DT today DZOI Exclusive Bei CMD kann neuer Zahnersatz zum Krimi werden „Das Beste für Sie ist es, diese Brücke zu erneuern.“ Mit diesem alltäglich formulierten Satz kann unter besonderen Umständen für den Patienten und den Therapeuten ein schwieriger und zeitintensiver Weg beginnen. Ein Beitrag von Dr. Patricia von Landenberg, Boppard-Buchholz. besteht, die Brücke fühlt sich einfach zu eng an. Die viel- fältigen Sympto- me beschreibt der Schmerzgeplagte in den anbe- raumten Zwi - schenterminen. Es wird erklärt, ge schlif fen, ge- pinselt, gerecht- fertigt und wieder geschliffen. Der Be- handler gerät zu- nehmend Der Krimi geht weiter, die Schmer- zen persistieren. Ärger und Missstim- mung entsteht, das Arzt-Patienten-Ver- hältnis ist gestört. Es folgt ein Behandler- wechsel, vielleicht wird ein Gutachter gefordert und hinzugezogen und ist der Zweijahreszeitraum der Gewähr - leistung noch nicht überschritten, wird das Problem zur Nachbesserung wieder Retour geschickt. Fakt ist, es ändert sich nichts. In diesem real existierenden Fall wurden dann nacheinander erst der eine und dann der zweite Zahn extra- hiert. Wahrscheinlich glauben Sie jetzt, dass so eine Geschichte Seltenheitswert hat, irgendwo hinter den sieben Bergen bei einem der sieben Zwerge kann sich dieses abspielen, aber nicht bei Ihnen, dem Profi. Weit gefehlt. Solche postpro- thetischen Schmerzsensationen kom- men breitgefächert vor und ihre Anzahl nimmt zu. multiplen therapeutischen Zwischen- stationen vor. In diesem dokumentier- ten Fall stellte sich der Patient nach nicht geglückter Versorgung und zwei Zähnen weniger auf seinem Leidensweg in un - serer Praxis vor. Nach ausführlicher manueller Funktionsanalyse und einer Untersuchung der Körperstatik und des Schmerzempfindens, konnte eine cra nio mandibuläre Dysfunktion (CMD) und eine stark erhöhte Laxizität des Be- wegungsapparates festgestellt werden. Durch eine allgemeine Grunderkran- kung lag ein inzwischen schon chroni - fiziertes Schmerzempfinden vor. Zum Zeitpunkt der Präparation wurden diese Befunde entweder nicht erkannt, oder lagen in bis dahin kompensierter Form vor. Die CMD konnte hierbei bis zum Be- handlungsbeginn in Grenzen gehalten werden und uferte durch die Anhäufung belastender Faktoren aus. Die gesund- n Der fortbildungsorientierte Zahnarzt und die erfahrene Zahnärztin, welche beide über eine langjährige Berufserfah- rung verfügen, empfehlen ihrem Patien- ten die Neuversorgung einer eher un - ansehnlichen Brücke mit abstehenden Rän dern oder die Überkronung mehre- rer Zähne, die noch alte, inzwischen un- dichte Amalgamfüllungen aufweisen. Der Patient ist bereits zahnarzterprobt, nicht zum ersten Mal erfolgt bei ihm eine prothetische Versorgung, er kennt den Ablauf und kann sich darauf einstellen. Aber dieses Mal wird alles anders! Routiniert werden die Zähne vorbe- reitet, die Helferinnen sind freundlich und das Provisorium ansehnlich. Es stellt sich ein Missempfinden ein, natürlich liegt es an der Übergangsversorgung. Außerdem ist es normal, dass frisch be- handelte Zähne etwas empfindlicher sind. Nach Einsetzen der Kronen ver - stärken sich die Probleme. In den ersten Wochen nach der „erfolgreichen Neuver - sorgung“ glauben Patient und Zahnarzt noch, dass nach einer Eingewöhnungs- phase das Missempfinden in der be - handelten Region verschwinden wird. Es zieht, ein unerklärliches Druckgefühl un ter Druck, sein Zeitplan platzt an die- sen Tagen aus den Fugen. Ein positives Resultat ist gefordert, da die Brücke keine Mängel aufweist, liegt es am Fun - dament. Also wird der erste Zahn endo - tontisch behandelt. Die Beschwerden lassen nicht nach Die Symptome breiten sich aus, die Gesichtshälfte ist elektrisiert, manchmal auch taub. Kopf- und Nackenschmerzen sind unerträglich. Es wird geklopft, ge- prüft und geschwitzt und doch der zweite Zahn trepaniert. Doch die Schmerzen än- dern sich nicht. Vielleicht