18 State of the Art LAB TRIBUNE German Edition · Nr. 3/2010 · 3. März 2010 Fortsetzung von Seite 17 Schaan, FL], inCoris CEREC Blocs PC [Sirona, Bensheim]), um daraus ästhe- tische, vollanatomische Kronen zu schleifen. Grundsätzlich kann man bei den schleifbaren Glaskeramikblöcken zwischen Feldspatkeramikblöcken (z. B. VITA Mark II, VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen), leuzitverstärkten Glaskera- mikblöcken (z. B. IPS EmpressCAD, Ivoclar Vivadent, Schaan, FL) und Li- thium-Disilikat-Keramikblöcken (z. B. IPS e.maxCAD,Ivoclar Vivadent,Schaan, FL) wählen. Eine besondere Stellung in der Gruppe der Glaskeramiken nehmen aufgrund der höheren Festigkeitswerte die Lithium-Disilikat-Keramikblöcke ein (Abb. 1), die für vollanatomische Front- und Seitenzahnkronen für Kap- pen im Front- und Seitenzahnbereich und für Brückengerüste bis zu drei Glie- dern im Frontzahnbereich verwendet werden können (Abb. 2 bis 4). Glaskera- miken sind vor allem für die Chairside- Anwendung geeignet,da sie durch zahn- ähnliche transluzente Eigenschaften auch ohne Verblendung zu ästhetisch an- sprechenden Ergebnissen führen.Durch den relativ hohen Glasanteil sind diese Keramiken im Gegensatz zu Oxidkera- miken mit Fluorwasserstoffsäure (HF) ätzbar und können damit hervorragend adhäsiv befestigt werden. Beispiele für monochrome Glaskeramik- blöcke: • VITABLOCS Mark II (VITA Zahnfa- brik, Bad Säckingen): Feinstruktur- Feldspatkeramikblöcke für Inlays, On- lays,Veneers,vollanatomische Kronen • inCoris CEREC Blocs (Sirona, Bens- heim): Feldspatkeramikblöcke für In- lays, Onlays, Veneers, vollanatomische Kronen • IPS Empress CAD (Ivoclar Vivadent, Schaan,FL):Leuzitverstärkte Glaskera- mikblöcke für Inlays, Onlays, Veneers, vollanatomische Kronen • IPS e.maxCAD (Ivoclar Vivadent, Schaan, FL): Lithium-Disilikat-Kera- mikblöcke für vollanatomische Kro- nen, Kappen für Front- und Seiten- zahnkronen Beispiele für mehrfarbig geschichtete Roh- linge: • VITABLOCS TriLuxe (VITA Zahnfa- brik,Bad Säckingen):Feldspatkeramik- blöcke für Inlays, Onlays,Veneers, voll- anatomische Kronen • VITABLOCS TriLuxe Forte (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen): Feldspat- keramikblöcke mit feinerer Nuancie- rung des Farbüberganges sowie mehr Chroma und Fluoreszenz im Zervikal- bereich.Geeignet für Inlays,Onlays,Ve- neers,vollanatomische Kronen (Abb.5) • IPS Empress CAD Multi (Ivoclar Viva- dent, Schaan, FL): Leuzitverstärkte Glaskeramikblöcke mit natürlichem Farb-, Transluzenz- und Fluoreszenz- verlauf. Geeignet für Inlays, Onlays, Veneers,vollanatomische Kronen • inCoris CEREC Blocs PC (Sirona,Bens- heim): Polychromatische Feldspatke- ramikblöcke in drei verschiedenen Farben für Inlays,Onlays,Veneers,voll- anatomische Kronen Infiltrationskeramiken Schleifbare Blöcke aus Infiltrations- keramiken werden im porösen, kreidi- gen Zustand bearbeitet und anschlie- ßend mit Lanthanglas infiltriert. Alle Rohlinge für Infiltrationskeramiken stammen aus dem VITA In-Ceram System und werden in drei Variationen angeboten: • VITA In-Ceram ALUMINA (Al2O3) (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen): Geeignet für Kronenkappen im Front- und Seitenzahnbereich, dreigliedrige Brückengerüste im Frontzahnbereich • VITA In-Ceram ZIRCONIA (Al2O3 ZrO2) (VITA Zahnfabrik, Bad Säckin- gen): Geeignet für Kronenkappen im Front- und Seitenzahnbereich,dreiglie- drige Brückengerüste im Frontzahn- Dentalkeramiken extrem hohe Risszä- higkeit bieten die Möglichkeit, diesen Werkstoff als Gerüstmaterial für Kro- nen, Brücken und Primärteleskope (Abb. 6 bis 9) sowie, bei korrekter Indi- kationsstellung,für individuelle Implan- tat-Abutments zu verwenden (Abb. 10). Die Zugabe von 3 Mol-% Y2O3 führt zu einer metastabilen tetragonalen Phase bei Raumtemperatur, die durch einen Indikationen Das Anwendungsspektrum für vollkeramische Werkstoffe erstreckt sich mittlerweile vom klassischen „Keramik- inlay“ bis hin zu mehrgliedrigen Brü- ckenrestaurationen.Trotzdem ist es nach Ansicht der Autoren unbedingt not- wendig,sich streng an die Empfehlungen 7 11 15 19 20 8 12 16 9 13 17 10 14 18 Abb. 7: … nach dem Fräs- und Sintervorgang – Abb. 8: ... und fertig verblendet. – Abb. 9: Die Indi- kationsbreite von Zirkoniumdioxid reicht von Gerüstkappen für Einzelzahnkronen und Brückengerüs- ten bis hin zu Primärteleskopen.