10 Practice Bei der in Plasma umgewandel- ten Luft ist dies abhängig von der Art der Umweltgase, die zusätzlich neben den normalen Gasen der Umweltluft existieren. Luft besteht zu ca. 21 Pro- zent aus Sauerstoff und 77 Prozent aus Stickstoff sowie zu 0,9 Prozent Argon, 0,04 Prozent Kohlenstoff, Wasserstoff und Spuren anderer na- türlicher Gase. So beinhaltet dagegen smogbelastete Umweltluft eine Reihe für den Menschen schädlicher Gase. Dabei entstehen u. a. auch bisweilen gefährliche Radikale, wie z.B. Peroxid Radikal (R-O-O) etc. Laut den Max- Planck-Instituten in Zürich und Köln sind Russpartikel, welche an die Zwischenformen des Sauerstoffs an- docken, mitverantwortlich für die Zunahme von Allergien. Auch dies ist eine Folge von überhöhter Smogbe- lastung. Ist oxidativer Stress eine Gegenanzeige? Plasma beinhaltet zum grössten Teil freie Radikale. Diese verursachen oxidativen Stress, der wiederum als Mitverursacher einer Vielzahl krank- hafter Prozesse gilt und auch mit Alte- rungserscheinungen in Verbindung gebracht wird. Wissenschaftern aus dem Deutschen Krebsforschungs- zentrum gelang es erstmals, oxidative Veränderungen in einem lebenden Organismus direkt zu beobachten. Ihre erzielten Ergebnisse lassen Zwei- fel an der Gültigkeit gängiger Thesen aufkommen. Die Wissenschafter fanden keine Hinweise darauf, dass die Lebenszeit durch die Bildung „schädlicher“ Oxidantien begrenzt wird. Arterienverkalkung und koro- nare Herzleiden, neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer, Krebs oder sogar das Al- tern selbst stehen im Verdacht, durch oxidativen Stress mitverursacht oder beschleunigt zu werden. Oxidativer „Stress“ entsteht in Zellen oder Gewe- ben, wenn ein Übermass an soge- nannten reaktiven Sauerstoffverbin- dungen vorliegt. „Bislang konnte aber niemand oxidative Veränderungen oder gar deren Zusammenhang mit krankhaften Prozessen in einem le- benden Organismus direkt verfol- gen“, sagt Dr. Tobias Dick aus dem Deutschen Krebsforschungszen- trum. „Es waren nur relativ unspezifi- sche oder indirekte Nachweise darü- ber möglich, welche oxidativen Pro- zesse in einem intakten Organismus tatsächlich ablaufen“, stellt Dr. Dick weiter fest. In ihren Forschungsergeb- nissen an lebenden Organismen fan- den die Wissenschafter demnach keine Unterstützung für die häufig geäusserte Vermutung, dass die Le- bensspanne eines Organismus durch die Bildung „schädlicher“ Oxidantien begrenzt wird. Entzündungen sind die Ursache vielen Übels! So leben beispielsweise Diabetiker mit gesundem Zahnfleisch länger. Bei fortgeschrittener Parodontitis ist für Menschen mit dieser Stoffwechseler- krankung das Risiko für kardiovasku- lären Tod 2,3-fach und für Tod durch Nierenerkrankung 8,5-fach höher als bei Diabetikern ohne Parodontitis. Die Erkrankung des Zahnhalte- apparates erhöht den Blutzuckerspie- gel und damit ist er umgekehrt auch ein Indikator für diese bakteriell be- dingte Entzündung. So leiden z.B. Personen mit einer Parodontitis ver- mehrt an Arteriosklerose. Der Zahn- verlust selbst, als finale Konsequenz unbehandelter Entzündungen am Zahnhalteapparat, steht eher am Ende der medizinischen Wichtigkeitsskala. Vor diesem Hintergrund kommt der Plasmabehandlung in der Zahnmedi- zin eine quasi unabdingbare Rolle zu. Wie viel kaltes Plasma ist zur Keimeliminierung notwendig? An dieser Stelle müssen wir, so- lange hier noch keine wissenschaft- lichen Studien vorliegen, auf die Erfah- rung mit der „Ozontherapie“ zurück- greifen. Zuerst muss