lag es an Rami- fikationen, mit einem Stereomikroskop könnten diese erkannt werden. Man über- weist zur Revision der Wurzelfüllungen zu einem Endodontologen. Doch es ist wie verhext: Es wird nicht besser, ein Spezia- list muss her – der Kieferchirurg wird es richten. An einem oder am besten direkt an beiden Zähnen wird eine Wurzel - spitzenresektion vorgenommen, obwohl kein apikales Granulom in Sicht ist. Viel- leicht erkennt man eine dezente Parodon- talspalterweiterung, aus der mit Mühe ein apikaler Prozess gelesen wird. 1-Tages-Workshops des DZOI Mit diversen 1-Tages-Workshops an unterschiedli chen Standorten will der Fachverband künftig zu den Zahnärzten kommen und ihnen vor Ort Fort bildungs an ge bote machen. DZOI-Mitglieder profitieren von reduzierten Workshoptarifen. Einsatz von Lachgas Dr. Jochen Scopp, Leiter des Ausschusses „Analgesie/ Sedierung“, lädt am Samstag, den 19. November 2011 in seine Berliner Praxis ein, um seine umfangreichen Erfahrungen zum Thema Lachgas an die Teilnehmer weiterzugeben. Inhalte des eintägigen Workshop sind: Sedationstechniken, Pharmakologie, Monitoring, Zwischenfälle/Notfälle, Komplikationen. „In dem Kurs wird der reibungslose Einstieg in die dentale Lachgassedierung und die Implementie- rung dieser Technik in die eigene Praxis veranschaulicht“, so Dr. Jochen Scopp. Ein weiterer Kurs ist im 1. Quartal 2012 in Koblenz geplant. Für DZOI-Mitglieder betragen die Kosten 240,– Euro, für Nicht-Mitglieder 290,– Euro. Zweigleisiges System der CAD/CAM-Technologie Am 8. und 15. Februar 2012 finden jeweils eintägige Workshops in Stuttgart statt, die die DZOI-Ausschussvorsitzenden Lothar und Bastian Glass organisiert haben. Die Zahntechniker- meister konnten Referenten der Firma Sirona und weitere Anwendungstechniker gewinnen, die das CEREC-System inklusive aller Aufnahmeeinheiten (auch Intraoralscanner) und Systemkom- ponenten mit der aktuellsten Software 4.0 und vorangegangene Versionen erläutern. Die Teil- nehmerzahl ist auf je acht begrenzt, um praktischen Übungen mehr Nachhaltigkeit zu verleihen. Weitere Workshops werden folgen, z. B. zum Thema 3Shape System und DentalDesigner. Anmeldungen bitte über die DZOI-Geschäftsstelle: www.dzoi.de, Tel.: 0871 6600934 Seite 28 11/2011 Die CMD-Falle Am 28. Januar 2012 veranstaltet die Autorin unseres Fachberichtes Dr. Patricia von Landenberg in ihrer Praxis in Koblenz den Workshop „CMD-Falle – wenn neuer Zahnersatz der Auslöser für viele Probleme wird – geeignete Untersuchungen zur Diagnostik“. (cid:3) Dr. Patricia von Landenberg ist Vorsitzende des DZOI-Ausschusses CMD. Was ist passiert? Wo liegt der Fehler? War es ein Beschleiftrauma oder lag es an einer profunden Karies? Dann hätte sich der Schmerzzustand des Patienten schneller gesteigert und die Symptome wären eindeutiger gewesen. Doch was war es dann? Es kommt auf die Sichtweise an. Der Patient empfindet, dass seine Schmerzen nicht ernst genom- men werden und er dem Behandler lästig geworden ist. „Hätte man doch am bes- ten die alten Füllungen belassen“, denkt er. Zwar hatte die Brücke schon dunkle Ränder, an denen man mit dem Finger - nagel hängen blieb, aber so schlimm war sie doch wirklich noch nicht. Ihm oder ihr ist ein Behandlungsfehler unterlaufen, das steht fest. Der Zahnarzt hat viel Zeit und Nerven investiert, doch konnte er keinen wirklichen Erfolg verbuchen. Zu- dem war die Behandlung unwirtschaft- lich für seine Praxis und gefährdet seinen Ruf. Vielleicht liegt es am Patienten? Ist er ein Überempfindlicher, ein Simulant? Ist es sein Ziel, die Rechnung nicht zu begleichen? In der Regel wird er diese Frage nicht mehr beantwortet bekom- men, da der Therapeut gewechselt wird. Ob es diesem dann besser ergeht und er einen therapeutischen Erfolg erzielt, bleibt fraglich. Etliche solcher oder ähnlich gelager- ten Fälle stellen sich in unserer Praxis nach jahrelangen Beschwerden und heitliche Ursache der Entgleisung eines Patienten hat immer mehrere Ursachen, die zeitgleich auf den Patienten einwir- ken. Gerade bei der Versorgung mit Im- plantaten kann dieses geschehen, da et- was Neues und Fremdes in den Körper inseriert wird. Die therapeutischen Fol- gen gestalten sich anders, im Zweifel wird das gute Stück wieder entfernt, doch Ärger, Honorar- und Zeitverlust dominieren dann auch diesen Behand- lungsfall. 