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Dental Tribune Austrian Edition 12/10

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 12/2010 · 10. Dezember 20106 WIEN – Im ersten Teil meines Artikels (Dental Tribune 11/ 2010) habe ich aufgezeigt, wa- rum das Thema Burn-out so wichtig ist, was es so gefährlich macht, sowie Ursachen, Ent- wicklung und Charakteristika dargestellt. In diesem Beitrag wird die Burn-out-Prävention thematisiert. Einen Teufelskreis aus Über- forderung und Erschöpfung, der durch eine Kombination von Per- sönlichkeitsmerkmalen und ex- ternen Faktoren gefördert wird. Typische Zeichen sind das Über- gehen der eigenen Bedürfnisse, Verleugnung der Begrenztheit der eigenen Kräfte und unzurei- chende Regeneration. Burn-out ist ein schleichender Prozess und verläuft in den drei Phasen Hy- peraktivität, Rückzug und Zu- sammenbruch. In meinem Bei- trag geht es darum, wirksame Strategien für Burn-out-Gefähr- dete für ein ausgeglichenes, zu- friedenes und gesundes Leben aufzuzeigen. Gesundheit und Regeneration Ziel einer erfolgreichen Prä- vention ist aus meiner Sicht die nachhaltige Stärkung bzw. Wiederherstellung einer Balance in unseren jeweiligen vier Le- bensbereichen: Gesundheit und Regeneration, Arbeit und Leis- tung,FamilieundsozialesUmfeld sowieWerteundLebenssinn.Ver- tiefen möchte ich hier vor allem den Bereich Gesundheit und Re- generation, der in der Regel bei Burn-out-Gefährdeten diagnosti- zierbare Defizite und somit einen Handlungsbedarf signalisiert. Wirksame Strategien in diesem Lebensbereich stellen die wech- selseitige Beeinflussung von Kör- per, Geist und Seele in den Mittel- punkt. Das von mir entwickelte und in der Praxis bewährte Body- Mind-Soul-Prinzip© zielt bei- spielsweise darauf ab, individuell soaufdiesedreiEbeneneinzuwir- ken, dass das feine dynamische Gleichgewicht als Grundlage für Gesundheit und Leistungsfähig- keit wiederhergestellt wird. Burn-out-Ratgeber am Markt beziehensichoftnuraufeineoder zwei dieser Ebenen. Allerdings macht es wenig Sinn, bei einem brennenden Haus nur die Zim- mer mit offensichtlich hell zün- gelnden Flammen zu löschen – während es nebenan weiter- schwelt und das Feuer jederzeit wieder ausbrechen kann. Gründ- liches, umfassendes und nach- haltiges Vorgehen ist daher indi- ziert und dringend erforderlich. Ein kurzer, kompakter Überblick über einige erfolgreiche Strate- gien aus meiner Praxis. Moveit:inBewegungbleiben EinseitigeKörperhaltung,ins- besondere ständiges Sitzen, er- müdet und führt zu Verspannun- gen, Schmerzen und Leistungs- minderung. Schütteln, Strecken und Dehnen zwischendurch ver- helfen dazu, den Körper aufzulo- ckern und gut zu durchbluten. DieshältnichtnurdieSehnenund Gelenke, sondern auch den Geist frisch und flexibel. Darüber hin- aus empfehle ich regelmäßige Bewegung in freier Natur. Ein Spaziergang oder moderates Aus- dauertraining wie etwa Joggen, Walking oder Radfahren an der frischen Luft beleben alle Sinne und senken den Stresshormon- spiegel – kleine Ursache, große Wirkung und gut investierte Zeit. Wichtig ist dabei, eine Bewe- gungsart zu finden, die Spaß macht,undsichdafürfesteZeiten zu reservieren. Aufgestautes wird abgebaut, der Geist gelüftet, Endorphine werden freigesetzt, dieBatterienaufgeladenundFrei- raum für Neues geschaffen. Aufatmen: Energie tanken Die Atmung passt sich der Stimmung an und umgekehrt. Fühlt man sich wohl, atmet man ruhig und tief. Unter Druck dage- gen wird die Atmung kurz und flach. Die Sauerstoffaufnahme sinkt, es kann weniger Sauerstoff zu den Organen und dem Hirn transportiert werden. Dadurch verschlechtert sich die Konzen- tration,StimmungundLeistungs- fähigkeit sinken. Aufatmen be- freit, versorgt die Körperzellen mit frischem Sauerstoff wie Ener- gie und hat einen entspannenden Effekt auf Gedanken und den Körper. Besonders hilfreich in kritischen Stresssituationen ist die bewusste Bauchatmung mit einer Frequenz von fünf bis sechs AtemzügenproMinute.Siestimu- liert den Entspannungsnerv und senkt den Puls. Dies signalisiert demGehirn:„Ichbinruhiger“und führtsoeffektivzumehrRuheund Gelassenheit. Aktiv Entspannen: Regenerieren Regelmäßig und