DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 10/2011 · 7. Oktober 2011 Paro and Prothetics Special 11 Minimalinvasive Parodontitis-Therapie für die Privatpraxis Prof. Andrea Mombelli, Universität Genf, präsentierte am 15. Juni 2011 auf Einladung der fortbildung ROSENBERG sein evidenzbasiertes Therapie-Konzept. Dr. med. dent. Lothar Frank, Rapperswil berichtet. Mit einem Rückblick bis in die 1970er - Jahre, seiner Meinung der „Zahn- steinzeit“, zeigte Prof. Mombelli die frühere Vorgehensweise bei der The- rapie der Parodontitiden auf: Es galt das Prinzip, dass die bakterielle Pla- que und daraus resultierender Zahn- stein für die Pathogenese verantwort- lich sind. Nach erfolgter Zahnreini- gung, Scaling und Root Planing soll- ten die Patienten genesen. In den meisten Fällen traf dies auch zu und mit sorgfältiger Mundhygiene liess sich die Krankheit auch dauerhaft be- herrschen. wertvoll erachteten Studien: (eigene, Flemming 1998, Rooney 2002, Her- rera 2002, Halfaje 2003) zeigte Mom- belli auf, weshalb Antibiotika in der PAR-Therapie unterstützend wirken und wie er sie anwendet. In Anleh- nung an das Prinzip „Full mouth des- infection“ wird ein Scaling und Root Planing mit begleitender Antibiose innerhalb von 48 (eigentlich 24) Stunden vorgenommen. Nach 6 Mo- naten (früher 3 Monaten) folgt die Evaluation. Hat die Therapie keinen stabilen Erfolg, so wird mittels chir- urgischer Vorgehensweise fortgefah- chung ist nach seiner Meinung Vor- rang zu geben im Vergleich zur länge- ren und niedriger dosierten Gabe. Lokal anwendbare Antibiotika gelten nicht mehr als Medizinalpro- dukte, sondern zählen zu den Medi- kamenten. Sie sind weitgehend vom Markt verschwunden, da sie einem aufwendigen und teuren Zulassungs- procedere unterliegen. Somit sind sie für die Pharmaindustrie nicht mehr rentabel. In der Chirurgischen Therapie sieht Mombelli die Tage der (modifi- zierten) Widmann-Lappen als ge- Die Fortbildung im Au Premier in Zürich zur Parondontitistherapie mit Prof. A. Mombelli ist immer gut besucht. Dr. Nils Leuzinger, fbrb konnte viele Berufskollegen begrüssen. ren. Prof. Mombelli betont, dass die Antibiotika gleich zu Beginn gegeben werden, nicht erst bei Behandlungs- misserfolg. Er gibt 500 mg Metroni- dazol und 375 mg Amoxicillin drei Mal täglich für 7 Tage. Diese Kombi- nation ist die am besten untersuchte Antibiotikatherapie, zu der keine Al- ternative bekannt ist. Einer eher kur- zen und höher dosierten Verabrei- zählt und versucht – wie sein Konzept es schon sagt – minimalinvasiv zu operieren. Das heisst, kleine Lappen mobilisieren, wenn möglich gar nur eine Seite aufklappen, nicht immer die ganze Wurzel freilegen und rege- nerative Therapien bei lokalisierter Erkrankung mittels GTR. Mombelli konzentriert sich auf den individuel- len Patientenfall und jeden einzelnen Zahn des Patienten. Er gibt der Ein- zelzahnversorgung, wenn möglich, den Vorzug vor Prothesen, da die Klammern von Prothesen die vor- handenen Zähne eher überlasten. Natürlich musste Mombelli auch ein paar Worte zur Periimplantitis sa- gen. Diese, so die schmunzelnde Ein- leitung, sei „die Strafe Gottes für das Implantieren“. Im Ernst sieht er aller- dings eine immer häufiger auftre- tende Erkrankung, die nicht alle Zei- chen der Entzündung zeigt. So ent- steht für den Zahnarzt oft eine sehr unangenehme Situation, da er dem Patienten eine Hiobsbotschaft über- bringen muss. Obwohl dieser keine Beschwerden hat und das Implantat immer noch fest ist, selbst wenn es bis zur letzten Windung der Schraube freiliegt. Diffenzialdiagnostisch ist für Mombelli wichtig: Periimplanti- tis von Implantationsfehlern zu unterscheiden. Therapiert wird ana- log der Parodontitis: mechanisch be- handeln und antibiotisch unterstüt- zen (Retentionsstellen glätten, Bio- film entfernen). Interessant die Anmerkungen zum „berühmten Actinobacillus acti- nomycetemcomitans“, der neuerdings als Aggregatibacter actinomycetemco- mitans bezeichnet wird. Der aus Nord- und Westafrika eingeschleppte Keim nimmt eine Sonderrolle ein. Seine zahlreichen Subtypen sind unterschiedlich virulent und patho- gen, teils leukozytentoxisch, fakulta- tiv anaerob und verantwortlich für aggressive Parodonthopathien. Eine ähnlich herausragende Rolle in der PAR