ZWP spezial 6 2002 • September 2. Jahrgang Praxiseinrichtungen Designpreis der Deutschen Zahnarztpraxen
Die Jury des Designpreises 2002 Es bedurfte mehrerer Tage und einiger Diskussionen, bis die ersten Gewinner des Designpreises der Deutschen Zahnarztpraxen endgültig feststanden. Verleger Torsten Oemus, ZWP-Chefredakteur Dr. Gerhard Will und Designer Ralf Hug fällten die Entscheidungen. Torsten Oemus ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Oe- mus Media AG mit Firmensitz in Köln und Leipzig. Im Frühjahr des Jah- res 2002 rief der erfolgreiche Unterneh- mer den Designpreis der Deutschen Zahnarztpraxen ins Leben. Im Rahmen der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis wurde der Designpreis nun im ZWP spe- zial Einrichtungen umgesetzt. Als Initia- tor steht Torsten Oemus der Design - preis-Jury vor. An seiner Seite hatte ZWP-Chefredakteur Dr. Gerhard Will das Vergnügen, sich ein Bild über die schöns ten Praxen Deutschlands machen zu können. Der Zahnarzt, Implantologe und Oralchirurg steht dem Unterneh- merverband Deutscher Zahnärzte vor und hat seine Praxis im nordrhein-west- fälischen Lünen. Dritter im Jury-Bunde ist Designer Ralf Hug. Der sympathi- sche Schwabe dürfte der ZWP-Leser- schaft weniger bekannt sein – deshalb möchten wir ihn an dieser Stelle ein we- nig näher vorstellen. Er ist verantwort- lich für Design, Entwurf und Projekt- entwicklung beim Leipziger Designbüro development-9. Im weitesten Sinne exis - tierte das Unternehmen bis April 2000 bereits als erfolgreich arbeitende „Ar- chitekturabteilung“ in einem bestehen- den Bauträgerunternehmen. Seit 1995 wurden zirka 30.000 Quad - ratmeter exklusiver Wohn- und Ge- schäftsbau durch die development-9 entwickelt und realisiert. Inhalte und Personen mussten nicht grundsätzlich neu definiert werden, als im Mai 2000 mit Gründung des Unternehmens deve- lopment-9 – architektur design medien – sich die Integration von vorhandenem Know-how und mit Übernahme des Co- pyrights in eine selbstständige Einheit wandelte. „Wir verstehen uns als integrierte Im- mobiliendienstleister“, so Ralf Hug. „Unser Ziel ist die Schaffung einer „rechten Hand“ für den Bauherren und den für seine Zielsetzungen abgestimm- ten Dienstleistungen für ein durchdach- tes, etablierungsfähiges und wertbe- ständiges Marktprodukt.“ Interessant auch der Lebensweg des Ralf Hug: 1961 geboren, entschied er sich nach Beendigung seiner Schulzeit für eine Schreinerlehre. Diese schloss er er- folgreich ab und wandte sich dem De- sign zu. Ab 1982 arbeitete er für die Eu- ropean Designgroup der deutschen Swe- dish-Match, dort war er zuständig für internationale Messeauftritte der deut- schen Töchter und deren Produktde- sign. Im Jahr 1986 wechselte er als Designer zu Form Pur, dort war sein Arbeitsfeld Entwurf und Design. 1989 wurde er zum Geschäftsführer der Architekten KPP Reutlingen berufen, in Baden- Württ emberg war er zuständig für Ent- wurfsarchitektur. Vor sechs Jahren, 1996, zog es ihn in die schöne Stadt Leipzig, wo er als Ge- schäftsführer der Architekten KPP tätig war. In der Messestadt war er zuständig für Entwurfsarchitektur und Projekt- entwicklung. Seit dem Jahr 2000 ist Ralf Hug Partner bei development-9 archi- tektur design medien. Torsten Oemus berief Ralf Hug in die Jury des ZWP- Designpreises 2002.3 Torsten Oemus Dr. Gerhard Will Ralf Hug tipp: Ì development-9 Karl-Liebknecht-Straße 143, 04277 Leipzig Tel.: 03 41/3 06 77 07 Fax: 03 41/3 06 76 73 http://www. development-9.de E-Mail: architektur@ development-9.de 14 ZWP spezial 6/2002
