18 Continuing Education DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 11/2011 · 11. November 2011 „Science and Simplicity“ – Wissenschaft und Einfachheit Erfolgreiche 2. Neoss Link Team Days am 30. September und 1. Oktober 2011 in Stresa. Dr. med. dent. Silvio Schütz, Basel (UZM Basel) berichtet. Rund 400 Teilnehmer aus der ganzen Welt kamen ins Hotel Regina Palace am Lago Maggiore, wo während zwei Tagen Neuheiten und Forschungsre- sultate des Neoss Implantatsystems präsentiert und diskutiert wurden. Den Aufenthalt der 19 Schweizer Teilnehmer organisierte die Flexident AG, die Vertretung des Neoss Implan- tatsystems in der Schweiz und Liech- tenstein. Geschäftsführer Felix Zum- stein präsentierte der Schweizer Dele- gation bereits vor Kongressbeginn die neuesten Produkte von Neoss, wie zum Beispiel das neue, übersicht- lichere Chirurgietray, welches fortan das komplette Instrumentarium ent- hält, sowie die neuen Zirkon-Abut- ments aus der Esthetiline. Dr. Thomas Zumstein, Oralchirurg aus Luzern, stellte anschliessend die Resultate sei- ner beiden Studien vor: Zum einen die retrospektive Studie der Neoss Im- plantate mit der Bimodal Oberfläche, welche die Über lebensrate dieser Im- plantate über fünf Jahre mit und ohne GBR untersucht hatte. Die Überle- bensrate von Implantaten ohne Kno- chenaugmentation betrug 98,2 %, diejenige mit GBR 93,5 %. Der Kno- chenverlust periimplantär war mit 0,4 mm nach fünf Jahren bei beiden Vorgehensweisen gleich gering. Die zweite Studie befass te sich mit den neuen ProActive Neoss Implantaten. Dank der superhydrophilen Oberflä- che zeigen diese Implantate deutlich bessere Resultate vor allem im Zu- sammenhang mit Knochenaugmen- tationen (vgl. Abb. 1). Fredrik Eng- man, Chief Technical Officer und Gründungsmitglied von Neoss, nahm zum Schluss Anregungen und Verbesserungsvorschläge auf. Übersichtliches und hochwertiges Implantatsystem Der eigentliche Kongress wurde von Prof. Dr. Neil Meredith, Director of Research und Gründungsmitglied von Neoss, mit der Präsentation der Firmenphilosophie eröffnet. Das vor elf Jahren gegründete Unternehmen legt grossen Wert auf eine übersichtli- che, schlanke Produktepalette. Die unterschiedlich breiten Implantate weisen alle denselben Schulterdurch- messer auf, was eine deutliche Reduk- tion der prothetischen Teile im Ver- gleich zu anderen Implantatsystemen ermöglicht. Prof. Dr. Lothar Pröbster, Privatzahnarzt in Wiesbaden, und Dr. George Dimitroulis, Kieferchirurg in Melbourne, bestätigten in ihren Refe- raten die übersichtlichen, kompakten Instrumentensets und die hohe Qua- lität der Neoss Implantate bei gleich- zeitig vorteilhaftem Preis. Dies wird nebst guter Vermarktung und Ent- wicklung in Zukunft für ein erfolgrei- ches Implantatunternehmen ent- scheidend sein. Der Preis eines Im- plantates sollte aber nicht auf Kosten der Qualität gering gehalten werden. Prof. Dr. Mauro Labanca, Oralchirurg aus Mailand, empfahl deshalb, ein be- währtes System zu wählen, bei dem man sicher ist, dass für Reparaturen Neoss Bimodal Implantate Neoss ProActive Implantate kumulierte Erfolgsrate Einheilphase vor Belastung 98,90 % 100 % gesamt 1 Jahr nach Belastung 95,60 % 99,12 % kumulierte Erfolgsrate Einheilphase vor Belastung 100 % Gruppe ohne GBR 1 Jahr nach Belastung 98,20 % kumulierte Erfolgsrate Einheilphase vor Belastung 98,40 % 100 % 100 % 100 % Gruppe mit GBR 1 Jahr nach Belastung 94,40 % 98,46 % Abb.1: Vergleich der kumulierten Erfolgsraten von Neoss Implantaten mit der Bimodal-Oberfläche (Zumstein & Billström 2008) und der ProActive Oberfläche (Zumstein et al.), Publication accepted. (cid:31)Fortsetzung von Seite 17 nicht so weit ist, wie sie häufig darge- stellt wird. Die konventionellen Ab- formmaterialien hingegen haben ein Niveau erreicht, dass derzeit nicht oder nur schwer von den intraoralen digitalen Abformverfahren erreicht werden kann. Das werkstoffkundlich beste bisherige Abformmaterial ist das A-Silikon. Dieses ist aber emp- findlich auf Latexpartikel in Hand- schuhen, da diese den Platinkatalysa- tor inhibieren. Das häufig verwen- dete Polyäther (Impregum) ist weni- ger präzise und sehr anfällig auf Metallsalzverbindungen in Adstrin- gentien und kann mit Epoxidharz bei der Modellherstellung interagieren. Polyäther nimmt etwas Feuchtigkeit auf, was klinisch vorteilhaft ist, da weniger gut trocken gehalten werden muss als beim A-Silikon. Diese Feuchtigkeitsaufnahme ist jedoch hinsichtlich der Desinfizierbarkeit nachteilig, da die Präzision über die Desinfektion reduziert wird. Sehr vielversprechend erscheint das seit 2008 auf dem Markt befindliche Vi- nylsiloxanether (Identium), welches werkstoffkundlich eine Kombina- tion von Polyäther und A-Silikon darstellt. Die Auflösung der derzeit auf dem Markt befindlichen Intraoral - scanner ist geringer als 20 