26 | www.kn-aktuell.de EVENTS Nr. 3 | März 2014 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 6: Die Tagungspräsidenten mit Dr. Luca Lombardo (Mitte) von der Universität Ferrara. – Abb. 7: Der neu gewählte 1. DGLO-Vorstandsvorsitzende Dr. Esfandiar Modjahedpour mit Ehefrau Dr. Adina Modjahedpour. Fortsetzung von Seite 24 referiert wurden: Danach gibt es keinen subjektiv empfundenen Un terschied bei Trägern von in- dividualisierten lingualen Appa- raturen zwischen den WIN-Bra- ckets und dem etablierte Incog - nitoTM System von 3M Unitek. Im Anschluss gab Prof. Dr. Bene- dikt Wilmes einen Überblick über die Schnittmenge von knochen- gestützter Verankerung und Lin- gualtechnik. Seinen inzwischen wohlbekannten BENEslider, der ein gleichzeitiges Mesialisieren und Distalisieren von Seitenzahn- segmenten erlaubt, kombiniert er mit anderen lingualen Appara- turen. Auch das Management von gelegentlichen Problemen beim Einsatz der Schrauben wurde be- sprochen. Das im Vergleich zu heute viel- fach verwendeten Minischrauben etwas größere Straumann-Gau- menimplantat ist die bevorzugte knochengestützte Verankerungs- methode von Dr. Klaus Gerkhardt (Worms und Frankfurt am Main). Das Schweizer Ortho-Implantat- System heilt im Gegensatz zu Mini- schrauben knöchern ein und kann erst nach drei Monaten belastet werden. Dann allerdings erlaubt es Zahnbewegungen in allen drei Raumebenen, und Dr. Gerkhardt konnte beeindruckend gelöste kie - ferorthopädische Probleme aus mehr als drei Jahrzehnten lingu - aler Kieferorthopä die zeigen. Es war eine besondere Ehre, den Präsidenten der Italienischen Gesellschaft für Linguale Ortho- dontie, Prof. Dr. Luca Lombardo, in Hamburg begrüßen zu dürfen. Lombardo ist Professor an der Universität Ferrara und unterhält eine kieferorthopädische Praxis auf Sizilien. Über seine Untersu- chungen zu Reibung und auftre- tenden Kräften im Zusammen- spiel von Lingualbrackets und or- thodontischen Drähten referier te er in englischer Sprache. Ganz still wurde es im Saal, als der Spezialist für ästhetisch-restau- rative Zahnheilkunde Dr. Walter Denner aus Fulda über seine Spe- zialtechniken zum Aufbau von z.B. Zapfenzähnen mit Komposit berichtete. Dies ist ein Problem, mit dem alle Kieferorthopäden gelegentlich konfrontiert werden und wo sie sich oft mehr Perfek- tion wünschen, die manchmal nicht von kieferorthopädischer Seite beeinflussbar ist. Jeder Pa- tient hat schließlich einen Haus- zahnarzt, der vielleicht ein „Zahn- künstler“ für Kompositaufbauten ist oder eben auch nicht. Direkt im Anschluss daran stell te Dr. Dagmar Ibe einige ihrer Pa- tientenfälle vor und beschrieb, wie sich mit praktischen Detail- lösungen perfekte Voraussetzun- gen schaffen lassen, damit die Frontzahnversorgungen von Lü- cken mit Aufbauten, Veneers und/ oder Implantaten zu einem ästhe- tisch und funktionell perfekten Endergebnis führen. Dr. Viviana Jacobs hatte trotz Nie - derlassungsstress den Weg nach Hamburg nicht gescheut und eini - ge ihrer behandelten Patienten mit Nichtanlagen vorgestellt. Hierbei kam hauptsächlich die IncognitoTM Apparatur zum Einsatz. Von der kieferorthopädischen Ab- teilung der Berliner Charité un- ter der Leitung von Prof. Dr. Paul- Georg Jost-Brinkmann wurden die Ergebnisse einer Haftfestig- keitsstudie von Stefan Welte vor- gestellt. Unterschiedliche Metho- den der Oberflächenbehandlung von verschiedenen Dentalkera- miken ergaben unterschiedliche Haftfestigkeiten. