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TodayIDS0209

Dem Kölner ist nicht nur sein Karneval lieb und teuer,sondernauchseinLieblingsgetränk.Undwie die gute Laune in der Jeckenzeit Pflicht ist, so muss auch beim Kölsch alles seine Ordnung haben. Das deutsche Reinheitsgebot ist gegen die soge- nannte Kölsch-Konvention ein Klacks, ein Spazier- gang, die liberalste Bierregelung weltweit. Hopfen, Gerstenmalz und Wasser soll das Getränk enthal- ten,mehrnicht.DasReinheitsgebothaltenauchdie 23MarkenderSorteKölschein.Dasundvielesmehr. 1985 setzte der Kölner Brauerei-Verband e.V. die Kölsch-Konvention auf, die ein Jahr später das BundeskartellamtalsgültigeWettbewerbsregelung bestätigte.EinKölschmusseinhelles,blankes,hop- fenbetontes und obergäriges Vollbier sein. Kölsch darf nur im Stadtgebiet hergestellt werden. Eine Ausnahme gilt für ältere Brauereien außerhalb Kölns,dieschonvorEinführungderKonventiondie spezielle Biersorte herstellten. DochnichtnurHerkunftsortundInhaltschreibt dasRegelwerkvor,auchdenNamen,Glasform,Ver- packung und Werbung. Die Bezeichnung „Kölsch“ darf nicht mit Zusätzen wie „Rheinisches Kölsch“ oder„BergischesKölsch“versehenwerden–dieört- liche Herkunft soll im Namen deutlich erkennbar bleiben. Auch „Ur-Kölsch“ oder„OriginalKölsch“ver- bieten sich die Mitglieds- brauereien des Verbands. Denn: Kölsch ist das Origi- nal,mehrbrauchtesnicht! Das Bier wird in der „Stange“ – ein 0,2 Liter fas- sendes, zylindrisches, ho- hes Glas – eingeschenkt, das böse Zungen auch als „Reagenzglas“bezeichnen. Versuche von Brauereien, Gläser mit einer leicht ab- weichenden Form zu etab- lieren, führten zum Un- mut unter den Wirten und ihren Gästen. Und die Form hat Funktion: Das Kölschwürde–trinktman es nicht zügig aus – seinen Geschmack in einem großen Glas verlieren, da es nach dem Einschenken schnell verschalt. 1997 erkannte die Europäische Kommission das Kölsch als regionale Spezialität an und verlieh dem Gerstensaft das Siegel „geschützte geografische Angabe“, wie es auch das Wernesgrüner Bier, derSchwarzwälderSchinkenoderdieSpreewälder Gurken tragen. Die 23 Brauereien stellen zwar alle Kölsch her, aber „jedes Kölsch ist anders“, wie der Brauereiverband in einer Mitteilung schreibt. Vor dem ersten Abstecher in eine Kölner Knei- pe sollte ein wenig Kölsch geübt werden: Der „Zappes“ (Zapfer) füllt das Bier ein, der „Köbes“ (Kellner)bringtesineinem„Kranz“lautdemBrau- ereiverband „sofort und immer frisch an den Tisch“. Seit dem 19. Jahrhundert verwenden Köl- ner Kneipen den Kranz zum Servieren, der zwei Tragegriffe in der Mitte hat und bis zu 18 Stangen fasst. Schnell betrunken kann ein Besucher der Kölner Kneipe auch werden: Ist ein Glas leer, ser- viert der Köbes solange ein neues, bis ein Bierde- ckel auf der Stange liegt. Das Getränk mit dem Hauch Kölner Lokalpatriotismus’ kostet zwischen 1,30 und 1,70 Euro. Nicht, dass jemand die Zeche prellen muss und ein feuchtfröhlicher Kölscher Abend plötzlich bierernst wird. Willkommen in Köln: Der „Zappes“ füllt das Kölsch in die „Stangen“, die der „Köbes“ im „Kranz“ zu den Gästen bringt. Hier im Brauhaus Früh direkt am Kölner Dom. AD travel20 IDS 2009 – 23. März 23 March It must be Kölsch!vonAnjaWorm,DTI ZueinemKölschgehörtdiedeftigeKüche.Die KölnerEckkneipenundBrauhäuserhalteneinige SpezialitätenfürihreGästebereit.DochVorsicht: einigeSpeisenamensindirreführend! Wenn ein Gast einen „halven Hahn“ bestellt, tischt eine Kölner Lokalität kein Geflügel auf. Und auch Fischeier sollte ein Tourist bei „Köl- schen Kaviar“ nicht erwarten. Ein Roggenbröt- chen–dieKölnersagenRöggelchen–mitmittel- altem Gouda, Zwiebeln, Senf und saurer Gurke wird halver Hahn genannt. Ein Röggelchen ser- vieren die Wirte zum Kölner Kaviar: gekochte Blutwurst, auch Flönz genannt. Flönz scheint die Lieblingszutat der Kölner zu sein. Ob gebraten, geräuchert oder in einer Kartoffelkruste – die Blutwurst wird zum Bier undalsHauptmahlzeitgereicht.Imvergangenen Jahr gewann gar eine Hobbyköchin einen Kar- toffelwettbewerb in der Domstadt. Ihr Beitrag: RaviolimitFlönz.Wirtshäuserkredenzendastra- ditionelle Gericht „Himmel un Äd“, bestehend aus gestampften Kartoffeln und Apfelmus, oft mit Blutwurst. Auch „Ähzesupp“, die laut einer Webseite eines Stadtviertels „zu Köln wie der Domgehört“,wirdoftmitderbeliebtenZutatan- gereichert. Ähzesupp ist übrigens Erbsensuppe. Die Mischung von Herzhaftem und Süßen ist typisch für die rheinländische Küche. Der Sauer- braten aus Rind, ursprünglich mit Pferdefleisch zubereitet, schmort für gewöhnlich mit Rosinen, aber auch in Aachener Printen oder Lebkuchen. Fischliebhaber kommen in Kölner Gaststätten auf ihre Kosten. Heringsstipp mit Sahne, Zwie- beln, Äpfeln und Muscheln in Weißwein gekocht findensichaufvielenSpeisekarten. Auch beim Süßen geht es deftig zu: Mutze ist in Fett gebackenes Gebäck, das traditionell zum Karneval oder in der Adventszeit angeboten wird.NadanngutenAppetit!OderwiedieKölner sagen: Joode Honger! EinmalBlutwurst,bitte!