4 Congress DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 12/2010 · 10. Dezember 2010 Laser Kongress 2010 – vom „Freak“ zur Evidenz Fazit des SGOLA-Kongresses 50 Jahre Laser: Der Laser ist in der Zahnmedizin angekommen. Ein Bericht von Dr. med. dent. Bendicht Scheidegger. Dr. Luzius Rohde und Dr. Oliver Centrella, der am Nachmittag moderierte . SGOLA Präsident Dr. Michel Vock mit DT-Autor Dr. Bendicht Scheidegger. Besucher Dr. Chantal Riva und Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Hermann F. Sailer. Jubiläumskongress „50 Jahre La- ser“ der SGOLA, Schweizerische SSO-Fachgesellschaft für orale La- serapplikationen, mit über 150 Teil- nehmern und internationalen Re- ferenten am 26. und 27.11.2010 im Hotel Marriott in Zürich. Grundlagen der Lasertheorie und -anwendung Am ersten Tag standen Work - shops für Laseranwendung in Chir- urgie, Parodontologie, Endodontie und Kavitätenpräparation sowie die Ausbildung zum „Sachverstän- digen für Laserschutz SGOLA“ auf dem Programm. Der Laserschutzbeauftragte ist verantwortlich für die Einhaltung der Laserschutzrichtlinien in der Praxis, welche von SUVAPro vor- gegeben sind. 25 Teilnehmer haben sich entschlossen, ohne staatlichen Zwang vertieft in die Materie ein- zusteigen. In der Schweiz braucht es zum Betrieb eines Lasers keine spezielle Bewilligung, wie dies z.B. in Deutschland der Fall ist. Trotz- dem lohnt es sich, die Wirkungs- mechanismen des Lasers zu verste- hen. So sind die Eigenschaften des in der Natur nicht vorkommenden kohärenten Lichts einerseits span- nend und andererseits erforderlich zur adäquaten Wahl der Parameter. Um die gewünschte Wirkung auch im Ziel und nicht daneben zu ent- falten muss bekannt sein, mit wel- chem Kaliber (Wellenlänge) auf was (welches Gewebe) geschossen wird, um Kollateralschäden zu ver- meiden. Der erste Teil des Kurses, geleitet von Dr. Jörg Meister, Physiker am Universitätsklinikum TH Aachen, widmete sich der Laserphysik. Das Werk des „Berners“ Albert Einstein über Absorptions- und Emissions- mechanismen ebnete T. H. Mai- mann den Weg zum ersten Rubinla- ser 1960. In nur vier Jahren wurden mit Ausnahme des Er:YAG-Lasers (1975) alle bis dato zahnmedizi- nisch relevanten Lasertypen entwi- ckelt. Die Eigenschaft des Lichts als elektromagnetische Transversal- welle lässt es mit den drei typischen Komponenten eines Lasers zu, Licht einer einzigen Wellenlänge so zu produzieren, dass die Lichtwel- len in Phase schwingen, also alle gleichzeitig ihr Phasenmaximum und -minimum erreichen, was mit „Kohärenz“ bezeichnet wird. Diese Komponenten sind: 1. Pumpquelle, zum Beispiel Gas- entladung oder elektrische Entla- dung; 2. Laseraktives Medium, zum Bei- spiel Gase, Flüssigkeiten, Festkör- per, Halbleiter (Dioden); 3. Optischer Resonator (Spiegel). Mit kohärentem Licht kann auf eine bestimmte Struktur ganz ge- zielt hohe Energie übertragen wer- den, was die Wirkung des Lasers (Light Amplification by Stimulated Emission) ausmacht. Nebst der Er- schliessung neuer Wellenlängen (also neuen laseraktiven Medien) wurde durch die Erhöhung der Pulsfrequenz und die Verkürzung der Pulslängen bis in den Femto - sekundenbereich das Spektrum der Laserverwendung erweitert. (Eine Femtosekunde entspricht 10–15 Sekunden, man stelle sich vor: in dieser Zeit hat das Licht den Durch- messer eines Haares durchquert.) Da Laserlicht nur eine Wellen- länge enthält, wirkt dieses sehr indi- viduell auf unterschiedliche Mole- küle. So wird für die Bearbeitung von Zahnhartsubstanz eine andere Wellenlänge gefordert als für Weichteilchirurgie oder Taschen- bzw. Wurzelkanaldesinfektion, da die Absorptionsmaxima, d.h. die beste Energieaufnahme, der ver- schiedenen Stoffe (Moleküle) bei unterschiedlichen Wellenlängen liegen. Diese stoffspezifischen Ab- sorptionswerte können für unter- schiedliche Wellenlängen um den Faktor 100 bis 1’000 variieren, was einerseits die Erkenntnis nach sich zieht, dass es den Universallaser nicht geben kann, sondern jeder La- ser (jede Wellenlänge) für die eine Anwendung eher geeignet ist als für die andere. Die zweite Erkenntnis daraus ist, dass die Veränderung der Parameter auf dem Laser nur im Wissen auf die zu erwartende Wir- kung durchgeführt werden sollte. Um die Wirkung und Nebenwir- kung zu verstehen, ist die Grösse der Eindringtiefe relevant. Die Ein- dringtiefe ist erreicht, wenn nur noch ca. 1/3 der applizierten Strah- lung vorhanden ist. Je grösser die Absorption eines Gewebes, umso kleiner ist die Eindringtiefe und umgekehrt. Die Absorption von Wasser ist für die Wellenlänge eines ÁFortsetzung von Seite 3 chendicke von 1,8 mm bukkal be- stehen muss, weil hier am ausge- prägtesten Knochen resorbiert wird. Die biologische Breite am Implantat beziffert er auf 3,1 bis 3,6 mm. Bei Sofortimplantaten wirkt sich das