14 Implants Special DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 9/2012 · 7. September 2012 Der symptomatische (erosive) orale Lichen ruber planus wird damit the- rapiert. Als Nebenwirkung bei der Verwendung von topischen Korti- kosteroiden kann Candida albicans auftreten. (cid:129) Gelartig sind die Präparate Mundi- sal (ASS) und Plak Out (Chlorhexi- din). (cid:129) Amphomoronal ist der wichtigste Vertreter der Lutschtabletten, ist aber auch als Suspension erhältlich. Es wird nach Mahlzeiten/vor dem Schlafengehen bei Candida albicans eingesetzt. Die Therapiedauer be- trägt eine Woche und entspricht der Packungsgrösse. Onkologische Medikation, Immunsupressiva, Kortison Prof. Dr. Dr. Klaus W. Grätz, ZZM Zürich, führte die Themen onkologi- sche Medikation, Immunsupression und Kortisontherapie aus. Bei der medikamentösen Tumortherapie können Osteonekrose, Ulzerationen, Mukositis, Infektionen Blutungen und Mundtrockenheit entstehen. Darum empfiehlt sich bei diesen Pa- tienten eine genaue Risikoanalyse. Die Aufklärung und Mundhygiene (täglich und professionell) muss ge- währleistet sein. Bereits vor der medi- kamentösen (und radiologischen) Tumortherapie sollte ein Prophyla- xeprogramm gestartet und eine Sa- nierung abgeschlossen werden. Die Prävention oraler Traumata während und nach der onkologischen Thera- pie ist anzustreben. Zweiter Kongresstag Ob das ausführliche Bankett vom Freitagabend in der Flugzeughalle des Verkehrshauses oder das strah- lende Sommerwetter dafür verant- Dr. Beatrice Franziska Nideröst und PD Dr. Michael Bornstein moderierten am Samstag. wortlich war, dass viele Teilnehmer des SSOS-Kongresses den Weg zum Samstagsprogramm nicht mehr fan- den, bleibt ungeklärt, die Vorträge konnten es auf jeden Fall nicht sein. Wie schon am Freitag wurde einiges geboten, das den Weg in die Privat- praxis mit Sicherheit finden wird. Den Auftakt gestaltete PD Dr. Konrad Streitberger, Inselspital Bern, mit sei- nem Referat über Analgetika. Die WHO teilt in folgende Stufen ein: (cid:31)Fortsetzung von Seite 13 Oral (cid:129) Coumarine (Marcoumar, Sintrom) (cid:129) Thrombozytenaggregationsh- emmer (Aspririn, Plavix, Tiatral, Thrombace etc.) (cid:129) Faktorenhemmer (Xarelto) Parenteral (cid:129) Heparine (cid:129) Fibrinolytika (cid:129) Faktorenhemmer Die Kombination von ASS mit Cou- marinen hat kein erhöhtes Blu- tungsrisiko zur Folge. Ein INR-Wert von 2.8 bis 3.5 stellt für eine singuläre Extraktion kein Problem dar. Wich- tig ist die Aktualität des INR-Wertes, der mit dem Gerät CoaguChek (www.coaguchek.com) einfach be- stimmt werden kann. Es wird grund- sätzlich mehr Schaden angerichtet, wenn eine Antikoagulation für eine singuläre Extraktion abgesetzt, als wenn unter eben dieser extrahiert wird. Zwar sinkt die Blutungsnei- gung, das Thrombus-/Infarktrisiko steigt jedoch an. Ein Absetzen der Antikoagulation ist nur bei hohem Blutungsrisiko wie Räumungen oder grossflächigen Aufklappungen in Betracht zu ziehen. Es ergeben sich folgende Empfehlungen für die Zahnarztpraxis: (cid:129) genaue Anamnese („freiwillige“ Einnahme von ASS) (cid:129) INR 2.8 bis 3.5 kein Problem (cid:129) Aspirin, kombiniert mit Plavix, hat kein erhöhtes Blutungsrisiko (cid:129) Vorsicht bei Tripeltherapie ASS+Plavix+Marcoumar (diese kann auch grundsätzlich