50 Prozent aller Patienten mit Rückenschmerzen haben CMD Eine Vielzahl der Zahnarztpraxen bietet ihren Patienten eine prothetische Versorgung mit Implantaten an. Um nicht nur Neupatienten zu generieren, son- dern diese auch langfristig zufrieden zu stellen, ist eine optimale Therapie obligat. Damit diese Behandlungen zur langfristi- gen Zufriedenheit verlaufen, ist es für uns Zahnärzte zwingend erforderlich, den Fokus zu erweitern. Ein Patient mit Ok- klusionsstörungen muss keine Myar thro - patie entwickeln, und es ist auch nicht erforderlich ihn zu therapieren. Auch wenn neue okklusale Inter - ferenzen hinzukommen, besteht bei vie- len Patienten die Adaptationsfähigkeit ohne negative Folgen in das stomatho- gene System zu integrieren. Die Ent - gleisung ist immer ein multifaktorielles Geschehen. Ein Patient, der momentan keine Beschwerden aufweist, kann unter zunehmenden negativen Einflüssen eine CMD entwickeln oder eine im Zaume gehaltene CMD kann zum Ausbruch kommen. In vielen Studien wurde belegt, dass CMD-Patienten zusätzlich unter Beschwerden des skelettalen Systems leiden. Die nervale Verschaltung des 3. Trigeminusastes, der durch die überlas- tete Kaumuskulatur aktiviert wurde, läuft über die Stammhirnkerne an die oberen 3 Spinalnerven und von dort über die Medulla oblongata direkt zur Halswirbel- säule. Der Zusammenhang zwischen ei- ner patholo gischen Okklusion bei CMD und einer negativen Wirbelsäulenstatik ist häufig sowohl in wissenschaftlichen Arbeiten als auch in der Praxis fest - zustellen. Dabei ist zu beachten, dass 42 Millionen Menschen, damit auch Pa- tienten, unter Beschwerden des skeletta- len Systems leiden. Von diesen steht ein Großteil in zahnärztlicher Behandlung und wünscht Implantate. Laut Kopp et al. 2001 haben 50 Prozent aller Patienten mit Rückenschmerzen CMD. Weiterhin leidet ein Großteil der Bevölkerung unter chronischen Schmerzen, diese verändern den Mechanismus der Schmerzverarbei- tung und Schmerzweiterleitung. Auch hier gibt es eine größere Schnittmenge derer, die unter CMD leiden und gleich- zeitig unter multiplen und ständig wie - der kehrenden Schmerzen. Zusammenhänge aufdecken Weitere zu eruierende Faktoren sind die der psychischen und der psychosozi- alen Belastungssituation. Um unnötigen Zeitaufwand zu vermeiden und dem Pa- tienten lange Leidenswege zu ersparen, sollte vor größeren prothetischen Ver - sorgungen standardisiert eine manuelle Funktionsanalyse vorgenommen wer- den. Bei Symptomen wie atypischem Gesichtsschmerz oder chronischen Kopf- schmerz erweist sich zusätzlich ein Psy - cho- und Schmerzscreening als hilfreich. Unter Mithilfe anderer Berufsgruppen sind die Zusammenhänge leichter auf - zudecken. Deshalb ist die Überweisung zum Orthopäden, HNO und zum Neurolo- gen in diesen Fällen ein Muss. Behand- lungen, die nicht dringend notwendig sind, können verschoben oder proviso- risch versorgt werden, bis sich der Pa- tient in einer muskulär und psychisch entspannten Situation befindet. Damit bei schwierigen Behandlungen nicht der Fall die Therapie bestimmt, sondern der Behandler, ist ein praxistaugliches, zeit- lich in den Arbeitsalltag gut integrierba- res Konzept neben der genauen Kenntnis der Zusammenhänge erforderlich, um die Freude an der Arbeit mit den Patienten nicht zu verlieren. (cid:2) Dr. Patricia von Landenberg Zahnarztpraxis Dres. von Landenberg Heidestraße 77, 56154 Boppard-Buchholz Tel.: 06742 5203, PvL@online.de www.doctoresvonlandenberg.de