DT today Continuing Education Zahnextraktion und Einsatz von Keramikimplantaten an einem Tag Dr. Karl Ulrich Volz, seit Jahresbeginn Leiter der Zahnklinik der Paracelsus Klinik Lustmühle, ist mit seinem Konzept der Sofort-Keramikimplantate auf Erfolgskurs. Jürgen Isbaner, Chefredakteur ZWP/DT D-A-CH, traf ihn und Prof. Dr. Marcel Wainwright, der zuvor in der Zahnklinik hospitiert hatte, zu einem Gespräch. weise und die Nachfrage nach Keramik - implantaten sind erheblich gestiegen. Dr. Volz:Wenn wir die weltweit bes - ten Toxikologen und Immunologen fra- gen, dann sagen sie uns, dass die Zahn- medizin, seien es wurzelbehandelte Zähne oder Schwermetalle, ursächlich zu über 50 Prozent an allen chronischen Erkrankungen beteiligt ist. Das zeigt: Es gibt keinen wichtigeren Arzt als den Zahnarzt. Wir können viel tun, denn die Patienten gehen zu keinem anderen Mediziner so regelmäßig wie zum Zahn- arzt. Deswegen sind wir auch gefordert, bestimmte Frühsymptome für chroni- sche Erkrankungen zu erkennen und zu den medizinischen Kollegen weiterzu- leiten. Wir können dadurch einen ge- waltigen Nutzen schaffen und unseren Patienten mehr helfen als jeder Allergo- loge und als jeder Internist. Das ist eine faszinierende Tätigkeit. Mediziner tolerieren würde, außer den Zahnärzten. Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Praxen in Konstanz und Düs - seldorf gemacht? Wie nehmen die Prof. Wainwright, wofür ist Ihrer Patienten Ihr ganzheitliches An gebot Meinung nach der Patient bereit, zu an? Prof. Wainwright: Ich habe, seit ich durch Dr. Volz wieder in die „Zirkon- welt“ eingestiegen bin, viel Zeit und Ar- beit investiert, um die Patienten besser aufklären zu können. Wir haben u.a. ei- nen Flyer erstellt, in dem für jeden Pa- tienten die Problematik schnell nach- vollziehbar erläutert wird. Wir zeigen darin einen wurzelbehandelten Zahn, den wir extrahiert haben, und einen nicht wurzelbehandelten Zahn, und der Patient kann dann sehen, was er da investieren, und können Sie einen Trend ausmachen? Prof. Wainwright: Die Patienten sind definitiv bereit, mehr für Ästhetik sowie für Gesundheit in Kombination mit weniger Aufwand und weniger post- operativen Beschwerden zu investie- ren. Ich habe das selber mit dem Intra- lift erlebt, den wir auch höher liquidie- ren als den lateralen Sinuslift. Die Pa- tienten sind gerne bereit, dafür mehr zu bezahlen und dafür schneller wieder in ihren Job zurückkehren zu können. Das Prof. Dr. Marcel Wainwright und Dr. Karl Ulrich Volz, Leiter der Zahnklinik der Paracelsus Klinik Lustmühle. eigentlich im Mund hat. Im Prinzip fängt alles erst einmal mit der Aufklärung an. Viele Patienten wissen selber, dass sie mit wurzelbehandelten Zähnen in irgendeiner Form Probleme haben. Was wir jetzt tun, ist, dass wir diesen Patien- ten unsere Lösungskonzepte anbieten. Ich bin mittlerweile genauso konse- quent wie Dr. Volz auch, bei mir kommt jeder wurzelbehandelte Zahn raus und ich setze dafür Keramikimplantate ein. Wir sind unserem Verständnis nach nicht nur Zahn-Ärzte, sondern Zahn - Mediziner, und dazu gehört eben auch, dass wir den Patienten ganzheitlich be- handeln. In der Konsequenz ist es daher nicht mehr akzeptierbar, wurzelbehan- delte Zähne im Patienten zu belassen. Und das ist vor allem eine Frage der Kommunikation. Das Patientenbedürf- nis nach ganzheitlicher Herangehens- ist nämlich am Ende das, was die Behandlung für den Patienten teuer macht – die Ausfallzeit. Und im Grunde genommen gibt es einen Riesenmarkt für Ästhetik, für Zahnmedizin, für Ge- sundheit und Keramikimplantate in Kombination mit minimal invasiven Verfahren und schnelleren und kürze- ren Behandlungszeiten wie auch das Short Cut Concept, was wir sehr gerne anwenden. Die Patienten haben immer weniger Zeit, und Zeit hat heute für sie mittlerweile einen viel höheren Stellen- wert als Geld. Dadurch kann man zu- dem eine ganz andere Patientenklientel generieren, die gern bereit ist, in diese Sachen zu investieren. Dr. Volz, Prof. Wainwright, wir dan- ken Ihnen für das sehr informative Gespräch. Luftbild von der Paracelsus Klinik in Lustmühle, Schweiz. zen ich schaffe, desto mehr Patienten be- komme ich. Von Prof. Wainwright habe ich z.B. die Intralift-Methode übernom- men, weil ich damit sowohl dem Patien- ten als auch mir als Behandler Vorteile verschaffe. Die Patienten haben nach der Behandlung keine mehrtägige Schwellung mehr auszuhalten wie frü- her, sie sind am selben Tag wieder ein- satzfähig. Ich schaffe mehr Nutzen, be- komme mehr Patienten und ich kann auch finanziell davon profitieren. Will man der Industrie Glauben schenken, stagnieren die Implantat- verkäufe. Ist der Markt bereits ge - sättigt? Teilbereiche Dr. Volz: Ich sehe genau das