1. Preis „Freies
Design“ Zahnarztpraxis Dr. Jenatschke und Dr. Rinke, Hanau ausführende Architekten Landau & Kindelbacher, München Schon die zum Wettbewerb einge- reichten Unterlagen zeigen, dass hier in Hanau etwas Besonderes geschaf- fen wurde. Die Münchner Architekten interpretierten die Architekturmaxime „Form follow function“ in die perfekt ausgeführte Maxime „Form follow emotion“. Der mit hoher Kompetenz ausgeführte Innenausbau der Praxis dokumentiert sich in einem eleganten und dem internationalen Design ver- pflichteten Erscheinungsbild, alle ein- gesetzten Materialien überzeugen durch ihre hohe Einzelqualität, nichts steht im Vordergrund, nichts domi- niert, alles wirkt harmonisch und an- genehm. Beeindruckend ist die hohe formale Kompetenz der Gesamtaus- führung bis in das letzte Detail und der Verzicht auf modische Attribute der Gestaltung. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass diese Praxis auch in New York oder Paris sein könnte. Der Empfang mit dem verbundenen War- tezimmer erscheint wie die Rezeption eines noblen, internationalen Design-
Hotels. Der durch ein großflächiges Glaselement abgetrennte Wartebe- reich mit seiner „Spielgalerie“ ist eine gelungene Inszenierung mit dem in den Raum hineingeschobenen „War- tewürfel“. Auch der Patientenflur mit seinen links nach innen ragenden „Holzwürfel“ lässt die Philosophie ohne störende Elemente leben. Das hier Profis am Werk waren, die nichts dem Zufall überlassen, ist auch sehr schön an dem Patienten WC/Mund- hygiene abzulesen, ein schlichter Würfel mit einem Waschbecken und einem darüber liegenden Spiegel steht frei im Raum, dies hat mit einer antiseptischen Sanitärzelle nichts zu tun, dies ist einfach ein schönes Möbel mit einer erkennbaren und deutlich ab- lesbaren Funktion. Bemerkenswert an dem gesamten Gestaltungskonzept ist auch das völlige Fehlen von „Kunst- werken“, diese würden die proportio- nal perfekte architektonische Insze- nierung nur stören.
Erwähnung „Freies Design“ Zahnarztpraxis Dr. Denniger und Schmich , München, ausführende Architekten Team- werk, München Wie schon bei der erstplatzierten Praxis ist hier auf dem ersten Blick zu sehen, dass die ausführenden Architekten sich nicht nur mit Praxiseinrichtungen, sondern auch mit internationalen Wettbewerben beschäftigen. Die Praxiseinrichtung und das Gesamterscheinungsbild lebt von dem Kontrast eines schwarzen nahtlosen Bodens und hellen Innenausbauten, kombiniert mit schneeweißen Wänden. Auch hier ist nach internationalen Archi- tektur- und Designmaßstäben eine Praxis realisiert wurden, keine modischen Ele- mente, die Praxis ist formal sauber und angemessen gestaltet. Hervorzuheben ist das gelungene formale Spiel mit kubi- schen Elementen im Bereich des Emp- fanges und des Wartebereiches, welche mit weißen Schleiflack möbeln, Leder und furnierten Ahornmöbeln ausgestattet wurde. Auch diese Praxiseinrichtung lebt von ihrer schlichten Eleganz und ihrer in- szenierten Beleuchtung, der man nichts hinzufügen möchte.
