2 Statements and News DENTAL TRIBUNE German Edition · Nr. 4/2010 · 7. April 2010 Zahlen klagen Funktionärsversagen an Jürgen Pischel spricht Klartext E in Drittel der Zahn- ärzte ver- dient im Schnitt 200.000 Euro – zwei Drittel kommen gerade auf durch- schnittlich 50.000 Euro. Zahnarzt- und Kassenfunktionäre sparen Hand in Hand gemeinsam die klassische auf Kassenbehandlung hin orientierte Zahnarztpraxis kaputt. Sel- ber schuld, könnte man argumentieren, jeder Zahnarzt ist doch Angehöriger eines angeblich freien Berufes: Schafft er es nicht, aus seinen Kassenpatienten das herauszuholen, was die Kasse an gerechtem Leistungshonorar aufgrund des Versagens der eigenen, hochdo - tierten Zwangsfunktionäre verweigern kann, muss er umdenken lernen. Nichts besser als nachstehende Zahlen kann aufzeigen, wie die Funk- tionäre einen Großteil der Zahnärzte in den Ruin treibt. Ein Drittel aller Zahn- arztpraxen erwirtschaftet pro Inhaber zwei Drittel aller Einnahmen-Über- schüsse. In Zahlen ausgedrückt – die KZBV-Statistik offenbart das Desaster – heißt das: 20.000 Zahnärzte kommen in ihrer Praxis auf ein Einkommen von 200.000 Euro im Schnitt, die anderen knapp 40.000 Zahnärzte haben durch- schnittlich nur 50.000 Euro Über- schuss. Natürlich sind hier die Alt- und Auslauf- wie Startpraxen dabei, aber ein Großteil sind Vollpraxen, die einen kläglichen Praxisüberschuss erreichen. Die Ursachen sind schnell geortet: Vor zehn Jahren gaben die Kassen für Zahn- behandlung pro Kopf 158 Euro aus, 2009 waren es gerade einmal 156 Euro. Wertet man noch die Inflation, dann sind es real noch rund 140 Euro an ge- rechneter Kopfpauschale. Das heißt, nichts als Verluste, was die KZV-Funk- tionäre, selbst hauptamtlich mit einem Vielfachen an Einkommen und Privi- legien (Pensionszusagen, Dienstautos, Sitzungsgelder etc.) ausgestattet, in den letzten Jahren für ihre Zwangs - mitglieder eingefahren haben. Ganz anders ist es bei den Ärzten, die konnten eine Prokopf-Steigerung von 25 % in den letzten 10 Jahren errei- chen, die Pharmaindustrie hat sogar 40 % mehr an Einnahmen aus dem Arzneimittelverkauf erzielt. In der Zahnmedizin ist die Zahn- arztpraxis, die überwiegend auf Kas- se setzt, ohne Zukunft. Vor allem bei diesen KZV-Funktionären, die gemein - sam mit der FDP auf weitere Ausgren- zung der Zahnmedizin aus der GKV zur Teilfinanzsanierung der Kassen auf Kosten der Praxisumsätze setzen. Die Zukunft liegt im „Kasse Plus- Konzept“, der von mir schon vor 20 Jah- ren propagierten „200-Prozent-Praxis“. Also, auf 100 % Kasse noch einmal 100 % Privatumsatz obendrauf. Ins - gesamt ist dies für die Zahnärzteschaft Realität, denn nur noch 50 % der Praxis- umsätze kommen aus der GKV, der andere Teil ist vom Patienten privat. Diese Umsätze erzielen aber ganz über- wiegend eben nur das eine Drittel der Zahnärzteschaft, die den Patienten in den Mittelpunkt ihrer Praxisbemühun- gen stellen. Sie wissen auch mit der GOZ richtig umzugehen, hat sich doch der Anteil der 3,5-fach-Multiplikator-Ab- rechnungen im Gesamtvolumen in den letzten Jahren auf über 20 % verdoppelt. Conclusio: Kassenpatienten ja, Kassenleistung ja, aber nur als Fun - dament besserer Zahnmedizin und mehr Freude am Beruf, frei von Funk- tionären und ihren Zwängen, toi, toi, toi Ihr J. Pischel IMPRESSUM Verlag Oemus Media AG Holbeinstraße 29 04229 Leipzig Tel.: 03 41/4 84 74-0 Fax: 03 41/4 84 74-2 90 kontakt@oemus-media.de www.oemus.com Verleger Torsten R. Oemus Verlagsleitung Ingolf Döbbecke Dipl.