2 | NEWS Nr. 4 | August 2012 Knochengewebe aus dem Reagenzglas Kaugummikauen schützt Das Kauen von Kaugummis regt den Speichelfluss an, was dazu beiträgt, Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten. Neues internationales Forschungsprojekt für Knochen- Tissue Engineering gestartet. Die Herstellung eines künstlich geschaffenen Materials, das in der Medizin als Ersatz für den menschlichen Knochen einge- setzt werden kann und in das noch dazu Mikrokugeln mit Medikamenten eingebaut sind, die den Genesungsprozess be- schleunigen: Das ist eines der Ziele des neuen EU-weiten For- schungsprojekts ITN-Biobone, an dem Wissenschaftler des Lehrstuhls für Werkstoffwissen- schaften (Biomaterialien) der Friedrich-Alexander-Univer- sität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt sind. Gemeinsam mit einem multidisziplinaren Kon- sortium von Partnern aus For- schung und Industrie entwi- wachstumsfördernde Mittel bein- halten. Die Medikamente wer- den im Körper freigesetzt, indem sich das Trägermaterial, das heißt das poröse, bioaktive Glas- Konstrukt, auflöst. „Ob dabei Rückstände im Körper zurück- bleiben, muss allerdings noch erforscht werden“, betont der Professor. Das Projekt ITN-Biobone Das multidisziplinare Konsor- tium, das an ITN-Biobone be- teiligt ist, setzt sich aus sechs Partnern von Universitäten und Forschungsinstituten sowie vier Industriepartnern zusammen, MG63 Osteoblast-ähnliche Zellen auf einem Bioglas-Gerüst nach einer Kulturperiode von 21 Tagen. ckeln sie bioaktive Gläser, Bio- keramiken und neuartige Ver- bundwerkstoffe für Orthopädie, Chirurgie und regenerative Me- dizin. „Die Forschungen an meinem Lehrstuhl zielen auf die Ent- wicklung von bioaktiven Kera- miken und multifunktionalen Gläsern, die speziell beim Kno- chen-Tissue Engineering, also der Gewebezüchtung, genutzt werden können“, sagt Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini, Inhaber des FAU-Lehrstuhls für Werk- stoffwissenschaften (Biomateri- alien). Die von Prof. Boccaccini und seinem Team entwickelten bio- aktiven Gläser sollen als eine Art Gerüst dienen, das beim Tissue Engineering die Grundlage für die Entstehung neuen Knochen- gewebes bildet. „Wichtig ist, dass sich das künstlich herge- stellte Material sowohl mit dem harten Knochen als auch mit Weichgewebe direkt verbindet“, erläutert Prof. Boccaccini. Des Weiteren plant der Werkstoff- wissenschaftler, in die Gerüste nur wenige Nanometer große Fasern oder Mikrokugeln zu integrieren, die Antibiotika oder die aus Deutschland, England, Frankreich, Spanien, Belgien und der Schweiz kommen. Sie verfügen über ausgezeichnetes Fachwissen in den Bereichen der Herstellung, Charakterisierung und Anwendung von Biokera- mik und bioaktiven Gläsern für medizinische Zwecke. Das ko- ordinierende Institut ist das Im- perial College London, an dem Prof. Boccaccini als Gastprofes- sor tätig ist. Darüber hinaus hat das Projekt ITN-Biobone auch die interdisziplinäre Ausbildung des wissenschaftlichen Nach- wuchses auf den Gebieten der Biokeramik und des Tissue Engi- neering zum Ziel. Quelle: Heiner Stix, Kommuni- kation und Presse, Friedrich- Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg Adresse Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Schlossplatz 4 91054 Erlangen web-redaktion@zuv.uni-erlangen.de www.uni-erlangen.de Darauf weist die Initiative pro- Dente aus Köln hin. Ältere Men- schen nehmen ihren Durst nicht mehr so stark wahr – das führt oft zu einem trockenen Mund. Deshalb sollten Senioren häufiger zu zuckerfreien Kau- gummis greifen. Speichel erfülle mehrere wichtige Funktionen: Er hat eine antibakterielle Wir- kung, neutralisiert schädliche Säuren im Mund und gleicht Mi- neralverluste im Zahnschmelz aus. Quelle: proDente, dpa Auslöser nicht einzelne Bakterienarten Fortsetzung von Seite 1 die konventionelle Parodontitis- Behandlung