2 Statements and News DENTAL TRIBUNE German Edition · Nr. 1+2/2012 · 1. Februar 2012 Ein Praxisleben selbst bestimmt Jürgen Pischel spricht Klartext D as Jahr 2011 hat w i e d e r einmal gezeigt, dass die Berufspolitik, voran die unter Staatsaufsicht zu - nehmend von hauptamtlich, ja quasi verbeamteten Funktionären geführ- ten KZVen und die immer noch um eine im Zahnarztgeschehen wichtige Rolle, ja Aufgabe kämpfenden Kam- mern, viel Wind und Kampfespa - rolen produziert, aber wenig für die Zahnärzte durchsetzen konnte. Da wird groß gefeiert, man habe im Ver- sorgungsstrukturgesetz endlich die Budgetierung überwunden, was nicht stimmt, denn man ist nur zur alten Form des nachträglichen Zwangs- ausgleiches zurückgekehrt. In der GOZ ist man, eine Verfas- sungsklage aus dem Berufsverband der Implantologen heraus unter- streicht dies, total gescheitert, jahr- zehntelang Punktwertfestschreibung – ja, dort wurde sogar eine Budgetie- rungsklausel, wirksam ab 2014, ein- geführt. Stolz ist die BZÄK vor allem darüber, nun im G-BA – Gemeinsa- men Bundesausschuss von Kranken- kassen und Leistungserbringern – direkt mitreden zu dürfen. So kann man nun bei „mehr Patientenrech- ten“ und Erlass von „Qualitätssiche- rungsnormen“ – beides ist für 2012 geplant – Sachverstand einbringen, um dann als Kammern mitverant- wortlich für neue Praxisvorschriften gemacht werden zu können. Berufs- politik nach dem Motto „dabei sein zu dürfen ist alles“. Experten einer „GOZ-bewer- tungsorientierten Zahnheilkunde“ in der Praxis propagieren nun land- auf und landab in Seminaren, wie man durch Schwerpunktsetzungen der Behandlungsstrategien den GOZ- Positionen folgend, die aufgebessert worden sind, Kapital schlagen kann. Eine Strategie, die kurzfristig Umsatz - erfolg bringen kann, aber nicht nur in die Sackgasse GOZ-Budgetierung führt, sondern auch Wasser auf die Mühlen der Einheitsversicherungs- Apologeten in CDU/CSU und SPD ist. Die SPD hat ja bereits bekräftigt, bei einer Regierungsbeteiligung oder gar Führung derselben die „Bürger- versicherung“, die schon in der alten schwarz-roten Koalition im Ge- spräch war, wieder aufzulegen. Die CDU/CSU ist mit ihren Vorschlägen zur Einheitsgebührenordnung für gesetzlich wie privat Versicherte – unterstützt von den PKVen – auf dem gleichen Weg. Praxisumsatz-Statistiken aus den letzten Jahren zeigen, leider nur im Westen Deutschlands, einen stark zunehmenden Anstieg der Honorar- einnahmen vom Patienten direkt. Im Durchschnitt der Westpraxen kom- men schon 60 Prozent vom Patienten – auch dem GKV-Mitglied – als Leis- tungsbeitrag für seine Behandlung. Einiges ist aus der GKV über Selbst- beteiligung – Stichwort Festzu- schüsse – gleichsam erzwungen, aber immer mehr Praxen fokussieren ihr Handeln auf eine bessere Zahnme - dizin als Privatleistung, so z.B. in der ästhetisch-restaurativen Versorgung, der Erwachsenen-KFO bis hin zur Parodontologie und Endodontie. Nicht zu übersehen die Implanto - logie, die aber mit den anderen ge- nannten Fachbereichen sich immer mehr zur Fachspezialisierung hin entwickelt. So gibt es auch etwa 20 bis 25 Prozent der Praxen, die von ge - werteten 100 Prozent Privatumsät- zen mehr als die Hälfte erzielen. Sie sind auf dem Weg zu einem Praxis - leben selbstbestimmt, da berühren weder Budgetierungen noch Quali - täts normen oder spezifische Patien- ten-Aufklärungsrechte, man ist ein- fach besser, toi, toi, toi, Ihr J. Pischel IMPRESSUM Verlag Oemus Media AG Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig Tel.: 0341 48474-0 Fax: 0341 48474-290 kontakt@oemus-media.de www.oemus.com Verleger Torsten R. Oemus Verlagsleitung Ingolf Döbbecke Dipl.-Päd. Jürgen Isbaner Dipl.-Betriebsw. Lutz V. Hiller Chefredaktion Dipl.-Päd. 