2 Statements and News DENTAL TRIBUNE Austrian Edition · Nr. 1+2/2015 · 28. Januar 2015 Kehrtwende der Berufspolitik Jürgen Pischel spricht Klartext Infos zum Autor Die sehr viel kommentierte Ge neration Y kommt in den nächsten Jahren in die Praxis. Es sind die Digital Natives der Jahrgänge ab 1980, die als erste Generation mit Internet und digitaler Kommunikation in einem digital bestimmten Leben aufgewachsen sind. Sie werden bis 2020 bereits mehr als ein Viertel der Zahnärzte in Österreich stellen. Mit ihnen wird sich vieles an neuen Herausforderungen in der Gestaltung der Leistungserbringung in der Zahnheilkunde ergeben. Die Signale aus der verfassten Berufsvertretung selbst wer- den aber auch immer deutlicher, dass man sich diesen Forderungen der Generation Y auf einen Paradigmenwechsel in der Standes - organisation stellen, diesen sich positiv öff- nend, voranbringen wird. Die Generation Y gehört mit der erfolg- reich erworbenen Zahnmedizin-Approbation zu den High Potentials ihrer Generation. Nicht allein am Bestehenden nachbessern, son- dern vieles gänzlich neu machen, lautet deren Handlungsprinzip. Gegenüber herkömmlich gewachsenen Institutionen, so auch den ei- genen Körperschaften, zeigen sie sich skep- tisch, sie wirken für sie altmodisch, als Kartell zur Sicherung des Gesterns. Sie setzen auf die „Digitale Praxis“, weil sie daraus geschäft- liche Chancen erkennen, vieles wird organi- satorisch einfacher, was sonst nur Belastung ist, man gewinnt vor allem aber mehr Raum für die medizinische Kompetenz, den Patien- ten und die Qualitätssicherung der Leistung. Für die Generation Y ist die Einzelpraxis der Goldstandard von gestern. Man kann sich auch gut vorstellen, als „Angestellter“ leis- tungsorientiert zu wirken, ohne finanzielle In- vestitionsverantwortung, vor allem in einem Team, partnerschaftlich beteiligt, ein breiteres Patientengut zahnmedizinisch umfassend zu betreuen. Die Mehrbehandlerpraxis, in wel- cher alternativen Praxis-Unternehmensform auch immer, schafft mehr Flexibilität, weniger Verwaltungsbelastung für den einzelnen Zahnarzt und eröffnet die Chance zur Selbst- bestimmung des Leistungseinsatzes. Dies alles kommt vor allem der Entwicklung, dass bald mehr als 50 Prozent aller Zahnärzte Frauen mit anderen, auch vielen privaten An- sprüchen an die Lebens- und Berufsgestal- tung sein werden, sehr entgegen. Die ganz überwiegende Organisation der zahnmedizi- nischen Versorgung in der Einzelkämpfer- praxis ist nicht mehr zeitgemäß, nicht allein aus dem Streben der Generation Y nach mehr Freiheit und Mobilität. Multidisziplinarität ist zunehmend gefordert, um den mündigeren Patienten mit ihren fachlich immer breiter werdenden Anforderungen gerecht werden zu können. Dem Fortschritt der Zahnmedizin folgend kann kein Behandler mehr alle Spe - zialbereiche abdecken. Die Weiterbildung muss sich hin zu anerkannten Spezialisten, zum Fachzahnarzt in einzelnen Disziplinen der Zahnmedizin öffnen. Jeder Zahnarzt soll das Recht zur umfassenden Erbringung des zahnmedizinischen Leistungsspektrums be- halten, aber auch die Chance haben, sich als Fachspezialist öffentlich nach gesicherter Zusatzausbildung auszuzeichnen. Eine völlig andere, liberalere und breitere Auffassung hat die Generation Y auch zum Einsatz der Heilhilfsberufe in der Zahnme - dizin, so voran der Prophylaxeassistentin/ Dentalhygienikerin, als besondere Fachkräfte zur Erbringung umfassender prophylakti- scher Leistungen in Delegation von Verant- wortung. Dies auch auf entsprechend ge - sicherter Ausbildungsgrundlage bis hin zur Bachelor-DH, als Fundament eines wirt- schaftlich eigenen Praxis-Ertragszentrums. Spannend ist auch die geringe Bin- dungsneigung der Generation Y an die klassi- schen „Betreuungsstrukturen“ der Zahnarzt- praxen aus Dentalindustrie und -handel her- aus, bis hin zur scharf kritisierten Industrie - abhängigkeit einzelner Fachgesellschaften. Bleibt nicht zuletzt der Wunsch der Genera - tion Y, dem stringenten, leistungsvernichten- den Honorar- und Zulassungssystem zu ent- rinnen durch eine Neudefinition von Festzu- schuss-Kategorien in der Zahnmedizin hin zu frei mit den Patienten vereinbarten Therapien. Viel zu tun, viel zu überlegen, den Wünschen aus der Generation Y gerecht zu werden, die Zukunft für die neue Zahnheilkunde zu öffnen, toi, toi, toi, Ihr J. Pischel IMPRESSUM Verlag OEMUS MEDIA AG,Holbeinstr. 