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit erleich- tern es dem Kliniker, geeignete Klebemethoden zum Befestigen von Brackets auf Dentalkeramik- Kronen durchzuführen. Vor 14 Jahren hat Dr. Milena Zulic Lolic die linguale Ortho- dontie in Chile mitbegründet. Heute hält sie international Vor- träge und betreibt eine private Praxis in Santiago de Chile. An diesem Tagungswochenende fo- kussierte sie ihren Vortrag auf die Behandlungsproblematik der ver- tikalen Dimension und stellte eini - ge ihrer erfolgreich mit Lingual- technik behandelten Patienten vor. Dr. Volker Breidenbach ist eines der langjährigen Mitglieder in der DGLO, der fleißig und zuverläs- sig fast jedes Jahr mit einem wis- senschaftlichen Beitrag in Form eines Vortrages zum Niveau die- ser Tagung beiträgt. Diesmal be- leuchtete er das Verankerungs- potenzial der neuen Splint-Ver- sion des IncognitoTMLite Systems, in dem er die Anfangs- und End- modelle mithilfe von Scantech- nologie verglich und dabei ge- naue Informationen über die Dif - ferenzen erhielt. Es zeigten sich nur minimale Veränderungen, was die Verankerungsqualität der Splints unterstrich. Diese spe- zielle Teil-Multibracketbehand- lung kommt dann infrage, wenn sich die Behandlungsaufgaben auf die Frontzähne beschränken und man im Seitenzahnbereich z. B. eine gute Verzahnung nicht verschlechtern möchte. Aus seiner Münchener Praxis, die er zusammen mit seiner Frau Birgid betreibt, ist Dr. Andreas Bartelt eingeflogen, um in sei- nem sehr schönen Vortrag über die Behandlung mit – wie er for- mulierte – „der scheuen Spezies von STbTM-Lingualbrackets, die man in Deutschland nur noch selten sieht!“ zu berichten. Auf- grund seiner engen Zusammen- arbeit mit Dr. Scuzzo und Dr. Takemoto ist das STbTM Bracket sein linguales Behandlungsins - trument. Die in Zusammenarbeit Atem. Doch dann fand – wie jedes Jahr – die Verleihung der Zertifi- zierungsurkunden statt. Die Deut- sche Gesellschaft für Linguale Orthodontie freut sich über fünf neue zertifizierte Mitglieder und ihre sorgfältige Präsentation der mit Lingualtechnik behandel- ten Patienten. Hier wurde wieder mehr als deutlich, wie sehr sich im Lau fe der vergangenen 20 Jah re die Qualität der Behandlungser- gebnisse erhöht hat und wie die wissenschaftliche Gesellschaft DGLO einen Beitrag zur Quali- tätssicherung leistet. Den mit 500 €dotierten Preis für den besten Vortrag dieses Kon- gresses erhielt Woo-Ttum Bittner aus Berlin, der mit seiner inno- vativen Behandlungstechnik und der kurzweiligen Präsentation, die fast schon Showcharakter auf- wies, alle Zuschauer in den Bann zog, um perfekt nach 20-minüti- ger Redezeit zum Ende zu kom- men. Eine wohlverdiente Aus- zeichnung für den Kollegen, der sich außerdem bereit erklärt hat, die 9. Jahrestagung der DGLO im kommenden Jahr in Berlin aus- zurichten. Wir gratulieren ganz herzlich und freuen uns bereits jetzt auf die Kongressreise im Januar 2015 nach Berlin. Es folgte dann noch ein Danke- schön an Dr. Klaus Gerkhardt und Dr. Andreas Hartmüller, die Veranstalter der letztjährigen DGLO-Tagung, und die diesjäh- rigen Tagungspräsidenten, Prof. Dr. Dietmar Segner und Dr. Dag- mar Ibe, wurden mit großen Blu- mensträußen und Champagner von ihren Aufgaben erlöst. Der Galaabend wurde begleitet durch Live-Saxophonmusik von Birdys Jazzler und einem ge- setzten Dinner mit ausgesuch- ten Weinen. Anschließend gab es kein Halten mehr und bei moder- ner DJ-Musik wurde bis in die Morgenstunden getanzt. Der Ablauf des Kongresses war – wie in den vorherigen Jahren – perfekt durch die Firma Boeld Communication aus München (vertreten durch Patrick Wager) organisiert. Von allen Seiten war zu hören, dass die Jahrestagung der DGLO in einer harmonischen Atmosphäre ablief: Weder gab es in der Diskussion der Beiträge Verbalattacken, noch gab es von wirtschaftlichen Interessen ge- prägte Lagerkämpfe. Auch von der Industrieausstellung wurde ein friedliches Miteinander be- richtet – eine erfreuliche Aus- nahmeveranstaltung in der heu- tigen Zeit. Wir