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Dental Tribune Austrian Edition

International Science DENTALTRIBUNE Austrian Edition · Nr. 6/2011 · 17. Juni 20114 SeitEinsteindieNaturdesLichtesbe- schriebenhatteundsomitdieGrund- lagendesLaserprinzipsvorüberhun- dert Jahren postulierte, verging eine lange und teils widerspenstige „Zeit der Experimente“, bevor wir endlich inunseremZeitaltereineschnelleund breitflächigeAusbreitungdiesesfaszi- nierenden, biologischen Instruments des Lichtes über alle Bereiche der Zahnmedizin erleben durften und weiterhin auch dürfen. Anfang der Sechzigerjahre baute Maiman den ersten Laser, einen Ru- binlaser. So war „a solution looking for a problem“, eine Lösung nach der Suche eines Problems, geboren, ohne damals einen definierten Einsatz prä- gen zu können. Erst in der Morgen- dämmerung unseres Millenniums erzielte man eine beträchtliche Band- breite von Wellenlängen, Pulsdauern und Leistungen, um heute einen si- cherenundeffizientenklinischenEin- satzinderZahnmedizinzuunterstüt- zen.Wirsindnuninderprivilegierten Lage,denLaseralsunterstützendesIn- strumentundeinekompletteundun- abhängige Anwendungsmöglichkeit in fast allen zahnärztlichen Indikatio- nen als evidenzbasierte, laserunter- stützte Zahnmedizin im Sinne eines „Multiwave“-Konzepts einsetzen zu können. In diesem Sinne teilen wir die laserunterstützten Zahntherapien in unserer Ordination gemäß dem gewünschten Haupteffekt am Zielge- webeindreiHauptkategorienein: 1.Ablation: vorwiegend in der ästhe- tischen, kosmetischen und kon- servativen Zahnmedizin und der Chirurgie 2.Dekontamination:voralleminder Endodontie und Parodontologie 3.Biomodulation LLLT/LILT als zu- sätzlicheKonstantederobenerwähn- ten Therapieformen oder im Sinne einer alleinständigen Therapie, z.B. inderBiomodulationundderPDT. Im „Multiwave“-Konzept har- monieren natürlich alle drei Thera- pieansätze als ein Team, wobei die entsprechende Kategorie nur die prädominierendeWirkungausspricht. Dazu gesellt sich die Diagnostik – oft als erster Zugang zur laserunterstütz- ten Befundaufnahme für den Patien- ten. Somit kommen in unserer Ordi- nation folgende Wellenlängen zum Einsatz:630/670 nm,810 nm,980nm, 1.064 nm und 2.940 nm. Die Wahl resultierte stufenweise aus der Kon- sultation/Analyse der Basistabelle der laserunterstützten Zahnmedizin der Universität Aachen (Prof. Gut- knecht). Je nach gewünschtem Ziel- gewebe und entsprechendem Ab- sorptionskoeffizienten eruieren wir entlangderHorizontalendieWellen- länge mit der effizientesten Inter- aktion mit dem zu therapierenden Gewebe und definieren somit die Laserquelle. Unsere Patienten erhal- ten ein Faltblatt mit einer kurzen Be- schreibung des Lasereinsatzes in unserer Ordination, begleitet von ei- ner individuellen Aufklärung durch unser Team über die Rolle des Lasers in der vorgesehenen Therapie. Vom Suchen und Finden In der Diagnostik unterscheiden wir zwischen der laserunterstützten Detektion von Plaque, Karies, Zahn- stein und Konkrementen mittels flu- oreszenzbasierten Hilfsmitteln (z.B. DIAGNOdent Pen, VistaProof LED Intraoralkamera).Ergänzendwirken der Pulpatest basierend auf der Doppler-Flowmetrie und die intra- orale FV Fluorescence Visualisation zur primären Früherkennung von verdächtigen intraoralen Schleim- hautveränderungen durch vermin- derte Fluoreszierung des Gewebes in den betroffenen Gebieten. In diesem SinnehatderPatientdenerstenKon- takt mit Laserlicht während einer Neuaufnahme, einer Notfallsitzung oder im Recall, wenn eine Plaque-, Karies- und Konkrementerfassung oder ein Vitalitätstest notwendig sind. Beide Produkte analysieren die Bandbreite zwischen der Qualität der Lichtemission von gesundem Schmelz/Dentin im grün-blauen Wellenlängenbereich und der Licht- emission der bakteriellen Stoffwech- selprodukte im tieferen, roten Wel- lenlängenbereich. Daraus ergibt sich eine numerische oder/und visuelle AngabederNotwendigkeitzurÜber- wachung oder Therapie. Es handelt sich hierbei jedoch nur um Hilfs- mittel im Rahmen einer laserunter- stützten Diagnostik. Entsprechende Röntgenbilder und ein kompletter Parodontalstatus, wo erforderlich, sind für eine vollständige Untersu- chung, Dokumentation und Thera- pieplanung unabdingbar. Ablation Anwendung in der konservierenden Zahnheilkunde Seit die neue Generation von Er:YAG-Lasern eine sehr feine und variable Einstellung der Pulsdauer, Frequenz und Energie erlaubt, er- weitertsichdasIndikationsspektrum