29 04229 Leipzig, Deutschland Tel.: +49 341 48474-0 Fax: +49 341 48474-290 kontakt@oemus-media.de www.oemus.com Verleger Torsten R. Oemus Verlagsleitung Ingolf Döbbecke Dipl.-Päd. Jürgen Isbaner Dipl.-Betriebsw. Lutz V. Hiller Chefredaktion Dipl.-Päd. 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Druckerei Dierichs Druck+Media GmbH, Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel, Deutschland Verlags- und Urheberrecht Dental Tribune Austrian Edition ist ein eigenständiges redaktionelles Publikationsorgan der OEMUS MEDIA AG. Die Zeitschrift und die enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt besonders für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Nachdruck, auch aus- zugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Bei Einsendungen an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt, sofern nichts anderes vermerkt ist. Mit Einsendung des Manuskriptes geht das Recht zur Veröffentlichung als auch die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nach- druckrechten in deutscher oder fremder Sprache, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken zur Herstellung von Sonderdrucken und Fotokopien an den Verlag über. Für un verlangt eingesandte Bücher und Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden. Mit anderen als den redaktionseigenen Signa oder mit Verfassernamen ge- kennzeichnete Beiträge geben die Auffassung der Verfasser wieder, welche der Meinung der Redaktion nicht zu entsprechen braucht. Der Autor des Beitrages trägt die Verantwortung. Gekennzeichnete Sonderteile und Anzei- gen befinden sich außerhalb der Verantwortung der Redaktion. Für Verbands-, Unternehmens- und Marktinforma- tionen kann keine Gewähr übernommen werden. Eine Haftung für Folgen aus unrichtigen oder fehlerhaften Dar- stellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen. Gerichtsstand ist Leipzig, Deutschland. Doktorarbeit abgeschrieben? Plagiate unter Zahnmedizinern weitverbreitet. dern Mittel zum Zweck. Ist der Titel in der Tasche, läuft es in der eigenen Praxis optimal weiter. Die Daten von VroniPlag bestätigen das: Die einge- stellten Arbeiten stammen weitestge- hend aus der Human- und Zahnme- dizin. Die Plattform zeigt den geprüf- ten Stand der Doktor arbeit. Einzelne Seiten sind farblich auf die Menge der abgeschriebenen Textstellen hinge- hend markiert. Die hervorgehobenen Stellen kann man nachprüfen. Sie werden der eigentlichen Textquelle gegenübergestellt. Teilweise wurden bei den eingereichten zahnmedizini- schen Promotionen nahezu identi- sche Arbeiten abgegeben. Neue wis- senschaftliche Standards und korrek- tes wissenschaftliches Arbeiten könn- ten Plagiatsfälle ein grenzen. DT Quelle: ZWP online BERLIN – Das Berliner Projekt Vroni- Plag Wiki stellt potenziell gefälschte Doktorarbeiten online. Bei Medizi- nern und Zahnärzten ist ein Trend zur Fälschung zu verzeichnen. Jeder Arzt weiß: Ein Titel klingt allgemein nach bes serer Qualifikation. Daher schrei- ben 50 Prozent der Zahnärzte eine Promotion. Diese ist oftmals nicht das Ergebnis jahrelanger Forschung, son- Erste MKG-Professorin berufen Medizinische Universität Graz wird zum kommunikativen Innovationszentrum. GRAZ – Univ.