impetus aus zwei Quellen: Ziel war, eine industriell hergestellte Silikat- keramik unmittelbar an der Behand- lungseinheit zu bearbeiten und den Patienten in einer Sitzung ohne kavi- tätschwächendes Provisorium zu ver- sorgen. Unterstützung erfuhr dieses Konzept durch die Adhäsivtechnik, die einen kraftschlüssigen Verbund zwischen der Keramikrestauration und der Restzahnsubstanz herbei- führt, keine mechanische Grenzfläche bietet und somit rissauslösende Zug- spannungenverhindert. Seitdem konnte defektorientiert und substanzschonend präpariert werden. Auf die mechanische Reten- tion konnte in der Kavitätengeometrie verzichtetwerden,weildieadhäsiveBe- festigung einen innigen Verbund mit demRestzahngewährleistet.Sokonnte z.B. mit der Keramikteilkrone vielfach eine metallgestützte Krone vermieden werden, die vergleichsweise zur Erzie- lung einer mechanischen Retention den zirkulären Abtrag und oftmals den Verlust selbst gesunder Zahnhart- substanzerfordert. Einanderer,zeitlichnachfolgender Ansatzwar,hochfesteOxidkeramiken, z.B. Aluminiumoxid (Al2O3) und Zir- koniumdioxid (ZrO2) mithilfe der CAD/CAM- bzw. digital gesteuerten FrästechnikfürKronen-undBrücken- gerüstenutzbarzumachen. Anfängliche und zeitweilig hoch- stilisierte Vorbehalte vieler Zahnärzte gegenüber der Adaptation am Kavitä- tenranderwiesensichalsgegenstands- los.ImGegensatzzurGussfüllungunter- liegt die adhäsiv befestigte CEREC- Restauration nicht den Kautelen der Metallprothetik, sondern bezieht ihre Dauerhaftigkeit aus der restzahnfesti- gendenWirkungderprovisorienfreien Sofortversorgung und der adhäsiven Fügetechnik – Grundlage für den in- nigen Verbund zu Schmelz und Den- tin. Dies belegen viele, klinisch intakte Restaurationen nach 20-jähriger Lie- gezeit, die teilweise noch mit CEREC I gefertigt sowie adhäsiv eingegliedert wurden. In causa Überlebenswahr- scheinlichkeit zeigten sich diese Lang- zeit-Performer dem „Goldstandard“ ebenbürtig. Abdruckfreie Praxis ante portas Einen weiteren Quantensprung brachte die dreidimensionale Darstel- lung der klinischen Situation und der Konstruktion auf dem Bildschirm mit CEREC 3D. Damit konnte die Archi- tektur der Präparation sowie die Ana- tomie der Rekonstruktionsvorschläge aus allen Perspektiven geprüft und zu- sammenmitdenAntagonistenbewer- tet werden.Eine erhebliche Steigerung der Messgenauigkeit wurde durch die Nutzung von kurzwelligem Blaulicht in der Bluecam Aufnahmeeinheit er- reicht. Dieser Schritt führte dazu, dass die lichtoptische Abformung – schon immer ein „Privileg“ des CEREC- Systems – den Weg in die abformfreie Praxis ebnete. Messungen mit statio- nären Referenzscannern ergaben, dass lichtoptischeQuadranten-Abformun- gendieGenauigkeitvonkonventionel- lenElastomer-Abdrückenübertreffen, weil deren physikalischen Einflüsse wie Dimensionsverzüge,Rückstellver- halten, Polykondensationsschrump- fung, Expansion und Kontraktion von Replikationswerkstoffen bei der Nutzung von CEREC AC keine Rolle mehrspielen. Ein Zusammenrücken von Be- handlungseinheit und der zahntech- nischen „Werkbank“ wurde durch CEREC Connect eingeleitet. Mit den intraoralen CEREC-Messaufnahmen oder dem extraoralen inLab-Scan kann ein Quadrantenmodell gerech- net werden, das als Datensatz via In- ternet an das Praxislabor oder an das zahntechnische Labor gesandt wird. Das System vereinfacht den Datenaus- tauschsowiedieKommunikationzwi- schen