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DTAU1010

Implant Tribune DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 10/2010 · 8. Oktober 201010 1:1 übertragen werden. Für die Kultivierung der autogenen Zel- len wurde zunächst ein 1cm² großes Periostbiopsat am rechten Unterkieferwinkel entnommen. Zur weiteren Kultivierung der Zellen wurde der Patientin Voll- blut entnommen, dabei ist die Menge des entnommenen Blutes abhängig von der Anzahl der Chips. In diesem Fall sollten 40 Chips gezüchtet werden, je Kie- ferhälfte 20 Chips. Acht Wochen nach Kultivierung stand der ge- züchtete Knochen zur Transplan- tation zur Verfügung. Nach Kie- ferkammschnitt mit Entlastungs- inzisionen distal vom Zahn 23 bzw. 13 und den Tuberalregionen wurde der Kieferknochen beid- seitig in Regio 14 bis 17 und 24 bis 27 nacheinander dargestellt. Die ApplikationderChipserfolgtemit einer anatomischen Pinzette in die vorbereiteten Hohlräume der Kieferhöhle.Dannerfolgtediena- vigierte Implantation von jeweils vier Implantaten (Länge 13 mm, Durchmesser 3,75mm, Osseotite 3i Implant Innovation) und drei Übergangsimplantaten (IPI No- belBiocare,Länge14mm,Durch- messer 1,2mm). Danach wurden die Bone-Chips zirkulär um die Implantate angelagert. Die Im- plantate 25 bis 27 sowie 16 und 17 wurden mittels einer SIS-Platte (Mondeal) im Sinne einer Osteo- syntheseplatte mit vier 12mm langen Schrauben nach dem so- genannten Göttinger Satelliten- modell fixiert, um eine zusätzli- che Primärstabilität und sichere Einheilung der Implantate zu ge- währleisten.Abschließendwurde die provisorische Kunststoffbrü- cke auf den sechs IPIs und den sechs Frontzähnen von 17 bis 27 mit Improvzement (provisori- schereugenolfreierAcrylzement, Nobel Biocare) zementiert. Nach achtmonatiger Einheildauer er- folgte die Implantatfreilegung und die Entfernung der SIS-Plat- ten und IPIs. Auf dem Meister- modell wurden sodann telesko- pierend abnehmbare Brücken mit sekundärer palatinaler Ver- schraubung angefertigt sowie in der Front sechs Vollkeramik-Cer- con-Einzelkronen. In den darauf folgenden Behandlungssitzun- gen wurden Gerüstanprobe und Rohbrandanprobe durchgeführt, bevor in der definitiven Behand- lungssitzung die Restaurationen eingegliedert wurden. Schlussbefund Sechs Monate nach Einglie- derung der Restaurationen stell- ten sich die periimplantären Ver- hältnisse klinisch als unauffällig dar.DiepostoperativenCT-Bilder zeigtennachzweiundvierJahren einen stabilen ausgereiften Kno- chen beidseitig in der Kiefer- höhle. Die Bone-Chips sind ho- molog verwachsen und liegen spaltfrei an den Implantatgewin- den an. Es gibt keinerlei Anzei- chen einer Resorption nach zwei und vier Jahren. Diskussion Die Sinusliftoperation ist ein standardisiertes Operationsver- fahren, das sich in den vergan- genen zehn Jahren als Routine- eingriffzurknöchernenAugmen- tation des atrophischen Oberkie- fers bei Insertion enossaler Im- plantate zur prothetischen Re- habilitation etabliert hat. Der durch Zahnverlust, Atrophie, Re- sorption oder Trauma in seiner Höhe und Breite reduzierte Kie- ferkamm kann durch einen Knochentransfer mit autologem Knochen aus unterschiedlichen enoralen oder extraoralen Spen- derregionen rekonstruiert wer- den. Hierfür sind zahlreiche Therapieverfahren entwickelt worden, vom Verfahren der Osteo- synthese, dem Prinzip der ge- steuerten Knochenregeneration mit gewebetrennenden Membra- nen, dem Bone-Splittingverfah- ren, der