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Die Erfolge zahnärztlicher Prophylaxe haben unseren Berufsstand nicht arbeitslos gemacht, und vor der häufig in den Vordergrund gestellten Implantologie steht immer die Zahn-erhaltung. Stets haben hierbei beide – Patient und Zahn-arzt – ihren Anteil an Erfolg oder Misserfolg. Ziel ist stets die verbesserte Lebensqualität, auch bei der Endodontie...

Politik Statement 6 ZWP 7+8/2014 Die Erfolge zahnärztlicher Prophylaxe haben unseren Be- rufsstand nicht arbeitslos gemacht, und vor der häufig in den Vordergrund gestellten Implantologie steht immer die Zahn- erhaltung. Stets haben hierbei beide – Patient und Zahn- arzt – ihren Anteil an Erfolg oder Misserfolg. Ziel ist stets die verbesserte Lebensqualität, auch bei der Endodontie. „Das Geld liegt unter der Kaufläche“ – dieser beliebte Spruch von Endodontologen beschreibt die Motivation zu zahn- erhaltenden endodontischen Behandlungen nur unzurei- chend. Die Patienten „hängen an ihren Zähnen“ und sind häufig auch bereit, lieber in den Erhalt als in den Ersatz zu investieren. Gut in Erinnerung bleibt mir eine Heilpraktike- rin, die häufig Patienten in unsere Praxis schickte – vergeb- lich – zur „Herdsanierung“, als ihr positiv klingender Aus- druck für eine brutale Gebissverstümmelung durch radikale Extraktion aller wurzelbehandelten (= „giftigen“) Zähne. Als ich ihr dann selbst eines Tages aufgrund akuter pulpitischer Beschwerden mutig die Rettung ihres schmerzenden Zahnes durch eine Wurzelbehandlung anbot, rechnete ich mit hefti- ger Ablehnung, doch in eigener Sache schien ihr das Risiko beherrschbar. Befragungen sollen ergeben haben, dass Wurzelbehandlun- gen zu den Behandlungen zählen, die von den Patienten am meisten gefürchtet werden, vermutlich auch von solchen Patienten, bei denen diese noch nie durchgeführt wurden. Dennoch werden schon allein im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr rund 8 Millionen ebensolche durchgeführt, mit gutem Erfolg, wie selbst der Bericht des sonst kritischen Medizinischen Dienstes der Krankenversi- cherung im Jahr 2013 zugesteht. Ob man die 107 Misserfolge, die den 8 Millionen Behandlungen gegenüberstehen, dann auch gleich unter die Kategorie „Fehler“ subsumieren muss, ist hingegen eine ganz andere Frage. Damit ist man sofort wieder bei einem aktuellen weiteren Thema, dem der Qualität, die durch die Gründung des „Insti- tuts zur Qualitätssicherung und Transparenz im Gesund- heitswesen“ gemessen und verbessert werden soll. Sind die angesprochenen 107 „Fehler“ Behandlungsfehler, die schlichtweg nicht passieren dürfen? Sind es Misserfolge, weil man versucht hat, schwer zu rettende, strategisch wich- tige Zähne doch noch zu retten? Sind es Misserfolge, weil das Wurzelkanalsystem schlichtweg nicht aufzubereiten und korrekt abzufüllen war? Eine Bewertung zahnärztlicher Be- handlungen ohne Kenntnisse des Behandlungsverlaufs aus- schließlich vom Resultat her ist mehr als fahrlässig. Fakt ist, jeder Kollege verantwortet sein Handeln – Erfolg oder Miss- erfolg – seinem Patienten gegenüber selbst und höchstper- sönlich. Jede Einmischung Dritter ist primär erst einmal kri- tisch. Mit jedem neuen Institut kommt auch neue Bürokratie und deren stetiger Kampf um die eigene Daseinsberechtigung hinzu, jeder Euro in Überwachung und Kontrolle fehlt bei der eigentlichen Krankenversorgung. In den letzten Jahren haben uns Forschung und Industrie neue und verbesserte Materialien, Instrumente und Geräte an die Hand gegeben. Viele Gründe haben bislang verhindert, dass diese eine noch schnellere Verbreitung finden. Da ist zum einen die Erfahrung zu nennen, dass großartig beworbene Innovatio- nen sich nach kurzer Zeit als Flop erwiesen haben und schnell im „Goldenen Schrein“ gelandet sind. Da besteht in der heuti- gen Praxis nicht mehr die Möglichkeit, jeden noch so hohen Preis für Innovationen zahlen zu können. Da lassen sich Kos- ten, zumindest im Rahmen der GKV, nicht wirtschaftlich wei- tergeben. Um sich bei diesen Problemen kompetent und vor allem industrieunabhängig beraten zu lassen, bieten die Kam- mern der Kollegenschaft hervorragende Fortbildungen an. Ich bin in ausgewählten Fällen sehr dankbar, Behandlungen an Spezialisten unserer Zunft überweisen zu können. Die en- dodontische Versorgung der Bevölkerung ausschließlich von Spezialisten durchführen zu lassen, ist aber nicht darstell- bar, routinemäßige dreidimensionale Röntgenaufnahmen und OP-Mikroskope in jeder Praxis ebenfalls nicht. Wer diese Forderungen aufstellt, muss ehrlicherweise eine ent- sprechende Vergütung mit einschließen. Nie zuvor hatten unsere Patienten im zahnmedizinischen Bereich mehr Alternativen, ihre eigenen Ansprüche an ihre Lebensqualität erfüllt zu bekommen. Ohne eigene Bemühun- gen, sei es durch finanziellen Einsatz oder auch durch verän- dertes Gesundheitsverhalten, wird das aber nicht möglich sein. Unsere Aufgabe ist es, den Patienten bei ihren Ent- scheidungen verantwortungsvoll und seriös zur Seite zu stehen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dr. Michael Sereny Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen Qualität gibt es nicht zum Nulltarif Nr.6 Statement Dr. Michael Sereny Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen Dr. Michael Sereny Infos zum Autor

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