Zahnarzt und Zahntechniker. Konservierende Restaurationen und monolithische Kronen aus Lithiumdi- silikatkönnenperseohneModellher- gestelltwerden;dieAnprobezeigtstets einen perfekten Randschluss. Für Ver- blendkronenwirdeinstereolithografi- sches Meistermodell erzeugt, das zum Aufbringen und Artikulieren der Ver- blendung dient. Wirtschaftlichkeits- berechnungenhabenergeben,dassbei Nutzung dieser Verfahrenstechnik die Herstellkostenunterjenenfürkonven- tionelleVMK-Kronenliegen. Kauflächen, wie die Natur sie schuf Der nächste Meilenstein war die biogenerische Kauflächengestaltung für Kronen,die es ermöglichte,indivi- duelle Okklusalflächen algorithmisch zu berechnen und patientenspezifisch nach dem Vorbild der Natur zu ge- stalten.Diese Technik hatte bereits mit der Restzahn-Substanzerkennung bei der Interpolation von Kauflächen für Inlays und Onlays ihre Praxistauglich- keit bewiesen. Mit der Software V3.80 wurde schließlich die „Krönung“ er- reicht; die biogenerischen Kauflächen enthalten funktionelle Eigenschaften, machen Zahnbibliotheken mit ihren prothetischen Kompromisslösungen obsoletundsenkendieNotwendigkeit von Einschleifmaßnahmen im Rah- men der Eingliederung. Oftmals ver- schwinden evtl. Frühkontakte durch eineausführlichePolitur. Die Vernetzung von CEREC mit anderen Praxissystemen wurde mit der „digitalen Hochzeit“ angebahnt. Die Kooperation mit der digitalen Volumentomografie (GALILEOS) bie- tetdemimplantierendenZahnarztnun die Möglichkeit,das Ergebnis schon in der Planungsphase zu präzisieren und die Sicherheit bei der Implantation er- heblich zu steigern.Die dreidimensio- nale Volumentomografie bietet nicht nur eine höhere Qualität der Befun- dungvonKnochenundWeichgewebe, sondern ermöglicht auch die exakte Positionierung und Angulierung von Enossalpfeilern und dimensioniert die Form der Bohrschablone für die spätere OP. Der intraorale Scan des Lückenbereichs mit CEREC AC wird in die DVT-Aufnahme importiert; die CAD-Konstruktion von Abutment und Implantatkrone überlagert das Implantat und prüft die Machbarkeit des prothetischen Aufbaus. Mit dieser Backward-Planung kann die Passung der Suprastruktur mit dem Pfeiler- element definiert werden, bevor der eigentliche invasive Eingriff erfolgt. Mit DVT und CAD/CAM ist es gelun- gen,die Implantation prothetikbasiert zuplanenundspätereKomplikationen weitgehendauszuschließen. Prof. Dr. Werner Mörmann und Dr.-Ing. Marco Brandestini waren die Wegbereiter der computergestützten Restauration in der Zahnheilkunde. MitCERECIgelangihnenam19.Sep- tember 1985 an der Universität Zürich mithilfe einer optoelektronischen Intraoralkamera und einer NC-ge- steuerten Fräseinheit die Herstellung deserstenKeramikinlaysimChairside- Verfahren. Die hohe Überlebensrate der Keramik-Restaurationen aller CEREC-Generationen belegen inzwi- schenvieleklinischeStudien. James Glidewell, CDT, Newport Beach: Technisch eine Nasenlänge voraus ... Flexibel und Kundennah – wichtige Kriterien für das Großlabor. Märkte zeigen mitunter eine un- terschiedlicheDynamikbeiderDurch- setzungneuerProdukteundVerfahren. So startete Europa zu Beginn der 90er- Jahreauf breiterBasismitVollkeramik, initiiert durch den Markteintritt von Press- und Infiltrationskeramiken so- wie mit der CEREC-Präsenz für die CAD/CAM-gestützte Restauration. Daraus entwickelten sich auskömmli- cheZuwachsraten,dieabdemJahr2000 