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DTAU1010

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 10/2010 · 8. Oktober 20108 NEW YORK – Neuesten Statis- tiken der Vereinten Nationen zufolge leben derzeit mehr als 43 Millionen Menschen welt- weit mit dem HI-Virus und Aids. Da es bis zu einem Jahr- zehnt dauern kann, bevor die Krankheit ausbricht, ist ein frühzeitiges Erkennen der Krankheit lebensnotwendig. Neue HIV-Untersuchungsme- thoden werden auch für Zahn- arztordinationen entwickelt. Ein Gespräch mit der Zahnärz- tin Dr. Catrise Austin aus New York City über HIV-Tests in ihrer Ordination. Dr. Austin, warum haben Sie sich entschieden, Ihren Pa- tienten kostenlose HIV-Tests anzubieten? Dr. Catrise Austin: Die Idee, meinen Patienten kostenlose HIV-Tests anzubieten, entstand Anfang 2008, als ich erfuhr, dass diese Untersuchungen nicht nur von Allgemeinmedizinern ver- wendet werden können. Ich habe mich dann gefragt, warum wir diesen Service nicht auch anbieten, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihren Status in einer anderen Umge- bung zu erfahren. Für mich als Zahnärztin besteht damit die Möglichkeit, die Erkrankung in einem frühen Stadium zu dia- gnostizieren. Der HI-Virus ist leider immer noch ziemlich ver- breitet. In New York City allein gibt es derzeit etwa 94.000 be- stätigte Fälle, und es ist abzu- sehen, dass sich die Zahlen in 2010 nicht verbessern werden. Warum sollten Zahnärzte ihre Patienten überhaupt auf ansteckende Krankheiten wie HIV/Aids oder Tuberkulose testen? Ich denke, dass HIV-Tests in jeder zahnärztlichen Ordination angeboten werden sollten, weil die ersten Anzeichen einer In- fektion auch immer im oralen Bereich sichtbar sind. Man kann Anzeichen von Herpes oder an- deren sexuell übertragbaren KrankheitenimMunderkennen, undsosuchenwirinderRegelda nach Läsionen und ersten Anzei- chen der Erkrankung. Wie funktionieren die Tests? Das Testverfahren nennt sich OraSure Advance (vom interna- tionalen Unternehmen OraSure Technologies, die Redaktion), und testet nach Antikörpern im Blutsystem. Wir verwenden ei- nen Teststreifen, den wir direkt zwischen die Ober- und Unter- lippe platzieren, und den wir dann in eine Entwicklungslö- sung legen. Nachdem wir den Test gemacht haben, können wir sofort mit der normalen zahnärztlichen Behandlung beginnen, und die Testergeb- nisse sind innerhalb von 20 Mi- nuten sichtbar. Leider sind einige meiner Kollegen immer noch sehr un- sicher, wie man das Thema dem Patienten in einem zahn- ärztlichen Umfeld nahebringt. Ich sage ihnen aber jedes Mal, dass die Tests sehr einfach an- zuwenden sind, ohne dass sich der Patient dabei unwohl fühlen muss. Meiner Meinung nach be- nötigen solche Ideen immer et- wasZeit,umsichdurchzusetzen. Es wird aber erfolgreich sein, weil wir damit helfen, Leben zu retten. Ich hoffe auch, dass mehr Zahnärzte weltweit sich dafür entscheiden, diese Tests anzu- bieten, denn das Verfahren ist nicht sehr zeitaufwendig. Ist der Test freiwillig? Der Test ist vollkommen frei- willig und wir bieten ihn sowohl Teenagern, die gerade in der Highschool sind, bis hin zu 60- bis 70-jährigen sexuell aktiven Patientenan.Wirdiskriminieren niemanden, weil der Virus auch keinen Unterschied macht. Seit 2008 haben wir den Test unge- fähr 150 Patienten angeboten, und 60 haben ihn tatsächlich ge- macht. Glücklicherweise konn- ten wir noch keine positiven Testresultate verzeichnen. Was passiert, wenn ein Pa- tient positiv getestet wird? Sie müssen wissen, dass un- ser Verfahren nur eine Vorunter- suchung ist. Meine Mitarbeiter und ich sind jedoch darauf aus- gebildet, den Patienten im Fall eines positiven Testergebnisses sofort umfassend zu beraten bzw. verweisen wir ihn oder sie umgehend an den Hausarzt, um einen zweiten Test durchführen zu lassen. Sollte der Patient kei- nenHausarzthaben,überweisen wir ihn oder sie an eine der New YorkerKliniken,mitdenenwirin der Regel zusammenarbeiten. Es gibt derzeit wohl Tau- sende Menschen in den Ver- einigten Staaten und noch viel mehr weltweit, die nicht wis- sen, dass sie sich mit HIV infi- ziert haben. Können Vorunter- suchungen beim Zahnarzt zu mehr Bewusstsein gegenüber dem Virus beitragen? Ich hoffe, dass, wenn weitere Zahnärztesichentschei- den, solche Tests anzu- bieten, mehr und mehr Leute auf das Thema aufmerksam werden. Es ist an der Zeit, sich bewusst zu machen, dass wir den gesamten Patienten und nicht nur seinen Mund be- handeln. Ich bin zwar derzeit die erste Zahn- ärztin hier in New York City, die den Test an- bietet, wäre aber gern Wegbereiterin dafür, das Verfahren zum Stan- dard in allen Zahnarztpra- xen weltweit zu machen. Für mich ist es die größte Freude, wenn jemand sagt,dasserodersiesichniemals dem Test unterzogen hätte, wenn wir ihn ihm oder ihr nicht angeboten hätten. Das Interview führte Mag. Daniel Zimmermann, Chef- redakteur für Internationales der Dental Tribune. DT „Wir diskriminieren niemanden, weil der Virus auch keinen Unterschied macht.“ Interview mit Dr. Catrise Austin über HIV-Tests in der Ordination. ANZEIGE Tests in Österreich? Derzeit gibt es noch keine HIV- Schnelltests, die in Österreich er- worben werden können. Dem Österreichischen Dentalverband (ODV) ist nicht bekannt, dass Speicheltests hierzulande vertrie- ben werden. Die Österreichische Zahnärztekammer weist darauf hin, dass HIV-Tests gesetzlich nicht in den Tätigkeitsbereich der Zahnärzte/-innen fallen würden. Dr. Catrise Austin Mit dem OraQuick Advance Test, der in den USA angebo- ten wird, kann in einem Schnellverfahren festgestellt werden, ob der Patient HIV- positiv oder -negativ ist. „Ich denke, dass HIV-Tests in jeder zahnärztlichen Ordination angeboten werden sollten, weil die ersten Anzeichen einer Infektion auch immer im oralen Bereich sichtbar sind.“