20 | EVENTS Nr. 7+8 | Juli/August 2012 Sprache, Sprechen, Mundfunktion multidisziplinär 3. Gemeinschaftskongress Kinder – Zahn – Spange fand in Frankfurt am Main statt. Wie viel man für sein eigenes Fach profitiert, wenn man anderen Dis- ziplinen aufmerksam zuhört und diese neue Sichtweise auf das ei- gene Gebiet transferiert, zeigte er- neut hoch eindrucksvoll der 3. Ge- meinschaftskongress „Kinder – Zahn – Spange“ am 12. Mai 2012, traditionell im Frankfurter MARI- TIM. Die von Initiative Kieferge- sundheit (IKG), Deutsche Gesell- schaft für Kinderzahnheilkunde (DGK), Berufsverband der deut- schen Kieferorthopäden (BDK) und dem Bundesverband der Kin- derzahnärzte (BuKiZ) aus einer Idee des Dentista Clubs entwi- ckelte Symposiumsreihe unter ständiger wissenschaftlicher Lei- tung von Prof. Dr. Dr. Ralf J. Rad- lanski (Charité/Berlin) hat dabei zwei feste Grundsätze: Sie richtet erstens ihren Blick auf den As- pekt „der richtige Zeitpunkt“ und damit auf die Frage, wann wer wie intervenieren und mit wem zusammenarbeiten sollte. Zwei- tens widmet sie sich jeweils einem eher fachfremden Thema, das die beiden Berufsgruppen in Wissen- schaft und Praxis deutlich tan- giert, und bietet Einsicht in das andere Herangehen. Dabei gewin- nen auch die fachfremden Refe- renten ihrerseits Erfahrungen aus der Wissens- und Erfahrungswelt der Zahnärzte und Kieferortho - päden. Dass dieses Konzept immer mehr Anhänger findet, zeigte sich beim diesjährigen Gemeinschaftskon- gress nicht nur an den erneut gestiegenen Teilnehmerzahlen – letztlich mussten Notsitze einge- richtet und im Vorfeld viele Absa- gen erteilt werden. Auch die spür- bare Faszination an den Vorträgen aus den verschiedenen Diszipli- nen schuf eine besondere Atmo - s phäre. Das lag nicht zuletzt an dem ungewöhnlichen Programm, das Professor Radlanski zusam - mengestellt und mit ansteckender Begeisterung als Moderator prä- sentiert hat. Geradezu fasziniert hat die Hauptreferentin für den Bereich Logopädie, die Sprach- heilpädagogin Dr. h.c. Susanne Codoni (Uni Basel). Ihr ohnehin großer „Fankreis“ wird nach der Frankfurter Veranstaltung noch deutlich gestiegen sein. Neue Ein- sichten übermittelten ebenfalls die spannenden Beiträge „Audio- logie als Partner von Zahnärzten, Kieferorthopäden und Kinderärz- ten“ (Prof. Dr. habil. Annette Leon- hardt, Bereich Schwerhörigen - pädagogik an der LMU/München) und der Aspekt „Autonomie und Ei genverantwortlichkeit beim Kind und Jugendlichen“ (Dr. Dag- mar Hoehne, Fachärztin für Kin- der- und Jugendpsychiatrie, Fried - richshafen). Seit Jahren seien Sprachauffäl - ligkeiten steigend, hatte Dietlinde Schrey-Dern (Deutscher Bundes- verband für Logopädie) einfüh- rend in ihrem Grußwort betont und damit auch ihrerseits bestä- tigt, wie wichtig das Thema und die ser gemeinsame Kongress sind. Für die Kinderzahnärzte unter- stützte dies ZÄ Sabine Bertzbach (DGK, BuKiZ), die auch die Be- stimmung des richtigen Zeitpunk- tes der Zusammenarbeit als wich- tige Aufgabenstellung sah. Das brachte Professor Radlanski zu der Frage, ob und wann ein Kind eigentlich wisse, dass es richtig – oder falsch – spricht: „Hat es sich das Lispeln falsch antrai- niert, kann es den Unterschied nicht hören, ist es ein neuronales Problem oder gibt es eine geneti- sche Ursache?