6 | www.pn-aktuell.de WISSENSCHAFT & PRAXIS Nr. 4 | August 2014 Begleittherapien zu Parodontopathien Parodontalprobleme werden heute generell in größerem Zusammenhang gesehen. Von Dr. Eva-Maria Höller. Die Reaktion auf Entzündungen ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt, daher sind Hy- gienemängel nicht für alle gleich gefährlich. Allerdings summie- ren sich auch die Auswirkungen an sich unbedeutender Entzün- dungen im Körper und verän- dern das Zytokinmuster und da- mit die Reaktionsbereitschaft auf Reize aller Art. Eine länger andauernde Gingivitis kann so- will mit Komplementärmaßnah- men die Konstitution stärken. Diese Konstitution hat auch ho- hen Symbolwert, ein kräftiges Zahnfleisch vermittelt den Ein- druck von Kraft und Stärke – we- nig überraschend wirken ganz- heitliche Therapien daher auch auf die Psyche. Wir Zahnärzte können aber auch oft am Zahnfleisch ablesen, dass etwas nicht stimmt, die Pa- eine Tasse, auch Salbeitablet- ten. (cid:129) Heidelbeerblättertee stärkt das Bindegewebe (enthält Kiesel- säure). zienz. Da die eingesetzten Mine- ralstoffe und Vitamine aber keine schädliche Wirkung haben, kön- nen sie auch ungetestet verwen- det werden. Desinfizierend, bei Aphthen und Pilzbefall (cid:129) Grapefruitkernextrakt oder Mixtura thymi (Zimtöl, Thy - mianöl, Teebaumöl und Man- delöl) – fünf Tropfen auf einen Schluck Wasser zum Gurgeln. (cid:129) Propolisgel und andere Pro - poliszubereitungen (Allergien sind möglich). (cid:129) Ölziehen – ein Esslöffel Son- nenblumenöl morgens nach dem Aufstehen fünf bis zehn Minuten zwischen den Zähnen durchziehen, unbedingt aus- spucken (enthält dann viele Giftstoffe). Homöopathische Erste Hilfe Alle Globuli werden mit Abstand zum Essen verwendet (mindes- tens zehn Minuten vor oder eine Stunde nach dem Essen): (cid:129) Arnika D2, 2 x 5 – hellrote Schwellungen, blutet leicht, wie Verletzungen Bewährte Kombinationen (cid:129) Kalzium und Vitamin D: Die klassische Kombination zur Regeneration des Knochens – auch als Dauerprophylaxe bei Osteoporoseneigung einge- setzt (nachdem Hormonersatz und Biphosphonate zuneh- mend in Verruf geraten). Nach Dr. Bodo Köhler macht Cal- cium den Knochen spröde, er empfiehlt Silizium und Mag- nesium für den Erhalt der Elas- tizität. Ich setzte gerne Cal - ciumpräparate ein, allerdings zwischendurch auch immer wieder Zink, Silizium und Magnesium, die für die Kolla- genbildung benötigt werden. Kombipräparate wie Cal-D- Vita sind gut verträglich, man kann aber auch Calciumcitrat (2 x1 g) und Oleovit D3 (4–5 Tr. tgl.) empfehlen. (cid:129) Zink und Vitamin C: Zink gibt es in Kapselform als Zinkpico- linat oder Zinkcitrat mit jeweils 30 mg, Standarddosierung 1 x 1 Kapsel, vorzugsweise abends. gend und schlaffördernd. Ge- nerell sind Brausezubereitun- gen weniger gut verträglich. Die Kombinationen werden meist vier bis acht Wochen und häufig nacheinander oder ab- wechselnd eingesetzt. (cid:129) Fertigmischungen zur Kno- chenregeneration wirken we- niger stark als gezielt ausge- suchte Einzelpräparate, sind aber hilfreich, wenn man sich aufgrund der Anamnese und Klinik nicht für ein Präparat entscheiden kann. Ein großes Problem sind Patienten, die schon lange einen Mineralstoff einnehmen und trotzdem auch im Labor einen Mangel auf - weisen. In diesen Fällen kann man von Resorptions- und Ver- wertungsstörungen ausgehen. Dr. Rudolf Meierhöfer (App- lied Kinesiology) empfiehlt, in diesen Fällen die Original- präparate homöopathisieren zu lassen und beide Mittel ge- meinsam einzusetzen. Das ist sehr effektiv, aber ein bisschen mühsam und kostenintensiv. (cid:129) Homöopathische Fertigpräpa- rate, die von mir verwendet werden: Calcium phosphori- cum D6 Tabl. (Schüssler Salz mit die Basis für kardiovasku- läre Erkrankungen oder Diabe- tes bereiten. Für viele schwer bekämpfbare Probleme wie Materialunver- träglichkeiten oder Fibromyal- gien ist die einzig wirkliche Hilfe, alle erreichbaren Entzün- dungen im Körper zu eliminie- ren, um das Immunsystem zu entlasten. Aus unserem Bereich zählen dazu Zahnherde – von großer Bedeutung wegen der Lage direkt im Knochen – und Parodontalerkrankungen – bri- sant wegen der großen Ausdeh- nung. Nochmals sei hervorzuheben, dass die übliche zahnmedizini- sche Therapie natürlich unum- gänglich ist – gründliche Reini- gung durch das Therapeuten- team und den Patienten ist die Grundlage für jeglichen Erfolg. Auch eine Antibiotikastoßthe - rapie widerspricht nicht unseren Grundsätzen. Ebenso müssen die Beseitigung von Störfakto- ren und die Stabilisierung der Okklusion durch den Zahnarzt erfolgen. Die Aufgaben der Komplemen- tärmedizin sind die Stärkung des Zahnhalteapparates, besonders des Bindegewebes, sanfte Desin- fektionsmethoden und die Regu- lierung der Entzündungsreak- tion. Die Therapie ist daher gleich, egal ob ich die einfache Schmutz- gingivitis oder eine komplizierte Periimplantitis bekämpfe – ich Abb. 1 Abb. 2 Abb. 1: Putzen mit Soda. – Abb. 2: Stomatitis. tienten gezielt nach neu aufge- tretenen Erkrankungen fragen und manchmal über unsere Parodontaltherapie zur Heilung beitragen. Hausmittel und symptomatische Therapien Die entzündlich vorgeschädigten Schleimhäute reagieren empfind- lich auf verschiedenste Schad- stoffe, auch manchmal auf Zahn- pasten. Empfehlenswert (cid:129) Speisesoda hat ideale Putz- und Massageeigenschaften und wirkt durch Entsäuerung anti- entzündlich. Basenpulver geht auch. Das Beifügen sinnvoller ätherischer Öle (z. B. Salbei) ist möglich. (cid:129) Calendulatinktur wirkt beru- higend und heilend, zwei- bis dreimal spülen. (cid:129) Salbeitee ist desinfizierend und schmerzlindernd – zweimal (cid:129) Equisetum D2, 2 x 5 – Zahn- fleisch aufgelockert, schlaff (cid:129) Staphisagria D12, 2 x 5 – schwammig, blutet leicht (cid:129) Thuja D30, 2 x pro Woche 5 – Zahnfleischwucherungen (cid:129) Lachesis D30, 2 x pro Woche 5 – dunkelrot-livide verfärbt, chro- nisch (cid:129) Acidum fluoricum D12, 2 x 5 – zerstörend, Fisteln, Verhär- tungen (cid:129) Mercurius D12, 2 x 5 – Plaque - anlagerung, übel riechende Geschwüre (cid:129) Kreosot D12, 2 x 5 – blass, destruktiv – zerfallend, Ge- schwüre Substitutionstherapie Die Idee, Bestandteile zur Binde- gewebsneubildung zuzuführen, ist natürlich richtig, wenn auch eher symptomatisch. Gezieltes Austesten der Mittel mit Biotest- verfahren (Kinesiologie, Elektro- akupunktur) steigert die Effi- Vitamin C wird nicht immer gut vertragen, auch die gepufferte Version macht oft Magen - probleme. Meine bevorzugten Darreichungsformen: Ascor- binsäure: 1 Messerspitze in 1/8 l Wasser, schluckweise über mind. eine Stunde verteilt, Na- türliches Vitamin C, 500 mg Tabl. (enthält auch weitere Fla- vonoide), 2 x 1, Acerola/Flavo- noid (Fa. Pure Encapsulations). 1–2 x 1 Kps. mit 1 g. Diese Kom- bination gilt auch als Manager- mischung, Antistressmittel bei Knirschern. (cid:129) Magnesium und Vitamin B: Magnesium Verla Filmtablet- ten, 2 x 1–2. Magnesiumcitrat- kapseln von verschiedenen Firmen. Vitamin B-Komplex Kapseln, 1–2 x 1, eventuell Neu- robion forte 2 x 1 (preisgün s - tiger). Folsäure zur Oberflä- chenregeneration: Folate Kap- seln, 2 x 1. Lokaltherapie: Folic acid liquid (Pure Encapsu - lations), 2 x 5–10 Tr. „Nerven - mischung“, allgemein beruhi- Nr. 2), 2 x 2, Zincum valerianum Hevert, 2 x 10 Tr., Magnesium phosphoricum D6 (Schüssler Salz Nr. 11), 2 x 2. Meist gebe ich zuerst nur die Homöopathika, dann beide und dann nur mehr den Mineralstoff. (cid:129) Silicium (Kieselerde): Schwer resorbierbarer Mineralstoff, strafft und festigt das Binde - gewebe. Wichtig auch als Erst- therapie bei Rezessionen und Überlastungszeichen. Einsetz- bar als Kieselerde, Biosil - tropfen oder Silicium D6 Tbl. (Schüssler Salz Nr. 11), 2 x 2. (cid:129) Coenzym Q 10: Wichtig für intrazelluläre Energiegewin- nung, Mitochondrienfutter. Ver- bessert Durchblutung. Gut verwertbar: Coenzym Q Gold 60 mg (Fa. Biogena). 1 Kps. tgl. Für Lokaltherapie: Dentomit Spray (Fa. Schütze) (cid:129) Vitamin A: Ebenfalls für Schleimhautregeneration, Vi- tamin A-Kapseln, z. B. Pure Encapsulations. Die Lokalthe- rapeutika sind vom Markt ver-