2 Statements and News DENTAL TRIBUNE German Edition · Nr. 9/2014 · 3. September 2014 Die Lage ist besser als ihr Ruf Jürgen Pischel spricht Klartext Infos zum Autor Kopftuchverbot beim Zahnarzt Medizinische Gründe oder Rassismus ? E s v e r g e h t k e i n Ta g , keine Tagung und vor allem kein zahnärztliches Funktionärstreffen in Berufsverbänden und Kammern, die nicht geprägt sind von einem funda- mentalen Wehklagen über die schreck- liche Lage des Berufsstandes, resul - tierend aus völlig unzulänglichen Ver- trags- und Vergütungssystemen für die zahnärztlichen Leistungen. Der Berufs- stand sei völlig unzufrieden, weil von den Kassen total unterbezahlt, bevor- mundet, nicht in der Lage, zeitgemäße Zahnheilkunde zu erbringen, und aus- gebrannt. Persönliche Erfahrungen aus vielen Kontakten mit, ich betone, sicher erfolg - reichen Zahnärzten zeigen mir, dass in Funktionärskreisen gerne ein Zerrbild der Realität im Berufsstand gezeichnet wird, sicher auch, um etwas zum Bes- seren zu verändern. Dass diese persön- lichen Erfahrungen ein Spiegelbild der Situation der Zahnärzteschaft bilden, beweist eine repräsentative Meinungs- erhebung durch ein Forschungsinstitut für ein internationales Dentalunterneh- men, wonach über 85 Prozent der Pra- xisinhaber mit ihrer Lage wirtschaftlich und von den Rahmenbedingungen her mehr als zufrieden sind und zukunfts- orientiert positiv denken. Ja, was die Dentalindustrie erfreut, sie investieren auch, machen die Fort- schritte in der Zahnmedizin in ihren Praxen mit. Man muss sich halt um den Patien- ten kümmern, man darf die Kasse nur als Patientenpool sehen, aufbauend auf einer rudimentären Grundversorgung, bessere Leistungen schöpfen zu können. Die Berufszufriedenheit basiert also nicht auf den sicher völlig unzuläng- lichen Rahmenbedingungen unserer Kassenzahnheilkunde, sondern resul- tiert aus hoher Selbstverantwortung als freier Beruf und medizinischer Selbstverpflichtung, gute Zahnheil- kunde zu erbringen. Und hier ist eben vieles nicht in der Solidarverpflichtung zur Grundversorgung zu verankern, wenn sich auch aus der Umfrage ablei- ten lässt, dass ein hoher Prozentsatz von Praxisinhabern zustimmt, dass man auch auf Kasse als Zahnarzt gut über die Runden kommen kann. „Man muss es nur richtig organisieren“, hieß es. Wie, wurde leider nicht erhoben oder gesagt. Was die Umfrage auch offenbart, ist, dass nicht nur in der privaten Leistungserbringung, sondern auch aufgrund der politischen Herausfor - derungen „auf Kasse“ die Pflicht, ein Qualitätsmanagement in der Praxis auf- zubauen, von der Patientenbetreuung bis hin zur Evidence-based-Leistungs- erbringung zur Selbstverständlichkeit werden muss. Hier haben die Körperschaften und Berufsverbände eine Bringschuld, be- vor die politische Aufsicht weiter zum Diktathammer greift. Aus der von der Dentalindustrie beauftragten Studie zeigt sich nur ei- ne große Sorge der niedergelassenen Zahnärzte, besonders jener 20 Prozent, die in den kommenden Jahren ihre Praxis ver kaufen möchten, besonders in weniger attraktiven Regionen keinen Nachfolger mehr zu finden. Auch we- gen der zu nehmenden Feminisierung des Berufsstandes, des Zuges hin zur Kettenpraxis und auch mangelnden Studien-Nachwuchses. Dies als Sorge auch deshalb, weil der Praxisverkauf bisher eine Zulage zur Alterssicherung gebildet hat. Sie sehen, die Lage ist besser als ihr Ruf, toi, toi, toi, Ihr J. Pischel IMPRESSUM Verlag OEMUS MEDIA AG Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig Tel.: 0341 48474-0 Fax: 0341 48474-290 kontakt@oemus-media.de www.oemus.com Verleger Torsten R. Oemus Verlagsleitung Ingolf Döbbecke Dipl.-Päd. Jürgen Isbaner Dipl.-Betriebsw. Lutz V. 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Ein besonders heikler Fall durch- läuft derzeit belgische Medien: Während der Behandlung auf dem Zahnarztstuhl müssen muslimische Patientinnen in der Praxis eines Zahnarztes in Anvers ihr Kopftuch ablegen. Dieser Umstand sorgt für hitzige Diskussionen. Wie die Tages- zeitung „De Morgen“ berichtet, ver- weigere der Zahnarzt die Behandlung bei Muslimas, wenn sie nicht bereit sind, auf das Kopftuch zu verzichten. Laut Aussage der betroffenen Pa - tientin und der Grünen-Politikerin Ikrame Kastit, die den Fall nun öf- fentlich machte, wurden für diese Vorgehensweise keine medizinischen Gründe angeführt. Der Zahnarzt selbst ist sich keiner Schuld bewusst und fühlt sich vorge- führt. In seiner Praxis sei es gang und gäbe, Frauen mit muslimisch klingen- den Namen im Vorfeld der Behand- lung über die Prozedur des Behandlers aufzuklären. Er beleidige niemanden, wenn er darum bitte, das Kopftuch zu