2 Symposium DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 11/2012 · 16. November 2012 Im Auditorium Ettore Rossi, Kinderklinik Inselspital Bern, fand das Symposium zu Ehren Prof. Peter Hotz statt. Fotos: Dr. Markus Schaffner, zmk bern (cid:31)Fortsetzung von Seite 1: Neue Aspekte der Zahnerhaltung … frequenz, Blutdruck und Hautwider- stand beim Patienten sowie die Herz- frequenz beim Behandler während einer Sitzung (Fissurenversiegelung) gemessen. Resultate: (cid:129) Patient: Die Schmerzbelastung bei der Trockenlegung mittels Watterol- len war gegenüber dem Kofferdam höher. Dies wurde sowohl im Frage- bogen als auch durch Messung der Stressparameter belegt. (cid:129) Behandler:Erhöhter Puls und subjek- tive Stressempfindung wurde bei Tro- ckenlegung mit Watterolle gegenüber Kofferdam gemessen. Auch bei der Behandlungszeit liegt der Kofferdam mit einer Ersparnis um 12% vorne. Halitosis Dr. Karin Kislig, zmk bern, refe- rierte über Halitosis. Rund ein Drittel der Stadtberner Bevölkerung sieht bei sich Halitosis als ernsthaftes Problem. Nur bei rund 12% aber konnte organo- leptisch Mundgeruch nachgewiesen werden. Als Hauptursache wird Zun- genbelag angegeben, gefolgt von Gin - givitis, Parodontitis sowie extraoraler Halitosis, die weniger als 30% aus- macht. Eine Selbstdiagnose von Halito- sis ist bewiesenermassen unmöglich. Diagnostik: 1. Hat der Patient Mundgeruch, ja oder nein? 2. Wenn ja, ist er intraoralen oder extraoralen Ursprungs? 3. Das Halimeter misst die flüchtigen Schwefelverbindungen. 4. Die organoleptische Messung mit- hilfe des Abstandes: (cid:129) Grad 1 riechbar auf 1 Meter (cid:129) Grad 2 auf 20 cm (cid:129) Grad 3 auf 10 cm. Praktische Durchführung der or- ganoleptischen Messung: Patient mit geschlossenen Augen auf 10 zählen lassen, Messperson nähert sich lang- sam der Testperson. Therapie: (cid:129) Nahrungsaufnahme: Regelmässiges Essen/Nahrungsauf- nahme wirkt Mundgeruch entgegen (cid:129) Hygienephase/Mundhygieneins- truktion. Zungenreinigung (wirkt nur kurzfristig) (cid:129) Chlorhexidin 0,2% reduziert Schwe- felverbindungen langfristig (cid:129) Ein Zusammenhang zwischen gas- troösophagalem Reflux und Halito- sis konnte nicht bewiesen werden. (cid:31)Fortsetzung von Seite 1 In anderen Ländern, zum Beispiel Österreich, hat die Parodontologie einen schweren Stand. Die Lehre in diesem Fach wird eingeschränkt. Welche Pläne haben Sie, parallel zur Ausbildung an der Uni, Ihr Fach bei den niedergelassenen Zahnärzten zu stärken? Ja, leider stimmt es, dass die Pa- rodontologie in vielen, sonst hoch- entwickelten Ländern wie Öster- reich, Deutschland oder Frankreich einen schweren Stand hat – oder mit anderen Worten ausgedrückt: Die- sem sehr wichtigen Fach wird noch nicht überall die gebührende Beach- tung zuteil, vor allem wenn man be- denkt, dass die Parodontologie das Grundlagenfach für alle anderen zahnärztlichen Disziplinen darstellt. Eine meiner Hauptaufgaben wird es deshalb sein, das von meinem Vor- gänger Dr. Hofer initiierte Aufklä- rungsprojekt weiter umzusetzen und auf die extrem grosse Bedeutung der Parodontologie sowohl für die Mund- gesundheit als auch für die allgemeine Gesundheit hinzuweisen und die Kol- leginnen und Kollegen aus der Privat- praxis sowie die Ärzte und Patienten/ -innen dafür zu sensibilisieren. Kon- kret werde ich alle diese Personen und Personenkreise