18 Continuing Education DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 7+8/2014 · 30. Juli 2014 ÁFortsetzung von Seite 17 3 4 Abb. 3/4 (vorher/nachher): Alles was zählt ist das Resultat im Munde des Patienten. Hier sind wir angehalten, den Vorgaben zu folgen, und können uns nicht freien Kreationen hingeben. 5 7 6 8 Abb. 5-9: Es ist möglich, auch grössere Ar- beiten effizient herzustellen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einem funktionierenden Anwendungskonzept. Abb. 5: Fertig modellierte Brücke in Kera- mik, inklusive Pink-Zahnfleisch, mit der speziellen Flüssigkeit von P. Giezendan- ner. – Abb. 6: Im Dent-On getrocknete Arbeit. – Abb. 7: Fertig überschliffene Rekonstruk- tion nach dem ersten Hauptbrand. – Abb. 8: Im Dent-On getrocknete Glasur. – Abb. 9: Fertige Arbeit direkt nach dem Brand auf dem Brennträger. 9 10 12 11 13 Abb. 10–15: Wir werden täglich gefor- dert, auf den unter- schiedlichsten Trä- germaterialien mit Keramik taugliche Ergebnisse zu liefern. Mal auf Metall (Abb. 10/11) in einer rela- tiven Schichtstärke der Keramik von 1,2mm. Mal auf weissem Zirkon (Abb. 12/13)in unterschiedlichen Schichtstärken der Keramik in einer Bandbreite von 0,2mm bis 3,2mm und mal als Non-Prep-Veneer auf einem vollständig erhaltenen Zahn zur ergänzenden Formkorrektur, mit einer maximalen Schichtstärke von 0,2mm (Abb. 14–16). 14 15 16 Erklärung einer Gesetzmässigkeit… Die viel gehüteten Geheimnisse, welche der Keramik brillante Schön- heit und Tiefe verleihen, sind eigent- lich nicht unbekannt und tragen so schöne Namen wie: Snelliussches Bre- chungsgesetz, optische Hebung, Her- leitung, Lichtleiter, Totalreflexion, Re- flexion, Brechungsindex. Snelliussches Brechungsgesetz (Abb. 17/18) Das Brechungsgesetz, auch Snel - liussches Brechungsgesetz genannt, be- schreibt die Richtungsänderung eines Lichtstrahls beim Übergang in ein an- deres Medium (Übergang Schicht zu Schicht). Ursache der Brechung, ge- nannt Richtungsänderung, ist die Än- derung der materialabhängigen Pha- sengeschwindigkeit, die als Brechungs- index in das Brechungsgesetz eingeht. Optische Hebung (Abb. 19/20) Betrachtet man von ausserhalb des Wassers Gegenstände, die sich unter Wasser befinden, so erscheinen sie in senkrechter Richtung gestaucht. Der in Wasser eingetauchte Acrylstab stellt sich an der Grenze von Luft und Wasser geknickt (leicht gehoben) dar. Diese Erscheinung wird daher auch optische Hebung genannt. Aufgrund unter- schiedlicher Brechungsindizes von Wasser und Luft entsteht ein anderer Brechungswinkel. Die vom Stab ausge- hende Reflexion ist ein weiteres Phä- nomen und zeigt sich an der Grenzflä- che zwischen Wasseroberfläche und 17 18 Abb. 17:Brechungsphänomen: Der dem Acrylstab vorgelagerte Acrylsockel verändert die Per- spektive des dahinterliegenden Stabes.– Abb. 18: Die Situation aus Schwarzlichtaufnahme. Luft und ist dem Reflexiongesetz zu - zuordnen. Herleitung (Abb. 21) Von einem Medium in ein anderes ändert sich die Wellenlänge (von einer Schicht in die andere). Auch gleichzu- setzen mit „die Wellenlänge ändert sich vom Übergang in ein optisch dichteres Medium“. Dies führt zu einer Stau- chung des Lichtes und damit zu Ablen- kung (von Dentinmassen in eingefärbte Dentinmassen von Clear- zu Transpa- massen). Die in Millimeter definierten Abstände (Anzeichnungen) sind ober- halb des Wassers als solche erkennbar, werden aber unmittelbar, nachdem das Wasser die Lichtbrechung (Stauchung) hervorruft, undefinierbar kleiner. Lichtleiter (Abb. 22/23) Als Lichtleiter werden transparente Bauteile wie Fasern, Röhren oder Stäbe bezeichnet, die Licht über kurze oder lange Strecken transportieren. Die Lichtleitung wird dabei durch Reflexion an der Grenzfläche des Lichtleiters ent- weder durch Totalreflexion, aufgrund eines geringeren Brechungsindex des den Lichtleiter umgebenden Mediums, oder durch Verspiegelung der Grenzflä- che erreicht (Clearmassen eingebettet in Dentinen unterschiedlicher Transpa- renz). Totalreflexion Die Totalreflexion ist ein Phäno- men, das vor allem im Zusammenhang mit elektromagnetischen Wellen (bei- spielsweise sichtbarem Licht) bekannt ist. Sie findet an der Grenzfläche zweier nicht absorbierender Medien mit ver- schieden grosser Ausbreitungsge- schwindigkeit statt, wenn der Einfalls- winkel einen bestimmten Wert, den sogenannten Grenzwinkel der