10 | AUS DER PRAXIS Nr. 10 | Oktober 2009 Auch Grenzfälle gut lösbar Ästhetische Korrektur der Frontzahnstellung bei Nichtanlage der Oberkiefer-Zweier mithilfe des In-Line®-Schienensystems. Eine Fallpräsentation von Dr. Stephanie Lingenfelder, Kieferorthopädin aus Wiesbaden. Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11 Fortsetzung von Seite 1 Es lagen eine Nichtanlage der Zähne 12 und 22, ein Distalbiss mit einer sagittalen Frontzahn- stufe von 8 mm sowie ein frontal und seitlich offener Biss vor. Außerdem bestand ein Eng- stand mit Abflachung der UK- Front. Im jugendlichen Alter war eine KFO-Behandlung mit Lückenschluss im Bereich der Nichtanlagen erfolgt. Die Patientin hatte bereits mit ihrem Zahnarzt über Veneers gesprochen, mit denen sich je- doch aufgrund der ungünstigen Zahnstellung kein zufrieden- stellendes ästhetisches Ergeb- nis hätte erzielen lassen. Da- ANZEIGE her hatte dieser zunächst zum kieferorthopädischen Lücken- schluss geraten, um anschlie- ßend mit Veneers ein best- mögliches Resultat erzielen zu können. Therapieentscheidung Die Patientin kam bereits mit dem Wunsch nach einer un- sichtbaren Schienentherapie zur Korrektur der Oberkiefer- front in die Praxis.Bei der Bera- tung erfolgte eine Aufklärung über die bestehende Kieferfehl- stellung sowie über die Korrek- turmöglichkeiten mittels fest- sitzender Apparaturen – gege- benenfalls auch in Verbindung mit einer Dysgnathie-Opera- tion. Eine umfangreiche Be- handlung sowie festsitzende Apparaturen lehnte die Patien- tin jedoch ab. Da körperliche Zahnbewegun- gen mithilfe von Schienen nur in begrenztem Ausmaß durch- führbar sind, lag hinsichtlich des gewünschten Behand- lungsziels eine Grenzsituation für eine Schienentherapie vor. Um dennoch eine möglichst körperliche Bewegung zu errei- chen, wurde die Behandlung mit In-Line empfohlen und be- sprochen. Nach meinen Erfah- rungen „greifen“ und korrigie- ren die hierbei verwendeten, NACHRICHTEN STATT NUR ZEITUNG LESEN! KIEFERORTHOPÄDIE NACHRICHTEN Die Zeitung von Kieferorthopäden für Kieferorthopäden I www.kn-aktuell.de Nr. 10 | Oktober 2009 | 7. Jahrgang | ISSN: 1612–2577 | PVSt: 62133 | Einzelpreis 8,– E Dual-Top™ Anchor-Systems S I M P LY T H E B E S T ! ANZEIGE PROMEDIA MEDIZINTECHNIK • A. Ahnfeldt GmbH • Marienhütte 15 • 57080 Siegen Tel.: 0271/31 460-0 • Fax: 0271/31 460-80 • www.promedia-med.de • E-Mail: info@promedia-med.de Preisträger der 82. DGKFO-Jahrestagung Beste Beiträge prämiert Auch während des diesjährigen Events in Mainz wurden herausragende wissenschaftliche Arbeiten prämiert. Im Rahmen der feierlichen Eröffnungsveranstaltung übernahm erneut Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke, Präsi- dentin der Deutschen Gesell- schaft für Kieferorthopä- die (DGKFO), die ehrenvolle Aufgabe der Preisübergabe. Die Jahresbestpreise für die jeweils beste Publikation in „Fortschritte der Kieferor- thopädie“ im Jahr 2008 gin- gen an folgende Arbeiten. Aus der Praxis: Dr. Nina Hei- nig (Wendlingen), Dr. Amely Hartmann – „Untersuchung über die Effektivität einer Glattflächenversiegelung (Light Bond™) als Schutz vor Entkalkungen während der Multibrackettherapie“. Jour- nal of Orofacial Orthopedics/ Fortschritte der Kieferortho- pädie 2008;69:154–67. (cid:2) Seite2 ANZEIGE Aktuell Schienen- therapie Dr. Stephanie Lingen- felder demonstriert an- hand eines Fallbeispiels die ästhetische Korrek- tur der Frontzahnstellung mithilfe von In-Line®. Aus der Praxis (cid:2) Seite 10 Compliance-un- abhängige KFO Dr. Björn Ludwig et al. erläutert die labortech- nische Herstellung