spielt Porphyromonas gingivalis, ebenfalls stärker pathogen als andere Keime der oralen Mischflora. Mit dem Nachweis solcher Übeltäter ist denn auch wiederum einleuchtend, dass nicht allein mechanisch das Heil gesucht werden kann, sondern auch antibiotisch gezielt gegen die Ursache Prof. Andrea Mombelli, SMD Genf vorgegangen werden muss. Mit der Denkweise einer Infektionskrank- heit und Leitfäden wie Mombellis Konzept, lässt es sich für den Zahn- arzt etwas besser ertragen, den Kampf gegen die eigentlich noch immer weitgehend unbekannten Parodonti- tiden zu kämpfen. Begriffe wie Desin- fektion, Wiederbesiedelung, Recall, konsequente Mundhygiene sollten auch den Patienten vermittelt wer- den. Prof. Mombelli zeigte im Laufe seines Vortrages beeindruckende Bil- der eigener Beispiele. Schon während seiner Einleitung warnte er davor, zu behandeln, wo es möglich ist, anstatt die möglichst richtige Behandlung zu verwirklichen. DT fortbildung ROSENBERG CH-8808 Pfäffikon Tel.: 055 415 30 58 Fax: 055 415 30 54 info@fbrb.ch www.fbrb.ch Prof. Dr. Andrea Mombelli andrea.mombelli@unige.ch Die Tatsache hingegen, dass es auch Parodontopathien ohne Zahn- stein gibt, liess den Schluss zu, dass es noch andere kausale Zusammen- hänge geben muss. Neben Zahnstein und Okklusaltraumen sind heute auch bakterielle Ursachen bekannt. Diese belegen das Grundverständnis der Parodontitis als Infektionskrank- heit und legen auch den Schluss nahe, dass nicht nur rein mechanisch, son- dern auch antibakteriell behandelt werden sollte. Mombelli erklärte, dass folglich eine Diagnose der Krankheit auch spezifischen Keim nachweisen sollte. Denn nur so kann der Erreger eradiziert und mittels Prophylaxe eine Neubesiedelung der Taschen vermieden werden, was hilft Rezidive zu verhindern. Bei der Begutachtung von Stu- dien bedient Mombelli sich stets der „Backward deprise logistic regres- sion“; Er schliesst logisch die Ein- flussfaktoren der entsprechenden Studiendesigns aus und entscheidet damit, ob er die Studie für sich als ver- wertbar erachtet. Anhand der als Interessante Kurse mit fortbildung ROSENBERG Für Sie ausgewählte Seminare im Winter 2011/2012 Digitale Zahnmedizin – Diagnostik, Planung und Umsetzung „Minimalinvasive Zahnmedizin“ Kongress – Prof. Svante Twetman, Kopenhagen (DK) Neue Gruppe – Jahrestagung 2011 Termin – Vorkongress: Donnerstag, 27. Oktober 2011 – Hauptkongress: Freitag/Samstag, 28./29. Oktober 2011 Ort: Zürich, Hotel Marriott Referenten: – Prof. Dr. Pascal Magne (USA) – PD Dr. Ronald Jung – Dr. Stefan Paul – Dr. Fank Paqué – Prof. Albert Mehl – Prof. Christos Katsaros – Dr. Dirk Schulze – Dr. Pascal Marquardt – Dr. Irena Sailer – Prof. Daniel Edelhoff Möglichkeiten und Grenzen – kann weniger manchmal mehr sein? Im Rahmen dieses Kongresses werden namhafte Referenten aus verschiedenen Universitäten und Ländern den Begriff der minimalinvasiven Zahnmedizin aus ver- schiedenen Blickwinkeln betrachten und entsprechende Techniken sowie Thera- pien aufzeigen, die Ihnen in der täglichen Praxis helfen, den Gedanken der minimal - invasiven Zahnmedizin weiterhin erfolg- reich in die Tat umzusetzen. Termin: Samstag, 19. November 2011 Ort: Zürich, Hotel Marriott Referenten: – Prof. Thomas Attin, Zürich – Dr. Thomas Imfeld, Zürich – PD Wolfgang Buchalla, Zürich – Prof. Bernd Haller, Ulm (DE) –Prof. Roland Frankenberger, Marburg (DE) – Prof. Roland Weiger, Basel – PD Dr. Matthias Zehnder, Zürich – Prof. Marco Ferrari, Siena (IT) – PD Dr. Patrick Schmidlin, Zürich – Dr. Clemens Walter, Basel – PD Dr. Mutlu Özcan, Zürich – Prof. Urs Brägger, Bern „Die rot-weisse Ästhetik“ Praxisnahe Lösung komplexer ästhetischer Fälle tigs ten Bausteine systematisch zu einem Konzept zusammengebracht werden. Es werden Fälle und Methoden vorge- stellt, die Sie in Ihrer täglichen Praxis ab morgen schon umsetzen können. Termin: Samstag, 28. Januar 2012, 9.00 bis 17.00 Uhr Ort: Au Premier, Zürich Referenten: – Dr. Marcus Striegel – Dr. Thomas Schwenk Informationen und Anmeldungen: Schwerpunkt: minimalinvasive Kronenverlängerung Dieser Kurs handelt nicht nur einen As- pekt der Roten-Ästhetik ab, sondern zeigt eine Vorgehensweise, bei der die wich - www.fbrb.ch fortbildung ROSENBERG MediAccess AG Hofstrasse 10 Postfach 8808 Pfäffikon