6 Continuing Education DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 8/2012 · 10. August 2012 Innovative Prothetik – Chance oder Risiko? Kongress „Die moderne Krone“ lieferte Praktisches und Nützliches rund um die Prothetik. Von med. dent. Roman Wieland, Basel. Viele neue Materialien und Techni- ken erlauben eine einfachere Be- handlung, bergen aber auch die Schwierigkeit, sich für das Richtige zu entscheiden. Ob eine Wurzelkanalre- vision nötig ist, wann ein Stift gesetzt oder wie mit den neuen Keramikma- terialien gearbeitet wird, wurde an- lässlich eines Kongresses von fortbil- dung ROSENBERG am 23. Juni 2012 im Zürcher Hotel Marriott disku- tiert. Mit über 300 Teilnehmern war der Kongress sehr gut besucht. Dr. Urs Dr. Urs Brodbeck, klinischer Leiter Zahn- medizin Zürich Nord, moderierte das Symposium. Brodbeck, Zürich, führte durch den Tag und stellte sicher, dass jeder Refe- rent sein Thema praxisorientiert prä- sentierte. Revidieren und verschlimmbessern? Egal welche Art von Wurzelka - nalfüllung: war sie mehr als drei Mo- nate im Mundmilieu exponiert, hat- ten die Bakterien Möglichkeit, zur Wurzelspitze zu wandern. Solange keine Neuversorgung der Krone er- folgt, lassen sich ungenügende Wur- zelkanalbehandlungen – sogar mit akuten Entzündungen an der Wur- zelspitze – auch nur beobachten. Eine schwedische Studie zeigt, dass sogar bis zu 30 % der Entzündungen wieder verheilen. Eine schlechte Wurzelka - nalbehandlung funktioniert am bes - ten mit einer schlechten protheti- schen Versorgung. Durch die Un- dichtigkeit ergibt sich ein Gleichge- wicht mit der Entzündung. Lediglich eine Neuversorgung der Krone stört das System und es kommt zu einer Verschlimmerung. Das DVT stellt die beste Möglich- keit dar, eine Entzündung an der Wurzelspitze festzustellen – und zwar in vier von fünf Fällen, wo auch histo- logisch eine Entzündung vorliegt. Im Gegenzug liegt die Spezifität, also dass der Zahn trotz unauffälligem DVT-Befund auch wirklich gesund ist, bei zwei von drei Zähnen. Auf dem DVT erkannte Läsionen werden in nur einem Drittel der Fälle auch auf dem OPT erkannt, auf dem Zahnfilm die Hälfte. Das DVT eignet sich also am besten, apikale Läsionen zu fin- den – die hohe Röntgenbelastung nicht mit einbezogen. Die Erfolgsrate einer erfolgreichen Wurzelkanalbe- handlung liegt jedoch beim Zahnfilm bei 80 %, beim DVT lediglich bei 30 %. Ob Endodontologen wirklich bessere Erfolgsraten erreichen als Pri- vatzahnärzte, darüber gibt es lediglich eine Studie. Beobachtet wurde ein Zeitraum von 30 Jahren, wobei die klassische Revision eine Erfolgsrate von 85 % aufwies und somit deutlich über dem Durchschnitt liegt. Für Dr. Frank Paqué, ZZM Zürich, ist für eine erfolgreiche Aufbereitung die Patency und die Aufbereitung möglichst nahe am Apex ausschlaggebend. Praxistipp: Der meist verpasste Wurzelkanal bei der Aufbereitung ist der mb2-Ka- Dr. Frank Paqué, ZZM Zürich. nal beim Oberkiefer 6er. Wurzelspit- zenresektionen zeigen im Vergleich zur klassischen Wurzelkanalrevision nach vier Jahren die gleichen Erfolgs- raten. Die Revision wird aber von den Patienten mehr geschätzt, aufgrund weniger Schwellungen und weniger Schmerzmittel. Ist der Zugang zum Wurzelkanal nicht möglich, so bleibt nur noch die