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DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 11/2010 · 12. November 2010 Politics 13 Europas solche Beschränkun- gen wie in Österreich. Etwa in der Frage der Kooperation von fachlich spezialisierten Zahn- ärzten, in der Partnerschaft oder Anstellung von Kollegin- nen und Kollegen oder eben in der Spezialisierung, die auch in der Zahnmedizin nicht auf- zuhalten ist. Wo sehen Sie vor- rangig einen Handlungsbe- darf? Hier ist es mir erst unlängst gelungen, einen Super-Gau für die gesamte Ärzteschaft zu ver- hindern.MitdervorderSommer- pause beschlossenen Ärztege- setzesnovelle ist die Haftpflicht- versicherung für Ärzte geändert worden. Von den Regierungspar- teien wurde allerdings überse- hen, dass mit einer unbegrenzten Fallzahl die Versicherungssum- men vervielfacht worden wären. Zur Erinnerung: Der Gesetzes- entwurf hat vorgesehen, dass in der für alle niedergelassenen Ärzte verpflichtenden Berufshaf- tungsversicherung die Mindest- versicherungssumme für jeden Versicherungsfall drei Millionen Euro betragen soll. Bislang galt die Regelung für drei Fälle pro Jahr. Das hätte für Versicherun- gen ein unkalkulierbares, weil unendliches, Risiko bedeutet, was aufgrund der dramatischen Risikoerhöhung für Versiche- rungsunternehmen mit einer massiven Prämienerhöhung ein- her gegangen wäre. Nach massi- ven Protesten und zahlreichen Gesprächen mit SPÖ- und ÖVP- Politikern ist es mir gelungen, die Versicherungssumme bei der Ärztehaftpflicht auf zwei Millio- nen Euro für maximal drei Fälle pro Jahr auszuverhandeln. Da- mit habe ich den Ärzten rund 50 Millionen Euro Versicherungs- prämien pro Jahr erspart. Weiters wurde mit dieser No- velle die Möglichkeit von Grup- penordinationenbeschlossen,die jedoch eher als Potemkinsches Dorf bezeichnet werden kann. Zu viele bürokratische Hürden, die fehlende Möglichkeit Ärzte bei Ärzten anzustellen und die ri- gide „Bedarfsprüfung“ machen es schwer, Vorteile für Öster- reichs Patienten und Ärzte zu nutzen.DieursprünglichenZiele von längeren Öffnungszeiten, besserer Erreichbarkeit und bil- ligerer Versorgung sind so nicht machbar. Diese Reform ist auf halbem Weg stecken geblieben. Sie haben mit den Themen in Ihrer Fragestellung gleichsam alle Tabuzonen standespoliti- scher Diskussionen in Österreich durchbrochen. Richtig ist, dass wir, soll in unserem Land der hohe Standard zahnmedizini- scher Versorgung gesichert wer- den, uns auch neuen Entwick- lungen, wie sie sich etwa in Deutschland, USA, der Schweiz und anderen Ländern zeigen, stellen müssen. Das gilt vor al- lem für die Spezialisierung, aber eine wirklich fachlich fundierte und nicht eine durch Industrie- oderVerbandspropagierteSelbst- ernennung initiierte. Daraus lei- ten sich für eine bessere Zahn- medizin, aber vor allem auch für höhere Effizienz der Ordinatio- nen natürlich auch neue Formen undWegederZahnarzt-Koopera- tion ab, beispielsweise in Mehr- behandler-Partnerschaften oder inOrdinationsverbünden.Richtig ist auch, je mehr Frauen in unse- ren Beruf drängen, umso mehr partnerschaftliche Formen der Ordinationsführung werden not- wendig, denn in diesen lassen sich Beruf und Kindererziehung einfacher in zeitliche Überein- stimmung bringen. Wie sieht der Handlungsbe- darf in der Ausbildung der Hel- ferin aus? Bei den Gesundheitsberufen fordern wir bereits seit Jahren einen Lehrberuf für zahnärztli- che Assistentinnen. Je größer die Anforderungen an die Assistenz unserer Mitarbeiter werden, umso wichtiger wird auch de- ren fundierte Grundausbildung. Vieles spricht für einen Aus- bildungs-Gesundheitsberuf. An diesesThemamussendlichohne ScheuklappenausdenKammern herangegangen werden, weil qualifizierte Mitarbeiterinnen die beste Grundlage für unseren Ordinationserfolg bilden. Die meisten der Kollegen haben das längst erkannt. Sollten die Zahnärzte nicht eine Gesetzesinitiative für eine Gesundheitsreform, zum Bei- spiel hin zu Kostenerstattungs- formen für einen Basiskatalog, in der Zahnmedizin anstoßen? Hier stelle ich voran: Sie wis- sen, meine Partei tritt für eine so- lidarisch gesicherte medizinisch notwendige Gesundheitsversor- gung aller Bürger ein. Vor allem wollen wir auch keine Zweiklas- senmedizin. Aber gerade in der Zahnmedizin sehe ich hervor- ragende Ansätze, das Sachleis- tungsprinzip im schon heute sehr begrenzten Leistungskata- log durch das Kostenerstattungs- prinzip