einmal Klarheit unter den verwirrenden Masseinhei- ten wie ppm, µg/m³, g/m³, µ/ml, g/h, γ (Gamma) geschaffen werden. ppm (parts per million) wird in der Technik und bei Belastung von Luft 3 5 8 4 6 9 Abb. 3: Aufnahme einer Plasmawolke (unsichtbar): offener Generator mit Plasmaelektrode der Fa. MIO int. Ozonytron. – Abb. 4: Geschlosse- ner Plasmagenerator der Fa. MIO int. Ozonytron. – Abb. 5: Mit speziellem Gasgemisch gefüllter Beutel. – Abb. 6: Durch Anlegen einer Hoch- spannung zu Plasma aktiviertes Gasgemisch. – Abb. 7: Bei einzelnen Zahnfleischtaschen, Wurzelkanälen oder Fisteln eignet sich mehr die handliche KPX-Düse. – Abb. 8 und 9: Zwei Geräte zur Anwendung in der Plasmamedizin für die Dentalmedizin, Wundheilung, Dermatolo- gie, HNO, Gynäkologie, Urologie und Orthopädie, Ozonwasser-Produktion sind hier vorgestellt (Ozonytron-XP/OZ). DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 3/2013 · 6. März 2013 verwendet, ebenso wie µg/m³, wo bei 1 ppm = 2’000 µg/m³ = 0,002 g/m³ sind. In der Medizin sind die Massein- heiten µg/ml und γ Gamma üblich, wobei γ ein älterer Begriff ist, welcher allerdings heute noch für Ozonwasser und für den Vorgang in organischen Zellen Verwendung findet, 1 γ = 1µ/ml. Die Einheit g/h wird anstelle ppm für die Ozonanreicherung der Luft zur Eliminierung von Luftkeimen verwendet, hier ist die Umrechnung et- wird mit wenigen 100ppm (0,2µ/ml) bis zu >100’000ppm (>>200µ/ml) angegeben. So wurden bei dem Gerät HealOzone (vormals Vertrieb KaVo) bis noch vor zwei Jahren 2’100ppm zur Kariestherapie angegeben, seit der IDS 2011 wird das neue HealOzone X4 im Internet mit einer nun 7-fach hö- heren Leistung propagiert (Angabe 32g/m³=16’000ppm= 32µ/ml). Aus der Erfahrung der Ozontherapie her- aus werden zur Keimeliminierung Abb. 2: Abdrucklöffel aus medizinischem Silikon (FMT). ven Möglichkeiten sämtliche Paro- dontien mit Plasma zu durchfluten, hat die deutsche Firma MIO interna- tional Ozonytron GmbH aus Mün- chen mit dem Gerätetyp Ozonytron- XP/OZ, auch Plasmatron-XPO ge- nannt, eine ebenso effektive wie ergo- nomisch-wirtschaftliche Variante auf den Markt gebracht. Unter Zuhilfe- nahme eines doppelseitigen Silikon- abdrucklöffels ist es nun erstmals möglich, innerhalb weniger Minuten sämtliche Parodontien in einem ein- zigen Arbeitsgang unter Schutzatmosphäre zu desin- fizieren (Full Mouth Dis - infection). Im Plasma- bzw. Ozonerzeuger der Firma MIO werden die Sauerstoff- moleküle durch stille elek- trische Entladung zu Sauer- stoffatomen dissoziiert, wo- nach noch im Plasma der Entladungs- filamente die Plasmasynthese und -anreicherung stattfinden. Die er- reichbare Konzentration liegt bei we- nigen 100 ppm bis zu mehreren 10’000 ppm unter Nutzung von Um- weltluft. Bei dem ebenfalls möglichen Einbezug von reinem Sauerstoff ge- hen die Konzentrationen bis zu 300’000 ppm. Fazit Das Einsatzgebiet von kaltem Plasma in der Medizin ist gross und die evidenzbasierten Erkenntnisse hierüber stehen wohl erst am Anfang. Die Plasmamedizin ist dagegen nicht so neu wie ihr Name vermuten lässt. Unter dem Begriff Ozontherapie ge- winnt diese Behandlungsmethode seit einigen Jahren immer mehr An- hänger, frei nach dem Motto „Was hilft, kann nicht falsch sein“. Die Be- stätigung findet sich in der eingangs erwähnten Gründung eines universi- tären Lehrstuhles. Die Anwendung physikalischer Plasmen für medizinische Zwecke ist eine den Patienten nicht belastende, schnelle und preisgünstige Therapie mit nachhaltigem Erfolg. Der sofor- tige