Entfernung der Wurzel- spitze. Mittlerweile kann bei einer Wurzelspitzenresektion bis zu 6 mm von retrograd in den Wurzelkanal aufbereitet werden. Ein neuer Trend zeigt sich, dass immer mehr Kronen erneuert wer- den, ohne eine Revision vorzuneh- men. Leider fehlen dazu noch die nötigen Studien. Am besten ist aber immer noch ein vitaler Zahn, be- tonte Dr. Frank Paqué. Und falls doch eine Wurzelkanalbehandlung nötig wird, ist die erste die Wichtigs - te. Unter 50 % braucht‘s einen Stift Wurzelkanalbehandelte Zähne trocknen mit der Zeit leicht aus. Die chemische Zusammensetzung und die mechanischen Eigenschaften blei- ben aber unverändert. Je grösser die koronale Defektgrösse, desto grösser wird die Frakturanfälligkeit. Die Rest- zahndicke um einen Wurzelkanal he- rum muss mehr als 1 mm betragen. Für einen optimalen Ferrule-Effekt werden mindestens 2 mm benötigt. Eine ungenügende Stumpfhöhe lässt sich mit einer Kronenverlängerung zur Erlangung der biologischen Breite von 3 mm beheben, falls ästhetisch möglich. Ansonsten muss eine kie- ferorthopädische Verlängerung erfol- gen, welche meist relativ rasch von- stattengeht. Das Zahnfleisch bewegt sich dabei etwa zu 50 % der Zahnbe- wegung mit. Das Einbringen eines Wurzelka- nalstiftes schwächt gemäss Dr. Goran Benic, ZZM Zürich, den Zahn nur, denn die Haftung ist nicht gleich gut wie bei einer normalen Füllung. Wenn noch mehr als 50 % der koro- nalen Restsubstanz vorhanden ist, wird kein Stift benötigt, bei weniger schon. Diese 50-%-Regel ist zwar nicht durch Studien belegt, wird aber in dieser Form erfolgreich angewen- Dr. Goran Benic, ZZM Zürich. det. Studien zeigen: Je grösser der verwendete Stift ist, desto mehr Zahnsubstanz geht verloren und die Frakturanfälligkeit steigt. Die Reten- tion bleibt aber immer in etwa gleich gross. Glasfaserstifte zeigen im Labor bessere Frakturmuster, in der Praxis haben aber Titan, Zirkonoxid, Glas- faser sowie ohne Stift die gleichen Werte. Die Nachuntersuchung, die drei Jahre später von Dr. Benic durchgeführt wurde, zeigt keinerlei Unterschiede in den Frakturraten oder Retentionsverlusten der ver- schiedenen Stifttypen oder selbst ohne Stift. Die Langzeitbeobachtung muss hier aber erst noch erfolgen. Veränderungen der Gingivafarbe aufgrund des Stiftes waren nicht fest- zustellen. Nach jeder Präparation am vita- len Stumpf soll ein Desensitizer ange- wendet werden. Sollte der Stumpf sehr stark verfärbt sein, ist Zirkon - oxid aufgrund seiner Transluzenz nicht mehr fähig, alles abzudecken. Dann muss eine VMK verwendet werden. Praxistipp: Fünf-Sekunden-Regel: Fragt man sich länger als fünf Sekunden, ob eine Revision gemacht werden soll, ob ein Stift benötigt wird oder ob eine D2-Karies eröffnet werden soll, so kann dies mit „nein“ beantwortet werden. 1 Prozent der Zahnärzte formen digital ab Ob konventionelle oder digitale Abformung – Retraktionsfäden und blutstillende Mittel werden für eine exakte Abformung immer benötigt. Dr. Alessandro Devigus, Bülach, ar- beitet seit über 23 Jahren mit Cerec und referierte sowohl über die Ge- schichte des Systems als auch über dessen Workflow. Für Dr. Devigus ist es wichtig, dass diejenige Person den ª Interessante Kurse mit fortbildung ROSENBERG Für Sie ausgewählte Seminare im zweiten Halbjahr 2012 Zahnärztlicher Kongress Praxisorientiertes Tagesseminar „Wie digitalisiere ich meine Praxis?