hinter- fragt werden) (cid:129) Xarelto 24 h vor Eingriff absetzen Zur lokalen Blutstillung dienen Tranexamlösung 5% oder Hemcon (www.hemcon.com) Die Angst des Zahnarztes vor vitalen Blutungen ist allgemein zu gross. Ein Risiko vitaler Blutung un- ter Antikoagulation ist klein, das Thromboembolierisiko bei Absetzen therapeutischer Blutverdünnung aber erheblich. ASS ist bis 325mg/Tag nicht abzusetzen. Lokale Medikation bei Mundschleimhauterkrankungen Lokale Medikation bei Mund- schleimhauterkrankungen war das Thema von PD Dr. Michael Born- stein, zmk Bern. In der Dermatologie und Stomatologie besteht der Vorteil, dass das zu behandelnde Areal zu- gänglich ist. Die Wirkung ist also lo- kal und die Nebenwirkungen mini- mal. Als intraorale Darreichungsfor- men dienen Spray, Lösungen, Haft- paste/Gel und Lutschtabletten. (cid:129) Als Spray kommen Oberflächenan- ästhetika zum Einsatz. Hier muss bei der Berechnung der Gesamtdosis darauf geachtet werden, dass das Oberflächenanästhetikum nicht ver- gessen geht. (cid:129) Die Spüllösungen wurden in einem vorangehenden Vortrag behandelt. (cid:129) Die Haftpaste ist einerseits mit Sol- coseryl (Kälberblutdialysat) ver- treten, das zur Behandlung von schmerzhaften und entzünd- lichen Mundschleimhaut - erkrankungen inklusive Zah- nungsbeschwerden bei Milch- und Weisheitszähnen eingesetzt wird. Andererseits kommt diese Anwen- dungsform auch bei Kenacort, ei- nem Kortikosteroidpräparat vor. PD Dr. Konrad Streitberger vom Inselspital Bern sprach über die Wirkung von Analge- tika. In England wird von Zahnärzten Ibuprofen 400 mg am meisten ver- schrieben. Die Vorteile von Opioiden sind: (cid:129) keine Nieren- und Lebertoxizität (cid:129) keine Ulcusgefahr (cid:129) gute Analgesie Die Nachteile sind: (cid:129) Übelkeit (cid:129) Obstipation (bei langfristiger An- wendung) (cid:129) Toleranzentwicklung (cid:129) Abhängigkeit (cid:129) Gefahr von Entzug (cid:129) unterliegt den Betäubungsmittel- bestimmungen Vor allem bei akuten Schmerzen und Tumorschmerzen sind Opioide indiziert. Bei chronischen Schmerzen sollte ausgewichen werden. Oft wird mit Nicht-Opioiden kombiniert. Als schwaches Opioid gilt einer- seits Tramadol (6 x 50 mg/Tages- höchstdosis 600 mg), welches mit Paracetamol kombiniert oder in einem Kombipräparat (Zaldiar 37,5 mg Tramadol, 325 mg Paraceta- mol) angewendet wird. Andererseits kann Codein (2–3 x 60 mg–120 mg/ Tageshöchstdosis 360 mg) zusam- men mit Paracetamol oder ebenfalls im Kombipräparat Co-Dafalgan 30 mg Codein 500 mg Paracetamol) verabreicht werden. Vorsicht ist ge- boten, dass nicht zusätzlich zu einem Kombipräparat noch Paracetamol verschrieben und somit die Tages- höchstdosis überschritten wird. Zehn Prozent der Patienten sind Poor Metabolizer, d. h. die Opioide haben eine schlechte Wirkung, vier Prozent sind Ultra Rapid Metaboli- zer, bei denen eine Gefahr der Atem- depression besteht. Bei Opioiden ist die Einnahme als Retard-Präparat zu empfehlen, wobei zusätzlich kurzfristige Präpa- rate bei Schmerzspitzen eingesetzt werden können. Schmerztherapie Dr. Konrad Maurer, Universitäts- Spital Zürich, widmete sich den Schmerzpatienten. Das Verständnis der Schmerzmechanismen ist Vo - raussetzung für die erfolg - reiche Therapie („… es ist nicht immer Ponstan.