DENTAL TRIBUNE German Edition · Nr. 12/2014 · 3. Dezember 2014 International Interview 9 oder bei den Mundspülungen. Auch bei den Baby-Schnullern stand das Medizinische im Vordergrund, so- gar bei der Zahnbürste mit ihrem Achtkantgriff für den richtigen Putzwinkel, dem kompakten Kopf und den weichen, dicht angeord - neten Borsten. Und bei der Schall- zahnbürste wollten wir nicht einfach eine Handzahnbürste mit Motor, sondern eine richtig gute, eine also, die nicht nur mechanisch, sondern auch hydrodynamisch reinigt, und das hochwirksam und ausgespro- chen sanft. Ihr Chlorhexidin-Produkt Curasept ADS® stand vor einiger Zeit in der Kritik. Es wirke wie Wasser, sagte Prof. Lang, das Anti-Verfärbungs- System verhindere die CHX-Wir- kung. Wie ist Ihr Unternehmen mit dieser Kritik umgegangen? U. B.: Curasept ADS® ist seit Jahren extrem erfolgreich, allein 2014 werden sechs Millionen Ein- heiten verkauft. Wie immer gibt es Studien, die etwas zeigen, und Stu- dien, die genau das Gegenteil bele- gen. Klar, es kann sein, dass die reine Desinfektionswirkung von anderen Produkten etwas besser ist; dafür ist die Akzeptanz anderer Produkte viel geringer. Auch wenn also Curasept ADS® vielleicht weniger desinfiziert, ist die Wirkung besser, weil das Pro- dukt tatsächlich konsequent ange- wendet wird. Davon kann sich jeder Zahnarzt persönlich überzeugen. Zum Beispiel eben durch diese her- vorragende Akzeptanz bei den Pa- tienten und entsprechend guter Verheilung von Wunden. Die Zahn- ärzte, mit denen ich diesbezüglich gesprochen habe, bestätigen mir, dass Curasept ADS® ihren Patienten hilft. Hat Sie solche Kritik auch persön- lich getroffen? U. B.: Nein. Es war eher eine Motivation, noch besser zu werden. So haben wir aufgrund der seit Jahren anhaltenden Rechtsstreitig- keiten mit einer großen Pharma- firma ein neues Produkt entwickelt, Curasept HAP. Das bietet mit ei- ner CHX-Konzentration von unter 0,1 Prozent in Kombination mit Hy- aluronsäure und PVP-Copolymeren erstaunlich guten Schutz, und die Heilungsverläufe sind komplika- tionsfrei. Ohne die ständigen An- griffe dieser Pharmafirma hätten wir niemals ein Produkt entwickelt, das aufgrund der tiefen CHX-Kon- zentration nicht mehr angreifbar ist und für identische Wirkung in der Anwendung sorgt. Zur Curaden International AG ge- hört nicht nur Ihre Marke Curaprox, sondern auch Vital Swiss und swiss smile. Die eine hat etwas mit Gin- seng zu tun, die andere ist eine Luxus-Zahnkosmetik-Linie. Wie passt das zusammen? U. B.: Dadurch, dass man sich rundum wohlfühlen muss, und das betrifft eben nicht nur Mund und Zähne, sondern auch Körper und Geist. Da passt der original koreani- sche Ginseng, seine Vitalisierungs- wirkung ist frappant. swiss smile deckt die Bedürfnisse nach Luxus in der Mundpflege ab, qualitativ und designmäßig. Zum Beispiel mit der neuen swiss smile Zahnpasta mit 23,75 Karat Gold, Dr. Beat Wäckerle, Präsident der SSO, und Ueli Breitschmid, Präsident des Arbeitgeberverbandes der Schweizer Dentalbranche, eröffnen die DENTAL BERN 2014. „Neue Produkte müssen etwas besser machen als bisherige Produkte.“ die mit einer vergoldeten CS 5460- Zahnbürste im Set zum Preis von etwa 100 Euro verkauft wird und sich zum Renner entwickelt. Und das Dentaldepot ist auch international aufgestellt? U. B.: Wir haben beschlossen, Curaden zu einem IT-Konzern mit Dentalhandel, mit E-Learning, mit Praxismanagement-Software und Vollintegration von Digital Dentis- try umzuwandeln. So, wie es zum Beispiel Google, Amazon, Apple und Lieferpartner für Verbrauchsmate- rial und als zuverlässiger Kunden- dienst für Dentalgeräte, CAD/CAM, Praxishygiene. Aber viele dieser Dienstleistungen werden künftig vermehrt via Software optimiert, weil die Peripherie mehr und mehr digitalisiert ist. Wir glauben, dass wir mit unserem sehr starken Standbein in der Mundpflege für die tüchtigsten Praxismanager und -inhaber ein Idealpartner sind. Dies international, aufgrund der IT-Möglichkeiten. Christine Breitschmid, Sie sind zurzeit oft in Frankreich unter- wegs, weshalb? Christine Breitschmid: Wir sind seit knapp drei Jahren in Frankreich präsent, seit zwei Jahren mit einer ei- genen Niederlassung. Meine Aufgabe ist der Aufbau dieser Niederlassung und des Marktes, das beansprucht Präsenz. Außerdem pflegen wir mit der Universität Lyon eine Zusam - menarbeit: Wir wirken hier bei der Gestaltung des Prophylaxemoduls für die Dental-Studierenden mit. „Wir haben beschlossen, Curaden zu einem IT-Konzern mit Dentalhandel, mit E-Learning, mit Praxismanagement-Software und Vollintegration von Digital Dentistry umzuwandeln. “ Ebay vormachen. Wir glauben, dass