µm, der Vorschrift für Elastomere der ISO- Norm. Daher erscheint es sinnvoll, wenn man den Fehler der Modellher- stellung umgehen möchte, eher die Abformung einzuscannen als die der- zeit auf dem Markt befindlichen Intraoral-Scanner zu nutzen. Bei der konventionellen Implan- tatabformung kann man mit ver- schiedenen Techniken klinisch ak- zeptable Ergebnisse erreichen, so auch mit dem Polyäther im indivi- duellen Löffel. Ein Verblocken der Abformpfosten bringt keinen Präzi- sionsvorteil. Bei der Bewertung der Präzision der Abformung muss je- doch immer berücksichtigt werden, dass auf die endgültige Qualität des zahntechnischen Werkstückes viele PD Dr. Andreas Bindl Dr. Dominik Mahl, UZM Basel Dr. Stefan Hicklin, ZMK Bern Repräsentierten Neoss an Link Team Days in Stresa: Fredrik Engman, CTO und Gründer Neoss, Prof. Neil Meredith, Forschungsleiter und Neoss-Gründer, Prof. Lars Sennerby, Uni- versität Göteborg, Michael J. Dormer, Executive Chairman und CEO Neoss. auch noch in zehn Jahren Teile bestellt werden können. Zudem sei es für er- folgreiche und komplikationsarme Implantationen wichtig, dass der An- wender mit einem Implantatsystem vertraut ist und gut plane, so Dr. Lloyd Searson, Prothetiker aus London. Forschung und Entwicklung Prof. Meredith zeigte weiter auf, dass Neoss Wert auf eigene Forschung und Entwicklung legt und nicht be- stehende Implantatsysteme kopiert. In den letzten Jahren wurden vor al- lem die Implantatoberflächen und die Abutments weiterentwickelt. Seit rund drei Jahren haben die Neoss Im- plantate eine säuregeätzte und che- misch behandelte ProActive Oberflä- che, die sehr hydrophil ist und eine schnellere Osseointegration aufweist als die zuvor gebräuchlichen angerau- ten Bimodal Oberflächen. Die Über- lebensrate der Neoss Implantate Faktoren Einfluss nehmen. Die Ab- formung ist nur einer davon. Drei verschiedene digitale Abformsysteme Jedes System wurde anhand eines Patientenfalls vorgestellt. Dr. Domi- nik Mahl, UZM Basel, präsentierte Encode (Biomet 3i), Dr. Stefan Hick- lin, ZMK Bern, das iTero (Strau- mann) und PD Dr. Andreas Bindl, Zü- rich, das Cerec connect (Sirona). Die Präsentationen waren alle sehr span- nend und zeigten deutlich, wo sich die CAD/CAM-Technologie hinbewegt. Allen Systemen gemeinsam ist aber die Mühe mit der Abformung des Weichgewebes um das Implantat he- rum. Entweder ist die Weichteilaus- formung durch die Standardisierung des Abformpfostens zu limitiert, oder das Gewebe fällt zusammen und muss mit dem CAD virtuell ausgeformt werden. Alle drei Systeme zeigen fan- tastische Ansätze, benötigen aber noch viel Entwicklung und Studien zur Absicherung. Spannende Paneldiskussion Prof. Carlo Marinello, UZM Ba- sel, bat alle Referenten vom Samstag an einen Tisch, um sich den Fragen aus dem Publikum zu stellen. Es zeigte sich, dass CAD/CAM deutlich konnte mit der neuen Oberfläche von 95 % auf über 98 % gesteigert werden. Prof. Dr. Lars Sennerby, Oralchi- rurg an der Universität Göteborg, stellte die neue Implantatform der ta- pered implants vor, welche bald durch Neoss auf den Markt gebracht werden soll. Die im apikalen Bereich stark ko- nischen, im zervikalen Bereich gering konischen Implantate passen besser in eine Aveole und eignen sich gut für Sofortimplantationen. Die Sofortbelastung der Implan- tate lehnte Prof. Sennerby deutlich ab, insbesondere im Oberkiefer, wo die Überlebensrate der Implantate klei- ner ist als im Unterkiefer. Im Oberkie- fer ist die Knochendichte geringer, die Umbauprozesse sind bei der Osseo - integration eines Implantates ausge- dehnter und die Implantatstabilität initial geringer. Die positive Korrela- tion zwischen der Implantatstabilität und der Knochendichte wurde in ei- Zeit spart und damit Kosten redu- ziert. Für eine abschliessende Rech- nung muss aber der ganze Workflow in Betracht gezogen werden. Die Kommunikation mit dem Ausland und Probleme am Zoll können Schwierigkeiten verursachen. Prof. Marinello führte souverän durch die Fragerunde und stellte selber sehr interessante Fragen, welche durch die Referenten kompetent beantwortet wurden. PD Dr. Bindl sieht für die Zu- kunft, dass die Abformung puderfrei erfolgen wird, und dass die Kamera - einheiten noch kleiner werden. Falldiskussion mit Schweizer Dental-Schwergewichten Zum Abschluss des Kongresses versammelten sich die Schwerge- wichte der Schweizer Zahnmedizin auf der Bühne und besprachen unter der Leitung von Prof. Daniel Buser und Dr. Ueli Grunder komplexe, aber äusserst spannende Patientenfälle. Erst wurde der Fall kurz mit Bildern und Röntgenaufnahmen präsentiert, dann wurde zur jeweiligen Fragestel- lung der entsprechende Profi aus dem Gremium um Rat gebeten. Sehr span- nende Diskussionen entstanden und belohnten alle, die bis zum Kongress - ende geblieben waren, mit neuen Er- kenntnissen. DT