14 Science DENTAL TRIBUNE Swiss Edition · Nr. 7+8/2015 · 29. Juli 2015 Zahnextraktion und Einsatz von Keramikimplantaten an einem Tag Dr. Karl Ulrich Volz, seit Jahresbeginn Leiter der Zahnklinik der Paracelsus Klinik Lustmühle, ist mit seinem Konzept der Sofort-Keramikimplantate auf Erfolgskurs. Jürgen Isbaner, Chefredakteur ZWP/DT D-A-CH, traf ihn und Prof. Dr. Marcel Wainwright, der zuvor in der Zahnklinik hospitiert hatte, zu einem Gespräch. frage nach Keramikimplantaten sind erheblich gestiegen. Dr. Volz: Wenn wir die weltweit besten Toxikologen und Immunolo- gen fragen, dann sagen sie uns, dass die Zahnmedizin, seien es wurzelbe- handelte Zähne oder Schwermetalle, ursächlich zu über 50 Prozent an allen chronischen Erkrankungen beteiligt ist. Das zeigt: Es gibt keinen wichtige- ren Arzt als den Zahnarzt. Wir kön- nen viel tun, denn die Patienten ge- hen zu keinem anderen Mediziner so regelmässig wie zum Zahnarzt. Des- wegen sind wir auch gefordert, be- stimmte Frühsymptome für chroni- sche Erkrankungen zu erkennen und zu den medizinischen Kollegen wei- terzuleiten. Wir können dadurch ei- nen gewaltigen Nutzen schaffen und unseren Patienten mehr helfen als je- der Allergologe und als jeder Inter- nist. Das ist eine faszinierende Tätig- keit. Prof. Wainwright, wofür ist Ihrer Meinung nach der Patient bereit, zu investieren, und können Sie einen Trend ausmachen? Prof. Wainwright: Die Patienten sind definitiv bereit, mehr für Ästhe- tik sowie für Gesundheit in Kombi- nation mit weniger Aufwand und we- niger postoperativen Beschwerden zu investieren. Ich habe das selber mit dem Intralift erlebt, den wir auch höher liquidieren als den lateralen Sinuslift. Die Patienten sind gerne bereit, dafür mehr zu bezahlen und Luftbild von der Paracelsus Klinik in Lustmühle. Erfolg einer Praxis. Erstens: Ich muss den Patienten so behandeln, wie ich selber behandelt werden will. Und zweitens: Je mehr Nutzen ich schaffe, desto mehr Patienten bekomme ich. Von Prof. Wainwright habe ich z. B. die Intralift-Methode übernommen, weil ich damit sowohl dem Patienten als auch mir als Behandler Vorteile verschaffe. Die Patienten haben nach der Behandlung keine mehrtägige Schwellung mehr auszuhalten wie früher, sie sind am selben Tag wieder einsatzfähig. Ich schaffe mehr Nut- zen, bekomme mehr Patienten und ich kann auch finanziell davon profi- tieren. Will man der Industrie Glauben schenken, stagnieren die Implantat- verkäufe. Ist der Markt bereits ge - sättigt? Organ im Körper verbleibt, was kein anderer Mediziner tolerieren würde, ausser den Zahnärzten. Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Praxen in Konstanz und Düs - seldorf gemacht? Wie nehmen die Patienten Ihr ganzheitliches Ange- bot an? Prof. Wainwright: Ich habe, seit ich durch Dr. Volz wieder in die „Zir- konwelt“ eingestiegen bin, viel Zeit und Arbeit investiert, um die Patien- ten besser aufklären zu können. Wir haben u.a. einen Flyer erstellt, in dem für jeden Patienten die Problematik schnell nachvollziehbar erläutert wird. Wir zeigen darin einen wurzel- behandelten Zahn, den wir extrahiert haben, und einen nicht wurzelbehan- delten Zahn, und der Patient kann Dr. Volz: Ich sehe ge- nau das Gegenteil. Ich bemerke – und daran krankt ja auch die Medi- zin allgemein, dass wir keine Verbindungen zwi- schen verschiedenen me- dizinischen Disziplinen herstellen, sondern im- mer nur Teilbereiche an- schauen. Wir sehen jeden Tag, und das belegen mittlerweile Hunderte Studien, was Schwerme- talle und Toxine aus Entzündungen im Kie- ferbereich mit Autoim - munerkrankungen, chronischen Er- krankungen, Krebs usw. zu tun ha- ben. Sobald wir unseren Fachbereich Zahnmedizin erweitern und sagen, „ok, ich will den Patienten nicht nur Kronen, Brücken, Implantate ver- kaufen, sondern er soll gesünder sein“, dann schaffen wir komplett neue Märkte. Dazu eine Zahl: Wir set- zen in Deutschland beispielsweise ca. eine Million Implantate im Jahr, wir machen aber im selben Zeitraum ca. neun Millionen Wurzelbehandlun- gen. Das heisst, würden wir die in Ke- ramikimplantate oder generell in Implantate switchen, die viel besser funktionieren, denn wir haben Er- folgsquoten von über 90 Prozent, dann ist das ein gewaltiges Potenzial. Wurzelbehandlungen haben lang- fristig, das zeigen die Studien der Endodontologen, Erfolgsquoten von maximal 25 bis 40 Prozent. Zu beden- ken ist auch, dass immer ein totes Prof. Dr. Marcel Wainwright und Dr. Karl Ulrich Volz, Leiter der Zahnklinik der Paracelsus Klinik Lust- mühle. dann sehen, was er da eigentlich im Mund hat. Im Prinzip fängt alles erst einmal mit der Aufklärung an. Viele Patienten wissen selber, dass sie mit wurzelbehandelten Zähnen in ir- gendeiner Form Probleme haben. Was wir jetzt