zu einem überdurchschnittlichen Wachstum ansetzten. In den Vereinig- tenStaatenstartetedieEntwicklunget- wasspäter;dieMarkterschließungund Durchdringung verlief hier jedoch stürmischer, sodass die Verbreitung von CAD/CAM und Vollkeramik in Kons und Prothetik inzwischen über demeuropäischenNiveauliegt. Im US-Markt, in dem Zahnarzt und Patient autonom und ohne einen- gende Kassenvorschriften die Beschaf- fenheit des Zahnersatzes frei vereinba- ren, gewann die Kombination von Äs- thetik,BioverträglichkeitundFestigkeit derKeramikschnellanPopularität. Besonders die Widerstandsfähig- keit von Zirkoniumdioxid (ZrO2) im Seitenzahnbereich und die Möglich- keit der dentinfarbenen Gerüst-Kolo- rierungzurUnterstützungdünnerVer- blendschichten führte dazu, dass weit- spannige Brücken in hohem Maße aus diesem Werkstoff hergestellt werden. Besonders der Verzicht auf Metall und damitdieRisikominimierungfürSensi- bilitätensowiediehohebiologischeVer- träglichkeit gewann nicht nur bei den PatientenzunehmendanAufmerksam- keit, sondern auch bei Medizinern, be- sonders bei Dermatologen, Allergolo- gen, Homöopathen, Humanbiologen. Die hohe Akzeptanz führte dazu, dass alle führenden Hersteller von ZrO2 sowie von CAD/CAM-Systemen auf dem US-Markt vertreten sind und sich inAnbetracht des großen Marktpoten- zialseinenscharfenWettbewerbliefern. DieinderFachweltoftdiskutierten VerblendfrakturenaufZrO2-Gerüsten, sog. Chippings, sind beherrschbar, wenn bei der Präparation die Bedin- gungen für Keramik beachtet und die Kronenkappen höckerunterstützend gestaltetwerden.Alsvorteilhafthatsich erwiesen, wenn die virtuelle Gerüst- konstruktion – der anatomischen Zahnmorphologie folgend – von der Software um Verblendschichtdicke reduziert und dann anatoform aus- geschliffen wird. Ferner von hoher Be- deutung ist, dass die Mindeststärken der Konnektoren bei Brückengerüsten zum Schutz vor Spätfrakturen nicht unterschrittenwerden. Wirtschaftlich produzieren Der Nutzen der computergestütz- ten Fertigung liegt in einer Reihe von Eigenschaften, die die Werkstoffe und Verfahrenstechniken bieten. So haben die Scanner eine sehr hohe Mess- und Abbildungsgenauigkeit; der Aufwand für die Prüfung des Datensatzes und die Konstruktion ist Minutensache. DasAusschleifenimStapelbetriebbin- detkeineArbeitskraft;eskönnensogar verschiedene Werkstoffe, z.B. für Pro- visorien und Gerüste,„on stack“ abge- arbeitetwerden.BeidefektenGerüsten kanndasAusschleifenmitdemDaten- satz wiederholt werden und – last, not least, die Keramik bietet die ideale PlattformfürästhetischeVeredlungen. Hinsichtlich der physikalischen Ei- genschaften verfügen die industriell vorgefertigten Blanks über eine ho- mogene Kornstruktur und Dichte; die Sinterschrumpfung bei ZrO2 ist mit dem Barcode vorgegeben. Dies alles erlaubt eine hohe Produktivität. So ist es möglich, innerhalb eines Tages ab Modelleingang eine Krone zu fertigen undauszuliefern. CAD/CAM News LABTRIBUNE German Edition · Nr. 9/2010 · 1. September 201020 International CEREC Symposium: 25th Anniversary Celebration Dental Tribune war vom 26. bis 28. August vor Ort in Las Vegas und hat die Höhepunkte der wissenschaftlichen Referate zusammengefasst – Teil 1 Prof.Dr.Werner Mörmann,Zürich. JamesGlidewellreferierteaufdemCEREC- Symposium. CEREC und inLab arbeiten in den Glidewell-Labors. ➟

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