des skelettal über Mini- schrauben verankerten Pendulum K (Frosch). KFO-Labor (cid:2) Seite 12 Molaren- distalisation Hands-on-Kurs mit Dr. Heinz Winsauer ver- mittelt alles Wissens- werte rund um die Dis- talisation von Molaren mithilfe des TopJetTM- Distalizers. Events (cid:2) Seite 16 Selbstligierende Brackets Tipps und Tricks rund um den Einsatz der In-Ova- tion ®-Bracketsysteme zeigt Dr. John Voudouris im Rahmen eines Zwei- Tages-Kurses in Mün- chen. Events (cid:2) Seite 16 Deduktive Softwarekonzepte für effektive Nutzung neuer Technologien Behandlungsoptimierung für Arzt & Patient Mit der immer breiteren Verfügbarkeit bildgebender 3-D-Gerätetechnik werden auch neue Anforderungen an Softwareanwendungen gestellt, die sich mit bildgestützter Diagnostik und Planung im Bereich KFO befassen. Der Beitrag versucht, am Beispiel von OnyxCeph3TM konzeptionelle Fragestellungen zu verdeutlichen sowie aktuelle Lösungsansätze und Zielrichtungen aus Anwender- und Herstellersicht zu diskutieren. Von Dr. Rolf Kühnert, Dr. Mirjam Berneburg, Priv.-Doz. Dr. Dr. Constantin Landes und Prof. Dr. Stefan Kopp. tig als Standardverfahren, neue Analyseverfahren wur- den eingeführt und neue visuelle Planungsmethoden entwickelt. Ein weiterer Qualitätssprung war mit der Einführung di- gitaler Bildquellen gegeben, vorangetrieben durch tech- nologische Fortschritte bei der Sensorchip-Herstellung. Digitale Bilder, egal ob von Digitalkameras oder Digi- talröntgengeräten, konnten jetzt direkt aufgenommen, als digitales Original archi- viert und mit anderen digital vorliegenden Informationen kombiniert werden. (cid:2) Seite4 Abb. 1: Imaging-Anwendungen wie OnyxCeph3™*, VistaDentOC™ oder FR-WIN™ erlauben die patien- tenbezogene Aufnahme, Verwaltung und Auswertung von behandlungsrelevanten Patientenbildern unter- schiedlichen Typs. Ausgangspunkt Ein wesentlicher Grundpfei- ler der kieferorthopädischen Diagnostik besteht seit Jahr- zehnten in der angulären und metrischen Vermessung von Patientenbildern, aus denen behandlungsrelevante Aus- sagen zu Ausgangszustand und angestrebtem Behand- lungsziel abgeleitet werden können. Historisch bedingt wurden hierzu zunächst vor allem klinische Fotos wie Profil- und Enfacebilder so- wie verschiedene Röntgen- bilder wie FRS- und PA-Auf- nahmen des Patienten ver- wendet, die händisch auf Transparentfolie „durchge- zeichnet“ und vermessen wurden. All diese 2-D-Auf- nahmen repräsentieren da- bei mehr oder weniger eigen- ständige Teilbefunde, deren Ergebnisse unter Berück- sichtigung der Aufnahme- spezifik miteinander und mit anderen Befundergebnissen in Einklang gebracht werden müssen. Mit dem Aufkommen von Desktop-Computern und Pe- ripheriegeräten wie Digitizer und Scanner sowie der paral- lel dazu erfolgten Entwick- lung von Spezialsoftware für Aufgaben der Bildauswer- tung in der Kieferorthopädie nahm die Bedeutung der bild- basierten Diagnose- und Pla- nungsverfahren ab den frü- hen 1980er-Jahren weiter zu. Die kephalometrische Diag- nostik etablierte sich endgül- Kieferorthopädischer Lückenschluss mittels Schienentherapie Auch Grenzfälle gut lösbar Ästhetische Korrektur der Frontzahnstellung bei Nichtanlage der Oberkiefer-Zweier mit- hilfe des In-Line®-Schienensystems. Eine Fallpräsentation von Dr. Stephanie Lingenfelder, Kieferorthopädin aus Wiesbaden. Ein schönes lückenloses Lä- cheln ist der Wunsch vieler Menschen – unabhängig vom Alter. Deshalb ist die Korrek- tur von Zahnfehlstellungen auch für Erwachsene ein Thema. Sie stellen an eine Therapie jedoch hohe An- sprüche: Die Apparaturen