Totalre- flexion, überschreitet. Dennoch kann es durch den Aufbau der Grenzfläche auch bei hochtransparenten Materialien zu Reflexionsminderungen kommen. Man spricht in solchen Fällen von ver- hinderter Totalreflexion. Reflexion (Abb. 24–28) In der Regel wird bei der Reflexion nur ein Teil der einfallenden Welle re- flektiert, man spricht in diesem Zu- sammenhang auch von partieller Refle- xion. Der restliche Anteil der Welle brei- tet sich im zweiten Medium weiter aus, durch den geänderten Wellenwider- stand erfährt die Welle dabei eine Rich- tungs- (Brechung) und Geschwindig- keitsänderung. Richtungs- und Ge- schwindigkeitsänderung innerhalb der Schichten führen zu einem längeren Weg des Lichtes und entsprechend da- durch wird Tiefe in der Restauration suggeriert. Brechungsindex An der Grenzfläche zweier Medien (Schichtflächen) mit unterschiedlichem Brechungsindex wird Licht gebrochen und reflektiert. Dabei nennt man das Medium mit dem höheren Brechungs- index das optisch dichtere. Dies ist nicht zu verwechseln mit der „optischen Dichte“ als Mass für die Extinktion. Die Definition des Brechungsinde- xes erfolgte oben über die Geschwindig- keit, mit der sich Licht im Material aus- breitet. Dieses Vorgehen ist nahelie- gend, aber nicht in allen Fällen anwend- bar. Diesen Brechungsindex können wir uns zunutze machen und er hilft uns, durch die geführte Ausbreitung des Lichtes in der Keramik Brillanz und Tiefe zu erlangen. 19 20 21 Abb. 19/20: Die Reflektion am Übergang Luft/Wasser „knickt“ den Acrylstab. Hierbei handelt es sich um das Reflexion-Phänomen. Dieses Wirkungselement hilft uns, beim de- finierten Auftragen von Keramik der Restauration Tiefe zu suggerieren. – Abb. 21: Opti- sche Veränderung am Übergang Luft/Wasser. Sehr eindrücklich ist die optische Stauchung zu sehen, welche unter dem physikalischen Begriff „Herleitung“ abgehandelt wird. 22 23 Abb. 22: Bei einem Lichttransport über einen Acrylstab in ein Medium von höherer Dichte (Wasser) sind sowohl das Phänomen der optischen Hebung als auch der Lichtleiter-Effekt kombiniert ersichtlich. Auch am Brechungszentrum (Wasseroberfläche) wird ein Teil des Lichtes absorbiert und umgeleitet (roter Pfeil). Das meiste Licht wird jedoch ohne Streu- ung bis ans Ende des Lichtleiters transportiert (grüner Pfeil). – Abb. 23: Wenn es die Schichttechnik zulässt, Opazität und Transluzenz klar getrennt zu platzieren, ist es mög- lich, reflexionsunterstüzend vertikale und inzisale Lichtleitereffekte einzubauen (siehe Pfeile). Dies erhöht das Reflektionsverhalten einer Restauration und bringt Lebendigkeit in die handwerklich gefertigten Zähne. Abb. 24–28: Haben wir ein einfach zu handhabendes Schichtungskonzept zur Hand, hilft uns das, zu verstehen, warum bei hochtransparenten Restaurationen (Abb. 24–26) anders vorgegangen werden muss als bei monolithischen, opaken Ge- rüsten (Abb. 27–28). 25 27 Das alles funktioniert jedoch nur bei einer „Schichtung“, die den Namen auch verdient. Zusammenfassend lässt sich sa- gen, dass alles, was man für den Erfolg braucht, ein funktionierendes Schich- tungskonzept, ein darauf ausgerichte- tes Anmischmedium und ein speziell 24 26 28 benden Anwendung immer noch überzeugt und damit hervorragende Ergebnisse zu erzielen sind. Natürlich habe ich im Laufe der Jahre kleine Veränderungen in der An- wendung vorgenommen, aber mehr- heitlich habe ich mich auf die Optimie- rung der Technik konzentriert und das Konzept konsequent angewendet. Den Leitfaden zum mythosfreien Erfolg und zu meiner Technik finden Sie ausführlich in meinem Buch „Wis- sen ist die Basis – Erfolg das Resultat“ beschrieben. DT Alle Bild- und Textrechte (ausgenommen diejenigen der Quellennachweise) liegen bei DENTAL TRADING AND CONSULTING/ www.dental-tradingandconsulting.ch. Kontakt Infos zum Autor Abb. 29: Anmischmedium und Heiss- luftgerät, beides entwickelt vom Autor. dafür entwickeltes Heissluftgerät sind. Geheimnisse und Mythen sind in un- serem Handwerk fehl am Platze. Schlusswort Genug von der Theorie und zu- rück zum Handwerk. Ich bin immer wieder darüber erstaunt, dass das von mir entwickelte Schichtungskonzept nach so vielen Jahren der gleichblei- Paul Giezendanner Giezendanner Dentaltechnik Kernserstr. 29 6060 Sarnen, Schweiz Tel.: +41 41 660 39 38 info@giezendanner-dental.ch www.giezendanner-dental.ch www.facebook.com/ Giezendanner.Dentaltechnik