“ – Alle konkreten Schritte, die zur Pra- xisdigitalisierung wichtig sind. „Effiziente Optimierung von Totalprothesen“ Ziel der Veranstaltung ist es, die Digitali- sierung einer Praxis mit den dafür rele- vanten Schritten zu erläutern und so- wohl dem Neugründer als auch dem Umsteiger Tipps und Tricks auf den Weg zu geben, um den Ein- bzw. Umstieg in die digitale Praxis möglichst effizient und stressfrei durchführen zu können. Termin: Samstag, 15. September 2012, 8.45 bis 17.15 Uhr Ort: Zürich-Airport, Hotel Radisson Blu Referenten: Prof. Dr. Christos Katsaros PD Dr. Dirk Schulze Dr. iur. Christian Laux Dr. Alessandro Devigus Dr. Flavio Cassani und weitere Referenten Aus Gründen der Adaption ist es häufig besser, ältere und abgenutzte Totalpro- thesen aufzuarbeiten, als sie durch eine Neuanfertigung zu ersetzen. Der Refe- rent beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Problematik in der Total- prothetik. Die erforderliche Konsequenz in der Durchführung sich wiederholender Ar- beitsabläufe und das ergebnisorien- tierte, akribische Vorgehen sind von ent- scheidender Bedeutung. Mehr denn je erwartet der Patient eine funktions- orientierte und somit funktionsgerechte Versorgung. In diesem Kurs wird ein ziel- orientiertes Konzept vermittelt. Auch im Unterkiefer ist die Korrektur der bestehenden, gewohnten Prothese oft die angemessenere Behandlungsop- tion. UK-Prothesen verursachen fast im- mer grössere Probleme beim Patienten als die im OK. Die mangelhafte Ventilver- strickung, die den einwandfreien Sitz der Prothese verhindert, kann nämlich vom Patienten nicht durch die Zunge kompensiert werden. Die Lösung liegt auch hier in der Korrektur der Dimen- sionsdefizite. Termin: Samstag, 22. September 2012, 9.00 bis 16.00 Uhr Verlauf einer Entzündung kontrolliert und beeinflusst werden kann. Ort: Zürich, Au Premier (im Hauptbahnhof) Termin: Samstag, 10. November 2012, 9.00 bis 17.00 Uhr Referent: Dr. Ernst O. Mahnke Kongress „Die Entzündung“ – Diagnostik und Therapie in der Privatpraxis Entzündungen sind verantwortlich für die einfachsten, aber auch für die schwierigsten Situationen in der zahn- ärztlichen Praxis. Vermeintlich simpel in Diagnostik und Therapie benötigen die verschiedenen Erkrankungen des The- menkreises jedoch ein angepasstes Ma- nagement. Und plötzlich ist die Behand- lung gar nicht mehr so klar, wie sie im Lehrbuch scheint. Es gilt, das lokale Ge- schehen in Zusammenhang zu setzen mit allgemeinen Faktoren, um die opti- male chirurgische oder medikamentös- konservative Therapie zu finden. Das Symposium soll mit ausgewiesenen Experten aufzeigen, wie die optimal an- gepasste Therapie gefunden wird und der scheinbar oft „unvorhersagbare“ Ort: Zürich, Hotel Marriott Referenten: Prof. Dr. Andrea Mombelli Prof. Dr. Rainer Weber Prof. Dr. Werner Kempf PD Dr. Dr. Gerold Eyrich PD Dr. Joachim Obwegeser PD Dr. Michael Bornstein PD Dr. Wolfgang Buchalla Dr. Dr. Heinz-Theo Lübbers Dr. Martin Scherler Dr. Markus Jungo Dr. Chantal Riva Dr. Juliane Erb Informationen und Anmeldungen: www.fbrb.ch fortbildung ROSENBERG MediAccess AG Hofstrasse 10 Postfach CH-8808 Pfäffikon