freuen uns auf die 9. Jahresta- gung 2015 in Berlin – bis dann! mit dem MKG-Chirurgen Prof. Dr. Paulus entstandene Technik des Managements von Dysgna- thiepatienten resultiert in ein- drucksvollen Ergebnissen, sodass die Vorher- und Nachherbilder ein begeistertes Publikum fanden. Dr. Nadja Grättinger – eine in Pa- ris frisch WSLO-zertifizierte Kie - ferorthopädin aus Starnberg – hat eindrucksvolle Behandlungen von Patienten mit Klasse II-Pro- blematiken gezeigt, die mit ver- schiedenen Behandlungskonzep- ten behandelt wurden. Dabei äu- ßerte sie die Meinung, dass der sogenannte „Safety button“ auf dem unteren 4er bei der Anwen- dung der ForsusTM-Feder in Kom- bination mit IncognitoTM nicht not- wendig sei – man müsse lediglich den unteren Stempel der Feder maximal zukneifen. Diese Emp- fehlung macht Sinn. Während im Vortragssaal eifrig den Redebeiträgen gelauscht wur de, war im Foyer die Indus- trieausstellung aufgebaut. Viele der Aussteller hatten dabei durch die bis zum Fußboden gehende Fensterfront sogar einen Blick auf den Hafen. Einige Aussteller merkten an, dass das Vortrags - programm so interessant war, dass während der Vortragssessions nur wenige Teilnehmer in der Ausstel- lung waren. Allerdings war das In - te resse während der Pausen dann umso größer und die Exponate fanden reges Interesse. Ein Aus- steller bemerkte, dass die anwe- senden lingual tätigen Kiefer or - thopäden sicher zu den in ihrem Fach avanciertesten Kollegen ge- hören und neuen Technologien und hochwertigen Behandlungs- geräten gegenüber besonders auf- geschlossen seien. So haben sich beispielsweise die Lingualkieferorthopäden schon von Beginn an für knochenge- stützteVerankerung mit Gaumen - implantaten und Minischrauben interessiert. Und so war wieder die Firma Promedia unter den Ausstellern, die zwar keine Lin- gualbrackets, dafür aber Mini- schrauben und knochengestütz te Verankerungssysteme vertreibt. Gleiches gilt für die Firma PSM/ dentalline. Verschiedene Typen von lingualen Brackets wurden angeboten von 3M Unitek, adenta, American Orthodontics, Dentau- rum, DENTSPLY GAC, FORES- TADENT, GC Orthodontics und Ormco. Zusammen mit den nicht präsenten Firmen sind im Jahre 2014 deutlich über zehn verschie- dene Lingualbracketsysteme ver- fügbar. Besonderes Interesse fand auf der Ausstellung der digitale Mund - scanner True Definition, der auf dem Stand des Hauptsponsors 3M Unitek ausgestellt war. Lei- der konnte bei dem ausgestellten Scanner nicht am „lebenden Ob- jekt“ gescannt werden, sondern nur am Phantomkopf. So bleibt die spannende Frage, inwieweit die Zunge den Scanprozess stört, zunächst einmal unbeantwortet. Aber auch und gerade bei dem Thema Scannen zeigt sich wieder das große Interesse der lingual tätigen Kieferorthopäden an Neu- erungen. Schließlich ist die Lin- gualkieferorthopädie auch der Bereich der Kieferorthopädie, wo zumindest bei mehreren Firmen Produktionsprozesse schon in er- heblichem Maße digitalisiert sind. Die Herausforderung wird sein, die intraoralen Scanner in den Workflow der kieferorthopädi- schen Praxis zu integrieren. Zwar scheint die Herstellung der meis- ten kieferorthopädischen Geräte im Prinzip möglich zu sein, aber in der täglichen Praxis und unter den ökonomischen Erfordernis- sen wird noch viel Entwicklungs- arbeit nötig sein, bevor neben Lin- gualapparaturen und Alignern auch alle anderen Geräte via di- gitaler Abdrucknahme hergestellt werden. Der Galaabend fand über den Dächern der Stadt und des Ha- fens im 20. Stock des Atlantic- Hauses statt. Die fantastische Aussicht raubte den anwesenden Kieferorthopäden zunächst den Abb. 8: Live-Saxophonistin während des Galaabends. Abb. 9: Verabschiedung und Dank an die diesjährigen Tagungspräsidenten.