keimeliminierende Effekt mit nachfolgend schnellem Verlauf der Heilung weist auch auf den unter- stützenden Einfluss des systemischen Prozesses dieser Therapieform hin. Die positiven Ergebnisse in der Zell- kultivierung sowie einer Vielzahl von Anwenderberichten und klinischen Vorstudien lassen erwarten, dass die Plasmamedizin eine grosse Zukunft hat. Die Gegenargumentation, dass damit auch ein schädlicher oxidativer Stress ausgelöst wird, scheint dage- gen so gut wie widerlegt zu sein. DT Kontakt Dr. med. dent. Jens Hartmann jens.hartmann@ozonytron.com MIO international Ozonytron GmbH Maximilianstr. 13 80539 München Deutschland Tel.: +49 89 24209189-0 Fax: +49 89 24209189-9 info@ozonytron.com www.ozonytron.de was komplizierter, da das Raumvolu- men mit einbezogen werden muss. Bei der Umwandlung von ppm in µ/ml gilt der Faktor 0,002, bei ppm in g/m³ gilt der Faktor 0,002 bzw. 2’000 bei µg/m³. Der jahresdurchschnittliche Ozon- wert in der Luft liegt bei ca. 80 µg/m³. Der von der BRD angegebene Grenz- wert für Ozonalarm, er lag bei 180µg/m³, wurde von der EU aufgeho- ben, ohne bislang einen neuen Grenz- wert zu bestimmen. Bei den Entladungsvorgängen entstehen in der atmosphärischen Blitzwolke Konzentrationen bis zu mehreren 10’000 ppm. Da sich aber Gase kugelförmig ausbreiten (V = 4/3 x π x r³) reduziert sich die Kon- zentration in der weiteren Umge- bung mit der dritten Potenz sehr schnell auf unter 1 ppm. Die erreichte Ozonkonzentration von Ozongeneratoren bzw. Plasmage- neratoren ist herstellerspezifisch und 7 Konzentrationen von mindestens 10’000ppm (20µ/ml) benötigt, wobei die Frage zu stellen ist, wie viel und welche Keime werden in welchem Zeit raum mit welcher Konzentration beseitigt. Das hier zugrunde liegende Gerät Ozonytron-XP/OZ bietet, ein- stellbar, Konzentrationen bis zu 60’000ppm (120µ/ml) und bei Nut- zung von reinem Sauerstoff bis zu 300’000ppm (600µ/ml) an. In der vorliegenden Vielzahl von Praxisbe- richten und Studien wurden geräte - spezifisch Konzentrationen von 10’000 bis 30’000ppm (20µ/ml bis zu 60µ/ml) angewandt. Natürlich stellt sich nicht nur die Frage nach dem „wie viel ist notwen- dig?“, sondern auch „wie viel ist zu viel?“ Um eine schnelle Keimelimi- nierung auch in tieferem Gewebe zu erreichen, ist eine hohe Dosis von Vor- teil, sie reduziert die Zeit der Therapie und die Wiederholungen auf ein Mi- nimum, in der Regel auf nur eine Sit- zung. Ist der systemische Prozess (Heilung) im Ansatz erkennbar, das Epithel der Wunde wächst vom Rand zur Mitte und das Granulom von un- ten nach oben, wird die Konzentra- tion deutlich gesenkt, um nachwach- sende Basalzellen nicht zu schädigen und den systemischen Prozess durch Utilisation von Singulett-Sauerstoff in die Zelle zu unterstützen. Dagegen ist in der Zahnmedizin ein besonderes Augenmerk auf die mögliche Überdosis der Inhalation zu richten. Lungenalveolen sind exorbi- tant dünn, ihre Zahl wird auf unge- fähr 300 Millionen und ihre Gesamt- oberfläche auf 80–120 m2 geschätzt. Sie könnten irreversibel geschädigt werden. Kurze Behandlungszeiten und konsequenter Einsatz des Spei- chelsaugers sind daher empfehlens- wert. Bei längeren Sitzungen, z. B. bei mehr als einem Parodontium oder bei erhöhten Konzentrationen, sollte folglich nur unter Schutzatmosphäre behandelt werden. Apparative Möglichkeiten Während es in der Vergangenheit zeitaufwendig und in der Regel, u. a. auch aus Gesundheitsgründen, für den Patienten nicht durchführbar war, mit den vorliegenden apparati-