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EU-Berufsanerkennungsrichtlinie ist für BZÄK zu lasch Einführung europäischer Berufsausweise auf freiwilliger Basis soll zum Schlüsselelement und Anerkennungsverfahren auf einen Monat verkürzt werden. BONN/KREMS (jp) – Der Ende letzten Jahres von der EU-Kommis- sion zur Modernisierung der Be - rufsanerkennung für Heilberufe in den europäischen Staaten vorgelegte Richtlinien-Entwurf, der eine deut- liche Beschleunigung und Vereinfa- chung des Verfahrens vorsieht, wird von der BZÄK als zu lasch und „über das Ziel hinausgehend“ bewertet. Zwischen 2007 und 2010 hatten 6.600 Zahnärzte in der EU die An - erkennung ihrer Abschlüsse auf der Grundlage der Berufsanerken- nungsrichtlinie aus 2005 erhalten. Darin erfolgt für die „sektoralen“ Berufsgruppen (Ärzte, Hebammen, Krankenschwestern, Krankenpfle- ger, Tierärzte, Zahnärzte, Apotheker, Architekten) eine automatische An- erkennung auf Grundlage gemein- samer europäischer Standards für die Ausbildungsdauer und Ausbil- dungsinhalte. Nun soll die Einführung euro - päischer Berufsausweise auf frei - williger Basis zum Schlüsselelement werden und das Anerkennungs - verfahren generell auf einen Monat verkürzt werden. Ausgesprochen kritisch sieht die BZÄK in diesem Zusammenhang die Überlegungen der Kommission, wonach mit dem Verstreichenlassen dieser Frist eine Anerkennung automatisch als er- teilt gelten soll. Für Angehörige der Heilberufe sind zahlreiche Sonder- regelungen vorgesehen. So sollen aus Gründen des Patientenschutzes Sprachtests für ausländische (Zahn-) Ärzte künftig erlaubt werden. Um ein hohes Niveau der Behandler europaweit sicherzustellen, will die BZÄK Vorgaben für die Mindest- dauer der zahnärztlichen Ausbil- dung durchgesetzt und sowohl in Jahren wie in Fachstunden definiert sehen. DT Aufgabe aus den BZÄK-Aus- schüssen zur Qualitätssicherung sei es, so ein sich als „Realpolitiker“ schaftspolitischen Entwicklungen sprech- und handlungsfähig zu sein. Als Heilberuf mit hoher gesell - schaftlicher Re - levanz muss d i e B Z Ä K Themen wie die demogra- fische Ent- wicklung in Deutschland m i t d e n k e n und mitgestalten. Die Entwick - lungen stellen völlig neue Heraus - forderungen an den Berufsstand ÁFortsetzung von Seite 1 Leitartikel tient nach dem Willen der Länder gar nichts mehr bezahlen. Auch angesichts dieser Forderungen sei es oberstes Ziel der BZÄK-Führung, „Akzente für eine pra - xisnahe Realisierung zu setzen und durch Fachexpertise mögli- che Fehl- und Überre- gulierungen vermei- den zu können.“ Evidenzbasierte Leitlinien statt „Leitlinien-Dschungel“ In der Zahnärzteschaft selbst aus der DGZMK heraus wie von einzel- nen Fachgesellschaften, so in der Implantologie, wird mit Vehemenz die Thematik von „Therapie-Leit - linien“ vorangetrieben. Angekün- digt werden „qualitativ hochwertige, evidenzbasierte Leitlinien“, wobei es aber, so unisono die jeweiligen Promotoren aus DGZMK, DGI und Fachgesellschaften heraus, „nicht darum gehe, den Praktikern etwas Realitätsfernes vorzuschreiben. Es sei sichergestellt, dass jeweils die beste verfügbare Evidenz herange- zogen werde, und dazu gehöre auch die gute klinische Praxis.“ Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer einschätzender Kammer- präsident, deutliche Aus- wüchse im „Leitlinien- Dschungel“ der Fachge- sellschaften und wissenschaftlichen Vereinigungen wieder einzufangen, damit sie nicht von den Kosten - erstatter-Vertretern über den G-BA zur nach - gewiesenen, dokumen- tierten Mindestnorm für eine Erstattungs- pflicht hochstilisiert werden. Und in einem Ausblick auf das Jahr 2012 ... ... verschreibt sich die BZÄK selbst „langen politischen Atem“: „Für den Berufsstand ist es ebenso wichtig, auch zu allgemeinen gesell- Prof. Dr. Dr. H. Schliephake, Präsident der DGZMK und die zahnmedizi - nische Versorgung – etwa in Form des drohenden Fachkräf temangels oder der regel- mäßig wieder kehrenden Debatte zum ge sund heits politischen „Dauer - bren ner“: der „Einheits-/Bürger - versicherung“. DT