Nr. 12 | Dezember 2010 PRAXISMANAGEMENT | 17 Mit Patiententypologie die richtige Gesprächsstrategie finden Patiententypologien – braucht ein Kieferorthopäde so etwas überhaupt? Sicherlich nicht in jeder Situation und in jedem Patientengespräch. Es gibt jedoch Patientenkontakte, in denen es durchaus hilfreich ist, das mögliche Verhalten des Gegenübers einschätzen zu können – mithilfe der Menschenkenntnis, aber auch mit Unterstützung einer Typologie. Wer sich mit Patiententypologien beschäftigt, erarbeitet sich weitere Handlungsoptionen. Ein Beitrag von Doris Stempfle. Dies erreicht er, indem er auch Privates und Persönliches von sich preisgibt, freundlich und herzlich reagiert und die Ge- meinsamkeiten betont, die zwi schen den Gesprächspart- nern bestehen. Zudem sollte er mit – natürlich anonymen – Patientengeschichten arbei- ten. „Viele meiner Patienten nutzen das Behandlungskon- zept, das ich auch Ihnen emp- fehle, und haben gute Erfah- rungen damit gemacht, näm- lich …“ Der Patient fasst schnel ler Vertrauen zum Kie- ferorthopäden, weil dieser durch die authentischen Pa- tientenbeispiele seinem Si- cherheitsbedürfnis entgegen - kommt. Der offen-freundliche Typ öffnet sich dem Kieferortho- päden, wenn der Arzt ihn in Entscheidungen einbezieht: „Was halten Sie denn von der Idee, die unterschiedlichen Kronenlängen gleich mit zu korrigieren? Wollen Sie sich vielleicht erst einmal mit Ih- rem Partner abstimmen?“ Ein weiteres Merkmal des offen-freundlichen Patienten ist also, dass er häufig über- vorsichtig agiert. Der Kiefer - orthopäde sollte dann sein Vorgehen der mentalen Ver- fasstheit anpassen, in der sich der Patient befindet. Dies ge- lingt, indem er Aussagen an- derer Patienten in seine Argu- mentation integriert, denen der aktuelle Gesprächspart- ner mit einiger Wahrschein- lichkeit vertraut. Von Vorteil ist es, wenn er in besonders schwierigen Fällen den Kon- takt zu einem Referenzpa- tienten herstellen könnte, al - so zu einem Patienten, der be- reit ist, über seine positiven Erfahrungen mit der kie fer - or thopädischen Praxis zu be - rich ten. Mit diesem unge- wöhnlichen Vorgehen baut der Kieferorthopäde Ver- trauen auf und zerstreut die Bedenken des übervorsichti- gen Patienten. Der dominante Patient: Dominanzstreben akzeptieren Der nächste Kommunikations- typ beschreibt Patienten, die fordernd, dominant und wil- lensstark auftreten. Dieser Pa- tient weiß genau, was er will – und was nicht. Häufig ist er auch tatsächlich gut infor- miert, und darum versucht er, in ein Fachgespräch mit dem Kieferorthopäden einzustei- gen. Er unterbricht den Arzt zuweilen und möchte das Ge- spräch sogar lenken und do- minieren: Er will dem Kiefer - orthopäden beweisen, dass er mitreden kann und er es ist, der die Entscheidung trifft. Fortsetzung auf Seite 18 ANZEIGE NACHRICHTEN STATT NUR ZEITUNG LESEN! KIEFERORTHOPÄDIE NACHRICHTEN Die Zeitung von Kieferorthopäden für Kieferorthopäden I www.kn-aktuell.de Nr. 12 | Dezember 2010 | 8. Jahrgang | ISSN: 1612–2577 | PVSt: 62133 | Einzelpreis 8,– € Laser in der Kieferorthopädie Ob der Einsatz von Soft-Tissue-Lasern in KFO- Praxen sinnvoll ist bzw. welche Vorteile er Patient und Behandler bringt, erläutert Dr. Louis G. Chmura in folgendem Beitrag. Dual-Top™ Anchor-Systems S I M P LY T H E B E S T ! ANZEIGE PROMEDIA MEDIZINTECHNIK • A. Ahnfeldt GmbH • Marienhütte 15 • 57080 Siegen Tel.: 0271/31 460-0 • Fax: 0271/31 460-80 • www.promedia-med.de • E-Mail: info@promedia-med.de SLB-Systeme im Fokus Selbstligierende Bracketsysteme sind Themenschwerpunkt der KN-Ausgaben in 2011. Nachdem bei den KN Kie- ferorthopädie Nachrichten in diesem Jahr