4 | WISSENSCHAFT & PRAXIS Nr. 4 | April 2013 „Komplizierte und multifaktorielle Problemstellung“ Fortsetzung von Seite 1 ein Aufmerksamkeitsdefizitsyn- drom diagnostiziert? Gibt es die Schlafapnoe schon länger in der Familie? Die körperliche Untersuchung zeigt Risiken wie Defekte in den transversalen oder anterior-pos- terioren (A-P) Dimensionen der Maxilla, eine große Zunge, einen langen weichen Gaumen, hohe gewölbte Gaumen oder Zahn - engstand. 2-D- und 3-D-Imaging, wie zum Beispiel seitliche Fernröntgen- bilder, MRT und Cone-Beam CT, geben dem Arzt die Möglichkeit, Abweichungen im Weichgewe be sowie Skelett- und Dentalmarker zu erkennen und quantitativ zu bestimmen. Mithilfe des CBCTs können wir nun auch die pha - ryngalen Atemwege in unserer kieferorthopädischen Praxis dar- stellen. Ein verdächtiger Befund sollte weitere Untersuchungen nach sich ziehen. Dafür wird der Pa- tient meist in ein Schlafzentrum ANZEIGE für eine nächtliche Polysomno- grafie überwiesen. Sind herausnehmbare funk- tionelle Apparaturen nach wie vor bei POSA-Patienten indi- ziert oder benötigen solche Pa- tienten eher so etwas wie eine Herbst-Apparatur? Das hängt davon ab, was der Kieferorthopäde in seiner Diag - nose festlegt. Bei einem POSA- Patienten wäre es eher unüblich, eine Art herausnehmbare Man- dibular Advancing Apparatur (MAD) einzusetzen, wie wir die - se bei Erwachsenen erfolgreich verwenden. Für Apparaturen wie LISA, TAP oder Dorsal gibt es nicht wirklich signifikante Indi- kationen für eine Anwendung bei Kindern. Bei einem Klasse I- Patienten würde man keine Man- dibular Advancing Apparatur nutzen, weil diese das Wachs- tum des Patienten so beeinflus- sen könnte, dass er zum Klasse III-Fall wird. Mandibular Advancing Appara- turen werden nur bei OSA an- gewendet, wenn beim Patienten zusätzlich eine Klasse II-Unter- kieferunterentwicklung vorlä ge. Dabei handelt es sich um den- selben Klasse II-Entscheidungs- prozess, bei dem der Kieferor- thopäde die geeignete Appara- tur von einem herausnehmba- ren funktionellen Gerät über eine festsitzende funktionelle Apparatur bis hin zur Distrak- tionsosteogenese wählt. Je nach Schweregrad der OSA und des skelettalen Problems können all diese Anwendungen sehr effek- tiv sein. Welche Rolle spielt ein Cone- Beam CT bei der Diagnose von POSA? Wie eben bereits kurz erwähnt, kann man POSA nicht mithilfe eines Cone-Beam CTs diagnosti - zieren. Denn selbst Patienten mit verdächtigen, sehr verengt er- scheinenden pharyngalen Atem- wegen haben nicht immer OSA. Andererseits können Patienten, deren pharyngale Atemwege immer normal auf dem CBCT In-Line® das deutsche Schienensystem das deut für ein s für ein strahlend schönes Lächeln. In-Line® Schienen korrigieren Zahnfehlstellungen und beeinträchtigen kaum das Erscheinungsbild des Patienten. In-Line® Schienen wirken kontinuierlich während des Tragens auf die Zähne und bewegen sie an die vorgegebene Position. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Vereinbaren Sie einen Termin mit unserem Aussendienst oder fordern Sie unser Informationsmaterial über In-Line® an. Rasteder KFO-Spezial Labor Wilhelmshavener Str. 35 26180 Rastede | Germany Telefon +49 (0)4402 - 8 63 78-0 Fax +49 (0)4402 - 8 63 78-99 info@in-line.eu | www.in-line.eu wirken, trotzdem an OSA lei- den. Man kann nicht genug be- tonen, dass Diagnose und Be- handlung von OSA eine kom- plizierte und multifaktorielle Problemstellung darstellen. Es gibt viele komple xe Aspekte zu diesem Phänomen, die über den bloßen CBCT-Befund hinaus- gehen. Hauptsächlich kommt das Cone- Beam CT beim Screening zum Einsatz. Hier können sichtbare morphologische Risikofaktoren weitere Tests, vor allem eine Po - lysomnografie, indizieren. Au ßer - dem kann das Cone-Beam CT ge- nutzt werden, um den optimalen Behandlungsplan individu ell für jeden Patienten zu erstellen, der an schlafbezogenen Atmungs- störungen leidet. Wann benötigen POSA-Pa- tienten eine kieferorthopädische Behandlung und wann brauchen sie CPAP? Wenn ich über