– Abb. 10: CAD-Datensatz für ein individuelles Implantatabutment (CARES Implantataufbau auf Straumann Tissue Level Implantat). – Abb. 11: Der nach den CAD- Daten komplett aus Zirkoniumdioxid gefertigte Implantataufbau im Patientenmund (CARES Implan- tataufbau auf Straumann Tissue Level Implantat).– Abb. 12:Die CAD/CAM-Bearbeitung kann mit … – Abb. 13: ... oder ohne Wasserkühlung erfolgen (Bildquelle 3M ESPE). – Abb. 14: Indikationsgerechte Präparation für vollkeramische Frontzahnkronen (Konvergenzwinkel 12°, Mindestwandstärke 1,0 mm zirkulär, 1,5 mm inzisal). – Abb. 15:Keramische Inlays aus Feldspatkeramikblöcken und leuzitverstärk- ten Glaskeramikblöcken werden 60 Sekunden mit HF-Gel geätzt (Restaurationen aus Lithium-Disili- kat-Blöcken dagegen 20 Sekunden). – Abb. 16: Glaskeramisches MOD-Inlay nach dem Einsetzen mit Kompositüberschüssen. – Abb. 17–19: Die verschiedenen Fertigungsstufen einer Sinterverbundkrone. Der Verbundbrand erfolgt hierbei bei 850 °C. – Abb. 20:Eingegliederte Sinterverbundkrone auf Zahn 46. bereich und Seitenzahnbereich. Dank des ausgezeichneten Maskierungsver- mögens eignet sich diese Keramik her- vorragend für stark verfärbte Stümpfe. • VITA In-Ceram SPINELL (MgAl2O4) (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen): Besitzt die höchste Transluzenz aller Oxidkeramiken und empfiehlt sich so- mit für die Fertigung hoch ästhetischer Frontzahnkronengerüste, insbeson- dere auf vitalen Zahnstümpfen und bei jungen Patienten Oxidische Hochleistungskeramiken Derzeit werden Aluminiumoxid und Zirkoniumdioxid als Rohlings- blöcke für die CAD/CAM-Technologie angeboten. Aluminiumoxid (Al2O3) Diese oxidische Hochleistungske- ramik wird in einem vorgesinterten Stadium beschliffen und anschließend bei 1.520 °C im Sinterofen dichtgesintert. Die Indikation für Aluminiumoxid sind Kronenkäppchen im Front- und Seiten- zahnbereich, Primärteile und dreiglie- drige Frontzahnbrückengerüste. Die ge- schliffenen Gerüste können mit VITA In- Ceram AL Coloring Liquid in mehreren Farben individuell eingefärbt werden Beispiele für schleifbare Aluminiumoxid- blöcke: • VITA In-Ceram AL Block (VITA Zahn- fabrik,Bad Säckingen) • inCoris AL (Sirona, Bensheim) in einem elfenbeinartigen Farbton (Farbe F 0,7) erhältlich Yttriumstabilisiertes Zirkoniumdioxid (ZrO2,Y-TZP) Zirkoniumdioxid ist eine oxidische Hochleistungskeramik mit hervorra- genden mechanischen Eigenschaften. Die hohe Biegefestigkeit und die unter Übergang in eine monokline Phase das Fortschreiten von Rissen in der Keramik verhindert und somit die hohe Riss- zähigkeit bewirkt (Umwandlungs- oder Transformationsverstärkung). Beispiele für Zirkonoxid-Blöcke: • Lava Frame (3M ESPE,Seefeld) • Cercon smart ceramics (DeguDent, Hanau) • Everest ZS und ZH (KaVo,Biberach) • inCoris ZI (Sirona,Bensheim) • In-Ceram YZ (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen) • zerion (Straumann etkon,Gräfelfing) • ZENO Zr (WIELAND Dental + Tech- nik,Pforzheim) CAD/CAM-Anwendungen Grundsätzlich kann zwischen drei verschiedenen Fertigungsmöglichkeiten in der dentalen CAD/CAM-Anwendung unterschieden werden.Diese sind: • Cairside-Fertigung • Labside-Fertigung • Zentrale Herstellung im Fertigungs- zentrum Alle drei Varianten zeigen sowohl Vor- als auch Nachteile. Vollkeramische Materialien können dabei mit jeder der drei Fertigungsmethoden bearbeitet werden. Allerdings zeigen sich wesentli- che Unterschiede in der Materialvielfalt, sodass bei einigen Systemen sowohl Glas-, Infiltrations- als auch oxidische Hochleistungskeramiken zur Anwen- dung kommen,während andere Systeme ihren Fokus auf die Bearbeitung von Zirkoniumdioxid legen. Dies hängt vor allem davon ab, ob die Bearbeitung mit oder ohne Wasserkühlung erfolgt (Abb.12 und 13).Glaskeramische