die linguale Orthodontie im redaktio- nellen Mittelpunkt gestan- den hatte, sind es die selbst- ligierenden Brackets, die in 2011 im thematischen Fo- kus stehen. In diesem Rah- men werden einzelne Arti- kel zum einen die klini- schen Aspekte rund um den Einsatz von SLBs näher be- trachten. Zum anderen wird es die detaillierte Vorstel- lung diverser aktuell am Markt befindlicher selbst - ligierender Bracketsyste - me geben. Damit Sie auch weiterhin auf dem neuesten Stand bleiben, was jüngs- te Ergebnisse aus Wissen- schaft, Forschung und Ma- terialentwicklung angeht, werden die KN darüber hi - naus wie gewohnt von in - ternationalen Fachtagungen berichten. ANZEIGE Abb. 1a–c: Elf Jahre und neun Monate alter Patient mit uneruptierten oberen Schneidezähnen aufgrund überzähliger Zähne (a). Konservative Freilegung der oberen Schneidezähne, um einen schnelleren Durchbruch zu ermöglichen (b). Zwei Wochen später, signifikant vorangeschrittene Eruption und exzel- lente Heilung (c). dauer aus dem früheren und idealeren Kleben von Bra- ckets mittels Laserunterstüt- zung, wodurch einige Monate (cid:2) Seite4 Sie sehen die Ergebnisse - nicht die Brackets Damon Clear™ - sichtbar UNSICHTBAR Klare Leistung, Optimale Stabilität, Komfortable Passform, Präzise Bracketplatzierung. Der innovative SpinTek™ Der i ative SpinTek™ -Schiebemechanismus für einfache Bogenwechsel Eine patentierte, gelaserter Basis Eine atentierte gelaserter Basis für optimale Verbundfestigkeit und Zuverlässigkeit. Eine herausnehmbare Eine herausnehmbare Positionierhilfe für akkurate Platzierung der Brackets. Damon Clear™ vereint die klinisch erprobten Eigenschaften eines nahezu reibungsfreien, passiv selbstligierenden Systems mit den ästhetischen Ansprüchen, die imagebewusste Patienten heute stellen. Das Ergebnis sind kristallklare Brackets, die alle Erwartungen an Schönheit und Funktionalität übertreffen. Damon Clear™ - die wirklich ästhetische Innovation Weitere Details erhalten Sie bei Ihrem Ormco-Vertreter oder unter www.damonsystem.com/damonclear. Aktuell Soft-Tissue- Laser Ob Freilegung verlager- ter Eckzähne oder Entfer- nung überschüssigen Ge- webes – für den Einsatz von Weichgewebslasern gibt es viele gute Gründe. KN sprach hierzu mit Dr. Louis G. Chmura. Wissenschaft & Praxis (cid:2) Seite 7 Low-Friction- Lingualsystem Dr. Fabio Giuntoli, Dr. Lo- renzo Franchi, Dr. Arturo Fortini und Dr. Benito Paolo Chiodo zeigen die klinische Effizienz des Idea-LTM-Bracketsystems bei der Korrektur leichter Zahnfehlstellungen. Wissenschaft & Praxis (cid:2) Seite 12 FMA ZT Dieter Petermann, ZT Rolf Lesch, Dr. Björn Ludwig und Prof. Dr. Gero Kinzinger erläu- tern die labortechnische Herstellung sowie An- wendung des Functional Mandibular Advancer. KFO-Labor (cid:2) Seite 14 Gesprächs - strategien Doris Stempfle stellt ver- schiedene Patiententypo- logien vor und gibt sprach- liche Empfehlungen für den Praxisalltag. Praxismanagement (cid:2) Seite 17 Abb. 1a Abb. 1b Abb. 1c Heute, mit Beginn der zwei- ten Dekade des 21. Jahrhun- derts, steht die Kieferortho- pädie vor der Forderung nach höheren Behandlungsstan- dards und kürzeren Behand- lungszeiten. Unsere Patienten erwarten von uns weit mehr als die Ausrichtung der beim Sprechen sichtbaren sechs Frontzähne. Sie erwarten, dass wir mit ihnen kompe- tent über ein ästhetisches Lä- cheln sprechen können und in der Kooperation mit Kolle- gen anderer Fachrichtungen Behandlungsergebnisse er- zielen, die für einen Spezia- listen allein nie erreichbar wären. Und sie erwarten diese Ergebnisse in kürzest- möglicher Behandlungszeit. Der Soft-Tissue-Laser hilft uns, genau diese zusätzli - chen Erwartungen zu erfül- len. Mit seiner Hilfe kann der Kieferorthopäde die Behand- lungszeit um Monate verkür- zen sowie Hindernisse über- winden, deren Bewältigung bisher die Überweisung an einen anderen Spezialisten erforderten. Zudem ist das Er- zielen von Ergebnissen mög- lich, die noch vor einigen Jahren als unwahrschein- lich oder gar unerreichbar galten. Mit einer fundierten Ausbildung für den Arzt und sein Behandlungsteam kann der Laser nahtlos in den täg- lichen Arbeitsablauf einer kieferorthopädischen Praxis integriert werden. Sehen wir uns hierzu die einzelnen Schritte an. Verkürzung der Behandlungszeit In der Kieferorthopädie gibt es einen Trend zur Ökono - misierung, der den Behand- lungsabschluss in kürzerer Zeit und die Reduzierung der erforderlichen Behandlungs- termine anstrebt. Der Einsatz von Soft-Tissue-Lasern un ter - stützt beide Aspekte. In den meisten Fällen resultiert die Verkürzung der Behandlungs- Neue linguale Straight-Wire-Technik Welche Vorteile sich für Patient, Behandler und Labortechniker durch den Einsatz des STb Light Lingual Systems ergeben, verdeutlicht Dr. Andreas Bartelt aus München. In den letzten neun Monaten wurde in der Praxis des Au- tors eine klinische Studie be- züglich einer neuen Behand- lungsapparatur in der Lin- gualtechnik durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der STbTM-Apparatur (Fa. Ormco)* von Scuzzo/Takemoto. Neue linguale Straight- Wire-Technik mit STbTM- Brackets Um verschiedene technische Schwierigkeiten und Grenzen zu überwinden, die mit der herkömmli chen „Mushroom Arch Form“ zusam - menhängen, ha- Abb. 1 ben Scuzzo/Takemoto be- reits im Jahre 1995 die lin- guale Straight-Wire-Technik entwickelt. Diese Bogenform erforderte stets vertikale Stufen und Insets zwischen den Eckzähnen und ersten Prämolaren, was ein kompli- ziertes Biegen der Bögen bedeutete, was zwangs- läufig zu Fehlerquellen führen kann, welche letztlich die Behand- lungsergebnisse beein- flussen. Die erste Straight-Wire- Technik eliminierte die- ses Problem, jedoch re- sultierte die Profildicke der Brackets in einem kleineren Interbracket- abstand sowie Irritatio- nen an Gingiva und Zunge. (cid:2) Seite10 Fax an 03 41/4 84 74-2 90 Bestellung auch online möglich unter: www.oemus.com/abo www.kn-aktuell.de Die Zeitung von Kieferorthopäden für Kieferorthopäden Ja, ich abonniere die KN Kieferorthopädie Nachrichten für 1 Jahr zum Vorteilspreis von E 75,00 (inkl. gesetzl. MwSt. und Versand). Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf des Bezugs - zeitraums schriftlich gekündigt wird (Post stempel genügt). Datum Unterschrift Widerrufsbelehrung: Den Auftrag kann ich ohne Begründung innerhalb von 14 Tagen ab Bestellung bei der OEMUS MEDIA AG, Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig schriftlich widerrufen. Rechtzeitige Absendung genügt. Datum Unterschrift Name Vorname Straße PLZ/Ort Telefon Fax E-Mail OEMUS MEDIA AG Holbeinstraße 29, 04229 Leipzig Tel.: 03 41/4 84 74-0, Fax: 03 41/4 84 74-2 90 E-Mail: grasse@oemus-media.de KN 12/10 Ein klassischer Fall: Der Kie- ferorthopäde muss dem Pa- tienten eine Diagnose mit teils unangenehmen Konsequen- zen mitteilen – dem Patienten steht eine komplizierte län- gere Behandlung bevor. Hat der Kieferorthopäde es hier mit einem labilen Charakter zu tun, sollte er anders vorge- hen als bei einem Menschen, von dem er weiß, dass er auch auf „schlimme“ Nachrichten sachlich und rational reagie- ren wird. Ein anderes Beispiel: Im Be- ratungsgespräch ist es wich- tig, patientenorientiert zu ar- gumentieren und zu kommu- nizieren. Wenn die Patientin freundlich und offen reagiert, ist