“ Dass Sprachstörungen eingebettet sind in ein grundsätzliches „Hal- tungsproblem“ zeigte eindrucks- voll Dr. Gundi Mindermann (IKG, BDK) mit vielen Beispielen aus dem Alltag in der kieferorthopä - dischen Praxis: „Wie ein Kind he - reinkommt, ob es schlurft oder schleicht, sagt schon viel über seine ‚Haltung‘ aus.“ Es zeige sich dabei meist ein Zusammenhang mit der (Falsch-)Lage der Zunge im Mund, diese wiederum habe sowohl für die Sprachfunktion als auch für den kieferorthopä - dischen Erfolg eine enorme Be- deutung. „Eltern denken oft, Fehl- funktionen würden sich verwach- sen. Das ist ein Irrglaube.“ Vielen sei nicht bewusst: „Mundfunktion und Sprache prägen den Gesichts- ausdruck!“ Die Notwendigkeit eines ganzheit- lichen Denkens und Vorgehens machte Dr. Codoni ihrerseits mit Blick auf die Logopädie deutlich: „Ich schaue bei einem Kind mit Habits auch auf die Füße.“ Fehl- haltungen von Kopf und Körper stünden in enger Verbindung zu myofunktionellen Störungen: „Die Form folgt der Funktion!“ Offene Mundhaltung sei Symptom einer generellen Haltungsschwäche. Sie zeigte eindrucksvolle Beispiele myofunktioneller Therapie des ge - samten Körpers mit zeitnaher Ver- besserungen der Mundfunktion. Eine solche Therapie funktioniere nur, wenn das Kind einbezogen werde – was aber tun, wenn das Kind nicht mitmacht? Dr. Hoehne gab in einer Übersicht über das „Selbstkonzept“ von Kindern und ihrer Selbstwahrnehmung in den verschiedenen Entwicklungspha- sen bis zur Jugend altersgerechte Tipps. Beispiel: Erst ab etwa zehn Jahren könnten Kinder zukunfts- Interdisziplinär für die Kinder – das verband Veranstalter, Referenten und Gäste (v.l.): Prof. Dr. Rolf Hinz, ZÄ Sabine Bertzbach, Dr. h.c. Susanne Codoni, Dr. Gundi Mindermann, Prof. Dr. Dr. Ralf J. Radlanski, Dr. Ortrun Rupprecht-Möchel, Dr. Dagmar Hoehne, Prof. Dr. habil. Annette Leonhardt und Dietlinde Schrey-Dern. orientiert denken – Sprüche wie „damit du später...“ wären vorher sinnlos. Wie ein Kind lernt, war Kernas- pekt des Beitrags von Professor Leonhardt. Das Hören spiele für die Sprachentwicklung eine gro - ße Rolle – und das Gehirn: „Man hört über das Ohr, aber Hören ist eine Leistung des Gehirns, das die Töne entschlüsselt.“ Kinder be - nötigten in den ersten anderthalb Jahren Stimuli für eine gesunde Hör- und Sprechentwicklung: „Mit dem Kind zu singen ist wich - tiger als mit ihm zu turnen!“ Dass Sprachfehler, wie Professor Rad- lanski angedeutet hatte, einen somatischen Aspekt haben kön- nen, zeigte Dr. Codoni an ihrem Vortrag zum Thema „Lispeln“: „Lippe, Zunge, Sprechen und ver- bale Sprache sind Teil eines Be - ziehungsgefüges aus Körperhal- tung, Muskulatur und Stimme.“ Die Zunge gehöre in den Bereich der „Mundinnenwahrnehmung“: „Sprechen ist Bewegung – und Bewegung ist Muskel. Und ein Muskel muss trainiert werden.“ Lispeln weise auf eine Störung des Systems hin – nicht allein im Mund: „57 Prozent der Kinder mit Sprach- und Sprechproblemen weisen zusätzliche körperliche Parameter auf.“ Dass die allseits als zwingend erachtete Zusam - men arbeit von zahnärztlichen bzw. kieferorthopädischen Pra- xen mit Logopäden rechtlich noch Optimierungsbedarf hat, kriti - sier te Prof. Dr. Rolf Hinz, Herne: „Da gibt es ein ziemliches Durch- einander in den Regelungen. Das muss sich bessern!