Werk- stoffe können ausschließlich unter Was- serkühlung bearbeitet werden, da an- sonsten das Material und die Schleif- körper geschädigt würden. und Freigaben der jeweiligen Hersteller zu halten. Präparationsrichtlinien Die Präparationen für keramische Restaurationen unterscheiden sich je nach verwendetem Material. Ein ge- meinsames Merkmal ist jedoch die sog. keramikgerechte Präparation, mit ge- rundeten Kanten ohne scharfe Über- gänge. Für Zirkoniumdioxideinzelkro- nen sollte eine Gerüststärke von 0,5 mm (im Frontzahnbereich 0,3 mm) und ein Platzbedarf von 0,5–1,0 mm eingeplant werden. Die Stufenpräparation mit innengerundeter Kante stellt die Präpa- rationsgrenze der Wahl dar. Die ausge- prägte Hohlkehle, die ebenso viel Zahn- hartsubstanzabtrag erfordert, ist der Stufe als Präparationsgrenze unterlegen. Zur Erzielung einer möglichst guten pri- mären Passung ist ein Präparationswin- kel von 8–12° geeignet. Die Inzisalkante des präparierten Stumpfes sollte mind. 1 mm betragen, um ein optimales Aus- schleifen des Inzisalbereiches während der CAD/CAM-Bearbeitung zu ermög- lichen. Für keramische Werkstoffe mit niedriger Eigenfestigkeit (z.B. leuzitver- stärkte Keramiken) wird ein Konver- genzwinkel von 12° in Verbindung mit einer Stufenpräparation und gerundeter Innenkante als besonders geeignet an- gesehen. Dabei müssen die Mindest- schichtstärken (1,0 mm zirkulär und 1,5 mm okklusal) streng eingehalten und bei der Präparation berücksichtigt wer- den (Abb. 14). Für Lithium-Disilikat- Keramiken werden ähnliche Präpara- tionsrichtlinien vorgeschlagen, wobei die zirkuläre Mindestschichtstärke bei 0,8 mm und die okklusale Mindest- schichtstärke bei 1,5 mm liegen. Befestigung Das Befestigungsprotokoll richtet sich nach der Präparation und der Eigen- festigkeit der Keramik. So lassen sich Vollkronen aus Lithiumdisilikat und Zirkoniumdioxidgerüsten nach werk- stoffkundlichen Gesichtspunkten kon- ventionell mit herkömmlichen Ze- menten befestigen. Kapselpräparate (z.B.Ketac Cem,3M ESPE,Seefeld) sind hier aufgrund des exakten Mischungs- verhältnisses bestens geeignet. Kerami- ken mit geringer Eigenfestigkeit benöti- gen das Verbundsystem mit dem natür- lichen Zahn, um ausreichende Stabilität zu gewährleisten (Abb.15 und 16). Ausblick Neue Fertigungsvarianten im Be- reich des vollkeramischen Zahnersatzes werden derzeit von mehreren Her- stellern angeboten bzw. getestet. An erster Stelle sei hier das von der Firma WIELAND Dental + Technik (Pforzheim) angebotene CAO-Verfahren (Computer Aided Overpress) genannt, bei dem ne- ben der Gerüststruktur aus Zirkonium- dioxid eine Verblendhülle aus rück- standlos verbrennbarem Kunststoff im CAD/CAM-Verfahren hergestellt wird. Anschließend werden beide Komponen- ten zusammen gewachst, eingebettet und aufgeheizt, um dann in der klassi- schen Überpresstechnik fertiggestellt zu werden. Dieses Vorgehen erspart dem Labor das Aufwachsen der Verblendung für das Überpressverfahren, sodass da- mit eine kosteneffizientere Herstellung möglich ist. Eine noch höhere Effektivität ver- spricht die sogenannte „Sinterverbund- krone“ (SVK®), bei der ebenfalls die beiden Kronenbestandteile, Gerüst und Verblendung,im CAD/CAM-Verfahren hergestellt werden. Allerdings geschieht dies bereits mit den definitiven Materia- lien, welche anschließend im sogenann- ten „Sinterverbundbrand“ zusammen- gefügt werden (Abb. 17–20). Dieses Ver- fahren befindet sich derzeit im Proto- typenstadium und könnte auch für die Herstellung von Brücken geeignet sein. Erste materialwissenschaftliche Unter- suchungen deuten auf das hohe mecha- nische Potenzial der Sinterverbund- krone hin. LT Nachdruck mit freundlicher G e n e h m i g u n g der Zahnarzt Wirtschaft Labor. Priv.-Doz. Dr. Florian Beuer Oberarzt Poliklinik für zahnärztliche Pro- thetik der Ludwig-Maximilians- Universität München Goethestr. 70 80336 München Florian.Beuer@med.uni-muenchen.de Josef Schweiger Laborleiter Poliklinik für Zahnärztliche Pro- thetik der Ludwig-Maximilians- Universität München Zahn.Labor@med.uni-muenchen.de