8 International Business DENTAL TRIBUNE German Edition · Nr. 3/2011 · 11. März 2011 Ein ganzheitlicher Blick auf die Zahnheilkunde Dr. Sushil Koirala, Entwickler des Protokolls „Minimally Invasive Cosmetic Dentistry – MiCD“ legt in einem bahnbrechenden Werk einen dringend benötigten praktischen Leitfaden für die minimalinvasive kosmetische Zahnmedizin vor. Von Javier M. de Pisón, Dental Tribune Latin America. erläuterte er. „Den asiatischen Patien- ten macht es nichts aus, wenn die Zähne ein klein wenig übereinanderstehen, da sie dies als natürlich ansehen. Des- halb können wir nicht ein und dieselbe Formel weltweit in der kosmetischen Zahnmedizin anwenden.“ Problematisch ist, dass viele Tech- niker Dentalstandards der westlichen Welt bei Patienten der nichtwestlichen Welt anwenden. Diverse Studien ha- ben gezeigt, dass beispielsweise das Zahnmark des asiatischen Patienten im Allgemeinen anders aufgebaut ist als bei europäischen oder amerika - nischen Patienten ist. Koirala weist darauf hin, dass „ausgedehnte Präpa- rationen mit breiten Schultern das Zahnmark asiatischer Patienten ge- fährden würden.“ Ferner sagt der Spe- zialist für ästhetische Zahnmedizin, dass die CAD/CAM-Technik noch ausgefeilt werden muss, um sie in vol- lem Umfang in der restaurativen Zahnmedizin zum Einsatz zu bringen. „CAD/CAM erfordert gegenwärtig eine Erweiterung in den Bereichen Einsetzung, Stärke und Ästhetik, und daher gefährden wir die Gesundheit zugunsten der Technik.“ Koirala strebt die Bewahrung der Definition von Schönheit an, welche in der kulturellen Tradition des Patienten verankert ist, anstatt lediglich den Status quo eines allgemeinen Einheits- plans zu verfolgen. So meint Koirala zum Beispiel zur Zahnaufhellung, dass, obwohl manche Menschen sie tatsäch- lich benötigen, „in der überwiegenden Zahl der Fälle die Zahnfarbe eine per- fekte, durch die Natur gestaltete Balance aufweist. Augen, Zähne und Teint soll- ten miteinander harmonieren. Wenn die Zähne zu weiß sind, kann das merk- würdig und unnatürlich aussehen.“ Die Einstellung ändern Die Grundsätze und das Protokoll zur minimalinvasiven kosmetischen Zahnmedizin sind einfach zu befolgen und sehr praktisch. Grund dafür ist, dass sie nicht die Änderung klinischer Methoden beinhalten, sondern die Verwendung dieser, welche sowohl für den Patienten als auch für den Zahnarzt von Vorteil sind. In der Tat lehnt das Protokoll keine modernen Verfahren mit Vollkronen oder Brücken ab, es fordert den Zahn- arzt lediglich zum Nachdenken darü- ber auf, ob invasive Optionen ver - mieden werden können. „Wir sagen nicht ‚entfernen Sie Zahnmaterial nicht auf diese Weise‘, sondern ‚entfer- nen Sie weniger‘“, erklärt Koirala. Der Rahmen der minimalinvasiven kosme- tischen Zahnmedizin legt fünf goldene Grundregeln fest: 1. „Je früher, desto besser.“ Eine früh- zeitige Ergründung von Erkrankun- gen und Defekten zur Minimierung künftiger invasiver Behandlungen. 2. „Smile Design Wheel“und Achtung der Psychologie, Gesundheit, Funk- tionen und Ästhetik des Patienten. 3. „Keinen Schaden zufügen.“ Die Behandlungsverfahren auswählen, welche die Erhaltung gesunden Ge- webes maximieren. 4. „Evidenzbasiertes Herangehen.“ Die Auswahl von Material und Aus- rüstungen muss auf wissenschaft- lichen Erkenntnissen beruhen. Die Gesundheit erhalten, das Lächeln verschönern Die minimalinvasive kosmetische Zahn- medizin wurde bislang nicht adäquat ge- fördert. Dies war zum Teil dem Umstand geschuldet, dass einige Zahnmediziner dachten, nicht viel berechnen zu können, wenn sie Verfahren der minimalinvasiven kosmeti- schen Zahnmedizin anwen- den. Das Internet hat jedoch die Spielre- geln verändert. Die Öffentlichkeit ist heute aufgeklärter und verlangt die Erhaltung von ursprüngli- chem Gewebe. Amalgam ist ein perfektes Beispiel. In der Vergan- genheit erforderte eine Restauration mit Amalgam die Entfernung von viel Gewe be. Doch die neuen zahnfarbenen