Distraktionsosteogenese für den vertikalen Aufbau des Alveolarfortsatzes bis hin zur Einlagerungsplastik im Bereich der posterioren Maxilla. Die Be- handler/-innen verfügen somit für nahezu jede Indikation über ein adäquates Therapieverfah- ren. Dort, wo der Entnahme von autologem Knochen aus einer Spenderregion ein modernes, weniger invasives Verfahren gegenübergestellt werden kann, mit dem ohne Knochentransfer aus einer Spenderregion gleich- fallseinfürdieImplantologieaus- reichendes Knochenlager gene- riert werden kann, sollte diesem Verfahren der Vorzug gegeben werden. Für die posteriore Ma- xilla steht mit dem Verfahren des Tissue Engineerings autolo- ges, osteogenes Material zur Ver- fügung, das minimalinvasiven Grundsätzen entspricht. Der von Biotissue für den jeweiligen Pa- tienten gezüchtete Zellverbund enthältproChip–sogroßwieeine 1-Cent-Münze – etwa 1,5 Mil- lionen osteoinduktiver Zellen. Die Eigenknochenzüchtung ermöglicht den Verzicht auf den belastenden Knochenaufbau mittels Beckenkammspongiosa. Bei diesem Eingriff unter Voll- narkose ist ein stationärer Klinik- aufenthalt von drei Tagen nötig. PostoperativmussdieEntnahme- stelle durch den Einsatz von Krü- cken beim Gehen für ca. zehn Tageentlastetwerden.DieKosten dieser Vorgehensweise liegen bei ca. 6.000 Euro. Die Möglichkeit, mithilfe autologen vitalen Kno- chenzellmaterials aus Kambium- zellen osteoinduktiven Knochen zugenerieren,isteineinzwischen in unser Praxisklinik etablierte Methode, weil er eine hohe kno- chenähnliche Struktur hat, sich locker anlagert, formstabil ist und interkonnektierende Berei- che bildet, sodass die notwendi- geAngioneseunddiebegleitende Osteogenese im gewünschten Maße durch das gezüchtete Aug- mentat stattfinden können. Dies konnte eindrucksvoll durch die CT-Nachuntersuchungen belegt werden. Zudem zeigen die Histo- logien allesamt gute Ergebnisse. Der neugebildete Geflechtkno- chen weist typische Merkmale eines spongiösen Knochens auf. Das Polymervlies resorbiert nach 180 Tagen vollständig. Die Histo- logien zeigen außerdem, dass sich der neugebildete Knochen direktandenbestehendenlamel- lären Knochen anschließt. Womit sich das Züchtungsaugmentat perfekt in den Kieferknochen in- tegriert.8,9 Zu berücksichtigen ist bei dieser Methode, das ein klei- ner Eingriff am Kieferwinkel not- wendig ist, um die Periosthaut zu entnehmen. Es folgt die zwei- monatige Züchtungsphase, be- vor das Knochenzellmaterial im Rahmen der Implantation einge- setzt werden kann. Diese system- bedingte Pause von zwei Mona- ten, in denen der Knochen ge- züchtet wird, ist sicherlich ein Nachteil gegenüber den etablier- ten Verfahren der enoralen Kno- chenentnahme.DieKostendieses Verfahrens sind vergleichsweise hoch, abhängig von der Menge der gezüchteten Bone-Chips, und verursachen bei einem beidseiti- gen Sinuslift Kosten in Höhe von ca.8.000Euro.Generellstehenals Alternativen zum Knochenauf- bau noch die enorale Entnahme an Kinn oder Kieferwinkel zur Verfügung. Da die enoralen Ent- nahmepotenziale im reduzierten Restknochen (4mm) bei beidsei- tiger Freiendsituation nicht aus- reichen, stellen sie im hier ge- schilderten Fall keine Alternative dar, genauso wenig wie die reine Anwendung von Knochenersatz- material auf xenogener (Bio-Oss, Fa.Geistlich)oderalloplastischer (Biogran, BIOMET 3i) Basis. Bei denIndikationen,beidenendiese Alternativen nutzbar sind - wie beispielsweise der reduzierte