reagiert. Dies sei der erste Schritt, um zu verste- hen, wie diese Methode wirkt, und um in Zukunft Vorhersagen über den Verlauf der Erkrankung treffen zu können, betonen die Wissenschaftler. Den bisher üblichen Ansatz, ausgewählte Bakterienarten zu untersuchen, hält Prof. Dr. Dag Harmsen von der Poliklinik für Parodontologie der Universität Münster, Mitautor der neuen Studie, für uneffektiv. „Parodon- titis wird nicht von einzelnen Bakterienarten ausgelöst. Es ist nötig, alle Mikroorganismen im Mundraum zu erfassen und zu beobachten, wie diese Lebens- gemeinschaft auf die Behand- lung reagiert. Nur so kann man verstehen, ob und weshalb eine Behandlung wirkt“, betont der Mediziner. Das Team konnte erstmals zeigen, dass die pro- fessionelle Zahnreinigung mit und ohne Antibiotikagabe zu einer Erhöhung der Vielfalt und Gleichverteilung an Bakterien- arten im Mund der Patienten führt. Dag Harmsens Ansatz, die Ge- samtheit aller Mikroorganismen im Mund zu betrachten, ist ein sogenannter metagenomischer Ansatz, bei dem bestimmte DNA-Fragmente – „Amplikons der ribosomalen DNA“ – unter- sucht werden. Diese molekular- genetische Methode ermöglicht es, das Erbgut aller im Mund vor- kommenden Organismen durch eine DNA-Sequenzierung zu er- fassen und somit nachzuweisen, welche Arten von Mikroorga- nismen dort leben. Das For- scherteam hat für diese Art von Untersuchung erstmals einen „Ion PGM™“-Sequenzierer ein- gesetzt. Dieses Sequenziergerät ermöglicht eine schnellere und günstigere metagenomische Analyse als bisher, also eine Se- quenzierung der „nächsten Ge- neration“. „Die größte Schwie- rigkeit dabei ist es, die großen Datenmengen, die dabei entste- hen, sinnvoll auszuwerten. Es war für uns eine Herausforde- rung, ein automatisches Analy- sesystem für diese neue Tech- nologie zu entwickeln“, betont der Erstautor der Studie, Sebas- tian Jünemann vom Institut für Bioinformatik am Zentrum für Biotechnologie der Universität Bielefeld. Dag Harmsen wirft einen Blick in die Zukunft: „Die Ergebnisse der Studie müssen zunächst durch weitere Experimente mit einer größeren Stichprobe be- stätigt werden. Dann wird unser neuer Ansatz, Veränderungen in der gesamten mikrobiellen Lebensgemeinschaft im Mund zu beobachten, den Erfolg von Parodontitis-Behandlungen ver- bessern. Diese Methode wird sicherlich bald routinemäßig in der Praxis eingesetzt“, prognos- tiziert er. Originalpublikation: Jünemann S, Prior K, Szczepanowski R, Harks I, Ehmke B, Goesmann A, Stoye J, Harmsen D (2012) Bac- terial community shift in treated periodontitis patients revealed by Ion Torrent 16S rRNA gene amplicon sequencing. PLoS ONE 7(8): e41606doi: 10.1371/ journal.pone.0041606 Quelle: Westfälische Wilhelms- Universität Münster Adresse Univ.-Prof. Dr. med. Dag Harmsen Poliklinik für Parodontologie Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude W30 48149 Münster M U S S E R P M I PARODONTOLOGIE Nachrichten Verlag OEMUS MEDIA AG Holbeinstraße 29 04229 Leipzig Redaktionsleitung Georg Isbaner (gi) Redaktion Carolin Gersin (cg) Projektleitung Stefan Reichardt (verantwortlich) Produktionsleitung Gernot Meyer Tel.: 0341 48474-0 Fax: 0341 48474-290 kontakt@oemus-media.de Tel.: 0341 48474-325 g.isbaner@oemus-media.de Tel.: 0341 48474-129 c.gersin@oemus-media.de Tel.: 0341 48474-222 reichardt@oemus-media.de Tel.: 0341 48474-520 meyer@oemus-media.de Anzeigen Marius Mezger (Anzeigendisposition/ -verwaltung) Tel.: 0341 48474-127 Fax: 0341 48474-190 m.mezger@oemus-media.de Abonnement Andreas Grasse (Aboverwaltung) Herstellung Matteo Arena (Grafik, Satz) Druck Tel.: 0341 48474-200 grasse@oemus-media.de Tel.: 0341 48474-115 m.arena@oemus-media.de Dierichs Druck + Media GmbH Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Die PN Parodontologie Nachrichtenerscheint regelmäßig als Zweimonats zeitung. 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