eine kieferortho- pädische Behandlung für POSA- Patienten spreche, rede ich zu- erst über eine skelettale Expan- sion der Kiefer. Dies betrifft vor allem eine transversale Expan- sion der Maxilla und/oder Man- dibula oder eine A-P-Expansion der Mandibula und/oder Ma- xilla. POSA-Patienten sind bes- sere Kandidaten für die kie - fer orthopädische Behandlung, wenn sie ein eher normales Ge- wicht haben und die körperliche Untersuchung und Röntgenauf- nahmen keine skelettalen Pro- bleme aufzeigen. Je mehr den - toskelettal es ist, desto weniger wahrscheinlich sind Fettleibig- keit oder hypertrophische Drüsen bzw. sind die Tonsillen als Ur - sache auszumachen. Zudem ist eine erhöhte Wahrscheinlichkeit festzustellen, dass der POSA-Pa- tient ein Kandidat für eine kie- ferorthopädische Behandlung ist. CPAP korrigiert jedoch nicht OSA, sondern managt diese. CPAP-Masken bescheren einem, wenn man sie trägt, eine gute Nacht; und keine gute Nacht, wenn man sie nicht trägt. Ande- rerseits sind eine Tonsillekto- mie, Adenoidektomie und Kie- ferexpansion potenziell dafür geeignet, das Problem zu lin- dern und zu beheben. Ich denke, dass jeder Patient ein potenziel- ler Kandidat für eine kieferor- thopädische Behandlung und möglicherweise auch CPAP ist, aber bei CPAP gibt es das große Problem der Compliance. Einen fettleibigen Patienten zu behan- deln, ist oft schwieriger, und ein wichtiges Ziel in diesen Fällen ist der Gewichtsverlust. Meiner Meinung nach ist der Mehrheit der POSA-Patienten mit einer Kieferexpansion mehr gedient als mit CPAP. Hängt die Indikation für ei- ne kieferorthopädische Behand- lung von der Höhe des AHI ab? Der Schweregrad der OSA ba- siert auf der Höhe des AHI (Ap- noe Hypopnoe Index). Wichtig für POSA-Patienten mit einem hohen AHI und ausgeprägter OSA ist die Frage, warum er ein Atemwegsproblem hat? Liegt es an Fettleibigkeit, vergrößer- ten Tonsillen oder sind vereng- te, retrusive Kiefer hierfür die Ur sa che? Un terschiedlich star ke Aus prägungen von AHI und OSA können eine kieferorthopädi- sche Behandlung anzeigen. Wenn das Problem mehr mit der maxillofazialen Morpho - logie zusammenhängt, ist die Kie ferorthopädie sicher die hilf- reichere Variante. Ist ein Kind stark übergewichtig und hat ei - ne tonsilläre und adenoide Hy - pertrophie sowie schwere OSA, wird die Kieferorthopädie hin- gegen nicht ganz so hilfreich sein. Schließlich kann eine kie- ferorthopädische Behandlung abhängig von der Ätiologie in- diziert sein und unabhängig da- von, ob der Apnoe Hypopnoe Index niedrig, mittel oder hoch ist. Gibt es Unterschiede zwi- schen den kurz- und langfristi- gen Konsequenzen bei jungen und erwachsenen OSA-Patien- ten? Ja, natürlich unterschiedet sich POSA von der OSA bei Er- wachsenen. Die Hauptkatego - rien für Nebenwirkungen bei erwachsenen OSA-Patienten sind Schlaganfälle, kardiopul- monale Veränderungen, Herz- insuffizienz und ausgeprägte Somnolenz auch tagsüber. Die - se äußern sich unter anderem in Herzinfarkten, Depressio- nen, Verkehrsunfällen, sozial problematischem Schnarchen. Bei Kindern ist das anders. Die Hauptkategorien für Neben- wirkungen betreffen die Ver- haltensneurologie, das Wachs- tum, den Stoffwechsel sowie kardiovaskuläre Beschwerden und die Lebensqualität. Bei Kindern führen solche Neben- wirkungen zu Problemen wie Gedeih- und Entwicklungsstö- rungen, Verhaltensproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität, Schwierigkeiten in der Schule und Bettnässen. Es gibt also einige Nebenwir- kungen, die der Behandlung von OSA bei Kindern und Er- wachsenen gemeinsam sind, zum Beispiel geringere Leis- tungsfähigkeit auf Arbeit und in der Schule, Refluxösopha - gitis-Erkrankungen und Herz- beschwerden. Die Hauptun ter - schiede zwischen der OSA- Behandlung bei Kindern und Erwachsenen sind jedoch die langfristigen verhaltensneurolo - gischen, metabolischen, wachs- tumsbezogenen und kardio- vaskulären Folgen sowie eini ge kurzfristig auftretende klini- sche Symptome wie Hyperak- tivität und Bettnässen.