sollten angenehm zu tragen sein, beim Sprechen keine Probleme bereiten und mög- Abb. 1 lichst nicht zu sehen sein. Mit einer nahezu unsichtba- ren Schienentherapie kön- nen heute auch schwieri- gere Fälle zum gewünschten Erfolg führen. Im dargestell- ten Fall wurde die Behand- lung mit In-Line®-Schienen* des Rasteder KFO-Spezial Labors durchgeführt. Ausgangssituation Die Patientin kam mit einem ästhetischen Anliegen in die Praxis.Sie fühlte sich durch die Lückenstellung,insbesondere die Lücke zwischen Zahn 13 und 11, sehr beeinträchtigt (Abb. 1–3). (cid:2) Seite10 Ormco präsentiert das neue Damon® Q™. Mehr als eine Evolution. Optimale Bracketabmessungen, schmales Profil. Innovativer SpinTek™-Gleitmechanismus. Zwei zusätzliche Slots. Präzisionslehre zur Bracketplatzierung. Dies sind nur einige der revolutionären Eigenschaften des völlig neuen Damon Q – ein Quantensprung im Bereich der selbstligierenden Brackets. Unabhängig davon, ob Sie gerade starten oder schon länger mit selbstligierenden Brackets arbeiten, bietet Ihnen das neue Damon Q bei effizienterer und flexiblerer Arbeitsweise gleichzeitig einen höheren Patientenkomfort. Mit Damon Q lassen sich schnellere und kontrolliertere Zahnbewegungen mit außerordentlich guten Ergebnissen erzielen. In Kombination mit den Damon System Hightech-Bögen und den minimalinvasiven Behandlungsprotokollen des Sys- tems, ermöglicht Damon Q Ihnen, die Patientenerwartungen im Hinblick auf eine kürzere Behandlungsdauer, weniger Termine und weniger Extraktionen ohne den Einsatz eines Headgears oder von Dehnplatten besser zu erfüllen. Damon Q – die richtige Wahl für Sie und Ihre Patienten. Erfahren Sie mehr zu Damon Q auf einem Damon Kurs. Weitere Information und Anmelding unter www.ormcoeurope.com/Kurse. Werden Sie Teil dieser Revolution! Wenden Sie sich an Ihren Ormco-Vertriebsbeauftragten oder besuchen Sie www.ormcoeurope.com/Produkte. gesinterten Schienen aufgrund des inneren elastischen Anteils die Zähne besser als härtere Schienenmaterialien. Hierfür muss jedoch in Kauf genom- men werden, dass die Schienen für den Vorteil der höheren Elas- tizität den Nachteil einer größe- ren Materialstärke haben.Auch wurde die Patientin darüber in- formiert, dass es nach ein bis zwei Wochen zu zunehmen- den leichten Verfärbungen der Schienen kommt. Es wurde eine zusätzliche Aus- formung der Unterkieferfront besprochen, um den Engstand aufzulösen und insbesondere auch die sagittale Frontzahn- stufe zu reduzieren. Behandlungsplanung Die geplanten Maßnahmen wurden vom Rasteder KFO- Spezial Labor zunächst in ei- nem Set-up umgesetzt. Nach erfolgter Prüfung meinerseits hinsichtlich Realisierbarkeit und Änderungswünsche,wur- den die Schienen für die Kor- rektur in Teilschritten herge- stellt. Für den vollständigen Lückenschluss in der Front wurden auch die Zähne 13 und 23 leicht mesialisiert und hier- für kleine Restlücken distal der Eckzähne in Kauf genom- men. Pro Schiene hat das La- bor eine Zahnbewegung von 0,3 mm bis zu 0,5 mm einpro- grammiert. Für die Therapie des Oberkiefers wurden sie- ben Schienen, für den Unter- kiefer fünf Schienen sowie je eine Retentionsschiene ange- fertigt. Die OK-Schienen 1, 2, 4, 5 waren inzisal für eine höhere Flexibilität geschlitzt. Um mehr körperliche Bewe- gung zu erzielen, waren die Schienen 3 und 6 geschlossen. Fax an 03 41/4 84 74-2 90 www.kn-aktuell.de Therapie Die Zeitung von Kieferorthopäden für Kieferorthopäden Ja, ich abonniere die KN Kieferorthopädie Nachrichten für 1 Jahr zum Vorteilspreis von E 75,00 (inkl. gesetzl. MwSt. und Versand). Das