fachartikel Neue Konzepte für die Beleuchtung in der Zahnarztpraxis n Ständige Fortschritte in der LED- Technologie, die Notwendigkeit, Energie zu sparen und Geräte oder Lichtquellen zu entsorgen, haben den Beleuchtungssektor im Allgemeinen und in der Zahn- arztpraxis im Besonderen grund- legend verändert. Neue Konzepte drängen sich auf, insbesondere bei Lichtfarbe, Lichtwiedergabe, Beleuchtungsstärke, Vermeiden von Blendung, etc. … Dennoch, einige dieser Verbesserungen durch neue Technologien können Gutes Sehen im Beruf, 8 Stunden täg- lich, 220 Tage pro Jahr und 40 Jahre ei- nes Berufslebens, bestimmt die Maß- stäbe für die Beleuchtung. Die Arbeit des Zahnarztes wird von der Europäi- schen Norm EN 12464-1 als äußerst anstrengend für die Augen bezeich- net: Kleinste Details müssen auf re- flektierenden, also blendenden Ober- flächen während langer Arbeitsstun- den gut gesehen werden. In der Praxis besteht jede Behandlung aus zwei Phasen: – Diagnose und Behandlung, die soge- bestimmte negative Effekte über- nannte Operationsphase decken. Man sollte die vorge- – Füllen und Kosmetik, die soge- schlagenen Technologien und nannte Aufbauphase ihre Anwendungen aufmerksam prüfen, ehe man sich entscheidet. Dabei ist das Licht in der Zahnarzt- praxis von grundlegender Bedeu- tung: Unsere Arbeit muss weniger ermüdend, weniger erschöpfend und frei von Diagnose- und Be- handlungsfehlern sein. TEST: Betrachten Sie bitte das Bild. Ihr Blick richtet sich automatisch auf „be light“. Warum? Weil sich Ihr Auge ganz natürlich auf den hellsten Punkt einstellt. Gleichzeitig erscheint der Rest des Bildes weniger klar. Gleiches geschieht im Mund: Bei einer OP-Lampe, deren Spot nicht gleichmäßig ist, wird sich Ihr Auge auf den hells - ten Punkt einstellen und Sie werden die fehlende Gleichmäßigkeit durch ständiges Verstellen des Spots ausgleichen. Selbst wenn man ein Produkt kauft, sagen wir eine Zahnbürste, muss na- türlich deren richtiger Gebrauch über- legt sein. Umso mehr gilt dies, wenn die Konsequenzen einer falschen Wahl schädlich für die Augen sind, frühzeitiges Altern hervorrufen und die Qualität der Arbeit verschlechtern können. Diese Phasen sind in Bezug auf die Sicht sehr unterschiedlich: Die Operationsphase erfordert gleichzeitig nicht nur das Erkennen sehr kleiner Details, sondern auch al- ler Rotschattierungen (Blut, Parodon- tose, Zahnfleischentzündungen, An- näherung an das Zahnmark) und Gelb- schattierungen (Karies, Zahnstein, Zahnrisse). Dafür benötigt man ein sehr hohes Lichtniveau (bis 40.000 Lux), verbunden mit einer neutral-wei- ßen Lichtfarbe (4.000–5.000 K). Die Aufbauphase wiederum erfordert nicht nur eine gute Sicht auf die anatomischen De- tails und für die Wahl der Farb- töne, sondern auch für die Struktur, um genauestens Bril- lanz und Opaleszenz zu bestim- men. Man braucht dafür eine gute kalt-weiße sogenannte Ta- geslichtbeleuchtung mit mehr als 1.500 Lux 6.500 K und ei- nem CRI von mehr als 90 %. Das Licht muss sehr gleichförmig sein und darf nicht blenden. Um dies zu errei- chen, benötigen wir ein über- wiegend indirektes Licht, das Nordlichtkonzept, wie es an der Uni- versität gelehrt wird. Es handelt sich dabei um ein Tageslicht, das vom gleichmäßig erhellten, sonnenlosen Himmel stammt, der wie eine Halbku- gel geformt ist. Anwendung Beleuchtung Farbe Test unter normalen Arbeitsbedingungen 30.000 Lux, (ebenso OP-Lampe) neutrales Weiß, um den Zahn gut zu sehen Prüfen, ob das Annähern an den Zahn gut gesehen wird Instrumenten- lampen OP-Lampe Vermeidung des Schat- tens, der durch das Instrument hervorgerufen wird, im Spot der OP-Lampe Gleichmäßiges Ausleuch- ten der Mundhöhle der gesamten Oberfläche, somit auch der Mundtiefe Einstellbar von 8.000 bis ca. 40.000 Lux neutrales Weiß, um Rot- und Gelbschattierungen gut zu sehen Deckenleuchte mit Nordlicht Gleichmäßige Ausleuch- tung des gesamten Behandlungsraums (Boden, Decke, Wände) Einstellbar von max. 1.500 Lux bis max. 3.000 Lux Tageslicht (6.500 K und fluoreszierende Leucht- stoffröhre mit einem Farbwiedergabeindex größer als 90 % CRI > 90 %) auf einen Zahn im Oberkiefer ausrichten, dann feststellen, ob man den ganzen Mund ohne Einstellung oder Anpas- sung sieht, prüfen, dass der Patient nicht geblendet wird Feststellen, dass es keine Schattenzonen gibt, weder an der Decke noch an den Wän- den und dass der hellste Be- leuchtungspunkt auf dem Mund ist. Alleine die Leuchten mit direk- ter/indirekter Beleuchtung können dieses Resultat erreichen. (cid:3)Abb. 1: Die LED mit kaltem Weiß (hier 6.500 