auch der konservative Zahnarzt, vorab in den Schwellenländern und in Asien, die Swissness von Curaprox und Curaden via Internet und durch unsere Produkte schätzen wird. Was sind die größten Herausforde- rungen für Sie im Moment? U. B.: Ganz wichtig ist uns, dass unsere Konsumenten überall Zugriff auf Dentalprofis haben, die iTOP-geschult sind. Die größte Herausforderung sehe ich darin, Fachpersonal für Schulung und Mundpflegetraining sowie zur Be- treuung unserer Kunden in allen Ecken der Welt zu gewinnen. Neben dem er wähnten Umbau des Unter- nehmens zum IT-basierten Dental - konzern ist es uns wichtig, auch vor Ort präsent zu sein: als zuverlässiger Wie sieht Ihrer Ansicht nach die Zahnarztpraxis der Zukunft aus? U. B.: Es gibt keine Patienten mehr, sondern nur noch Kunden und Gäste in einer Atmosphäre des Wohlfühlens. Die Anleitung der Kunden zur erfolgreichen Mund - hygiene zu Hause hat absolute Prio- rität, dazu gehört die persönliche Empfehlung von individuell opti- malen Pflegemitteln. Man geht mehrmals pro Jahr in die Wohl - fühlpraxis, nämlich so regelmäßig wie zum Friseur oder zur Massage. Neben den Spezialgebieten der Zahnheilkunde gibt es auch ge- sichtskosmetische und andere kos- metische Dienstleistungen. Diese Zukunft ist übrigens sehr nah – schauen Sie sich die Praxis KU64 von Dr. Ziegler am Kurfürsten- damm in Berlin an. Was sind die größten Heraus - forderungen im französischen Markt? Ch. B.: Die vorherrschende Lehrmeinung in Frankreich besagt, dass Interdentalbürsten ausschließ- lich in Fällen von Parodontaler- krankungen angewendet werden sollen. Das heißt, dass wir mit un - seren CPS prime ein Produkt an - bieten, von dem selbst die meisten Zahnärzte nicht einmal ahnen, dass so etwas überhaupt existiert. Das heißt, es geht darum, zunächst Wissen aufzubauen? Ch. B.: Ja, und das gilt übrigens auch hinsichtlich der Zahnbürsten. Denn so weiche Zahnbürsten wie unsere sind in Frankreich gänzlich unbekannt. Was da als weiche Zahn- bürste gilt, wäre im Schweizer Markt im besten Fall medium. Da liegt tatsächlich sehr viel Aufklärungs - arbeit vor uns. Wie bekannt sind Interdental - bürsten in den anderen Ländern, die Sie betreuen? Ch. B.: In Italien sind wir schon viel weiter, da wir mit Curaprox bereits über 15 Jahre dort präsent sind. Außerdem haben wir in den letzten vier Jahren sehr viele iTOP- Trainings mit den DHs durchfüh- ren können, und diese geben dann ihr Wissen ihren Patienten weiter. In Tunesien und Marokko sind Interdentalbürsten noch sehr un - bekannt. Da hilft es, dass wir eine Marke aus der Schweiz sind. Wie wichtig sind Zahnärzte und Dentalhygienikerinnen für Ihr Unternehmen? Ch. B.: Aus meiner Sicht sind sie der Schlüssel für unser Ge- schäft. Interdentalbürsten korrekt anzuwenden, das kann nur mit professioneller Begleitung gelernt werden. Und das kann niemand anderes sein als ein Zahnarzt oder eine DH. Herr Breitschmid, Sie haben ja Ihr Pensionsalter erreicht. Wann lehnen Sie sich zurück? Ueli Breitschmid: Vor Jahren sagte ich meinem Vater: Dein größ- tes Privileg als Unternehmer ist, dass dich niemand in Pension schickt. Es ist wirklich ein großes Privileg, dass ich weiterhin meine Visionen und Lösungen einbringen darf. Aber es ist auch richtig, dass es meine schwierigste Aufgabe ist, die Unternehmensverantwortung in die Hände der nächsten Generation zu geben. Umso schöner ist es, zu sehen, wie sich Christine und Laura im Betrieb einbringen. Aber natürlich genieße ich es, gemeinsam mit meiner Frau die Zeit auf unserem Familien-Weingut in Sizilien zu verbringen und unsere Weine zu probieren. Ich bin wohl bald der größte Konsument meines Palmeri BLU, einem Blend von Nero D’Avola mit Syrah und Cabernet ... Wir danken Ihnen allen für das interessante Gespräch! DT www.curaprox.com www.curaden.ch Ueli Breitschmid, 69, ist Inhaber des Schweizer Dentaldepots Curaden und der Curaden International AG, zu der die Marken Curaprox, swiss smile und Vital Swiss gehören. Außerdem pflegt Breitschmid seine Weingüter am Vierwaldstättersee und auf Sizilien. Mit seiner Frau Erika hat er vier Töchter. Christine Breitschmid, 29, hat nach ihrem Master in European Studies ein Praktikum in der Schweizer Botschaft in Rom absolviert und ist seither in Teil- zeit als Area Manager bei Curaprox ver- antwortlich für die Länder Frankreich, Tunesien, Marokko und Italien. Laura Breitschmid, 27, ist nach ihrem Bachelor of Arts in Kunstgeschichte und Wirtschaftswissenschaften zu Curaprox gekommen, wo sie die Prophylaxe-Schu - lungen rund um iTOP weiterentwickelt und organisiert. Ebenfalls in Teilzeit führt sie einen unabhängigen Kunst - raum in Luzern.