“). Der Schmerz ist nozizeptiven, ent- zündlichen oder neuropathischen Ursprungs. Die Diagnose des Schmerzmechanismus ist der Schlüs- sel zum Therapieerfolg. So muss das- jenige Analgetikum gewählt werden, dessen Wirkungsspektrum am bes - ten zum Schmerzmechanismus Nachwuchswettbewerb in Frauenhand Drei Kandidatinnen stellten sich dem Nachwuchswettbewerb der SSOS. Den dritten Platz belegte die Arbeit von cand. med. dent. Jöelle Wasmer, zmk Bern, über die Dicke von Kortikalis und Schneider’scher Membran bei endo - dontisch behandelten Zähnen mit periapikaler Läsion. Dr. Karin Kislig, zmk Bern, belegte mit ihrer Arbeit über Halitosis bei gastro- ösophagealem Reflux den zweiten Platz. Siegerin wurde Dr. Chantal Pfammatter, UZM Basel, mit ihrer Arbeit über rotierende Instrumente bei der Therapie von Periimplantitis mittels Im- plantoplastik. Die Gewinnerinnen des SSOS-Nachwuchswett - bewerbs: v.l.1. Platz Dr. Chantal Pfammatter, UZM Basel, 2. Platz Dr. Karin Kislig, zmk Bern, 3.Platz cand. med. dent. Jöelle Wasmer, zmk Bern. Foto: CCDE Nebenwirkungen: (cid:129) Osteonekrose (cid:129) Ulcera im Gastrointestinaltrakt (cid:129) Skleritis (cid:129) Ulcera in der Mundhöhle Risikofaktoren: (cid:129) Polymedikation vs. Anticancero- gene (cid:129) invasiver Eingriff (Extraktion) (cid:129) Alter über 65 Jahre (cid:129) Parodontitis (cid:129) Diabetes (cid:129) Raucher (cid:129) Zeitdauer der Behandlung mit Bis- phosphonaten von mehr als zwei Jahren (sechsfach erhöhtes Risiko) (cid:129) abnehmbarer Zahnersatz Die Prävention der Osteonekrose beinhaltet orale Sanierung vor Be- handlungsstart mit Bisphosphona- ten und ein engmaschiges Recall so- wie perfekte Mundhygiene. Implan- tate sollten vor zweijähriger Behand- lungszeit mit Bisphosphonaten gesetzt werden. Über die Wirkung vom Absetzten des Medikamentes wird aufgrund der Einlagerung im Knochen und somit langer Verbleib- dauer diskutiert. Endokarditisprophylaxe Einen Blick in die Zukunft wagte Dr. Marco Rossi, Kantons-Spital Lu- zern, in seinem Vortrag über Endo - karditisprophylaxe. Folgende Fragen wurden diskutiert: (cid:129) Braucht es eine Prophylaxe? (cid:129) Ist die Prophylaxe wirksam? (cid:129) Braucht es andere Empfehlungen? Braucht es eine Prophylaxe? Im Tierversuch konnte nachge- wiesen werden, dass sowohl eine Dr. Konrad Maurer, Universitäts-Spital Zürich, erläuterte die Schmerzmechanis- men. passt. Ein Abszess wird mit einem stark antiinflammatorischen Medi- kament behandelt, z.B. Ibuprofen, die postoperativen Schmerzen nach einer Extraktion mit einem anderen, z.B. Paracetamol. Bisphosphonate Aktuelles betreffend Bisphos- phonate erfuhren die Kurseilnehmer von Dr. Carlos Madrid, Lausanne. Die Hauptindikationen für Bisphos- phonate sind Osteoporose und ma- ligne Knochenmetastasen. Die Wir- kung besteht in der Verlangsamung des Knochenmetabolismus. Die Osteoklasten fressen das in der Kno- chensubstanz eingelagerte Medika- ment und verlieren ihre Aktivität. Dies hat eine Hemmung der Osteo - blastenaktivität zur Folge, denn diese ist direkt an die Osteoklasten gekop- pelt. Der Turnover wird verlangsamt und somit auch die Wundheilung im Knochen. Oft zu Gast, wenn es um Bisphosphonate geht: Dr. Carlos Madrid vom PMU, Lausanne. Dr. Marco Rossi vom Kantons-Spital Luzern wagte einen Blick in die Zukunft der Endokarditisprophylaxe.