Erwähnung „Freies Design“ Praxis Dr. Link Mettmann-Metzkausen Auch hier eine Praxiseinrichtung die über ihre Schlichtheit und den ange- messenen Materialeinsatz überzeugt. Die Praxis lebt von großflächigen wei- ßen Wänden, die mit eingefügten indi- rekten Beleuchtungen unterbrochen und strukturiert sind. Sehr schön ist der Eichemassivholzboden, der als großflächige Langdielen ausgeführt wurde. Der als „Glaswürfel“ einge- schobene Wartebereich mit seinen mintfarbenen lederbezogenen Sitz- möbel ist ein gut abgestimmter Kon - trast, zu den ansonsten natürlichen Materialien. Auch der schlichte und funktionale Empfangsbereich über- zeugt durch einen kompetenten for- malen Auftritt. Lediglich die abge - hängte „Neonleuchte“ und der Blu- mentopf am Fenster des Eingangsbe- reiches will nicht ganz zu der an - sonsten durchdachten Gestaltung passen.
Erwähnung „Freies Design“ Praxis Stenzel und Töpfer, Köln-Dellbrück Die Praxis Stenzel/Töpfer spricht eine andere, nicht puritanische Sprache als die vorgegangenen, hat aber dennoch ein sehr angenehmes und zeitgemä- ßes Erscheinungsbild. Der Empfangs- bereich mit dem aus schwarzem Lack und satiniertem Glas ausgeführten Empfangstresen wird durch ein „Torü- berbau“ formal gefasst und strukturiert den Raum. Wärme bringt der sehr schöne und lebendig wirkende Par- kettboden. Gelungen ist auch der durch eine halbrunde und halbhohe Wand abgeteilte Wartebereich mit sei- nen Ausschnitten, die wie „Setzkästen“ wirken. Auch die im Wartebereich ein- gestellten Pflanzeninstallationen, die auf Ideen des Ikebana fußen, passen gut zu der grundsätzlich schlichten Ge- staltung. Lediglich die offensichtlich nachträglich eingefügten Blumenar- rangements stören das an sich ange- nehme Gesamterscheinungsbild.
Erwähnung „Freies Design“ Praxis Dr. Koffler, Esslingen Von der Zahnarztpraxis Dr. Koffler er- reichte uns lediglich ein Grundriss und zwei Fotos aus dem sehr kleinen Emp- fangsbereich im Flur, diese zwei Fotos und die dahinter steckende Idee über- zeugten allerdings. Das Empfangspult in seiner Schlichtheit mit dem dahinter liegenden Karteischrank und seiner „Hotelklingel“ zeigt, dass man auch mit „kleiner Architektur“ angenehme Ef- fekte erzielen kann. Offensichtlich aus Platzmangel beinhaltet die Wand- scheibe hinter dem Empfangsrück - schrank den Röntgenapparat. Mit ei- ner „sicheren Hand“ können auch auf kleinstem Raum gute Optik und Funk- tion untergebracht werden.
Erwähnung „Freies Design“ KFO-Praxis Tischer und Odintov, Freisingen Die Konzeption Kieferorthopädische Praxis für Kinder und Erwachsene zeigt sich in ihrer Gestaltung gut um- gesetzt, bei den eingesandten Fotos kann man sich sehr gut vorstellen, dass sich insbesondere die jungen Pa- tienten hier wohl fühlen. Die Praxis ist komplett mit einem Industrieparkett- boden ausgelegt, der den warmen Kontrast zu den sonstigen Materialien Glas, Glasbaustein und farbige Wand- flächen bringt. Der niedrige und rot lak- kierte Empfangstresen mit den davor gestellten, bunten Hockern lädt zum Hinsetzen ein. Auch die schlicht und funktional gestaltete Zahnputzecke ist formal ausgewogen und durch die großen Ablageflächen funktional, der wandbreite und vom Möbel bis zur Decke gehende Spiegel lässt den Raum sehr groß erscheinen.