“ In der abschließenden Round- Table-Diskussion zeigte sich, dass Wissenschaft und Praxis in vie- lerlei Hinsicht die gleichen Ge- danken leiten: Anders als früher würden Kinder heute oft allein - gelassen, das Erfahrungswissen ginge verloren, wie man richtig sitzt, isst und spricht. Umso wich- tiger sei es, den Kindern ein Netz- werk an Kompetenz zu bieten. Dr. Codoni fasste es auf ihre Wei - se zusammen: „Nehmt euch bitte die Zeit und geht aufeinander zu!“ Der lang anhaltende Beifall für den Kongress zeigt, dass dieser Wunsch zumindest beim Audito- rium in Frankfurt auf offene Oh- ren stieß. (Presseinformation von IKG und BDK, Juni 2012) Adresse Initiative Kiefergesundheit e.V. (IKG) Ackerstraße 3 10115 Berlin Tel.: 030 246321-33 Fax: 030 246321-34 info@ikg-online.de www.ikg-online.de Neue GOZ – Tipps für den Praxisalltag Abrechnungskurs mit Dr. Heiko Goldbecher zur Anwendung der neuen Gebührenordnung für Zahnärzte. Unter dem Titel „Anwendungs- breites Wissen zur Abrechnung mit der neuen GOZ“ veranstaltet die Firma FORESTADENT am 7. September 2012 in Halle (Saale) eine Fortbildungsveranstaltung. Referent ist Dr. Heiko Goldbe- cher, der bereits seit vielen Jah- ren nach dem Motto „Vom Prak- tiker für den Praktiker“ zum Thema Leistungsabrechnung in- formiert. Die neue GOZ 2012 wurde bereits zu einem großen Teil in den kie- ferorthopädischen Praxen um- gesetzt. Was hierbei jedoch im- mer wieder ins Auge fällt und Probleme bereitet, ist ein mitun- ter doch sehr unterschiedliches Erstattungsverhalten seitens der einzelnen privaten Krankenver- sicherer und Beihilfestellen. Doch wie geht man mit solch abwei- chenden Reaktionen um? Wel- che Maßnahmen können ergrif- fen werden, um einer oft frustrie- renden Korrespondenz mit den Anwendungsbreites Wissen zur Abrechnung mit der neuen GOZ Referent: Dr. Heiko Goldbecher Wann: Wo: Freitag, 7. September 2012, von 9 bis ca. 16.30 Uhr DORMERO Hotel Rotes Ross Halle (Saale) Leipziger Str. 76 (Fußgängerzone) (Einfahrt DORMERO Parkhaus: Franckestraße 1) 06110 Halle (Saale) Teilnahmegebühr: Anmeldung: 290,– € zzgl. MwSt. FORESTADENT Bernhard Förster GmbH Westliche Karl-Friedrich-Str. 151 75172 Pforzheim Tel.: 07231 459-126 Fax: 07231 459-102 helene.wuerstlin@forestadent.com www.forestadent.com Für die Teilnahme an diesem Kurs werden 8 Weiterbildungspunkte vergeben. Erstattungsstellen von vornhe - rein erfolgreich entgegenzusteu- ern? Der Kurs widmet sich allen kriti- schen Gebührenpositionen und erläutert diese detailliert von der Konzeption im Behandlungsplan, über die korrekte Rechnungs - legung bis hin zum effektiven Schriftverkehr bei Ablehnung durch Erstattungsstellen. Dabei steht beispielsweise die Berech- nung von Kosten für Brackets im Mittelpunkt, die eine Stan- dardqualität überschreiten. Zu- dem werden unter anderem die Position 6100 (Eingliedern ei- nes Brackets) oder die zusätz - liche Berechnung der Schmelz - ätztechnik (Position 2197) be- sprochen. Ziel dieses Abrechnungssemi- nars ist es, jeden Teilnehmer in die Lage zu versetzen, in der ei- genen Praxis die Klippen der neuen GOZ effektiv und schnell zu umschiffen. Damit die Ver- anstaltung so nah wie möglich am kieferorthopädischen Pra xis - alltag informiert, können gern auch eigene „Problemfälle“ mit- gebracht und im Forum zur ge- meinsamen Diskussion gestellt werden. Adresse FORESTADENT Bernhard Förster GmbH Westliche Karl-Friedrich-Str. 151 75172 Pforzheim Tel.: 07231 459-126 Fax: 07231 459-102 helene.wuerstlin@forestadent.com www.forestadent.com