Gegen- teil. Ich bemerke – und daran krankt ja auch die Medizin allgemein, dass wir keine Verbindungen zwi- schen verschiedenen me- dizinischen Disziplinen herstellen, sondern immer nur an- schauen. Wir sehen jeden Tag, und das belegen mitt- lerweile Hunderte Stu- dien, was Schwermetalle und Toxine aus Entzün- dungen im Kieferbereich mit Autoimmunerkran- kungen, chronischen Er- krankungen, Krebs usw. zu tun haben. Sobald wir unseren Fachbereich Zahnmedizin er- weitern und sagen, „ok, ich will den Pa- tienten nicht nur Kronen, Brücken, Im- plantate verkaufen, sondern er soll ge- sünder sein“, dann schaffen wir kom- plett neue Märkte. Dazu eine Zahl: Wir setzen in Deutschland beispielsweise ca. eine Million Implantate im Jahr, wir machen aber im selben Zeit raum ca. neun Millionen Wurzelbehandlungen. Das heißt, würden wir die in Keramik - implantate oder generell in Implantate switchen, die viel besser funktionieren, denn wir haben Erfolgsquoten von über 90 Prozent, dann ist das ein gewaltiges Potenzial. Wurzelbehandlungen haben langfristig, das zeigen die Studien der Endo dontologen, Erfolgsquoten von ma- ximal 25 bis 40 Prozent. Zu bedenken ist auch, dass immer ein totes Organ im Körper verbleibt, was kein anderer Dr. Karl Ulrich Volz und Prof. Dr. Marcel Wainwright im Gespräch mit Chefredakteur Jürgen Isbaner. nDie Paracelsus Klinik Lustmühle in Teufen ist seit mehr als 50 Jahren das Kompetenzzentrum für Ganzheitsme - dizin in der Schweiz und international bekannt für biologisch-integrative Medizin. Seit dem 1. Januar 2015 ist Dr. Volz Leiter der Paracelsus-Zahn - klinik, zudem ist er Gründer der Firma Swiss Dental Solution (SDS) und Präsident der International Society of Metal Free Implantology (ISMI). Sein Konzept der Sofort-Keramik - implantate (SCC Short Cut Concept nach Dr. Volz) ist eine Methode, mit der schädliche Zähne entfernt und am sel- ben Tag durch Keramikimplantate er- setzt werden können. Laut Dr. med. Tho- mas Rau, medizinischer Direktor der Teufener Klinik, ist dieses Konzept ein „bedeutender Technologie- und Thera- pieschritt nach vorne“. Jürgen Isbaner: Dr. Volz, Sie haben jüngst die Leitung der Paracelsus- Zahnklinik übernommen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen? Dr. Volz: In der Paracelsus-Zahnkli- nik habe ich absolute Extremfälle zu be- handeln. Die Klinik betreut zu 90 Pro- zent schwerstkranke Patienten aus aller Welt – sehr viele Krebspatienten, Alzheimererkrankte, Patienten mit allen neurodegenerativen Erkrankun- gen bis hin zu ALS. Genau hier unser Behandlungskonzept anzuwenden, hat mich an der Aufgabe gereizt. Ich komme dieses Jahr sicher auf mehr als 2.000 Implantate – meine Learning Curve hat sich noch einmal deutlich erhöht, selbst nach 15 Jahren Keramikimplantatio- nen lerne ich eigentlich heute am meisten dazu. Somit kann ich die Quantität ausbauen, vor allem aber auch die Qualität erhöhen. Wir bekom- men von den Patienten ein unmittel - bares Feedback, wie es ihnen mit dieser metallfreien Therapie geht. Das zeigt, welches Potenzial dieses Konzept für diese Patienten hat. Ich habe auch eine sehr gute Unterstützung durch die Ärzte dort. Wir schaffen einen gewalti- gen Nutzen für die Patienten. Und ich habe es geschafft, den Umsatz im ersten Quartal in der Paracelsus-Zahnklinik zu verdoppeln. Auch darauf können wir stolz sein. Viele Ihrer Kollegen klagen derzeit über rückgängige Umsatzzahlen, höhere Kosten und geringere Rendi- ten. Wie sehen Sie, Dr. Volz und Prof. Dr. Wainwright, die Entwicklung? Prof. Dr. Wainwright:Die Entwick- lung sehe ich ein bisschen zwiespältig. Die Unzufriedenheit und auch die gerin- geren Umsatzzahlen sind meines Er - achtens zum Teil darauf zurückzufüh- ren, dass Märkte nicht richtig erkannt und Patientenwünsche nicht vollstän- dig bedient werden. Wir haben genü- gend Studien, die zeigen, dass der Well- ness-, der Medizin- und der Ästhetikbe- reich nach wie vor Gebiete sind, in die am meisten investiert wird. Wir müssen uns auch in den medizinischen und zahnmedizinischen Bereichen den Märkten entsprechend anpassen. Je- mand, der heute sagt, ich mach das seit 20 Jahren so und warum soll ich das ändern, ist nicht mehr zeitgemäß. Ich habe viele Jahre fast ausschließ- lich Titanimplantate gesetzt, habe mich aber dem Patientenwunsch und auch dem eigenen Verständnis von biologi- scher Zahnmedizin gebeugt und mein Behandlungsportfolio komplett auf Zir- kon und metallfrei geändert. Das geht auch nach 20 Berufsjahren. Dr. Volz: Ich kann das Gesagte nur unterstützen. Es gibt für mich zwei ent- scheidende Punkte für den Erfolg einer Praxis. Erstens: Ich muss den Patienten so behandeln, wie ich selber behandelt werden will. Und zweitens: Je mehr Nut- Seite 28 7+8/2015