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Dental Tribune Austrian Edition 12/10

News DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 12/2010 · 10. Dezember 20102 Z ahnärztliche Fortbildungs- anbieter überschlagen sich in der letzten Zeit geradezu mit Seminaren und Angeboten zur Paro-Fortbildung, mit der Vermitt- lung der Möglichkeiten moderner Präventions- und Therapiemetho- den. Aufgezeigt wird in Patienten- informationen,welchdramatische FolgeneinenichtbehandelteParo- dontitis etwa für Herz-Kreislauf- Erkrankungen haben kann oder welcheKorrelationenmitDiabetes bestehen, wie Schwangerschaften negativ belastet werden können. Das heißt, im Mediengetümmel ist Paro gleichsam in al- ler Munde. Ganz anders sieht es in der Wertschät- zung der Parodontal- Erkrankungen als bedeutendes Arbeits- gebiet für den „Spe- zialisten“ im Fachge- bietaus.Hierglauben sich als Experten/ -innen ausweisende Wissenschafter/-in- nen und Kammer- funktionäre bei der Kollegenschaft darü- ber profilieren zu können, dass sie dieNotwendigkeitzur„Spezialisie- rung“ herabzureden suchen. Ge- rade einmal für mindestens 85.000 Menschen bräuchte es einen „Spe- zialisten“,wasdeutscheFachzahn- ärzte/-innen und PA-Hochschul- lehrer/-innen zu sehr zynischen Kommentaren verleitet. „Was für eine Auffassung von moderner Zahnheilkunde“, heißt es ange- sichts der Verbreitung parodonta- lerErkrankungenindenIndustrie- staaten, so z.B. Deutschland, wo unter den 35- bis 45-Jährigen über 70 Prozent einen CPI-Grad von 3 und 4 (Taschentiefe 4–5 und über 6 Millimeter),unddieüber65-Jähri- gen zu bald 80 Prozent aufweisen. Der Bedarf von Fachexperten wird viel größer eingeschätzt. „Spezia- list“ zu sein fordert aber auch den Nachweis der Erfüllung eines ernsthaften Fach-Curriculums mit Prüfung und nicht Selbsternen- nung im Umlaufverfahren von so- genannten Fachgesellschaften. Viel bedeutender ist der Einsatz von Fachpersonal in der PA-Prä- vention und -therapie, wobei die- senimRahmenderDelegationvon Verantwortung und unter Aufsicht des Zahnarztes ein breites Leis- tungsfeldübertragenwerdenkann undmuss,willdieZahnärzteschaft den Erkrankungsraten Herr wer- den. Natürlich nur unter Erfüllung der Voraussetzungen einer breiten Aus- und Weiterbildung als Pro- phylaxe-Assistentin, besser noch als Dentalhygienikerin nach dem SchweizerStandardodermitFach- hochschul-Abschluss. Aufbauen kann das aber nur auf dem Ausbil- dungsberufderZahnarztassistenz, der ja von den oben genannten österrei- chischen Experten nochabgelehntwird. Sicher, ändern muss sich auch die „Zahlungsbereit- schaft“ der Solidar- kassen für Prophy- laxe und Therapie von PAR-Erkrankun- gen. Hier liegt vieles im Argen, die Kas- senleistungen sind geradezu kläglich. PAR-Therapie ver- langt vor allem Mitarbeit und Selbstverantwortung des Patien- ten, so kann auch nur ein Kosten- erstattungs-Zuschussverfahren wirksam werden. Geradezu eine Schande für Ös- terreich, angesichts der vollmun- digen Botschaften zur Bedeutung derParodontologieinderZahnme- dizin,istdarinzusehen,dassinden „WHO-Oral Health Country Profi- les“ vom Oktober 2009 für die letz- ten 20 Jahre keinerlei Daten über den CPI-Grad in der österreichi- schen Bevölkerung in den unter- schiedlichen Altersgruppen vor- handensind.Ernsthaftdiskutieren kann man über künftige Planun- gen über PA-Therapie- und Pro- phylaxe-Modelle nur, wenn eine CPI-Status-Erhebung vorliegt. Hier besteht Handlungsbedarf, der erfüllt sein will, soll Österreich als führende Gesundheitsnation ernst genommen werden, toi, toi, toi. Ihr Jürgen Pischel Jürgen Pischel Paro in aller Munde Editorial: Jürgen Pischel spricht Klartext IMPRESSUM Erscheint im Verlag DPU - Danube Private University Dr.