zu ersetzen. Der Wert der Kostenerstattung in der Zahn- medizin liegt darin, dass sie dem VersichertendieTürzummedizi- nischen Fortschritt öffnet, er für eine definierte Grundleistung den Basiszuschuss der Kasse er- hält und der Zahnarzt eine bes- sere Versorgung leisten und pri- vat mit dem Patienten vereinba- ren kann. Der Patient soll für die Grundleistung der Kasse nicht in Vorkasse treten, der Zuschuss geht in der Höhe der Kassenver- sorgung an den Zahnarzt, kann aber die moderne, bessere The- rapie in Anspruch nehmen. Viele andere europäische Länder ge- hen bereits diesen Weg und hier sollten wir gemeinsam mit den Standesvertretungen Initiativen entwickeln. In den letzten Monaten hat sichdieZÄKvorallemdurchei- nen Kampf gegen die Danube Private University (DPU) zu profilieren gesucht. Stehen Ge- sundheits- und Wissenschafts- ministerien hinter den ZÄK- Vorwürfen gegen die DPU? Ich hoffe sehr, dass es nach den harten und vielfach unzuläs- sigen Angriffen von einigen we- nigen Funktionären gegen die Privatuniversität der Zahnmedi- zin, für die sicher die allermeis- ten Zahnärzte keinerlei Ver- ständnis gezeigt haben – studie- ren doch viele Kinder österrei- chischerKollegeninKrems–nun einePhasezurSuchenacheinem gemeinsamen Weg eingeleitet wird. Der dümmste Vorwurf war, dass an der DPU „nur Kinder rei- cher Eltern studieren können“, weiß man doch, dass alle Studie- renden Kinder von Zahnarzt-El- tern sind. Schnell können solche Vorhaltungen die Politik ange- sichts der dramatischen Finanz- probleme an unseren Universi- täten dazu verleiten, nach Ein- kommen gestaffelte Studienge- bühren zu fördern, was dann all unsere Kollegen mit studieren- den Kindern treffen würde. Mit den parlamentarischen Anfragen an die Wissenschafts- ministerin und den Gesundheits- minister wollte ich dafür sorgen, dass Klarheit über Status und An- erkennung der Zahnmedizinstu- dienanderDPUgeschaffenwird. Das ist gelungen, wie sie ja be- reitsinderletztenDentalTribune berichtet haben. Peinlich für die Zahnärztekammer ist darin die Aufforderung des Bundesge- sundheitsministers im Rahmen einer Aufsichtsanordnung „zur Vermeidung von Fehlinforma- tionen und Verunsicherungen“ sich an die Rechtslage zu halten. Vor allem verweist der Minister die ZÄK darauf, dass nach dem Universitätsakkreditierungs- gesetz es für die Kammer „kei- nerlei Kompetenzen oder Begut- achtungsrechte für Medizin- oderZahnmedizin-Studien“gibt. Beide Ministerien bestätigen, dass die DPU-Studien voll die An- forderungen sowohl aus dem EU-Recht wie aus dem Österrei- chischen Universitätsgesetz er- füllen, dass die Berufsqualifika- tion für DPU-Absolventen als Zahnärzte gesichert ist und diese nicht nur in Deutschland direkt eine Ordination eröffnen kön- nen, sondern auch in Österreich in die ZÄK-Zahnärzteliste ein- getragen werden können. Immer wieder gibt es Anfra- gen von Zahnärzten, was die ZÄK mit den Zinserträgen aus den Kassenüberweisungen an die Zahnärzte macht. Wissen Sie da mehr als Abgeordneter? Ich höre das jetzt zum ersten Mal. In diese Dinge bin ich natür- lich nicht involviert. Falls es aber in diese Richtung auch nur Ver- dachtsmomentegebensollte,das da irgendwelche nicht öffentli- che Konten existieren, müsste das umgehend aufgeklärt wer- den. Ich kann mir das nicht vor- stellen. Außerdem, die Selbstrei- nigungskraft der Kollegenschaft ist eine funktionierende. Man hört ja bereits die Hufe scharren von einzelnen Kandi- daten für die Nachfolge von DDr. Hannes Westermayer als ZÄK-Präsident. Haben Sie eine Präferenz? Wie müsste ein ide- aler ZÄK-Präsident aussehen? Nein, eine Präferenz habe ich keine. Er oder sie sollten integra- tiv nach innen, vernetzend und akzeptiertnachaußenundanaly- tisch vorausschauend agieren, um so die Zahnärzteschaft, die heute durch ihre Loslösung von der Ärzteschaft viel weniger wahrgenommen wird als früher, einer prosperierenden Zukunft entgegenzuführen. Das Interview führte Jürgen Pischel. DT fl Seite 1DT *; .7<*5 @,.55.7,. $<=-2=6 2;< >86 D;<.::.2,12;,1.7 44:.-2<2.:=70;:*< D# *44:.-2<2.:< .=:89*?.2< *7.:4*77< .7<;9:2,1< >855 27 *55.7 "=74<.7 -.7 .=:89E2;,1.7 25-=70; :2,1<5272.7 2< +.;87-.:; 9:*@2;8:2.7<2.:<.: .<:.==70 -=:,1 18,1 *70.;.1.7. (2;;.7;,1*/<5.: >87 =72>.:;2*5=2.:< ?2:- 1F,1;<.: 25-=70;*7;9:=,1 .:/G55< 2. *7=+. ":2>*<. &72>.:;28: +:270< 7 5*7-;,1*/<52,1.: $,1F71.2< -.: & $! 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