-Päd. Jürgen Isbaner Dipl.-Betriebsw. Lutz V. Hiller Steffi Katharina Goldmann s.goldmann@oemus-media.de Chefredaktion Dipl.-Päd. Jürgen Isbaner (V.i.S.d.P.) isbaner@oemus-media.de Produktionsleitung Gernot Meyer meyer@oemus-media.de Redaktionsleitung Jeannette Enders (je), M.A. j.enders@oemus-media.de Anzeigenverkauf Verkaufsleitung Dipl.-Betriebsw. Lutz V. 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Eine Haftung für Folgen aus unrichtigen oder fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen. Gerichtsstand ist Leipzig. gekennzeichnete Verfassernamen oder mit Auffassung der Beiträge geben die ANZEIGE Dokumentation • Implementierung Schulungen/Seminare ÁFortsetzung von Seite 1 Kopfpauschale in Höhe von 29 Euro im Monat. Die CSU ist strikt ge- gen ein solches Modell. Die Regierungskommis- sion soll den Streit nun schlichten und Reform - vorschläge un terbreiten. Dem Gremium gehören neben Rösler sieben wei- tere Minister an – darunter Finanzmi nister Wolfgang Schäuble (CDU) und Ver- braucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU). Die Debatte um die Kopfpauschale nimmt kein Ende (Foto ©DeutscherBundestag/WernerSchüring). Söder lehnte alle Varianten einer Kopfpauschale ab – ob groß oder klein. Dazu gehöre auch das Modell einer Extraprämie von 29 Euro. Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Peter Altmaier (CDU), zeigte Grenzen für Röslers Reformvorhaben auf. Es wird in dieser Wahlperiode keine Gesundheitsprä- mie geben, stellte er klar. Der FDP-Politiker Garg konterte, es sei vorgeschoben und wenig kon- struktiv, wenn Teile der Union bereits vor der ersten Sitzung der Regierungs- kommission verkündeten, dass alles nicht möglich sei. Von der CSU habe er bisher keinen einzigen Vorschlag zu diesem Thema gehört. Wenn die Partei Röslers Reformpläne grundsätzlich ablehne, erwarte er von ihr ein Alter - nativkonzept. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte die Regierung vor einer kopflosen Politik gegen das Volk. Die Kopfpauschale sei unabhängig von der Höhe sozial ungerecht, sagte DGB-Vor- standsmitglied Annelie Buntenbach. Die SPD-Gesundheitspolitikerin An gelika Graf kritisierte, das Ziel der Kopfpauschale sei weder christlich noch liberal, sondern eine kaum versteckte Um verteilung von unten nach oben. Die Linke-Gesundheitsexpertin Martina Bunge sagte, das Hickhack der Koalitio- näre in der Gesundheitspolitik wirke wie ein abgekartetes Spiel zur Verwirrung und Desinformation der Bürger. Diese Verschleierungstaktik wird nun hin ter verschlossenen Türen fortgesetzt. Die gesundheitspolitische Spre - cherin der Grünen, Biggi Bender, tat die Reformkommission als reinen De- battierclub ab. Grünen-Chefin Claudia Roth spottete, es gehe bei dem Gre- mium allein darum, dass sich ganze acht Minister nun mehrere Monate darum kloppen, aus der kleinen eine möglichst große Kopfpauschale zu machen. Das ist absurdes Regierungstheater und wird die Versicherten am Ende teuer zu stehen kommen. DT Quelle: ddp Weitere Informationen auf www.zwp-online.info Wo bleibt der zahnärztliche Sachverstand? Freie Zahnärzteschaft weist auf gefährliche Neuerung im Gesundheitswesen hin. GERMERING – Die seit dem 1. April 2010 gültige Regelung für den so - genannten Basistarif in der privaten Krankenversicherung (PKV) benach- teilige Basistarif-Patienten unangemes- sen, so der zweite Vorsitzende der Freien Zahn ärzteschaft (FZ) und Experte für Gebührenrecht, Dr. Peter Klotz. Ein Arzt habe für eine Untersuchung bei diesem Pseudo-Privatpatienten dann nur noch halb so viel Zeit zur Verfügung wie bei einem Sozialhilfe-Patienten. Das müsse zulasten der Qua- lität gehen, so Klotz weiter. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) haben sich jetzt auf Höchst- multiplikatoren des PKV-Ba- sistarifs geeinigt. Laut Wett - bewerbs-Stärkungsgesetz (WSG) von 2007 der da - maligen großen Koalition gilt für Privatversicherte, die den Basistarif gewählt haben, zu- nächst der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversi- cherung. Für die Honorierung der ärztlichen Leistungen in diesem Tarif wollte die PKV den Einheitlichen Bewertungs- maßstab (EBM) der Kassen - versorgung ansetzen, die KBV bestand auf einer Abrechnung nach der privaten Gebüh - renordnung für Ärzte (GOÄ). Nun wird zwar die GOÄ Grundlage der Abrech- nung bleiben, jedoch mit in- diskutablen Steigerungssätzen. Die Freie Zahnärzteschaft kritisiert, dass zahnärztlicher Sach - verstand bei den Verhandlungen völlig außen vor geblieben ist. „Hat man bei den Kassenzahnärzt- Dr. Peter Klotz, zweiter Vorsitzender der Frei en Zahnärzteschaft (FZ) lichen Vereinigungen und den Ärzte- und Zahnärzte- kammern geschlafen? Zu- mindest ein deutlicher Hin- weis an die Versicherten in diesem Tarif wäre nötig gewesen, wenn man sich schon nicht in die Verhand- lung einbringen kann oder will“, so der FZ-Vize. Die Zahnärzte als Pflichtbei- tragszahler bei den Kam- mern sollten eigentlich zu- mindest erwarten können, dass die Kammern als zuständige Stelle für die Gebührenordnung und Pa - tienteninformation als erste dieses für Patienten und Zahnärzte gleicherma- ßen wichtige Thema mit Pressemittei- lungen öffentlich machen. Doch auch hier ist bisher nichts geschehen. DT Quelle: Freie Zahnärzteschaft e.V. Gleiche Honorare für gleiche Arbeit Gehälter in Ostdeutschland führen zu Abwanderung von jungem Praxispersonal. DRESDEN – Die Kammerver- sammlung der Landeszahn - ärztekammer Sachsen for- dert in einer Entschließung die im Koalitionsvertrag der Bundes regierung festgeschrie- bene und am 3. April 2009 vom Bundesrat verabschie- dete Angleichung der Hono ra re für die vertragszahn- ärztliche Versor- gung ein. Auch die damalige Bundes- gesundheitsminis- terin Ulla Schmidt hatte auf dem Deut- schen Ärztetag im Mai 2009 die An hebung der Honorare vor allem in den neuen Bundes - ländern versprochen. Nach wie vor jedoch müs- sen Zahnmediziner in den neuen Bundesländern einen Abschlag von zehn Prozent auf die Vergütung ihrer ver - tragszahnärztlichen Behandlungsleistun - gen hinnehmen. Bei gleichen Kosten für Miete, Geräte und Material spüren ne- ben den Zahnärz- ten auch die Mit - Foto: Yuri Arcurs arbeiter in den Praxen die fehlenden Mittel. Die deshalb für sie deutlich ge- ringer ausfallenden Gehälter in Ost- deutschland führen häufig zur Abwan- derung von jungem, gut ausgebildetem Praxispersonal. Gewinner dieser längst überfälligen Angleichung wären auch die Patienten. Würden die Praxisinhaber auf wirt- schaftlich sicherere Füße gestellt, fiele für die Patienten bei Therapien oder Ver - sorgungen, die über den kassenzahn- ärztlichen Leistungsstandard hi naus - gehen, auch der selbst zu tragende Zu- zahlungsbetrag deutlich geringer aus. Quelle: Landeszahnärztekammer Sachsen