K) zeigen eine Blaudominante. (cid:3)Abb. 2: Die neutral weißen LED sind wesentlich ausgeglichener und heben Gelb- und Rottöne hervor, essenziell bei Operationen. Anmerkung: Bis heute ist weltweit keine LED in der Lage, einen Farbwiedergabeindex von mehr als 85 bei neutraler Farbtemperatur und von mehr als 80 bei kalten Temperaturen darzu- stellen. Aber welche Lichtintensität benötigen wir? Und wo? Die Sehschärfe des menschlichen Au- ges verändert sich mit der Licht- menge (Lux). Je heller das betrachtete Objekt ist, umso besser kann man De- tails erkennen, bis zu einer Ober- grenze, ab der die Sehschärfe nicht mehr zunimmt. Mit nur 12.000 Lux ist die Sicht sehr kleiner Details mit 20 Jahren am besten, mit 60 Jahren benö- tigt man mehr als das dreifache, unge- fähr 40.000 Lux, aber auch nicht mehr. Wie viel Lux werden im Mund benötigt? Menschliche Sehschärfe und Beleuchtungsniveau 100% maximale Sehschärfe 98% 80% sehr kleine Details Sehen der Details 20 Jahren: 60 Jahren: 1500 lux 4500 lux 12000 lux 36000 lux (cid:3)Abb. 3: Für Füllungen, Kronen und Lacke ist nur eine geringe Licht- menge nötig, 1.500 Lux mit 20 Jahren, aber zwei- bis dreimal so viel mit 60 Jahren. Vorsicht vor Blendung durch Reflexion und Kontraste Jede Erhöhung des Beleuchtungsnive- aus erhöht die Blendung durch Refle- xion auf den Zähnen, die sich wie eine Lichtquelle verhalten. Auf einer glän- zenden Oberfläche ist es noch schlim- mer (Lack). Der optimale Punkt zwi- schen guter Sicht der Details und Be- einträchtigung durch Blendung ist ein subtiles Gleichgewicht. Der Kontrast zu den weniger beleuch- teten Zonen hingegen erzeugt eine Blendung durch Kontraste. Bei einem gleichmäßig ausgeleuchteten Mund werden Sie nicht das Gefühl haben, dass es Schatten gibt und Sie ständig Ihre OP-Lampe adjustieren müssen. Die Gleichmäßigkeit des Lichts muss sorgfältig erzeugt werden, im Mund ebenso wie im OP- Raum. Lux Und die Lichtfarbe? Die Farbtemperatur des Ta- geslichts variiert auf unse- rem Planeten von 4.500 K am Äquator bis 6.500 K an den Polen. Schon unsere Urlaubsfotos können das beweisen: Das Blau der skandinavischen Meere ist kälter als das der südlichen Meere, das Weiß eines Eis- brechers im Packeis ist an- ders als das Weiß einer Yacht in den Tropen. Neutrales Weiß (4.000–5.000 K) ist wärmer und zeigt deutlich Rot- und Gelbtöne, was beim kalten Weiß (5.000–6.000 K) nicht der Fall ist. Aus diesem Grund erzeugen Halogen-OP-Lampen seit 30 Jahren ein neutral weißes Licht, eine Lichtfarbe, die immer zufriedenstellend war. Logi- scherweise bietet sich daher das neu- trale Weiß für Diagnose, Behandlung und Chirurgie an. Im Gegensatz dazu ist ein Tageslicht für die Farbauswahl erforderlich. Tatsächlich ist das natür- liche Tagesnordlicht ein kaltes Weiß, das die bemerkenswerte Eigenschaft hat, alle für das menschliche Auge sichtbaren Farben zu enthalten, und das in vergleichbaren Quantitäten. Dies stellt alle künstlichen Lichtquel- len vor die Herausforderung, Tages- licht zu reproduzieren. Während heute die Leuchtstoffröhren 965 dies quasi erreicht haben (6.500 K mit mehr als 93 % CRI), sind die anderen Lichtquel- len noch weit davon entfernt. Die kalt- weißen LED zum Beispiel erzeugen nicht in gleichem Maße alle Farben in gleicher Quantität. Tatsächlich haben sie eine enorme Spitze im Blaubereich und einen chronischen Mangel bei den anderen Farben (siehe Grafik). Diesen Mangel in der chromatischen Vertei- lung versuchen einige Hersteller zu ka- schieren, indem sie falsche Angaben zur Farbwiedergabe machen (jeder CRI größer als 80 ist falsch). Damit sind die kalt-weißen LED nicht in der Lage, ein Nordlicht zu erzeugen (schlechter CRI) und daher für eine OP-Lampe un- geeignet (zu blau). Schließlich: LED, ja oder nein? LED ja, aus ökologischen und ergome- trischen Gründen (kein Ventilator zur Abkühlung), aber sie müssen die rich- tige Farbe haben und nur für Diagnose und Behandlung verwendet werden. Man wird daher eine Leuchte mit neu- tral-weißer LED für die OP-Lampe und Ausleuchtung der Mundhöhle wählen. Im zahnärztlichen Bereich wird man daher diejenige Beleuchtung nach Art und Stärke auswählen, die am besten zu der jeweiligen Behandlung passt. – Diagnose und Behandlung: OP- Lampe mit neutralem Weiß, ergänzt durch eine medizinische Decken- leuchte mit Nordlicht zur gleichmä- ßigen Ausleuchtung des Behand- lungsraums – Restauration: Deckenleuchte mit Nordlicht, OP-Lampe ausgeschaltet – Chirurgie: OP-Lampe und Decken- leuchte auf maximale Stärke einge- stellt.(cid:2) Fachdental Südwest 2011 47