Abb. 2_ Vereinfachte schematische Darstellung typischer sonografischer Befunde der Speicheldrüsen. a) Intraglandulärer Lymphknoten, kleiner als 1 cm, echoarm mit echoreichem Nidus, keine Architekturstörung b) Speichelstein, echoreicher Reflex mit dorsaler Schallauslöschung c) Zyste, echolos, glatt begrenzt mit dorsaler Schallverstärkung d) Chronische Entzündung, inhomo- genes echoreiches Parenchym, häufig schwierige Abgrenzung zur Abb. 2 a c e g b d f h Umgebung e) Zystadenolymphom, glatt und scharf begrenzt, mit soliden und zystischen Anteilen, evtl. laterale bandförmige Schallauslöschungs- phänomene f) Akute Entzündung, vergrößerte Drüse und diffuse Echoarmut des Parenchyms, Abszedierung: zystische Läsion mit Binnenreflexen und mögliche Spiegelbildung, echoreicher Randwall g) Pleomorphes Adenom, glatt und scharf begrenzt, echoarm mit homogener Binnenstruktur und an- gedeutet dorsaler Schallverstärkung h) Maligner Tumor, unscharfe evtl. polyzyklische Begrenzung mit echoarmem, inhomogenem Parenchym, Infiltration in Parenchym oder Umgebung. oder cholinergen Stimulation der Azinuszellen wer- den mehr Proteine bzw. Elektrolyte und Wasser se- zerniert. Bei der Sialadenose beispielsweise führt eine überwiegend adrenerge Stimulation durch eine verlängerte Lagerungsphase der Sekretgranula zu einer Schwellung der Azinuszellen und einer wei- chen, meist indolenten Schwellung der Parotis. Hormonelle Störungen, Erkrankungen des rheuma- tischen Formenkreises, Stoffwechselstörungen, Mangelerkrankungen, z.B. bei Bulämie, können symptomatisch mit Schwellungen der Speicheldrü- sen einhergehen. Auch können aus Autoimmunerkrankungen ma- ligne Erkrankungen entstehen. Das Sjögren-Syn- drom ist eine myoepitheliale Sialadenitis. Histolo- gisch zeigt sich eine interstitielle lymphozytäre Zell- infiltration, eine Parenchymatrophie und myoepi- theliale Zellinseln. Klonale B-Zell-Reaktionen beim Sjögren-Syndrom führen langfristig zu Prälympho- men, B-Zell-Lymphomen und Lymphomen vom MALT-Typ. Dies erklärt sich dadurch, dass das sekre- torische Immunsystem der Speicheldrüsen Teil des Mucosa Associated Lymphatic Tissue ist. In der An- amnese sollte nach Gelenk- und Augenbeschwer- den (Sicca-Syndrom, rheumatoide Arthritis) ge- fragt werden. Auch klinisch benigne Tumoren, z.B. das pleomor- phe Adenom, kann maligne entarten. Das heißt, eine Diagnose muss überprüft werden und letztlich stel- len auch benigne Speicheldrüsentumore eine abso- lute Operationsindikation dar. Die Anamnese gestattet Hinweise zur Wachstum- geschwindigkeit: Allgemein gilt, dass schnelles Wachstum für Malignome und langsames Wachs- tum für benigne Tumoren spricht. Meist wird dabei der Zeitpunkt des ersten Bemerkens bis zur Vorstel- lung beim Arzt zugrunde gelegt. Das gilt für die Tu- moren der Speicheldrüsen nur zum Teil. Lymphome oder Zystadenolymphome können schnell an Größe zunehmen, während Malignome, wie z.B. das ade- noid-zystische Karzinom, eine langsamere Progre- dienz zeigen. Wegen des klinisch trügerischen Ver- Artikelreihe zum Thema „Speicheldrüsen“ haltens dieser Tumoren werden sie im klinischen Sprachgebrauch auch als „Wolf im Schafspelz“ be- zeichnet. Postprandialer Schmerz weist immer auf eine Obstruktion des Gangsystems, meist durch ei- nen Stein oder einen Tumor, hin. Nicht zuletzt sollte bei der Anamnese der Gesichtswinkel immer auf den ganzen Patienten eingestellt werden und nach Gewichtsabnahme, Fieber, Schmerzen, Appetitstö- rungen und Zeichen für andere Organerkrankungen gefahndet werden. 1.2. Klinische Untersuchung Nach der Inspektion ist eine gezielte bimanuelle Pal- pation von außen und enoral wichtig. Vorausset- zung ist eine Entspannung von Halsfaszien, Pla- tysma und SMAS durch Entgegenneigen des Kopfes. Ebenso sollten die Regionen Mundboden und Ton- sillenloge bei Parotistumoren (Eisbergtumoren) palpiert werden. Einzelne Tumoren bieten einen nahezu pathogno- monischen Befund (siehe 4.). Eine Fazialisparese weist auf ein Malignom oder ein Heerford-Syndrom hin. Nach der Anamnese und bi- manuellen Palpation sollte immer eine erste klini- sche Verdachtsdiagnose möglich sein, die dann durch gezielte bildgebende Diagnostik überprüft wird. _2. Bildgebende Diagnostik 2.1. Sonografie Die Sonografie ist wegen ihrer einfachen Anwen- dung, geringen Kosten und guten differenzialdiag- nostischen Ausbeute die Methode der ersten Wahl bei Speicheldrüsentumoren. Die Qualität der Unter- suchung hängt jedoch stark von der Erfahrung des Untersuchers ab. Mit der B-Scan Sonografie kann die Größe und Form der Drüsen, bzw. der intraglandulären Raumforde- rung, ihre scharfe oder unscharfe Begrenzung, ihr Reflexverhalten, z.B. echoreich, echoarm, echoleer, und die Textur der Binnenechos, z.B. homogen oder irregulär, bewertet werden. Aussagen zur Dignität sind dennoch vage und müs- sen bei Malignitätsverdacht durch eine Feinnadel- aspirationszytologie geklärt werden. Diese besitzt eine sehr hohe Spezifität und Sensitivität. Die sono- grafische Beurteilung des tiefen Parotisanteils wird durch den Unterkiefer begrenzt. 2.2. Computertomografie Mit der Computertomografie können Tumoren und Lymphknotenstationen adäquat dargestellt wer- den. Moderne Mehrzeilen-CT-Geräte minimieren durch verkürzte Rotations- und Abtastzeiten pro Schicht die Bewegungsartefakte. Die kurzen Unter- suchungszeiten erlauben es, auch eingeschränkt lagerungsfähige und klaustrophobische Patienten