SPECIAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 3/2015 · 4. März 2015 Special News 27 „Facelifting“ der Praxis: Wenig Aufwand, grosse Wirkung Auch die schönste Praxis kommt mal in die Jahre. Sei es, weil die intensive Nutzung Spuren hinterlässt oder sich Stil oder Farbgeschmack der Betreiber mit der Zeit verändert haben. Von Katja Mannteufel, Leipzig. unsere Bauherren auf Wunsch natür- lich gerne auch in dieser Hinsicht. Wir wissen, dass gerade Zahnärzte häufig Wert auf stylishe Produkte oder echte Designikonen legen, und natürlich helfen wir auch gern dabei, Leuchten oder Möbel zu beschaffen. Darüber hinaus arbeiten wir auch mit Spezialis- ten für Interior Styling zusammen, die sich um all die netten Kleinigkeiten kümmern, die einen Raum lebendig machen: Bilder und Skulpturen, Vasen und Accessoires, Textilien und so weiter. Man könnte also sagen: Wer will, bekommt ein Rundum-sorglos-Pa- ket bei uns. [Infos zur Person] Rudi Kassel Empfangsbereich vor der Neugestaltung. – Empfangsbereich nach dem „Facelift“. (Fotos: Joel Micah Miller, Fotografie, Stuttgart) Glanz erstrahlen zu lassen. Besser ist es aber, die Neugestaltung in die Urlaubs- zeit zu legen, weil manche Dinge auch Trocknungszeiten benötigen. Länger als ein paar Wochen hat bei uns aber noch keine optische Retusche gedau- ert. Gehört zu dieser optischen Retusche auch eine Art Stilberatung? Manch- mal ist es ja so, dass in Praxen Acces - soires gestellt werden, die so gar nicht dazu passen wollen…? Das gibt es leider, und wir erleben das auch häufiger. Deshalb beraten wir Herr Kassel, wir dan- ken Ihnen für das Ge- spräch. ST herzog, kassel + partner Tel.: +49 721 831425-0 www.herzog-kassel.de ANZEIGE Wie man ohne einen kompletten Um- bau ein sichtbares „Facelifting“ von ab- genutzten Praxen erreichen kann, ver- rät Rudi Kassel, Mitinhaber von her- zog, kassel + partner, im Interview. Herr Kassel, Sie richten seit Jahrzehn- ten bundesweit Praxen ein und be- gleiten Ihre Kunden zum Teil über ganze Dekaden. Was raten Sie Bau- herren, die eine an sich funktionie- rende, aber ein wenig in die Jahre gekommene Praxis haben? Zunächst einmal ist es natürlich wichtig, eine Bestandsaufnahme zu machen. Meist besprechen wir bei einem Termin vor Ort, wo die emp- fundenen Defizite liegen. Sind es tat - sächlich „nur“ optische Faktoren, die stören, oder sind auch funktionelle Probleme, etwa nach der Umstruktu- rierung interner Abläufe, zu lösen. Bei älteren Praxen ist es, um ein Beispiel zu nennen, häufiger so, dass die grossen Karteischränke, die es früher noch gab, abgeschafft werden. Das schafft viel Spielraum für die Neugestaltung des Rezeptionsbereichs. Oder eine Praxis zieht um, auch dann können bestehende Dinge weiter genutzt wer- den. Ausserdem haben wir häufiger den Fall, dass bestehende und gut lau- fende Praxen von der jungen Genera- tion übernommen werden. was gar nicht selten vorkommt – ein bestimmtes Objekt der Schlüssel zu einem Look sein soll. Das kann ein Urlaubsmitbringsel sein, ein Kunst- werk, eine bestimmte Leuchte … Inspirationen gibt es viele. Und anhand solcher Objekte kreie- ren Sie dann einen neuen Look? Zuweilen ja. Dann sehen wir uns an, für was das Objekt steht. Beispiels- weise haben wir mal eine Rezeption nach der Linienführung eines Lam- borghini Gallardo gestaltet. Dessen mehrfach gekippte Flächen haben wir in einen Baukörper aus Corian über- setzt. Oder wir hatten eine Bauherrin, die leidenschaftlich gerne an der See ist. Also hat dies den Look für die Umge- staltung vorgegeben. Was bedeutet das konkret? Wir fragen uns, für was ein Objekt oder ein Stil stehen: für welche Mate - rialien, welche Art der Verarbeitung, welche Farbwelten, welche Traditio- nen. Danach setzen wir die Dinge kon- sequent ein. Wir haben schon Böden aus Kunststoff gegossen, aber häufig auch Echtholz verlegt. Wir setzen oft Corian als Werkstoff ein, weil dessen seidig glatte Oberfläche einfach fantas- tisch ist. Aber wir nutzen genauso tra- ditionelle Materialien, spielen mit Licht oder gestalten Flächen grafisch. Rezeptionsgestaltung nach der Linienführung eines Lamborghini Gallardo. – Vorbild für den Entwurf. – Entwurfsskizzen per Hand. – Finaler Empfangstresen. Da gilt es dann nicht nur, deren Ansprüche an die Funktionen der Praxis zu berücksichtigen, sondern manchmal auch, den Prozess der räumlichen Veränderung zwischen den Generationen zu moderieren. Wir fühlen uns da nicht festgelegt, ganz im Gegenteil. Schliesslich treten wir nicht an, um eine „Praxis von der Stange“ zu gestalten. Und das bedingt eben, sich bei vielen Stilen und in vie- len Welten zu Hause zu fühlen. Wie packen Sie eine solches „Facelift“, wie Sie sagen, dann an? Im ersten Schritt versuchen wir herauszufinden, was den „neuen Geist“ der Praxis ausmachen soll. Wir berücksichtigen dabei natürlich, was schon vorhanden ist und was neu gedacht werden kann. Grundsätzlich aber gilt: Entscheidend ist, für was der Bauherr stehen will. Geben Sie da eine Richtung vor? Wenn unser Kunde dies wünscht, selbstverständlich. In der Mehrzahl aller Fälle aber hören wir erst einmal, welchen Style unser Kunde bevorzugt, ob es neue Lieblingsfarben gibt oder – Und wie machen Sie das? Uns ist es wichtig, Trends zu erfas- sen und zu erleben, wie bestimmte Dinge authentisch gestaltet werden können. Deshalb reisen wir viel und holen uns Inspirationen aus aller Welt. Diese setzen wir dann für die durchgängige Gestaltung von Räu- men um. Wenn Sie einen solchen Leitfaden mit Ihrem Bauherrn gefunden haben – wie lange dauert die Neugestaltung? Das ist unterschiedlich. Manch- mal, wenn es nur kleine Veränderun- gen geben soll, reicht schon ein langes Wochenende, um die Praxis in neuem