ZAHNÄRZTLICHE CHIRURGIE Ein Sonderfall ist im Oberkiefer der Sinus- lift, bei dem meist flächig der Kieferhöhlen- boden nach oben verlegt und der entste- hende Hohlraum mit Knochenersatzmaterial gefüllt wird. Hier wird oft zweimal eine Mem- bran verwendet, nämlich als oberer Ab- schluss und als unterer Abschluss des ein - gebrachten Volumens. Weitere Indikation haben wir bei der präpro- thetischen Chirurgie, wenn großräumig der Alveolarkamm verbreitert und erhöht wird, manchmal auch unter Einbeziehung großer Knochenlamellen aus dem Beckenkamm des Patienten, oder bei größeren Wurzelspitzen- entfernungen und Zystektomien sowie bei der Tumorentfernung. wurzel und dem Zahnfleisch, wobei die gewünschte Knochenregeneration um die natürliche Zahnwurzel herum gewünscht ist, also ebenfalls unter der Membran. Zum einen stabilisieren Membranen Ge- webe bzw. Material an einer Stelle, wenn z. B. ein Gemisch aus Knochensplittern oder Knochenersatzmaterial und Blut ver- wendet wird, um eine Alveole oder einen Defekt nach Zystenentfernung auszufül- len oder um ein Implantat ringsherum mit zusätzlichem Knochen zu stabilisieren. So kann diese breiige Mischung aus Knochen- ersatzmaterial und Blutkoagel von der Membran gehalten werden und nicht ver- rutschen. Abb. 4a, b: Defektaufbau mittels Knochenblöcken und Membran abgedeckt. Abb. 4a Abb. 4b Abb. 5a Abb. 5b Abb. 5a, b: Wirkungsweise und Vorteile von Membranen Mithilfe der Membranen sollen möglichst optimale Bedingungen für die Einheilung einer Knochenaugmentation oder für die Re- generation von Knochen geschaffen werden. Die Membranen bilden dabei Grenzen bzw. Schutzwälle zwischen verschiedenen Ge - weben bzw. Materialien. In der Implantatchirurgie werden die Mem- branen in der Regel über das Knochenersatz- material gelegt, welches um das Implantat herum eingebracht wurde. Über der Mem- bran befindet sich dann nur noch das Zahn- fleisch. In der Parodontalchirurgie liegen sie hingegen zwischen der gereinigten Zahn- 12 ZWP spezial 10/2013 apparat sich regenerieren soll. Durch die Membran bekommt der Knochen erst die Chance, Knochenersatzmaterial zu inte- grieren, zu verknöchern oder sich gar aus eigener Kraft zu regenerieren. Auch die notwendige Vaskularisierung kann statt- finden. Gleichzeitig wird der langsam wachsende Knochen bzw. die Verknöcherung des Er- satzmaterials durch die Membranen ge- führt, sodass kein Wachstum in die fal- sche Richtung erfolgt. Ein Defekt soll mög- lichst komplett verschlossen werden, denn ein einseitiges Wachstum über die Ränder hi naus bringt keinen Vorteil. Ein weiterer positiver Effekt von Membra- nen ist die Infektabwehr. Kommt es zu ei - ner Entzündung des oberflächlichen Zahn- fleischs, zu einer Wundheilungsstörung oder gar einer Wunddehiszenz, ist der dar- unterliegende Knochen erheblich geschütz- ter vor den Gefahren einer weitergeleiteten Osteomyelitis. Mitunter liegt die Membran sogar über einige Tage hinweg bloß, bis das Zahnfleisch sekundär wieder zugranuliert ist und dem Implantat darunter passiert, bei guter Mundhygiene, nichts. Natürlich ist die offene Heilung nicht das Ziel, aber mit Membranen hat sie nicht gleich verhee- rende Auswirkungen. Ob Membranen bei Patienten mit bekannten Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus oder Immunschwäche besser nicht verwen- det werden sollten oder ob sie gerade da von Vorteil sind, darüber gehen die Meinungen etwas auseinander. Sicherlich sollte man es bei aller Pflege und allen Kontrol- len nicht bewusst auf eine sekundäre Wundheilung absehen. In der Akutphase haben Membranen zusätzlich einen blutstillenden Effekt, so- dass sie auch bei stark blutenden Menschen (von Hämophilie bis Marcumar) eingesetzt werden. Sie regen die Aggregation von Blut- plättchen an und die Anlagerung körper - eigener Kollagenfibrillen. Faktoren der Ge- rinnungskaskade werden aktiviert, sodass es zu einer schnellen vollwertigen Gerin- nung kommt. Die adhäsiven Eigenschaften im feuchten, blutigen Milieu machen es leicht, die Membran an die betroffenen Stel- len anzulegen. Je nach Art der Membran wird das Material entweder binnen Wo- chen durch enzymatische Prozesse wieder aufgelöst oder es wird so vollständig in die Vertikaler Knochen- aufbau und Abdeckung mittels Membran. Bei der Knochengewin- nung im Oberkiefer mittels Sinuslift besteht z. B. zusätzlich die Gefahr, dass das Knochenersatzmate- rial durch feine unbemerkte Risse in der Schneider’schen Membran in die Kiefer- höhle hineinrutscht, sodass es zu zusätz- lichen Komplikationen kommt. Wird hier eine Membran auf die Schneider’sche Mem- bran von unten oder von vorne aufgelegt, bevor das Knochenersatzmaterial einge- bracht wird, gibt es diese Gefahr nicht mehr. Zum anderen verhindern Membranen das Eindringen von schnell wachsendem Binde- gewebe oder Epithelzellen in die Defekte, in denen eigentlich der langsam wachsende Knochen herangezogen wird und der Halte-