Restau - rationsmaterialien verursachen weniger Schäden am Zahn und bieten bessere ästhetische Ergebnisse. „Letztendlich bedeutet minimalin- vasive kosmetische Zahn- medizin gute ästhetische Ergebnisse mit minimal - invasiver Behandlung und Unterstützung durch Instrumente und bio - ästhetische Materialien aus dem Bereich der mi- nimalinvasiven kosme- tischen Zahnmedizin“, so Herr Patrick Loke, General Marketing Ma- nager Asia Pacific, SHOFU. Das Unterneh- men mit Sitz in Kyoto, Japan, engagiert sich für dieses Konzept. Die fortschrittlichen Restaurations- materialien von SHOFU verwenden die S-PRG-Technologie (Surface Pre-Reacted Glass Ionomer – Oberflächen-vorreagier- tes Glasionomer), die vorhersagbare ästhetische Ergebnisse und bessere Funktionen liefert. Es handelt sich dabei um bioästhetische Materialien, die eine Fluoridabgabe und -aufnahme ermög- lichen. Man kann eine kleine Kavität restaurieren, indem man nur den be - troffenen Bereich entfernt, da die S-PRG-Füller eine Reminieralisierung der Zahnstruktur unterstützen. Die S-PRG-Technologie ist wirksam und beruht auf zehn Jahren klinischer Versuche. Die neuen laufenden Studien verwenden Protokolle zur minimal - invasiven kosmetischen Zahn- medizin und neu entwickel- te Materialien, die bessere Funktionen und ästheti- sche Ergebnisse erbrin- gen. Sie wurden auf dem Kongress der International Association for Dental Re - search (IADR) in Spanien vor- gestellt. SHOFUs Äs- thetikmaterialien auf der Grundlage der S-PRG-Technologie sind die neuen Materialien Beautifil II und FL-Bond II, Giomere der zweiten Generation. „Wir sind offizieller Partner der Bewegung zur Förderung der minimal - invasiven kosmetischen Zahnmedizin und engagieren uns voll in der Unterstüt- zung ihrer Fortbildungsveranstaltungen sowohl für die Öffentlich - keit als auch für Zahn - mediziner, wie zum Bei- spiel Workshops, Vorträge und Symposien“, so Loke weiter. Mit dem MiCD Global Network haben Dr. Koirala und seine Partner für Zahnmediziner eine Mit- gliedschaft ent wickelt, die Fortbildung bietet und es den Zahnmedizinern ermöglicht, sich per Veröffentlichung klinischer Fälle im Internet auszutauschen. „Allein auf dem Kongress in Manila meldeten sich 400 Zahnmediziner als Mitglieder des MiCD Global Network an“, so Loke. Ent- sprechend lautet das Motto der MiCD- Gruppe „Preserving Health Enhancing Smiles“. Koirala plant mehrere Studienclubs zum Wissensaustausch. „Viele Patienten entscheiden sich jetzt für direkte äs - thetische Restaurationen, Veneers ohne Präparation, indirekte Restaurationen mit minimaler Zahnpräparation und Mini- Implantate, die weniger invasiv sind“, erklärt er. „Der Trend nimmt zu.“ 5. „In Kontakt bleiben.“ Sich mehr auf die regelmäßige Durchsicht und rechtzeitige Ausbesserungen kon- zentrieren. „Ein gutes Protokoll sollte in der Lage sein, neue evidenzbasierte Än - derungen zu integrieren“, so Koirala. „Der philosophische Teil kann der schwierigste sein, weil er subjektiv ist, daher geben wir dem Patienten einen Fragebogen, anhand dessen er sich entscheidet, was er will. Wir stellen ihm die Wissenschaft zur Verfügung und klären ihn über die Methode auf, aber er entscheidet selbst, was er möchte.“ Hochwertiges Konzept und hochwertige Materialien Als Koirala das Protokoll 2009 veröffentlichte, fand er nicht nur An- hänger unter den Zahnmedizinern, sondern erwarb sich auch die Achtung der Qualitätsdentalhersteller. „Ich habe mich mit Herrn Patrick Loke getroffen“, erklärte er und fügte hinzu, dass „SHOFU das Konzept der mini- malinvasiven kosmetischen Zahnme- dizin gefiel. Es handelt sich um ein Unternehmen, dem die Gesundheit der Patienten und die Entwicklung bioästhetischer Zahnmedizinproduk - te am Herzen liegen.