FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Wie ein modernes Implantatsystem entsteht Die Mission war, ein Implantatsystem zu entwickeln, das für jeden, der damit arbeitet, intuitiv anzuwenden ist – von Zahnarzthelferinnen bis hin zu Chirurgen, von erfahrenen Anwendern bis hin zu absoluten Anfängern. Die Lösung ist so einfach wie brillant: Man lässt die Anwender einfach an der Entwicklung teilhaben. E in zahnärztliches Implantatsystem besteht aus Hunderten von Komponenten. Es umfasst alles, vom hochentwickel- ten wissenschaftlichen Implantat bis hin zur einfachen Pinzette. Für eine optimale Funktion des Systems müssen alle Teile zusammenwirken. Sie müssen ineinandergreifen wie Zahn- räder und ein reibungsloses und gut funktionierendes Ganzes schaffen. Wenn nur ein Zahnrad falsch konstruiert ist, leidet das gesamte System. Und dies kann zu unnötigen Problemen für das Praxisteam und letztlich für den Patienten führen. Das Ziel: Anwenderfeundlichstes Implantatsystem Per Aringskog, Director Research & Development bei DENTSPLY Implants, und sein Team waren sich des komplexen Zusammen- spiels der Einzelteile wohl bewusst. Ausgangspunkt ihrer Ent- wicklungsarbeit war eines der am gründlichsten dokumentierten Zahnimplantate der Branche. Jahrzehntelange Forschung in so unterschiedlichen Bereichen wie mechanische Belastung und Osseointegration hatten ein Produkt geschaffen, das perfekt funktionierte. Der Knochenverlust lag nahezu bei Null, und das Zahnfleisch schien seine Nachbarschaft offensichtlich zu genie- ßen. Mit diesem Fundament bestand die Mission nun darin, ein Implantatsystem zu schaffen, das in jedem Detail für die Anwen- der intuitiv ist. Zielsetzung war, das neue ASTRA TECH Implant System EV zum anwenderfreundlichsten System auf dem Markt zu machen. Das Team erkannte schon früh, dass es unabhängig davon, wie viel sie nachdachten und testeten, immer eine Diskre- Per Aringskog, Director R&D, und Projektleiterin Agneta Broberg Jansson 12 DENTSPLY IMPLANTS MAGAZIN DEUTSCHLAND 2.2014 panz geben würde zwischen dem, was auf dem Papier und im Labor gut funktionierte, und dem, was für die tägliche Arbeit in der Praxis taugte. In der Realität hatte man es zusätzlich mit unvorher- sehbaren Situationen, Anwendern mit unterschiedlichem Kenntnis- stand und den verschiedensten Bedürfnissen von Patienten zu tun. Die Lösung: Einbeziehung der Anwender Die Lösung lag auf der Hand – man lässt die Anwender an der Entwicklung teilhaben. So erhalten sie ein Produkt, das bei der Einführung bereits getestet und darauf vorbereitet ist, mit Unvorherge- sehenem fertig zu werden. Ein Produkt, das seinen Ursprung dort hat, wo es verwendet wird – in der Praxis. Die Lösung ist nicht einzigartig, aber brillant. Die Methode, die Anwender an der Entwicklungsarbeit teilhaben zu lassen, gibt es in vielen anderen Geschäftsbereichen: In der Software-Welt zum Beispiel wurde lange Zeit mit offenen Quellcodes gearbeitet. Einige Entwickler veröffentlichen ihre Software sogar im Internet. Anwender und andere Interessenten können dann Verbesserungen und Weiterentwicklungen vorschlagen. An früheren Entwicklungsprojekten bei DENTSPLY Implants waren kleinere Schwerpunktgruppen beteiligt. Dieses Mal brachte das Team die Idee jedoch auf eine ganz neue Ebene – es wurde eine Gruppe aus 47 Personen gebildet, die tagtäglich mit Zahnimplantaten arbeiten. Diese Testanwender wurden als „Ambassadors“ bezeichnet. „Die Reaktion auf unsere ersten Kontakte war sehr positiv. Fast jeder, den wir fragten, war begeistert von der Teilnahme“, erzählt Agneta Broberg Jansson, Leiterin des Projekts. Das Ergebnis: Grundlegende Verbesserungen Eine kleinere Gruppe, deren Mitglieder langjährige berufliche Erfahrung mit Zahnimplantaten hatten, wurde zuerst kontaktiert. Per Aringskog und seine Kollegen in der Abteilung Forschung und Entwicklung hatten bis dahin ein System entwickelt. Jetzt war die Zeit gekommen, ihre Anstrengungen im Labor mit der Realität zu konfrontieren. Die Gruppe wurde gebeten, Tests mit dem entwickel- ten System durchzuführen und dann ihre Meinungen dazu jeweils einzeln mitzuteilen. „Der in diesem Stadium gegebene Input trug zu Änderungen an grundlegenden Bestandteilen des Systems bei. Einige Konstruktionen wurden auf eine Art und Weise verbessert, die wir uns nie hätten vorstellen können, wenn wir nicht offen mit unserer Arbeit umgegangen wären“, meint Per Aringskog.