16 | PRAXISMANAGEMENT Nr. 1 | Februar 2012 Bewusste Praxisführung für nachhaltigen Erfolg Die reine Konzentration auf Zahlen und Fakten bedingt, dass wir die Menschen um uns herum – unsere Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner und häufig auch unsere Familien – aus dem Blick verlieren. Doch auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene bringt dies tiefe Verwerfungen mit sich. Wenn Wirtschaft sich von der Gesellschaft und Menschlichkeit abkoppelt, wie wir es seit geraumer Zeit beobachten können, sind alle damit verbundenen Systeme zum Scheitern verurteilt. die Geschäftspartner fasziniert, Mitarbeiter ansteckt und Patien- ten begeistern wird. Zentrale Fragen dazu lauten: Können Sie die Vision Ihrer Praxis spontan in einem Satz zusammenfassen? Haben Sie eine konkrete Vor- stellung von der verfolgten Stra- tegie und den angepeilten Zie- len? Wie gehen die Menschen in Ihrer Praxis miteinander um? Welchen Draht haben Vorge- setzte zu ihren Mitarbeitern? Und welche Rolle spielen die Patienten? Stimmen die Motive bzw. die Strategie, entwickeln „Controlling-Denken“ in den Köpfen aller Mitarbeiter in der Praxis, das eben nicht nur der Zahnarzt oder der Controller verinnerlicht haben sollten, son- dern jeder Mitarbeiter in seinem Arbeitsumfeld. 3. Ordnung = Management Im Management geht es in der konkreten Umsetzung um alle Tätigkeiten, die dafür sorgen sollen, dass die definierten Pra- xisziele mit einem möglichst ge- und Sparsamkeit) aus. Sie hält ein ausgewogenes Gleichge- wicht zwischen Veränderung (Innovation und Kreativität) und Ordnung (Struktur und Umset- zung). Diese Praxis ist auf dem richtigen Weg – sie bietet zum richtigen Zeitpunkt die richtige Behandlung zum richtigen Preis an, ist effektiv und effizient. 4. Seele = Führung Führung ist kein Kampfsport und keine Kunst, sondern das Zu den Besten der Branche zählen. Maßstäbe setzen. Die Märkte von morgen bestimmen. Patienten in begeisterte Kunden verwandeln und vielleicht sogar so etwas wie einen Kult-Status erreichen – wer würde sich das als Parodontologe nicht wün- schen? Langfristiger Erfolg ist jedoch nur auf der Basis eines bewussten und ethischen Han- delns möglich. Doch was heißt das konkret? Eigentlich ist die Orientierung über ethisches Handeln ziemlich einfach. Es geht darum, dass wir abends gu- ten Gewissens in den Spiegel se- hen können – als Zahnarzt und Parodontologe, als Führungs- kraft und als Mensch. Es ist also notwendig, dass wir unser Be- wusstsein immer wieder auf den Prüfstand stellen und uns fra- gen: (cid:129) Was ist uns wirklich wichtig? (cid:129) Stellen wir uns die richtigen Fragen und haben wir Antwor- ten darauf? (cid:129) Übernehmen wir tatsächlich Verantwortung für das, was wir tun – und auch für das, was wir nicht tun? In der Realität beschäftigen sich Parodontologen oftmals mit ganz anderen Fragen: Wie kön- nen wir noch schneller noch mehr Patienten behandeln? Bei allem, was Zahnärzte fachlich für ihre Patienten leisten, fokus- sieren wir uns doch häufig auf eher oberflächliche, materielle Themen und finden für die we- sentlichen Fragen unseres Le- bens und Schaffens keine Zeit. Wir denken mehr in ökonomi- schen Größen, was für eine wirt- schaftliche Sicherung der Praxis durchaus richtig und wichtig ist, und zu wenig in nachhaltigen ethischen Zusammenhängen. Dabei wäre eine Beschäftigung mit den vier folgenden zentralen Themen eine gute Grundlage für eine bewusste ganzheitliche Praxisführung. Glaubwürdigkeit, Authentizität und der Wille, ein gutes Vorbild zu sein. Jeder, der sich in einer verantwortungsvollen Position befindet, weiß, wie schwer die Erfüllung dieser Voraussetzun- gen ist. Da Führerschaft von der individuellen Persönlichkeit ab- hängt, ist es nicht verwunder- lich, dass Führerpersönlichkei- ten jeweils ihre individuelle Note haben. Sie sind verschieden und wirken verschieden auf andere Menschen. Was sie trotz aller In- dividualität aber einen sollte, ist ihre Verpflichtung gegenüber den Werten, für die sie einstehen und gegenüber den Menschen, für die sie verantwortlich sind. Führung hat immer mit Verant- wortung zu tun und mit dem da- mit verbundenen Willen, die Zu- kunft sinnvoll zu gestalten. Wir brauchen kein neues Werte- system, da wir in unserer Gesell- schaft bereits ein gutes haben. Wir müssen aber wieder dazu übergehen, sowohl moralisch als auch konsequent zu handeln. Dies ist und bleibt die Grundlage eines langfristigen unterneh- merischen Erfolgs. So erreichen wir Balance – und zwar nicht nur in den Ergebnissen und der Ent- wicklung als Parodontologie- praxis, sondern auch in unserem eigenen Leben. Autor Dr. Dr. Cay von Fournier ist aus Über- zeugung Arzt und Unternehmer. Zu seiner Vision gehören möglichst viele gesunde Menschen in gesunden Unternehmen. Der in Medizin- und Wirtschaftswissen- schaften promovierte Seminarleiter und Speaker ist bekannt durch seine lebhaf- ten und praxisrelevanten Trainings und Vorträge. SchmidtColleg ist unter seiner Leitung zu einer Unternehmensgruppe geworden, die sich der Vermittlung und Umsetzung einer strategischen sowie ethischen und deshalb sehr erfolgrei- chen Unternehmensführung widmet. Adresse SchmidtColleg GmbH & Co. KG Büro Waldershof Markt 11, 95679 Waldershof Tel.: 09231 5051-142 Fax: 09231 5051-143 info@schmidtcolleg.de www.schmidtcolleg.de Praxisteams ihren eigenen Weg zur Exzellenz. 