eine andere Gesprächs- strategie vonnöten als bei ei- nem Patienten, der den Kie- ferorthopäden permanent un - terbricht und auf diese Weise das Gespräch steuern will. Selbst- und Menschen - kenntnis aneignen Wer Menschen gut einschät- zen kann, hat es leichter, in - dividuell auf den einzelnen Patienten einzugehen. Das ist der große Vorteil, der durch den Einsatz einer Patienten- typologie entsteht. Bei der Einschätzung anderer Men- schen stellt eine Typologie ei- ne sinnvolle Ergänzung zum persönlich gewonnenen Ein- druck dar. Hinzu kommt: Ein Kieferorthopäde muss als Führungskraft und medizi - nischer Dienstleister tagtäg- lich Entscheidungen fällen, deren wichtigste Grundlage die Wahrnehmung und Be - urteilung von Patienten und Mitarbeitern ist. Er sollte aber nicht nur die Persönlichkeits- struktur und Verhaltenswei- sen dieser Menschen verste- hen lernen, sondern sich zu- dem Gedanken über die ei- gene Persönlichkeitsstruktur machen: Selbst- und Men- schenkenntnis sind die zwei Seiten derselben Medaille. Eigene Persönlichkeits - struktur kennenlernen Nehmen wir an, ein Kiefer - orthopäde ist sehr willens- stark, dominant und zielstre- big. Eine seiner Stärken in der Gesprächsführung liegt im zielgerichteten Vorgehen. Er kommt schnell auf den Punkt und übernimmt gern die Verantwortung für die Ge- sprächsführung. Es sind zahl- reiche Situationen denkbar, in denen diese Persönlich- keitsstruktur als eine Stärke bezeichnet werden darf: etwa in der Teamsitzung mit den Mitarbeitern, für die nur we- nig Zeit zur Verfügung steht, oder in einem Gespräch mit einem Patienten, der klare Hand lungsanweisungen be- nötigt, weil ein Notfall vorliegt. Doch was geschieht, wenn die ser zielorientierte Kiefer - orthopäde auf einen zurück- haltenden Patienten trifft, der sich durch die dominante Art des Gesprächspartners ver - unsichern lässt und sich zu- rückzieht? Wahrscheinlich wird es sehr schwierig, ein Vertrauensverhältnis zu die- sem Patienten aufzubauen. Das Beispiel zeigt: Würde der Kieferorthopäde über mehr Selbst- und Menschenkennt- nis verfügen und würde er eine Patiententypologie zur Einschätzung seiner eigenen Person und anderer Men- schen nutzen, hätte er eine Grundlage, sich selbst etwas zurückzunehmen und auf die Vorstellungswelt des Patien- ten einzugehen. Beste Voraussetzung zur Entwicklung von Menschen- kenntnis hat derjenige, der den Mut zur menschlichen Kompetenz aufbringt und be- reit ist, sich unbefangen auf den anderen Menschen ein- zulassen, ihm zuzuhören, das Gespräch mit ihm zu suchen und möglichst viel von ihm zu erfahren – kurz: der neugierig auf sein Gegenüber ist. Dazu ein Praxistipp: Ein Kiefer - orthopäde sollte bei der Ein- schätzung anderer Menschen seiner Intuition und seinem Bauchgefühl vertrauen und gleichzeitig die ihm bekann- ten Typologien nutzen. Der offen-freundliche Patient: Persönliche Beziehung aufbauen Ziel sollte es sein, für ver- schiedene Patientenpersön- lichkeiten eine angemessene Gesprächsstrategie zu entwi- ckeln. Beginnen wir mit dem offen-freundlichen Typ: Er ist auf Sicherheit, Harmonie und Stabilität bedacht. Dieser Pa- tient möchte eine gute Be - ziehung zwischen sich und dem Kieferorthopäden auf- bauen. Für ihn ist es wichtig, dass es auf der Beziehungs- ebene keine Störungen gibt. Er kann als geduldiger, um- gänglicher und fast schon be- scheidener Mensch beschrie- ben werden. Die Herausforderung für den Kieferorthopäden – und na- türlich gilt dieser Hinweis wie die folgenden auch für die Praxismitarbeiter – be- steht darin, sich auf die Wel- lenlänge des Patienten einzu- schwingen und eine persön - liche Beziehung zuzulassen.