-Karl-Dorrek-Straße 23 Campus West A–3500 Krems Tel.: +43 2732 70478 Fax: +43 2732 70478 7060 www.dp-uni.ac.at Herausgeber Jürgen Pischel (jp) (V.i.S.d.P.) Juergen.Pischel@DP-Uni.ac.at Redaktion Mag. Anja Worm (aw) Tel.: +49 341 48474-110 a.worm@dental-tribune.com Wissenschaftlicher Beirat Mag. Robert Wagner (rw) Robert.Wagner@DP-Uni.ac.at HR Prof. Dr. Robert Fischer (rf) Robert.Fischer@DP-Uni.ac.at DentalTribuneAustrianEditionerscheint in Lizenz und mit Genehmigung der Dental Tribune International GmbH. Dental Tribune ist eine Marke der Dental Tribune International GmbH. Die Zeitung und die enthaltenen Bei- träge und Abbildungen sind urheber- rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Dental Tribune International GmbH unzulässig und strafbar. Anzeigenverkauf Peter Witteczek Tel.: +43 676 6606410 p.witteczek@dental-tribune.com Antje Kahnt Tel.: +49 341 48474-302 Fax: +49 341 48474-173 a.kahnt@dental-tribune.com Layout/Satz Matteo Arena Es gilt die Anzeigen-Preisliste Nr. 7 vom 1.1.2010 (Mediadaten 2010). Über unverlangt eingesandte Manus- kripte und Leserbriefe, Fotos und Zeich- nungen freuen wir uns, können dafür aber dennoch keine Haftung überneh- men. Einsender erklären sich damit ein- verstanden, dass die Redaktion Leser- briefe kürzen darf, wenn dadurch deren Sinn nicht entstellt wird. EFSA-Erklärung zur Unbedenk- lichkeit von Bisphenol A hieß es allerdings:„DieseStudienweisen zahlreiche Schwächen auf, so- dass die Bedeutung für die menschliche Gesundheit gegen- wärtig nicht beurteilt werden kann.“ Doch bereits zwei Monate nach der EFSA-Empfehlung ent- schied sich der Ständige Aus- schuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit für ein Pro- duktionsverbot von Babyfla- schen, die mit Bisphenol A herge- stellt werden. Dem war ein ent- sprechender Vorschlag der EU- Kommission vorausgegangen. In den Ständigen Ausschüssen sit- zen Experten/-innen der europä- ischenFraktionen,dieBeschluss- vorlagen zu ihrem Themenbe- reich erarbeiten. Die EU-Kom- mission kann nach einem Mehrheitsbeschluss der im Aus- schussvertretenenMitgliedsstaa- ten Maßnahmen beschließen. Der Empfehlung der EFSA wurde im Fall Bisphenol A also nicht gefolgt. „Die EU-Kommis- sionlehntihreEntscheidungenin der Regel an die Gutachten der EFSA an, ist aber nicht an deren Vorgaben gebunden“, erklärte eine Mitarbeiterin der Kommis- sion im Gespräch mit der Dental Tribune. In diesem Fall hätten die Experten/-innen der Kom- mission bewusst eine andere Po- sitioneingenommen.Nunwollen die EU-Staaten die Produktion der Trinkflaschen ab März 2011 verbieten. Ab Juni folgt ein kom- plettes Import- und Vertriebsver- bot. EU-Gesundheitskommissar John Dalli begründete die Ent- scheidung mit aktuellen wissen- schaftlichen Erkenntnissen. „Neue Studien haben gezeigt, dass BPA auf das Immunsystem und Krebswachstum Einfluss nehmen könnte“, zitierte das On- line-Portal der Ärzte-Zeitung aus Deutschland Dalli. Die Entschei- dung sei eine gute Nachricht für europäische Eltern. Verbotausweiten In Österreich war schon seit Längeremabsehbar,dassdiePro- duktion von Kleinkinderartikeln mit der umstrittenen Chemikalie Bisphenol A ein Ende haben würde. Im September hatte Ge- sundheitsminister Stöger ange- kündigt, ein nationales Verbot auszusprechen,wennsichdieEU trotzZuständigkeitnichtbewege. GanzzufriedenistermitdemEU- weiten Beschluss folglich auch nicht. In einer Presseerklärung des BMG kündigte der Sozialde- mokratjetztan,dieChemikaliein der nationalstaatlichen Umset- zung auch noch in Babyschnul- lern zu verbieten. Die Verunsi- cherung der Mütter von Kleinst- kindern müsse ein Ende haben, so der SPÖ-Politiker. Auch für die österreichische UmweltschutzorganisationGLO- BAL2000istderBeschlussderEU lediglich ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Das Verbot der Babyflaschen geht nicht weit genug. Neben dem in Österreich angekündigtenVerbotsämtlicher mit Bisphenol A hergestellten Produkte für Kleinkinder fordern wir ein komplettes Verbot aller BPA-Produkte, die in den Kontakt mit Lebensmitteln kommen“, sagte Pressesprecher Jens Karg im Gespräch mit der Dental Tri- bune. Es