30 Congress DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 12/2011 · 9. Dezember 2011 3. Symposium „Competence in Esthetics“ mit über 1’300 Teilnehmern Zahnärzte und Zahntechniker aus aller Welt kamen in Wien voll auf ihre (Wissens-)Kosten. Dr. med. dent. Dr. Philipp Kujumdshiev berichtet vom Gemeinschaftkongress von Ivoclar Vivadent, Nobel Biocare und der Österreichischen Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde (ÖGCZ). Zum 3. „Competence in Esthetics“ Symposium lud man in diesem Jahr nach Wien. Total waren über 1’300 Teilnehmer aus 27 Ländern anwe- send, ebenso 22 Aussteller. An zwei Kongresstagen wurden im Hauptpo- dium jeweils Vorträge gehalten, pa- rallel dazu fanden verschiedene Workshops statt. Begrüssung durch Gernot Schuller, Verkaufsdirektor Österreich/Osteuropa. Fotos: Ivoclar Vivadent Obwohl momentan weltweit wirtschaftlich gesehen eher eine Baisse herrscht, kann sich die Zahnmedizin gut behaupten, was durch die positi- ven Wachstumsraten der Hersteller und Lieferanten immer wieder bestä- tigt wird. Vor allem in der digitalen Zahnmedizin (CAD/CAM, Radiolo- gie, NobelClinician…) sind die Vor- zeichen gut. In Zusammenhang mit der Implantologie und der Vollkera- miktechnik können diese neuen Tech- nologien ihre Vorteile voll ausspielen. Der Kongress will aufzeigen, was mo- mentan bereits möglich ist, und dass eben vor allem die Ästhetik nicht un- ter der Digitalisierung leidet, sondern mehr unterstützt wird als man glaubt. Zahntechniker bzw. Prothetiker einen hohen Preis, indem sie etwa individu- alisierte Abutments anfertigen müs- sen. Persistierende Milchzähne würde er extrahieren, bevor diese von den permanenten Nachbarzähnen in der Okklusionsebene überholt werden, da sich sonst unschöne Resorptions- szenarien mit begleitendem Kno- chenverlust abspielen. Als Planungs- grundlage bevorzugt er intraorale Fo- tos und 3-D-Röntgen als ein OPG, aufgrund der fehlenden dritten Ebene. Prinzipiell sieht er die Vorteile der Sofortimplantation in der kürze- ren totalen Behandlungsdauer, der re- duzierten chairside-Zeit, der höheren Patientenzufriedenheit mit verbun- denem Marketingeffekt und dem ge- ringeren Knochenverlust. Seine Sta- tistik zeigt vergleichbare Überlebens- raten zwischen Sofort- und verzöger- ter Implantation, wobei er an allen Positionen Sofortimplantate setzt, die Oberkiefermolaren allerdings als schwierige Situation beschreibt. Ästhetische Gesichtspunkte Anschliessend ging Dr. Rudolf Fürhauser, Wiener Akademie für orale Implantologie und Chirurgie, auf äs- thetische Grundlagen ein. Zwar exis- tieren objektive Kriterien für dentale Ästhetik (ref. Pascal Magne, USC, Los Angeles), doch ist diese von vielen indi- viduellen Faktoren beeinflusst. Als prominentes Beispiel für diese Indivi- dualität zeigte er Angelina Jolies Lä- cheln, welches total von den Richtli- Austria Center Vienna r e g n i f ö H s u i r a M / G A W K A © I mit sofortige Versorgungen auf glei- chem okklusalen Niveau herzustellen. Die Kanten der Frontzähne sollten 1 bis 3mm unter der Oberlippe zu liegen kommen. Auch meinte er, dass die Innenseiten der (künstlichen) Front- zähne möglichst glatt sein sollen. In je- dem Fall soll ein Tuberkulum vermie- den werden, da dieses zu Zischlauten führt. Unsichtbare Restauration mit Kompositen Dr. Wolfgang Boer, DE-Euskir- chen, zeigte, wie man mit Komposit nahezu unsichtbare Füllungen anfer- tigen kann. Auch dabei sei es wichtig, die Zähne vor Beginn der Restaura- tion nach einer Checkliste zu analy- sieren: inzisale Kontur, transluzente Bereiche, Makrostruktur (Randleis- Überblick über die Entwicklung der CAD/CAM-Technologie, sondern auch darüber, was heute „State oft the Art“ ist und wie sich dieser Bereich in Zukunft entwickeln könnte. Laut Dr. Bindl eröffnete insbesondere die Kombination von CEREC und der CBCT („Cone Beam“-Computerto- mografie) neue Möglichkeiten in der Analyse von Knochenstrukturen und der Planung von Implantatpositio- nen unter Berücksichtigung der fina- len prothetischen Versorgung. Aus Deutschand angereist, stellte Dr. An- dreas Kurbad in seinen Ausführun- gen die Frage: „Computergestützte Ästhetik – Fiktion oder bereits Rea- lität?