vor allem rechtzeitig Pausen für die Erho- lung einzulegen ist ein weiterer Schlüsselfaktor in nachhaltiger Burn-out-Prävention. Die pro- gressive Muskelrelaxation (PMR) nach dem amerikanischen Arzt und Physiologen Edmund Jacob- son gehört, wie in wissenschaft- lichen Untersuchungen belegt wurde, zu den wirksamsten und erfolgreichsten Methoden für die tägliche Stressbewältigung, Ge- lassenheit und Entspannung. In meiner Praxis hat sich eine etwa zehnminütige Kurzform sehr be- währt, die im Sitzen oder Liegen praktisch überall durchgeführt werden kann. In einer genau fest- gelegten Abfolge und gleichem Rhythmus werden dabei alle grö- ßeren Muskelgruppen – Arme, Kopf,RumpfundBeine–übereine bewusste, gezielte Anspannung aktiv in eine tiefe Entspannung gebracht. Worauf wir fokussieren, gewinnt an Bedeutung Grundlage für ein häufiges Überforderungsrisiko in unseren Köpfen bilden die sogenannten „inneren Antreiber“. Dies sind unbewusste Einstellungen, die wirinunsererKindheitübernom- menundalsstrikteLeitlinienüber ein gesundes Maß hinaus ver- innerlicht haben. Es handelt sich dabei um innere Zwänge, die ei- nem vernünftigen und flexiblen Umgang mit den eigenen Ressourcen im Wege stehen und Betroffene permanent unter sehr hohen Druck setzen. In meinen Seminaren sind häufig genannte innere Antreiber: „Sei perfekt! Gib bei allem 1.000 Prozent, egal wie wichtig es ist.“; „Beeil Dich! Mach alles so schnell wie mög- lich, die Uhr tickt.“; oder auch „Streng Dich an! Erst wenn Du alles gegeben hast, ist es gut.“ Diese stressverschärfenden Gedanken bewirken, dass viel mehr Energie in Tätigkeiten in- vestiert wird, als nötig und sinn- voll ist. In einem ersten Schritt geht es daher darum, eigene An- treiber zu erkennen. Darauf auf- bauend werden gegengewichtige positive und motivierende Aussa- gen identifiziert, die als neue res- sourcevolle Leitlinie dienen. Von einem: „Beeil Dich!“ hin zu: „In derRuheliegtdieKraft.Ichnehme mir für wichtige Aufgaben die Zeit, die ich brauche und meine Patienten schätzen das.“ Wie Da- ten aus der Hirnforschung ein- drucksvoll belegen, lohnt es sich, sorgfältig auszuwählen, worauf wir fokussieren. Nach dem Prin- zip „What wires together, fires together“ hinterlassen häufige Gedanken Denk-und Verhaltens- muster im Gehirn (Neuroplasti- zität des Gehirns). Letitflow:FreudealsAntidot Freude erzeugt Flow, eine ganzheitliche Stärkung, ein psy- chisches Immunsystem und emotionales Schutzschild gegen Stress. Flow basiert auf einem Konzept von Prof. Dr. Mihály Csíkszentmihályi und beschreibt das völlige Aufgehen in erfüllen- den Aktivitäten, die unseren per- sönlichen Stärken, Fähigkeiten und Neigungen entsprechen und die uns Raum und Zeit vergessen lassen. Diese können ganz unter- schiedlich sein, wie Hobbys und Freizeitaktivitäten: Sport, Kultur, Geselligkeit, Kochen, Musizieren etc.; genauso wie die tägliche Arbeit, bei der aktiv Herausfor- derungengesuchtundgemeistert werden. Oftmals in der gesund- heitsfördernden Wirksamkeit unterschätzt, gilt es, eigene Flow- Auslöser zur Stärkung der eige- nen Ressourcen zu identifizieren und zu kultivieren und ihnen ent- sprechendePrioritätimAlltagein- zuräumen. Individuelles Vorgehen ist notwendig In meiner Praxis haben sich hierfür neben den hier ge- nannten Strategien ganzheitliche Aspekte der Ayurveda, medita- tive Entspannungsverfahren, lö- sungsorientierte Mentaltechni- ken, ausgewählte Yogaübungen und ausgewogene Ernährung sehr bewährt. Wirkungsvolle Burn-out-Prävention ist so indivi- duell wie der Mensch dahinter. So spezifisch die Ursachen und Erscheinungsformen im Einzel- fallsind,soindividuellmussdaher auch das Auftanken neuer Kraft und Lebensfreude erfolgen. DT Auftanken statt Ausbrennen Präventivmaßnahmen können dem Burn-out-Syndrom vorbeugen (Teil 2). von Dr. med. Gisela Hruzek Dr. med. Gisela Hruzek Geschäftsführerin performance & more consulting coaching Wien/Düsseldorf Tel.: 0676 4365255 office@ performanceandmore.net Kontakt „Aufgestauteswirdabgebaut,derGeistgelüftet, Endorphinewerdenfreigesetzt,dieBatterien aufgeladenundFreiraumfürNeuesgeschaffen.“ Regelmäßige Pausen zum Auftanken sind wichtig. ANZEIGE Foto:altafulla