tun, ist, dass wir diesen Patienten unsere Lösungskonzepte anbieten. Ich bin mittlerweile ge- nauso konsequent wie Dr. Volz auch, bei mir kommt jeder wurzelbehan- delte Zahn raus und ich setze dafür Keramikimplantate ein. Wir sind un- serem Verständnis nach nicht nur Zahn-Ärzte, sondern Zahn-Medizi- ner, und dazu gehört eben auch, dass wir den Patienten ganzheitlich be- handeln. In der Konsequenz ist es da- her nicht mehr akzeptierbar, wurzel- behandelte Zähne im Patienten zu belassen. Und das ist vor allem eine Frage der Kommunikation. Das Pa- tientenbedürfnis nach ganzheitlicher Herangehensweise und die Nach- dafür schneller wieder in ihren Job zurückkehren zu können. Das ist nämlich am Ende das, was die Be- handlung für den Patienten teuer macht – die Ausfallzeit. Und im Grunde genommen gibt es einen Rie- senmarkt für Ästhetik, für Zahnme- dizin, für Gesundheit und Keramik - implantate in Kombination mit minimalinvasiven Verfahren und schnelleren und kürzeren Behand- lungszeiten wie auch das Short Cut Concept, was wir sehr gerne anwen- den. Die Patienten haben immer we- niger Zeit, und Zeit hat heute für sie mittlerweile einen viel höheren Stel- lenwert als Geld. Dadurch kann man zudem eine ganz andere Patienten- klientel generieren, die gern bereit ist, in diese Sachen zu investieren. Dr. Volz, Prof. Wainwright, wir dan- ken Ihnen für das sehr informative Gespräch. DT Dr. Karl Ulrich Volz und Prof. Dr. Marcel Wainwright im Gespräch mit Chefredakteur Jürgen Isbaner. Die Paracelsus Klinik Lustmühle in Teufen ist seit mehr als 50 Jahren das Kompetenzzentrum für Ganzheits- medizin in der Schweiz und interna- tional bekannt für biologisch-inte- grative Medizin. Seit dem 1. Januar 2015 ist Dr. Volz Leiter der Paracelsus- Zahnklinik, zudem ist er Gründer der Firma Swiss Dental Solution (SDS) und Präsident der International So- ciety of Metal Free Implantology (ISMI). Sein Konzept der Sofort-Kera - mik implantate (SCC Short Cut Con- cept nach Dr. Volz) ist eine Methode, mit der schädliche Zähne entfernt und am selben Tag durch Keramik - implantate ersetzt werden können. Laut Dr. med. Thomas Rau, medizi- nischer Direktor der Teufener Klinik, ist dieses Konzept ein „bedeutender Technologie- und Therapieschritt nach vorne“. Jürgen Isbaner: Dr. Volz, Sie haben jüngst die Leitung der Paracelsus- Zahnklinik übernommen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen? Dr. Volz: In der Paracelsus- Zahnklinik habe ich absolute Ex- tremfälle zu behandeln. Die Klinik betreut zu 90 Prozent schwerst- kranke Patienten aus aller Welt – sehr viele Krebspatienten, Alzheimer - erkrankte, Patienten mit allen neuro- degenerativen Erkrankungen bis hin zu ALS. Genau hier unser Behand- lungskonzept anzuwenden, hat mich an der Aufgabe gereizt. Ich komme dieses Jahr sicher auf mehr als 2.000 Implantate – meine Learning Curve hat sich noch einmal deutlich erhöht, selbst nach 15 Jahren Keramikim- plantationen lerne ich eigentlich heute am meisten dazu. Somit kann ich die Quantität ausbauen, vor allem aber auch die Qualität erhöhen. Wir bekommen von den Patienten ein unmittelbares Feedback, wie es ihnen mit dieser metallfreien Therapie geht. Das zeigt, welches Potenzial die- ses Konzept für diese Patienten hat. Ich habe auch eine sehr gute Unter- stützung durch die Ärzte dort. Wir schaffen einen gewaltigen Nutzen für die Patienten. Und ich habe es ge- schafft, den Umsatz im ersten Quar- tal in der Paracelsus-Zahnklinik zu verdoppeln. Auch darauf können wir stolz sein. Viele Ihrer Kollegen klagen derzeit über rückgängige Umsatzzahlen, höhere Kosten und geringere Ren- diten. Wie sehen Sie, Dr. Volz und Prof. Dr. Wainwright, die Entwick- lung? Prof. Dr. Wainwright: Die Ent- wicklung sehe ich ein bisschen zwie- spältig. Die Unzufriedenheit und auch die geringeren Umsatzzahlen sind meines Erachtens zum Teil da- rauf zurückzuführen, dass Märkte nicht richtig erkannt und Patienten- wünsche nicht vollständig bedient werden. Wir haben genügend Stu- dien, die zeigen, dass der Wellness-, der Medizin- und der Ästhetikbe- reich nach wie vor Gebiete sind, in die am meisten investiert wird. Wir müs- sen uns auch in den medizinischen und zahnmedizinischen Bereichen den Märkten entsprechend anpas- sen. Jemand, der heute sagt, ich mach das seit 20 Jahren so und warum soll ich das ändern, ist nicht mehr zeit - gemäss. Ich habe viele Jahre fast aus- schliesslich Titanimplantate gesetzt, habe mich aber dem Patienten- wunsch und auch dem eigenen Ver- ständnis von biologischer Zahnme- dizin gebeugt und mein Behand- lungsportfolio komplett auf Zirkon und metallfrei geändert. Das geht auch nach 20 Berufsjahren. Dr. Volz: Ich kann das Gesagte nur unterstützen. Es gibt für mich zwei entscheidende Punkte für den