“ Der Referent veranschaulichte, dass sich bei vielen klinischen Indika- tionen computergestützte Restaura- tionen von manuell erarbeiteten feuchte Oberfläche. Die Präparation muss bei verfärbten Zähnen etwas stärker sein, aber in jedem Fall gleich- mässige Schichtdicken erlauben. Biomimetische Restaurationen Ass. Prof. Dr. Stefen Koubi, Mar - seille, und Zahntechniker Hilal Kuday, TR-Sisli/Istanbul, zeigten biomimeti- sche Restaurationen (ästhetisch, bio- logisch und vielseitig). Nur mit adhäsiv zu befestigenden Materialien kann man hoch ästhetische Restaurationen anfertigen, weil man die herkömm- lichen Grundlagen (Stabilität bei kon- ventioneller Restauration) nahezu ausser Acht lassen kann. Die Über- schreitung der Indikationen für be- stimmte Materialien lassen Misser- folge zu. Insofern gäbe es nicht ein „fal- sches“ Material, sondern nur eine fal- sche Indikation. Sie zeigten, dass bei einer Kronenpräparation ca. 63–72% an Zahnmaterial im Vergleich zum ge- sunden Zahn verloren gehen. Bei einer Veneer-Präparation gehen „nur“ 30% verloren. Ebenso zeigten sie Studien, in denen ähnliche Randschlussqualitä- ten bei Presskeramiken erreicht wur- den wie bei Metall oder In-Ceram. Wenn möglich, sollte eine Veneer-Prä- paration immer ausgehend von der zu- künftigen Situation (Mock-up) mit definierten Tiefenbohrern (Rillenfrä- ser nach G. Gürel) durchgeführt wer- den. Ideal sei auch, den Patienten mit einem befestigten Kunststoff-Mock- up für ein bis zwei Tage nach Hause zu schicken, um Zeit zur Angewöhnung, Prof. DDr. Gabor Tepper, AT-Wien. Pro Sofortimplantation Den Anfang machte Prof. DDr. Gabor Tepper, AT-Wien, mit provo- zierenden Aussagen zur Sofortim- plantation, jedoch mit einem in sich stimmendem Konzept und dazu pas- senden Fotos. In seinem Vortrag führte Prof. Tepper aus, den überwie- genden Grossteil seiner Implantate im Rahmen von Sofortimplantatio- nen zu setzen, weil zum Zeitpunkt der Extraktion bekanntermassen am meisten Knochenangebot herrscht. Auch befürwortet er die Platzierung der Implantate im OK-Frontbereich eher nach palatinal versetzt bei nicht zu dicken Implantaten, allerdings oft auch etwas tiefer als bei der verzöger- ten oder Spätimplantation. Apikale Infektionen halten ihn nicht von So- fortimplantation ab. Wenn möglich, setzt er sofort ein Provisorium an- stelle von konfektionierten Einheil- kappen, um das Durchtrittsprofil gleich ideal zu formen. Wenn nach den biologischen Grundsätzen gear- beitet wird (Knochenabstände, biolo- gische Breite …), dann kommen vor- übergehend verlorene Papillen meist wieder zurück. Allerdings verzeiht die chirurgische Technik nur wenige Feh- ler. Summieren sich Fehler auf, zahlen Dr. Rudolf Fürhauser, Wiener Akademie für orale Implantologie und Chirurgie. nien Pascal Magnes abweicht. Im Hin- blick auf Restaurationen muss der Res- taurateur Kenntnis von der initialen Situation haben, um die individuelle Note spielen zu lassen. Auch sollte der bekannte PES (pink esthetic score) zur Evaluation genutzt werden. Weiter be- schrieb er standardisierte Protokolle im dentalen CAD/CAM und ging auf Besonderheiten derer ein. Wichtig sei zum Beispiel vor allem im Frontzahn- bereich, dass das Emergenzprofil auf das Modell übertragen wird. Dadurch träte nach Eingliederung der definiti- ven Krone eine vorhersagbar nur sehr geringe Gingivarezession auf. Er zeigte mit Skizzen auf, dass der