lockern, heißt es weiterhin in dem Bericht. Es ginge lediglich darum, dass problematische Kleidung wie ein Kopftuch den Zugang zum Mund so- wie den Blick auf den Hals behindere. Die ethnische Herkunft der Patientin spiele dabei keine Rolle. Während die Politikerin Ikrame Kastit beim Zentrum für Chancen- gleichheit und Rassismusbekämpfung nun Beschwerde eingereicht hat, steht die flämische Vereinigung der Zahn- ärzte (VVT) hinter dem Zahnarzt. DT Quelle: ZWP online Weitere Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung FVDZ unterstützt Forderung der Deutschen Bundesbank. BONN – In ihrem ak- tuellen Monatsbericht befasst sich die Deut- sche Bundesbank mit der Entwicklung der ge- setzlichen Krankenver- sicherung (GKV) und kritisiert angesichts der steigenden Ausgaben im Gesundheitswesen die fehlende Linie gesundheitspolitischer Reformen. Mit Blick auf die noch in diesem Jahr zu erwartenden Defizite und das Ab- schmelzen der finan- ziellen Reserven in der GKV mahnt die Bundesbank unter anderem mehr „Transparenz für die Pa- tienten über die in Rech- nung gestellten Behand- lungen und Kosten“ an. Die FVDZ-Bundes- vorsitzende Kerstin Blaschke zu dem Bericht: „Mit der Forderung nach mehr Kostentransparenz greift die Bundesbank ein Grundanliegen des FVDZ auf. Der Verband setzt sich schon seit Jah- ren konsequent für mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung im Gesundheitswesen ein und macht sich für die Ablösung des Sachleistungsprinzips durch ein transparentes Kostenerstattungssys- tem stark. Im Jahr 2010 hat der FVDZ in Zusammenarbeit mit dem Kieler Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA) ein Prämienmodell für die Zahnmedizin vorgelegt und damit aufgezeigt, wie eine zukunftsfähige einkommensunabhängige Finanzie- rung der zahnärztlichen Versorgung aussehen könnte.“ Blaschke weiter: „Wir freuen uns, dass unsere Forderungen durch den Bericht der Bundesbank bestätigt wurden. Mit Blick auf die steigenden Ausgaben fordern wir den Gesetzgeber auf, das Gesundheitswesen endlich in zukunftssichere Bahnen zu lenken.“ DT Quelle: FVDZ Kerstin Blaschke, FVDZ- Bundes vorsitzende Erscheinungsweise Dental Tribune German Edition erscheint 2014 mit 12 Ausgaben, es gilt die Preisliste Nr. 5 vom 1.1.2014. Es gelten die AGB. Druckerei Vogel Druck und Medienservice GmbH, Leibnizstraße 5, 97204 Höchberg Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. Verlags- und Urheberrecht Dental Tribune German Edition ist ein eigenständiges redaktionelles Publikationsorgan der OEMUS MEDIA AG. Die Zeitschrift und die enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Ver wer- tung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt besonders für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein speicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Bei Einsendungen an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt, sofern nichts anderes ver- merkt ist. Mit Einsendung des Manuskriptes geht das Recht zur Veröffentlichung als auch die Rechte zur Über- setzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten in deutscher oder fremder Sprache, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken zur Herstellung von Sonderdrucken und Fotokopien an den Verlag über. 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ÁFortsetzung von S. 1 Mitte „Jeder Zahn zählt“ zählt!“ ein eigenes zahnärztliches Berichts- und Lernsystem über un - erwünschte Ereignisse entwickelt wer- den, das nach Ansicht beider Organisa- tionen einen Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit leistet. „Ziel eines solchen Systems ist das Lernen aus eignen Erfahrungen mit uner- wünschten Ereignissen und den Er - fahrungen anderer. Aus diesem Grund stellen KZBV und BZÄK gemeinsam ein Berichts- und Lernsystem für die zahnärztliche Praxis zur Verfügung, welches die gesetzlichen Vorgaben er - füllt.“ Darin „sollen Zahnärzte ano nym von unerwünschten Ereignissen be- richten, die Berichte von Kollegen kommentieren und sich mit anderen Nutzern des Betriebssystems austau- schen“, so die Begründung zum bis - herigen BZÄK-Modellversuch „Jeder Zahn zählt!“. „Jeder Zahnarzt, der sich beteiligt, leistet zugleich einen aktiven Beitrag zur Erhöhung der Patienten - sicherheit und stärkt das Ansehen des Berufsstands“, so Dr. Peter Engel, Präsi- dent der BZÄK. Eine Zusammenarbeit von BZÄK und KZBV wird das Inter- esse der Zahnärzteschaft an einem eige- nen, praxisgerechten und gemeinsam von den Bundesorganisationen getra- genen Berichts- und Lernsystem effek- tiv bedienen und auf eine breite Basis stellen, sind sich die Spitzenorganisa- tionen der Zahnärzteschaft einig. DT