1. Preis „Standar Praxis Barfeld und Schaub, Essen Die von Alphadental/Essen eingerich- tete Praxis zeigt sehr gut auf, dass auch mit Praxiseinrichtungen spezialisierten Unternehmen sehr gute formale Er- gebnisse realisiert werden können. Die gesamte Grundrisskonzeption über- zeugt durch den sehr großzügig wir- kenden Mittelraum mit dem stirnseitig angeordneten Empfangstresen. Der Empfangstresen mit seinen dahinter
rdmöbel“ liegenden Funktionsräumen steht wie eine „Insel“ im Innenraum der Praxis, außen an die Fensterseite angeordnet sind die einzelnen Behandlungszim- mer. Durch diese großzügige Konzep- tion ist die Größe der Praxis erkennt- lich, in dem „öffentlichem Bereich“ do- miniert ein warmer Parkettboden, der durch den in rot gehaltenen Empfangs - tresen akzentuiert wird. Die restliche Gestaltung ist schlicht gehalten und überzeugt durch großzügige weiße Wandflächen. Sehr schön ist auch der mit satiniertem Glas abgetrennte War- tebereich, der einerseits Licht in den In- nenraum bringt und dennoch für den Wartebereich die nötige Diskretion bietet. Auch die öffentlichen WC- An lagen mit den Waschtischelemen- ten über zeugen durch zeitgemäßes aber schlichtes Design. Bemerkens- wert und hervorhebenswert ist auch die rote Rück wand des Empfangstre- sens, die nicht durch zusätzliche Deko- ration, Regale oder Ähnliches in ihrer angenehmen Dominanz gestört wird.
ist mit einer runden Rückwand der nach innen verschobene freistehende Empfangstresen, dem Empfangstre- sen gegenüber eine Wartenische mit zwei Sessel. Auch bei dieser Praxis- einrichtung dominieren die grundsätz- lich schlichten weißen Wände, die hier als Hintergrund für Kunst dienen. Erwähnung „Standardmöbel“ Praxis Soebelmann, Mainz, ausgeführt von Praxisplaner Emil Huber Dental , Karlsruhe Auch hier ein weiteres Beispiel, dass mit Praxis Planungsspezialisten nicht nur funktional, sondern auch formal gute Ergebnisse erzielt werden kön- nen. Angenehm bei der Entwurfspla- nung ist der Erhalt des sehr langen Flu- res, der in eine Art „Galeriewand“ um- gewandelt wird. In die Flucht integriert
Erwähnung „Standardmöbel“ Praxiseinrichtung Drenske und Böttcher, Horst Die Praxis wurde eingerichtet von der Firma Mett & Org in Glattbergen. Der Empfangsbereich mit seinem konvex- konkav geschwungenen Empfangs - tresen wirkt elegant, beschwingt und strukturiert. Der Rückschrank des Empfangscounters ist gleichzeitig eine indirekte Beleuchtung durch die rechts und links angeordneten Eck - teile aus hinterleuchtetem Lochblech.
harmoniert. Als Blickfang hinter dem Tresen dient ein Aquarium, das von vier Seiten einsehbar ist. Auch die funktional ausgestatteten Be hand - lungs räu me sind mit Liebe zum Detail ausgeführt. Die Praxis Taubenauer & Pappel ist ein sehr gutes Beispiel, wie auch in Zusammenarbeit von Dental- einrichtern, regionalen Hand werkern und einem kreativen Bauherrn eine zeitgemäße und angenehme Praxis- einrichtung realisiert werden kann. Erwähnung „Standardmöbel“ Gemeinschaftspraxis der Kie- ferorthopäden Taubenauer und Pappe, Lörach Die Praxis Taubenauer & Pappe ist ohne die Mitwirkung externer Innenarchitekten oder Praxisein- richter in den öffentlichen Berei- chen entstanden. Die Lieferung der zahnarztspezifischen Einrich- tung kam über Dimenis Dentalde- pot in Stuttgart. Die Innenaus- bauarbeiten wurden von der Firma Heika in Zusammenarbeit und nach Entwurf der Ärzte reali- siert. Der Eingangsbereich, ein durch mehrere Rundungen ak- zentuierter Raum, der von einem hinterleuchteten mit Glasbaustei- nen ausgeführten Empfangs tre - sen dominiert wird. Der Bodenbe- lag in dem „öffentlichen Bereich“ wurde mit einem Massivholzpar- kett ausgeführt, der mit den beim Innenausbau verwendeten Möbeln