auf fast alle möglichen Anwendun- gen zur Bearbeitung der Zahnhart- substanz, von einer einfachen Fissu- renversiegelungüberOnlays/Veneers bis zu komplexen CAD/CAM- bzw. CEREC-Fällen (Abb. 1 und 2). Zu betonen ist auch der positive pro- phylaktische „Nebeneffekt“ der da- bei entstandenen Mikroporen, als Auffänger von Kalzium-, Phosphat- und Fluoridionen,zu einer Optimie- rung der Kristallgitterstruktur von ursprünglich Karbonatapatit über Hydroxylapatit bis letzthin zu dem säureresistenteren Fluorapatit. Aus- geschlossen ist immer noch das Ent- fernen von Metall- und Porzellan- füllungen. Laserunterstützte ästhetische und kosmetische Zahnmedizin Der Lasereinsatz in diesem Indi- kationsbereichumfasstdasAufhellen von Zähnen, das Bearbeiten von Weich- und Knochengewebe sowie von Zahnhartsubstanz für laborher- gestellte oder direkte CERECs, Teil- kronen und Veneers. Unser Power- Bleaching besteht aus demAuftragen eines 30%igen H2O2-Gels, aktiviert durch eine Dioden- oder Nd:YAG- Bestrahlung von 30 Sekunden pro Zahn, bis maximal drei Zyklen pro Sitzung.Es handelt sich um ein laser- aktiviertes Bleaching direkt durch den Aktivator im Pulver, wobei der sehr geringe Wärmeanstieg nur mi- nimal zum eigentlichen Bleichen beiträgt. Die Modellierung von Weich- und Knochengewebe ist oft notwen- dig zur Gestaltung einer angeneh- men, symmetrischen Lachlinie und zurGewährleistungdernotwendigen biologischen Breite. Die Wellenlänge 2.940nmistheutedankentsprechen- derPulsdauerwerteauchidealfürdie Weichteilchirurgie, wo wir Gingiva, Knochen und Zahnhartsubstanz mit einem einzigen Laser bearbeiten können. Laserunterstützte Chirurgie DieChirurgiebietetdenumfang- reichsten Indikationsbereich für den Lasereinsatz. Bei uns setzt der Er:YAG-Laser dank effizienter Mo- dulation der Pulsdauer, der Taktrate sowie der Energie- und Wasser/Luft- Regulierung einen Goldstandard für eine exzellente Weich- und Hartge- websbehandlung (Abb. 3 bis 8) und wird ergänzt durch den Diodenlaser (Wellenlängen 810 und 980 nm) für Weichgewebseingriffe, Dekontami- nation und Biostimulation. Der Nd:YAG-Laser findet hier seinen Einsatz in der Weichgewebs- modellierung, der Behandlung von AphthenundHerpesundfürdieEnt- fernung von vaskulären Läsionen. Der Er:YAG ist das Mittel der Wahl für eine selektive und bio- logische Knochenentfernung oder -remodellierung ohne klassische traumatische und thermische Ne- benwirkungen. Der Laser hinterlässt eine „na- tive“ d.h. ursprüngliche, stressfreie Knochenoberfläche, erlaubt somit eineschnelleRevaskularisierungund eine qualitativ sehr hochwertige Gewebsheilung. Dekontamination Laserunterstützte Endodontie Endodontie ist sicher eine der dankbarsten und bestuntersuchten Teilgebiete der laserunterstützten und evidenzbasierten Zahnheil- kunde.Dieschonklassischenäußerst wirksamen Wellenlängen 1.064 nm und 810 nm ermöglichen es,das sehr Abb.1: Erfassung von Karies und Konkremente durch numerische Differenzierung zwischen gesunder Zahnhartsubstanz,den Konkrementen und bakteriellen Stoffwechselprodukten mit dem DIAGNOdent pen (KaVo). – Abb. 2: Ermittlung von Plaque und Karies durch computerunterstützte Differenzierung zwischen gesunder Zahnhartsubstanz und bakteriellen Stoff- wechselproduktenmitderVistaProofintraoraleLED-Kamera(DÜRRDENTAL).–Abb.3bis8:TeilablationmitdemEr:YAG-Laser,EntfernungdeszweitenTeilsnachsiebenTagen,Nach- kontrolle nach zwei bis dreiWochen und bei jedem Recall,in der Zwischenzeit instruierte Selbstbeobachtung durch Patient. 1 2 3 4 8765 9 10 12 13 15 Die laserunterstützte Zahnmedizin in der täglichen Ordinationsroutine: Ein „Multiwave“-Konzept Was die Natur hervorbringt und der Mensch als Techniker „formt“, kann am Ende in den richtigen Händen viel Nützliches vollbringen. Gemeint ist der Laser und dessen Einsatz in der Zahnmedizin. Von Dr. Kresimir Simunovic, med. dent. André Scholtz, Zürich, Schweiz. 14 11 Abb. 9 und 10: Bukkale Eröffnung, Wurzelspitzenresektion und Oberflächenbehandlung der Höhle Zahn 36 mit dem Er:YAG-Laser, Dekontamination mit Nd:YAG und LLLT nach NahtverschlussmitSoftlaser.–Abb.11bis13:EtappenweiseHämangiomentfernungander Oberlippe mithilfe des Nd:YAG-Lasers und der „Eiswürfel-Technik“, d.h. keine Eröffnung, sondernehereine„innereResorptionbzw.Verkochen“derLäsion.Fünf kurzevier-bisfünf- minütigeSitzungenimWochenrhythmus.–Abb.14und15:PIPS-Protokoll,ergänztinder Schlussphase durch eine gründliche Nd:YAG-Laser-Tiefendekontamination.