-Prof. DDr. Katja Christine Schwenzer-Zimmerer tritt als erste Frau im deutschsprachigen Raum eine Universitätsprofessur in der MKG-Chirurgie an. Bis zu ihrer Berufung an die Med Uni Graz war sie am Uni versitätsspital Basel als lei- tende Oberärztin sowie Stellvertre - terin des Klinikvorstandes tätig. Außerdem baute sie das interdiszipli- näre Zentrum für Lippen-Kiefer- Gaumen-Spalten und kraniofaziale Fehlbildungen am Universitätsspital Basel auf, leitete dieses und entwi- ckelte das weltweit inno vative Kon- zept des einzeitigen Spaltverschlusses bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten im frühen Säuglingsalter weiter. In ihrer Forschungsarbeit setzt die Wis- senschafterin zentrale Schwerpunkte, u. a. publiziert sie zu 3-D-Verfahren und Modellierung sowie computer- unterstützter Chirurgie. In Zukunft wird auch in Graz ein Forschungsschwerpunkt auf mo- dernen interdisziplinären Hightech- verfahren an den Schnittstellen zwi- schen technischen Wissenschaften und klinischer Anwendung liegen. Katja Christine Schwenzer-Zimmerer plant, die Zukunft der Grazer MKG- Chirurgie in Anknüpfung an die be- deutenden Leistungen der Vergan- genheit in ein fruchtbares und kom- munikatives Innovationszentrum zu führen. Das bedeutet, dass sich die Med Uni Graz auf dem Gebiet der kraniomaxillofazialen Chirurgie als international führendes, global ver- netztes Zentrum weiter etablieren wird. DT Quelle: Med Uni Graz ÁFortsetzung von Seite 1 „Zahnspange“ bekommt dann wie bei den bishe - rigen Kassenleistungen 80 Prozent des Kassenhonorars refundiert. Das Honorar für die dreijährige Behandlung beträgt 4.768 Euro. Es soll in drei Jahresteilbeträgen zu 45, 25 und 30 Prozent ausbezahlt werden. Nachdem vom Staat ein Fixbetrag von 80 Millionen Euro pro Jahr für die Gratis-Zahnspange ausbezahlt wird, wird ab 1. Jänner 2017 das Honorar in einem Bereich zwischen 5.135 und 3.668 Euro gemäß der Gesamtanzahl der österreichischen Behandlungs- fälle angepasst. Bei der Gratis-Zahnspange han- delt es sich um eine Behandlung mit Metallbrackets, Bändern, Bogenfolgen und Gummizügen. Erfolgt eine Be- handlung mit Keramikbrackets, Lin- gualtechnik, Aligner etc., so ist diese in ihrer Gesamtheit eine reine Privat- leistung und fällt nicht in das Gratis- Zahnspangen-System. Neu ist, dass der Zahnarzt einzelne Schritte an die zahnärztliche Assistentin delegieren kann. Eine interzeptive Behandlung kann als abnehmbare kieferorthopä- dische Behandlung ohne Selbstbehalt des Patienten abgerechnet werden. Diese Behandlung ist für alle Kassen- zahnärzte (derzeitiger Kassenvertrag und neuer Gratis-Zahnspangen-Ver- trag) möglich. DT ÁFortsetzung von Seite 1 „OECD“ Ausgaben für Zahnarztpraxen an al- len laufenden Gesundheitsausgaben lag Österreich mit 4,9 Prozent im un- teren Mittelfeld, weit hinter Schwe- den (6,7 Prozent) als führendes Land und Deutschland (6,4 Prozent), der Anteil gegenüber 2000 ist deutlich um 0,5 Prozentpunkte gesunken. In der Zahnmedizin ist der Trend in den EU-Staaten, der Schweiz und den USA zu Selbst- und Zuzah - lungen weit fortgeschritten. In zehn von zwölf Ländern wurden mehr als 50 Prozent der in Zahnarztpraxen erbrachten Leistungen privat finan- ziert, in Griechenland, Spanien und den Vereinigten Staaten sogar über 90 Prozent. Österreich weist 2013 mit 52 Prozent einen mittleren privaten Finanzierungsanteil unter den be- trachteten Ländern aus. Deutschland hat mit 36,5 Prozent den geringsten privaten Finanzierungsanteil in der Zahnmedizin. Nach den OECD Sur- vey of Health Systems Characteristics wird für Österreich bei zahnärzt- lichen Leistungen allgemein eine volle Übernahme und bei protheti- schen Leistungen ein Anteil von 51–75 Prozent angegeben. Es fällt auf, dass in der Mehrheit der betrachteten Länder für zahn- ärztliche Leistungen und insbeson- dere für Prothetik ein höherer Anteil der Kosten privat (PKV oder Zuzah- lung) übernommen werden muss, als für andere ambulante und statio- näre Leistungen. DT Editorische Notiz (Schreibweise männlich/weiblich) Wir bitten um Verständnis, dass – aus Gründen der Lesbarkeit – auf eine durchgängige Nennung der männlichen und weiblichen Bezeichnungen verzichtet wurde. Selbstverständlich beziehen sich alle Texte in gleicher Weise auf Männer und Frauen.