Abonnement verlängert sich automa- tisch um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf des Bezugs - zeitraums schriftlich gekündigt wird (Post - stempel genügt). Datum Unterschrift Widerrufsbelehrung: Den Auftrag kann ich ohne Begründung innerhalb von 14 Tagen ab Bestellung bei der OEMUS MEDIA AG, Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig schriftlich widerrufen. Rechtzeitige Absendung genügt. Datum Unterschrift Name Vorname Straße PLZ/Ort Telefon Fax E-Mail OEMUS MEDIA AG Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig Tel.: 03 41/4 84 74-0, Fax: 03 41/4 84 74-2 90 E-Mail: grasse@oemus-media.de KN 10/09 Die einzelnen In-Line®-Schie- nen hat die Patientin mit ho- her Motivation auch tags- über getragen, sodass – je nach Behandlungsfortschritt – die Schienen im Durchschnitt nach drei bis vier Wochen ge- wechselt werden konnten. Die nächste Schiene wurde jeweils dann eingesetzt,wenn die einprogrammierte Stel- lungsänderung eingetreten war und die Patienten keinen Druck mehr durch die Schiene an ihren Zähnen verspürte. Aufgrund der äußerst positiven Patientencompliance konnte das Behandlungsziel innerhalb von sieben Monaten erzielt werden. Dieser Verlauf stimm- te in vorliegendem Fall genau mit dem ursprünglichen Set- up (Abb. 4–6) überein. Zur Langzeitstabilisierung wurden im Ober- und Unter- kiefer Retainer geklebt, nach- dem sich die Patientin zu- nächst nicht für eine anschlie- ßende Veneerversorgung ent- scheiden konnte (Abb. 7, 8). Der Retainer im Oberkiefer wurde so weit gingival fixiert, dass für die Patientin die Möglichkeit bestand, sich von ihrem Zahnarzt Composite- Aufbauten mesial an den Zäh- nen 13 und 23 anfertigen zu lassen (Abb. 9). Bei einer späteren Kontrolle konnten durch Einschleifmaß- nahmen der Schneidekanten noch weitere ästhetische Ver- besserungen erzielt werden, welche die Eckzähne in ihrer falschen Position anstelle der Zweier noch unauffälliger und harmonischer erschienen lie- ßen (Abb. 10, 11). Ergebnis Die relativ großen Lücken konnten mit den Korrektur- schienen sehr gut geschlossen und die sagittale Stufe von ur- sprünglich 8 auf 3 mm reduziert werden. Das Ergebnis zeigte eine ausgesprochen gute Über- einstimmung mit dem bei Be- handlungsbeginn aufgestellten Set-up. Die sehr gute Compliance war dabei für den erfolgreichen und schnellen Behandlungs- erfolg ausschlaggebend. Für die hohe Zufriedenheit der Pa- tientin waren aus meiner Sicht eine genaue und realistische Aufklärung bezüglich aller Vor- und Nachteile der ver- schiedenen Therapiemöglich- keiten sowie eine exakte Fest- legung des erreichbaren The- rapiezieles vor Beginn der Be- handlung von entscheidender Bedeutung. Kurzvita Abb. 12 Abb. 13 Abb. 12, 13: Behandlungsbeginn. Abb. 14 Abb. 15 Abb. 14, 15: Umstellen. Abb. 16 Abb. 17 Abb. 16, 17: Behandlungsende. Dr. Stephanie Lingenfelder Dr. Stephanie Lingenfelder hat von 1983 bis 1988 Zahnheilkunde in Mainz stu- diert und 1990 promoviert. Von 1989 bis 1992 absolvierte sie ihre Facharztwei- terbildung in der Poliklinik für Kiefer- orthopädie bei Prof. Sergl, ZMK-Klinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Bis 1996 war sie wissenschaftliche Mit- arbeiterin und Oberärztin an der ZMK Mainz. Seit 1997 ist sie in eigener Praxis in Wiesbaden-Biebrich niedergelassen. Adresse Dr. Stephanie Lingenfelder Am Schlosspark 35 65203 Wiesbaden-Biebrich E-Mail: s.lingenfelder@gmx.de Adresse* Rasteder KFO-Spezial Labor GmbH Kleibroker Straße 22 26180 Rastede Tel.: 0 44 02/8 25 75 Fax: 0 44 02/8 31 64 E-Mail: post@rasteder-kfo.de www.in-line.eu