“ Mit SHOFU scheint er seines - gleichen gefunden zu haben: „Ich bin sehr zufrieden mit der Verwendung von Giomeren, so sehr, dass ich da- durch inspiriert wurde, ein Buch zu schreiben“, meint er überzeugt. Dabei bezieht er sich auf die neue Art von Res- taurationsmaterialien, deren Name ein ➟ Dr. Sushil Koirala (Mitte) auf der IADR zwischen Wolfgang van Hall (links), Geschäftsführer SHOFU Deutschland, und Patrick SC Loke, General Marketing Manager Asia Pacific SHOFU. Dr. Sushil Koirala erkannte als allseits anerkannter Mediziner mit mehr als 17 Jahren Erfahrung in der ästhetischen Zahnmedizin schon früh, dass tech - nologischer Fortschritt dazu dienen sollte, die Gesundheit zu verbessern, und nicht, wie es gelegentlich der Fall ist, die Gesundheit durch die Technik beeinträchtigt werden sollte. Sein Pro- tokoll zur minimalinvasiven kosmeti- schen Zahnmedizin (Minimal ly Inva- sive Cosmetic Dentistry – MiCD) ist der beste Beweis dieser Philosophie: Es beruht auf dem gesunden Menschen- verstand, fundierter Wissenschaft und wahr hafter Achtung der Gesundheit und Bedürfnisse des Patienten. Koirala begann, das Ziel vieler Verfahren der kosmetischen Zahnme- dizin zu hinterfragen. Jahre der Praxis und klinischen Forschung führten Koirala dazu, Grundsätze zu entwi- ckeln, die die frühzeitige Diagnose und Eingriffe, Auswahl minimalinvasiver Behandlungsverfahren oder die Ver- wendung nachgewiesener Materialien betonen, und auch die psycholo - gischen Aspekte des Patienten, den ethnischen Hintergrund und die tatsächlichen gesundheitlichen Erfor- dernisse berücksichtigen. Die Grundsätze, auf denen das Protokoll beruht, vereinen Philoso- phie und Ethik zusätzlich zu klini- schen Richtlinien. Es dauerte Jahre, sie zu einem Komplex zu kristallisieren, der als holistisches Herangehen an die kosmetische Zahnmedizin beschrie- ben werden kann. Ein Pionierwerk In einem bahnbrechenden Artikel mit dem Titel „Minimally Invasive Cosmetic Dentistry: Concept and Treatment Protocol“1 legte Koirala den dringend benötigten praktischen Leitfaden für die minimalinvasive ANZEIGE Valplast ® www.bio-aesthetischer-zahnersatz.de ab 222 (cid:115)(cid:202)(cid:83)(cid:84)(cid:72)(cid:69)(cid:84)(cid:73)(cid:83)(cid:67)(cid:72) (cid:115)(cid:65)(cid:76)(cid:76)(cid:69)(cid:82)(cid:71)(cid:73)(cid:69)(cid:70)(cid:82)(cid:69)(cid:73) (cid:115)(cid:85)(cid:78)(cid:90)(cid:69)(cid:82)(cid:66)(cid:82)(cid:69)(cid:67)(cid:72)(cid:76)(cid:73)(cid:67)(cid:72) kosmetische Zahnmedizin – eine Disziplin, die sich bisher mehr mit Äußerlichkeiten als mit klinischen Nachweisen oder der langfristigen Pa - tientengesundheit befasste – vor. Der in der Zeitschrift cosmetic dentistry 4/09 veröffentlichte Artikel fand weltweit Anhänger, denen es daran gelegen ist, endlich über ein klinisches Protokoll für zahlreiche zahnkosmetische Ver- fahren zu verfügen, in dem das Krite- rium betont wird, soviel natürliches Gewebe wie möglich zu erhalten. Dr. Sushil Koirala während des Interviews. Koirala betont den Bedarf, neuen Absolventen Kenntnisse über Ethik, Werte der Biologie, psychologische Gesichtspunkte des Patienten und die Fähigkeit zur Unterscheidung zwi- schen den eigentlichen Wünschen des Patienten und dem, was er tatsächlich braucht, zu vermitteln. „Die Erfor - dernisse sind die Grundbehandlun- gen, die ein Zahnarzt erbringen kann. Die Wünsche sind jedoch von anderer Vielfalt. Ein Wunsch lässt sich mit der Auswahl von Kleidung in einem Laden vergleichen: man wählt die Farbe der Zähne, die Textur der Zähne, die Form des Lächelns aus.“ Welche Schönheit und für wen? Da „Schönheit“ in jeder Kultur unterschiedlich definiert wird, wirkt sich dies auch auf die kosmetischen Verfahren aus. „Im amerikanischen Typus der modernen Ästhetik des Lächelns meint Schönheit weiße, lange Zähne und ein gerades Lächeln, aber in Asien treffen diese Parameter nicht zu“, 1 Koirala S. Minimally invasive cosmetic dentistry —Concept and treatment protocol. cosmetic dentistryVol. (Band) 4; 22–33, 2009. Internet: www.dental-tribune.com/articles/content/id/1749 (In spanischer Sprache: www.oemus.com/epaper/ pub/4c88eed2de4ed)