gebe inzwischen genü- gend Studien, die zeigten, dass die Verseuchung der Menschen mit der Chemikalie überhandge- nommen hat. Dass das EU-weite Verbot von BPA-Babyflaschen auf Drängen Stögers beschlossen wurde, hält Karg für eher unwahrscheinlich. „Es hat viel Druck aus Österreich gegeben, aber auch von anderer Seite“,soderGLOBAL2000-Pres- sesprecher. Letztendlich sei das Verbot sehr überraschend ge- kommen, denn es sei in der Tat ungewöhnlich, dass einer Emp- fehlung der ESFA nicht nachge- kommen wird. Vorerst steht in Österreich die Gesundheit der Kinder im Vordergrund. Ob es irgendwann ein weitreichendes Verbot von BPA-Produkten geben wird, wird sich zeigen. DT fl Seite 1DT Bundesgesundheitsminister Alois Stöger . Foto:BMG FRANKFURT (ODER) – Ein deutsch-amerikanisches For- scherteam ist zu dem Schluss gekommen, dass Menschen mit Amalgamfüllungeneinhöheres Risiko in sich tragen, an Alzhei- mer-Demenz zu erkranken als andere. Forscher der Europa-Univer- sität Viadrina in Frankfurt (Oder), der Universitätsklinik Freiburg sowiedemSamueliInstitut(Virgi- nia, USA) und der Northeastern University(Boston,USA)fertigten eine systematische Literatur- übersicht an und sind zu dem Schluss gekommen, dass man auf Amalgam-Füllungen verzichten sollte. „Die Gefahr ist zu groß. Es wärenichtsehrklug,dasMaterial weiter einzusetzen“, sagt Prof. DDr. Harald Walach, Professor für Forschungsmethodik, kom- plementäre Medizin und Heil- kunde an der Viadrina-Univer- sität Frankfurt, im Gespräch mit der Dental Tribune. Walach sich- tete mit anderen Forschern/-in- nen über Jahre Literatur zum Thema Quecksilber und dem möglichen Zusammenhang mit einer Alzheimer-Erkrankung. Die Ergebnisse wurden in der November-Ausgabe des Journal of Alzheimer’s Disease publiziert. Amalgamfüllungen enthalten 50 Prozent Quecksilber. Men- schenmitsolchenFüllungenneh- men zwischen 1 und 22 Mikro- gramm Quecksilber pro Tag auf. Das ist mehr als zehnmal so viel alsdurchregelmäßigesEssenvon Fisch aufgenommen wird. Das meiste davon wird in den Körper und in das Gehirn aufgenommen und verbleibt dort, heißt es in ei- ner Presseerklärung der Univer- sität Viadrina. Darin heißt es zu- dem, Richard Deth, einer der Ko- autoren der Literaturübersicht, habe ein Modell vorgestellt, in dem die Wirkungsweisen von Quecksilber mit den wichtigsten Zeichen der Alzheimer-Erkran- kung kausal verknüpft werden. „Quecksilber bindet sich fest an Selen. Selenhaltige Proteine ge- hören zu einer Klasse von Mole- külen, die der Körper verwendet, um Schaden, der durch Stoff- wechselprozesse im Gehirn ent- steht, den sogenannten oxidati- ven Stress, abzufangen. Dieser führt zu Alterung und schließlich zum Tod der Zelle. Wenn Queck- silber sich an Selen bindet, wer- dendieseProzessebeschleunigt“, lautet es in der Erklärung weiter. Die experimentelle For- schung an Tieren und Zellmodel- len kann alle Zeichen der Alzhei- mer-Demenz reproduzieren. Stu- dienüberniedrigdosierteExposi- tion – etwa bei Zahnärzten – zeigen, dass Quecksilber zu kog- nitiven Einbußen führt. Aller- dings fehlen qualitativ gute Lang- zeitstudien. „Auch wenn es in der Übersicht keine wasserdichten Belege gibt, so verfügen wir doch über genügend Wissen, um von einer weiteren Verwendung von Amalgam und somit anorgani- schem Quecksilber als Füllungs- materialabzuraten“,sagtWalach. „Sollte Quecksilber tatsäch- lich zu kognitiven Einbußen füh- ren,könnteAmalgamauchdieUr- sache für weitere neurologische Störungen wie beispielsweise Parkinson sein“, erklärt Walach zudem.DieForscherdervierUni- versitäten sind sich einig und for- dern nicht nur den Verzicht auf Amalgamfüllungen, sondern das komplette Entfernen von anorga- nischem, metallischem Quecksil- ber aus den ökologischen Kreis- läufen des Menschen. Yvonne Bachmann, DTI DT Demenz durch Quecksilber? Laut Forschern könnte der Prozess des Zellenabsterbens durch Quecksil- ber im Körper beschleunigt werden.