Restknochen von 8mm beim ein- seitigen Sinuslift – kann mit Kno- chenersatzmaterialundenoralen Knochen teilweise auch in Kom- bination gearbeitet werden. Die Kosten sind bei dieser Variante erheblich geringer und liegen in einer Größenordnung von ca. 2.000 Euro. Zudem entsteht hier kein Zeitverlust wie bei der Kno- chenzüchtung. In diesen Fällen sollte der klinisch erfolgreich dokumentierten Verwendung von Knochenersatzmaterial und enoraler Knochenentnahme der Vorzug gegeben werden. Die Ver- sorgung kann direkt erfolgen. In dem hier gezeigten Fall kann die Zweitoperation am Si- nus vermieden werden und zum anderen wird gleichzeitig eine ZeiteinsparungvondreiMonaten erreicht.SokanndieSinusliftope- ration von einem zeitraubenden und recht traumatischen Eingriff (zweiphasig) zu einem atrauma- tischen und zeitsparenden Ope- rationsverfahren gewandelt wer- den. Der behandlerische und fi- nanzielle Mehraufwand der Im- plantatnavigation führt zu einer nachweislichen Effizienzsteige- rung der Achsenoptimierung und damit zu einer optimaleren pro- thetischen Versorgung im Beson- deren bei der Freiendsituation von Regio 14 bis 17 bzw. 24 bis 27 und rechtfertigt nach den Ergebnissen der retrospektiven Studie von Luckey et al. 2006 die routinemäßige Einsetzbarkeit des Navigationssystems Robo- Dent® . Bei den kleinen Schalt- lücken und unter Kenntnis der anatomischen Besonderheiten in der Oberkieferprämolarenregion ist die Navigation, wie auch die Ergebnisse der retrospektiven Studie von Luckey et al. 2006 zeigen, nicht erforderlich.10 Con- ditio sine qua non für einen rou- tinemäßigen Einsatz bei der subantralen Augmentation mit vitalem autogenen Transplantat aus Periostzellen ist aber der Er- halt dieser Strukturen über einen langen Zeitraum. Die CT-Nach- unteruntersuchung des einge- brachten autologen vitalen Kno- chenzellmaterials zeigt nach vier Jahren stabile Verhältnisse. Da- mit zeigt dieses moderne Verfah- ren der Biotechnologie einen für den Patienten wenig belastenden Knochenaufbau auf, das insbe- sondere im Bereich der atrophen Maxilla beim Sinuslift-Verfahren erfolgreich angewendet werden kann. Die Literaturliste kann unter www.dental-tribune.com/arti- cles/index/scope/specialities ein- gesehen werden. Der gekürzte Artikel erschien zuerst im „Oral- chirurgie Journal“ 4/2009, Nach- druck mit freundlicher Genehmi- gung der Oemus Media AG. IT ➟ DDr. Ralf Luckey Richard-Wagner-Str. 28 30177 Hannover Deutschland Tel.: +49 511 663020 Fax: +49 511 663022 info@implantatzentrum- hannover.de www.implantatzentrum- hannover.de Kontakt Abb. 8: Okklusalansicht LZ-PV. Abb. 9: Modellsituation mit verblock- ten und Horizontalverschraubungen, Primärteleskopen im I. Quadranten nach dem Registrat. Abb. 10: Prothetik auf dem Modell. Abb. 15: Röntgenkontrolle im OPG nach Eingliederung der teleskopie- renden Brücken und Cercon-Kronen nach acht Monaten. Deutlich erkenn- bare Zunahme der röntgenologi- schen Verschattung als Hinweis auf die knöcherne Regeneration im Be- reich des Sinusaugmentats mittels Bone Chips. Abb. 16: 3-D-Darstellung des Sinus- lifts mittels Robodent, Navigation im II. Quadranten. Abb. 17: 3-D-Darstellung der Aug- mentation mit BioSeed® -Oral Bone Abb. 11: Situation nach Fertigstel- lung in der Frontalansicht in situ. Abb. 12: Situation nach Fertigstel- lung, Seitenansicht rechts. Abb. 13: Situation nach Fertigstel- lung, Lippenbild. Abb. 14: Situation nach Fertigstel- lung, en face.