immer wieder auf die parodontalen Probleme aufmerksam machen und versuchen, diese von der extremen Bedeutung des langfristi- gen Zahnerhalts zu überzeugen. In einer Zeit, wo viele parodonto- logische Probleme durch Extraktio- nen mit anschliessenden Implanta- tionen gelöst werden, sehe ich es als Kompositzemente und Keramik Dr. Simon Flury, zmk bern, wid- mete sich in seinem Vortrag den Kom- positzementen und der Keramik: Keramische In-, On- und Over- lays bestehen aus Silikat-/Feldspat- oder Leuzit-/Litiumverstärkter Glas- keramik und erfordern eine adhäsive Zementierung. Die verschiedenen Zemente bilden eine heterogene Gruppe und unterscheiden sich auch in der Vorbehandlung des Zahnes. Es gibt auf dem Markt: (cid:129) Etch-and-rinse-Zemente die Stempeltechnik zur direkten Versorgung des Abrasionsgebisses mittels Komposit vor. Voraussetzung sind korrekte Diagnostik, Identifika- tion der Säureexposition und Prä- vention, damit die Restauration auch eine lange Lebensdauer haben kann. Indikation für die Therapie: (cid:129) Dentinhypersensibilität (cid:129) Funktionsverlust (cid:129) Ästhetik (cid:129) Gefahr der Pulpaschädigung (Variolink mit Syntac) Wahl des Restaurationsmaterials: (cid:129) Self-etch-Zemente (Panavia) (cid:129) Self adhesive Zemente (RelyX Uni- cem), kein Adhäsivsystem nötig. Die Mehrheit der Kompositze- mente sind dualhärtend, haben also einen chemisch- und einen lichthär- tenden Anteil. Bereits nach 1,5mm Keramikdicke ist die Intensität der Polymerisationslampe sehr stark ab- gefallen (auf 13–17%). Nach 3mm ist noch 3–4% der ursprünglichen Licht- intensität vorhanden. Die Frage kann gestellt werden, wie hoch ist der Anteil der Lichthärtung unter der Keramik und wie hoch der Anteil der Selbsthär- tung sowie die Aushärtung der Ze- mente insgesamt? Je tiefer der Aushär- tungsgrad, umso schlechter die Haft- kraft und Randqualität (Verfärbung am Rand, schlechtere Biokompatibi- lität, desto höhere Hypersensibilitäts- gefahr). Als praktischer Tipp nennt Dr. Flury eine Belichtungszeit bei Kera- miken von mindestens 40 Sekunden pro Seite mit Lichtintensität über 1’000 mW/cm2. Die Stempeltechnik Dr. Simon Ramseyer, zmk bern, stellte in einem interessanten Vortrag Wax-up nur vertikal, damit der Stempel oral bzw. vestibulär posi- tioniert werden kann. 2. Puttyschlüssel über Wax-up 3. Schneiden der Stempel: pro Zahn entsteht ein oraler und vestibulä- rer Stempel 4. Legen des Kofferdams, interden- tal Transparentmatritzen 5. Einfüllen des vorgewärmten Komposits in Stempel, Aufdrü- cken, Überschussentfernung 6. Suffiziente Lichthärtung 7. Nächster Stempel 8. Grobpolitur 9. Nächster Zahn 10. Feinpolitur evtl. in weiterer Sit- zung Vorteile: (cid:129) Minimalinvasiv (cid:129) Exakter Datentransfer Wax-up intraoral (cid:129) Zeitfaktor (cid:129) Geringe Lernkurve (cid:129) Geeignet für mittleren bis gross - flächigen Substanzverlust (cid:129) Geringe Schichtdicke des Kompo- sits möglich (cid:129) Therapie unter Kofferdam möglich Optimale Politur – einfach und doch gut Dr. Veronique Stoupa, zmk bern, befasste sich in ihrer Masterarbeit mit der optimalen Politur von Komposit- füllungen. Der Nutzen der Politur besteht in der Überschussentfernung, Entfer- nung der sauerstoffinhibierten Ober- fläche zur Erleichterung der Mund- hygiene, Reduktion der Antagonis- tenabrasion und Erschwerung der Bakterienadhäsion. Weitere