Remodelling um- fangreicher im Vergleich zu ausge- heiltem Knochen aus. Selbstver- ständlich kommen auch indivi- duelle Faktoren (Gingivatyp, Mundhygiene, etc.) zum Tragen. Bewährte Therapien aus der Praxis Bei diesen Aussichten gut, dass Prof. Reiner Mengel, DE-Marburg, über den Einsatz von antimikro- biellen Substanzen gegen Periim- plantitis berichtete: Leider führen Antiseptika aber zu keiner signifi- kanten Verbesserung, lokale und systemisch verabreichte Antibio- tika hingegen schon. Mengel selbst verabreicht Augmentin, da eiterbil- dende Staphylokokken bei der Peri- implantitis im Vergleich zur Paro- dontitis eine grössere Rolle spielen. Eine Dekontamination der Im- plantatoberfläche verspricht selten Erfolg. So konnte Prof. Jürgen Becker, DE-Düsseldorf, nahtlos mit der chirurgischen und nichtchirurgi- schen Therapie anschliessen: Falls eine nichtchirurgische Therapie (mechanische Dekontamination, CHX, Reevaluation) fehlschlägt, rät er zur Kombination Er:YAG- Laser zur Dekontamination, Im- plantatplastik (Romeo 2005) und GBR. Vertikale Defekte sind aber nicht augmentierbar, und ab einem Knochenverlust am Implantat von zwei Dritteln empfiehlt er Explan- tation. Ausblick Damit endete der diesjährige Jahreskongress der SGI. Die früher euphorische Stimmung hat sich merklich zu mehr Nachdenklich- keit relativiert. Aus der modernen Zahnmedizin wegzudenken ist das Implantat dennoch nicht. Aber es wird immer klarer, wie wichtig die gewissenhafte Planung jedes indi- viduellen Falles ist, wie auch dessen Nachsorge und die Individualpro- phylaxe. DT CO2-Lasers etwa 1’000 Mal höher als für die Wellenlänge eines Dio- denlasers. Somit ist die Eindring- tiefe von Letzterem um den Faktor 1’000 höher. Das Verständnis dieser Grund- lagen machen nun Veränderungen zum Beispiel der Frequenz oder der Pulslänge gezielt möglich, im Wis- sen der Veränderung von Wirkung und Nebenwirkung. SUVAPro erstellt die Richtli- nien für den Gefährdungsgrad und Schutzvorkehrungen im Umgang mit Laser. Therapielaser sind in der höchsten Klasse angesiedelt und so- mit sind Laserschutzbrillen für alle bei der Behandlung beteiligten Per- sonen (Patient, Assistenz und Arzt) ein Conditio sine qua non. Zum Schluss des Kurses wurden die erar- beiteten Lerninhalte in einem Mul- tiple Choice Test überprüft. Photodynamische Therapie PDT Prof. Dr. Werner Kempf, Zürich. Den Auftakt des Hauptkongres- ses gestaltete Prof. Dr. Werner Kempf, Zürich, über die Photody- namische Therapie (PDT) der Haut. Grundlage der PDT bildet ein floureszierender Stoff, welcher durch die aufgenommene Energie der Lichteinstrahlung Singulett- sauerstoff bildet, welcher zytoto- xisch wirkt und die den fluoreszie- renden Stoff aufnehmenden Zellen zerstört. Durch Anreicherung des fluoreszierenden Stoffes in Tumor- gewebe kann dieses nun in 1–2 mm Tiefe gezielt zerstört werden, was die PDT auf oberflächliche Tumore beschränkt. Die Häufigkeit von ak- tinischer Keratose (in der Alters- gruppe > 50 Jahre beträgt 1:4) und Basalzellkarzinomen (1:7) macht die PDT zu einer attraktiven Thera- pieform, umso mehr, dass sie ohne grosse Nebenwirkungen ist (keine Mutagenität wie zum Beispiel bei der Radiotherapie) und beliebig oft wiederholt werden kann. Als positi- ver Nebeneffekt konnte eine Falten- glättung und Reduktion von Alters- flecken beobachtet werden, was eine kosmetische Anwendung in Zukunft attraktiv machen könnte. Kommunikation der Bakterien im Biofilm Dr. Freimut Vitzethum, DE-Schwetzingen. Dr. Freimut Vizethum, DE- Schwetzingen, erläuterte in einem unterhaltsamen Vortrag die Kom- munikation von Bakterien im Bio- film untereinander, wobei die Bak- terien nicht nur innerhalb, sondern auch speziesübergreifend über Sig- nalmoleküle kommunizieren kön- nen. Dazu ist jedoch eine Grund- konzentration von Bakterien not- wendig. Sowohl ihre Mobilität als auch ihre Virulenz werden vom Ver- band gesteuert, was einen interes- santen Therapieansatzpunkt bie- tet. Da eine totale Elimination von Keimen nie möglich ist, kann die Reduktion der Virulenz als Thera- pieziel gesehen werden. Die For- schung ist bestrebt, einerseits nicht- pathogene Bakterien zu finden, welche die pathogenen verdrängen, und andererseits diejenigen Signal- moleküle blockieren, welche die Vi- rulenz der Bakterien hervorrufen. Die PDT kann die Konzentration des Bakterienverbands empfind- lich reduzieren, sodass die Kommu- nikation im Biofilm gestört wird. Laserbasierte Diagnostik in Ka- riologie und Parodontologie war das Thema von PD Dr. Andreas Braun, Universität Bonn. Während die Floureszenzmessung in der Ka- riologie mehr Interpretationsspiel- raum bietet, ist sie in der Parodon- tologie zur Detektierung von Kon- krementen sehr zuverlässig. Geräte mit einer Rückkopplung-Diagnos- tik-Therapie (z.B. Key Laser III)