Austritts- punkt des Implantates auf der labialen Seite von der labial-oralen Position des Implantates abhängig ist. Diesen (ge- wünschten) E-Punkt könne man im Mund radioopak markieren und mit dieser Referenz dann mittels 3-D- Röntgen eine dazu passende Bohr- schablone herstellen. Weiter ging er auf die Wichtigkeit der Frontzahnpositio- nen im Hinblick auf die Phonetik ein. Hier kann man es sich oft einfach ma- chen, indem die Situation vor Extrak- tion mittels Schablonen auf Situa- tionsmodelle übertragen wird, um da- Dr. Wolfgang Boer, DE-Euskirchen. PD Dr. Andreas Bindl, ZZM Zürich. Dr. Andreas Kurbad, DE-Viersen. ten, Mamelons), Mikrostruktur (Pe- rikymatien, Längsrillen), individuelle Gegebenheiten und Grundfärbung. Wichtig sei, auch die opakeren Den- tinmassen der Komposites zu nutzen, um die natürliche Schichtung zu imi- tieren. Seiner Meinung nach benötigt man auf der palatinalen Seite keine Schmelzmassen, da diese dort effekt- los seien. Er behauptete, unsichtbare Kompositfüllungen seien nicht her- stellbar, da diese nur unter bestimm- ten Bedingungen, wie z.B. OP-Licht, unsichtbar sind, sich aber im realen Leben ständig ändern. Vielmehr kann man die Kompositfüllung aber mit Effekten (white-spots, Konturen …) „tarnen“ und von der Grenzschicht ablenken. Zur Ausarbeitung nutzt er gern Arkansas-Steine, da damit der Unterschied zwischen Komposit und Zahn gut spürbar ist. Längsrillen fer- tigt er mit einer Skalpellklinge, Peri- kymatien ahmt er mit einem rauen Diamanten nach. Zur Politur nutzt er Astropol-Polierer. Zukunft CAD/CAM-Technologie In seinem Vortrag „Klinische As- pekte von Chairside-CAD/CAM- Restaurationen“ bot PD Dr. Andreas Bindl, ZZM Zürich, nicht nur einen kaum noch unterscheiden lassen. Er betonte aber auch, das zur Errei- chung von hoch ästhetischen Resul- taten nach wie vor ein talentierter Fachmann vonnöten sei. Positive Effekte „It’s all about smiles“ – so der Leitspruch von ZTM Michele Tem- perani, IT-Florenz. Er erinnerte die anwesenden Zahnärzte, dass sie nicht nur Zähne herstellen, sondern dem Patienten mit ihrer Arbeit auch eine bessere Lebensqualität und Selbst- vertrauen geben. Patientenzufrie- denheit und ein besseres Aussehen sind ebenfalls angenehme Nebenef- fekte guter zahnärztlicher und zahn- technischer Arbeit. Allerdings muss der Zahnarzt das nötige Gespür für Ästhetik haben. Das e.max-Material (Lithiumdisilikat) stellt eine hervor- ragende Wahl für viele Restauratio- nen dar (full arch, prepless …). Er zeigte die verschiedenen Wirkungen der einzelnen e.maxPress Value- und Opal-Ingots und wiederholte die be- kannte Länge-Breite-Relation des mittleren Schneidezahnes (Breite = ca. 80 % der Länge). Zur Farbwahl sollte der Zahnarzt zwei Zustände be- gutachten – die trockene oder die aber auch zur Problemfindung (Länge, Form, Lippenschluss…) zu haben. Die Gesichtsform ist entscheidend und be- stimmend für die Zahnform. Zur ad- häsiven Befestigung des Wurzelkanal- stifts empfahlen beide nur chemisch- härtende Komposite, da diese offenbar ein günstigeres Schrumpfungsverhal- ten gegenüber lichthärtenden Kompo- siten aufweisen. Der Abend des ersten Kongress - tages im Austria Center Vienna be- gann mit einer Bühnenshow von vier Darstellern, deren Licht- und Sound- effekte beeindruckten. Später ging es auf der „Esthetic Party“ bei Livemu- sik, u.a. mit einem Michael Jackson- Double, hoch her. Was Komposite leisten können Dr. Markus Lenhard, Frauenfeld, ging auf Komposite und deren ex- treme Fähigkeiten ein. Wichtig sei die Lichthärtung weiterhin in 2 bis 3 mm dicken Inkrementschichten, da trotz der mittlerweile hohen Energiedichte der LED-UV-Lampen die Durch- dringung praktisch nicht so hoch ist, wie in der Theorie versprochen. Dazu ist die Leuchtkraft der UV-Lampe re- Fortsetzung auf Seite 32 Ë