Faktoren sind die ästhetischen Komponenten. Man unterscheidet zwischen: (cid:129) Finieren: Entfernen von Über- schüssen, Ausarbeiten anatomi- scher Strukturen (cid:129) Polieren: Bilden einer glatten und homogenen Oberfläche (Glanz) Die glatteste Oberfläche bildet das durch eine transparente Matrize polymerisierte Komposit. Mehr- schritt- vs. Einschrittpolitursysteme: Die Zweischrittsysteme zeigen am zuverlässigsten gute Resultate (um 0,2 µm). Nach mehrmaligem Desin- fizieren/Autoklavieren nimmt die Polierleistung von Polierkörpern ab. (v.l.n.r.) Prof. Dr. Reinhard Hickel, Prof. Dr. Elmar Hellwig, Prof. Dr. Adrian Lussi, Dr. Beat Suter und Dr. Stefan Hänni. Herz-Kreislauf-Problemen und rheu- matoider Arthritis hinweisen und so- wohl die Kollegen/-innen als auch die Patienten/-innen für diese Probleme sensibilisieren. Zudem ist es mir ein Anliegen, die Bedeutung der paro- dontalen Gesundheit auch in der Be- völkerung bekannt zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es einerseits immer wieder hochwertige Kongresse und Sympo- sien, andererseits die stetige Aufklä- rung über andere Informationska- näle wie Flyer, Fernseh- und Internet- auftritte usw. Denn wir sollten nie- mals aus den Augen verlieren, dass am Ende eines Zahnes auch ein Patient hängt. Sie sind stark beschäftigt mit Lehre, Forschung und Patientenbehand- lung, finden Sie noch genügend Zeit für das Präsidentenamt? Eine gute Frage. Meine Aufgaben als Hochschullehrer und klinisch täti- ger Parodontologe sind vielfältig und sehr zeitintensiv. Ich sehe es jedoch als eine sehr wichtige und ehrenvolle Auf- gabe, Präsident einer der wichtigsten zahnmedizinischen Gesellschaften zu sein und dabei die Möglichkeit zu ha- ben, das Fach Parodontologie über die Universitätsgrenzen hinaus zu ver- mitteln, zu stärken und zu verbreiten. Die Antwort ist deshalb ja, und ich werde mir die Zeit dafür nehmen. Ausserdem bin ich nicht alleine, wir haben ein exzellentes Team von Vor- standsmitgliedern und ich kann auch weiterhin auf die Unterstützung mei- nes Vorgängers Dr. Dominik Hofer zählen. DT Hartsubstanzverlust Möglichkeiten mit Komposit: (cid:129) Freihand (Schwierigkeit der verti- kalen Dimension und Okklusion) oder (cid:129) Indirekt über Wax-up, was Okklu- sionsgestaltung und Bisshebung er- leichtert. Wie wird das Wax-up in den Mund übertragen? Hier hilft die Stempeltechnik als Alternative zum Legen der Kompositfüllung unter ei- ner nach dem Wax-up angefertigten Tiefziehschiene. Stempeltechnik (eignet sich für mittlerer bis grosser Substanzverlust) 1. Studienmodelle werden mit Kon- struktionsbiss einartikuliert. meine Pflicht, den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeiten des lang- fristigen Zahnerhalts mittels einer adäquaten Parodontaltherapie nä- herzubringen. Da „Evidenz-Based“- Medizin beim Entscheid, welche Therapie angemessen ist, eine immer grössere Rolle spielt, muss auch klar hervorgehoben werden, dass die Pa- rodontologie das zahnmedizinische Fach mit einer der besten Evidenz - lagen ist. Langzeitstudien beweisen eindrücklich, dass mit einer ange- messenen Behandlung der langfris- tige Erhalt parodontal erkrankter Zähne möglich ist, und dies sogar über einen Zeitraum von 30 Jahren. Ausserdem will ich auf die Zu- sammenhänge zwischen Parodonti- tis und allgemeinmedizinischen Er- krankungen wie Diabetes Mellitus,