2. Klarheit = Steuerung Peter Drucker ist davon über- zeugt: „Nur was ich im Unter- nehmen messen kann, das kann ich auch steuern und managen.“ Damit die Zahlen stimmen, ist es immens wichtig, aus der Praxis- strategie ein System klar mess- barer kurz-, mittel- und langfris- tiger Ziele abzuleiten. Das bringt viele Vorteile: Der Parodonto- loge und seine Führungskräfte sehen ihre Ziele wie auf einer Landkarte vor sich und steuern die Praxis wie aus einem Cock- pit. Durch diesen Blick von oben können Erfolge klar analysiert (und gefeiert!) werden. Auch ein ringen Aufwand an Zeit und Geld erreicht werden können. Das funktioniert umso besser, je intelligenter die Praxis organi- siert ist. Wenn jeder genau weiß, an welcher Stelle er welche Auf- gaben zu erfüllen hat, und darü- ber hinaus so vernetzt denkt und handelt, dass er über seinen ei- genen Arbeitsplatz hinaus die gesamte Praxis im Blick behält, halten Parodontologen ihren Kurs auch bei stürmischem Wetter. Oder wie Sir Alexander Mac- Kenzie formulierte: „Die Ab- lehnung, Unwichtiges zu tun, ist eine entscheidende Vorausset- zung für den Erfolg.“ Wichtig ist, dass alle Mitarbeiter einen sehr hohen Qualitätsanspruch ver- innerlicht haben und wissen, wie sich dieser Anspruch zügig und kostenbewusst verwirklichen „Führung ist das sinnvolle und nützliche Gestalten der Zukunft, gemeinsam mit anderen Menschen unter Berücksichtigung des Umfeldes und basierend auf ganzheitlichen, ethischen Grundsätzen.“ Cay von Fournier 1. Motive = Strategie Vision, Exzellenz, Begeisterung: Diese drei Facetten sind wichtig, wenn es um die Strategie einer Praxis geht. Gotthold Ephraim Lessing wusste „Der Langsams- te, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder als jener, der ohne Ziel umherirrt.“ Es liegt also am Parodontologen, die persön- lichen Motive mit der Vision der Praxis zu verknüpfen, damit et- was ganz Besonderes daraus entstehen kann: Eine Exzellenz, Großteil der Geschäftskrisen lässt sich durch eine aussagefä- hige und konsequente Steue- rung frühzeitig erkennen und erfolgreich vermeiden. Als er- gebnisorientierte Steuerung der Praxis ist Controlling Chefsa- che, gibt es dem Parodontologen doch genau die Informationen an die Hand, die er braucht, um Prozesse, Projekte und Abläufe zu planen, zu koordinieren und zu kontrollieren. Controlling im Sinne einer bewussten Praxis- führung ist aber noch mehr: Es ist ein auf Vertrauen basierendes lässt. Je besser die Organisation gestaltet wird, je wirksamer das Qualitätsmanagement funktio- niert und je besser Aufgaben mit einem klugen Projektmanage- ment umgesetzt werden, desto kostengünstiger lassen sich gute Leistungen anbieten und desto größer ist auch der wirtschaftli- che Erfolg. Eine gesunde Paro- dontologie-Praxis zeichnet sich durch die richtige Balance zwi- schen Attraktivität (Innovatio- nen, Marketing, Motivation und Investitionen) und System (Ord- nung, Organisation, Einfachheit Ergebnis der Arbeit integerer, ehrlicher, verantwortungsvoller und ethisch handelnder Men- schen. Grundlage der Führung ist nicht Kompetenz, sondern Charakter. Deshalb ist Führung ein lebenslanger Lernprozess, der eine ebenso lebenslange Schulung des eigenen Charak- ters mit sich bringt, auf ideale Weise durch eine intensive Re- flektion der eigenen Führungs- erfahrung. In der Praxis beginnt exzellente Führung mit der Ein- stellung der richtigen Mitarbei- ter – wobei immer gilt: Im Zwei- felsfall entscheidet die gemein- same Werte-Ebene über eine Einstellung, und nicht das be- sondere Know-how eines Kandi- daten. Wenn diese Basis stimmt und eine ehrliche Kultur der gegenseitigen Wertschätzung gelebt wird, dann sind die Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter aus sich heraus motiviert und müs- sen nicht motiviert werden. Und ein weiterer wichtiger Punkt kommt hinzu. Weil auf Dauer nur körperlich und seelisch gesunde Mitarbeiter motiviert und leis- tungsfähig sind und bleiben, wird zukünftig gerade auch im Praxisbereich das Gesundheits- management einen höheren Stellenwert haben müssen. Hier muss sich ein zentraler Einstel- lungswandel vollziehen: Nicht derjenige ist besonders leis- tungsfähig, der möglichst viele Stunden in der Praxis verbringt, sondern derjenige, der seine Leistung punktgenau bringt und dabei – Patienten und Kollegen gegenüber – entspannt und be- wegt bleibt. Grundvorausset- zungen für gute Führung sind