4 I www.pn-aktuell.de Nr. 1 I Februar 2017 WISSENSCHAFT & PRAXIS PA-Therapie mit regenerativer Selbstheilung Grundvoraussetzung ist ein professionelles Biofilmmanagement mit nachfolgender lokaler Kollagenasehemmung im individuell richtigen Abstand. Von Dr. Ronald Möbius, M.Sc. Fortsetzung von Seite 1 Zwischen Mensch und Mikroor ganismen besteht eine untrenn bare Beziehung. Von den Mikro organismen sind etwa 20% nütz liche Bakterien, 30% schädliche Bakterien und die übrigen 50% sind neutrale Bakterien.37 Was aber bislang verkannt wurde – die Schlüsselrolle spie len die neutralen Bakterien. Wir brauchen die Mikroorganismen. Ohne diese sind wir Menschen nicht lebensfähig.4 Wie die Ver gangenheit gezeigt hat, bringt eine generelle Verringerung der Virulenz der Keime nur einen vorübergehenden Effekt, weil das prozentuale Verhältnis schäd liche, nützliche und gute Mikro organismen erhalten bleibt.10 Alle uns Zahnärzten von For schung und Industrie bereitge stellten Therapievarianten sind auf Entzündungsreduktion, auf generelle ungezielte Keimtö tung ausgerichtet. Aber bei Bei behaltung des Milieus erholen sich die pathogenen schneller als die regenerativen Mikro organismen. Wie bereits Prof. Dr. Antoine Béchamp (1816–1908) festgestellt hat: „Die Mikrobe Bereits 1982 entdeckte Prof. Dr. Dr. Dr. Teruo Higa, Universität Oki nawa, nach einer 20jährigen Forschungsarbeit die „Effektiven Mikroorganismen“.10 Ein wichti ges Charakteristikum von EM ist, dass in einer Lösung Mikroorga nismen existieren können, die Sauerstoff brauchen, und andere, für die Sauerstoff sogar lebens feindlich sein kann. Dies ist eine Entdeckung von Prof. Higa, die man bislang in der Wissenschaft nicht für möglich gehalten hat. Wie ist dies dennoch möglich? Der Grund liegt im gegenseitigen Aus tausch der Nahrungsquellen.10 Die Erkrankung Parodontitis signalisiert die Unfähigkeit des individuellen Abwehrsystems, eine Heilung per Restitutio ad in tegrum zu realisieren. Wenn das individuelle Abwehrsystem es nicht schafft, sich gegen die Masse der Mikroorganismen zu behaupten, warum nicht die Mikro organismen selbst zu Hilfe nehmen? Es gibt regenerative, positiv aufbauende Mikroorga nismen.2 Diese Mikroorganismen werden in der Therapie durch EM gestärkt. Nach dem Dominanz prinzip wird dann die zahlenmä ßig stärkere regenerative Gruppe individuelles Abwehrsystem für die Zähne, sondern es gibt nur ein einheitliches System, und dieses schwächelt. Der Mensch ist von ca. einer Billiarde Mikro organismen besiedelt. Rund 90% davon leben auf den Ober flächen der Haut, in Mund und Darm. Zur Unterstützung des Abwehrsystems sollten diese drei Bereiche in die parodontale Therapie einbezogen werden. Wir nutzen in der Therapie mit EM für den Mund EMIKO® CARE Zahncreme, für den Die Entzündungsreduktion führt zu einem gesunden klinischen Bild. Wenn die Keime die einzig und alleinige Ursache sind, wird sich durch Wegfall der Ursache „Entzündung“ das Bone Remo deling normalisieren.25 In der Regel ist der Auslöser für die Parodontitis ein multifaktoriel les Geschehen 35. Durch Entzün dungsreduktion sind entzün dungsfreie Verhältnisse zu errei chen, aber kein ausgeglichenes Bone Remodeling. Bachmann stellte 2005 fest: „Die körper 20% aufbauende lebensfördernde Mikroorganismen 50% neutrale opportunistische Mikroorganismen 30% krankheits-/ fäulniserregende Mikroorganismen 50% neutrale opportunistische Mikroorganismen 30% krankheits-/ fäulniserregende Mikroorganismen aktive Doxycyclin sucht sich selbstständig seinen Weg zum Knochen. Trifft es auf Mikro organismen, kommt die antibioti sche Komponente zum Tragen. Doxycyclin wandert in das Bak terium ein und wird hier an der bakteriellen ribosomalen 30 S Untereinheit gebunden. Dieses DoxycyclinMolekül steht somit nicht mehr für die Kollagenase hemmung am Knochen zur Ver fügung, weil es unterwegs abge fangen wurde. Wird das Doxycy clinGel in eine stark entzündete Region mit vielen Mikroorganis men appliziert, ist die kollagenase hemmende Wirkung gering, weil zu wenig Doxycyclin am Kno chen ankommt.28 Um den Effekt der Kollagenase Hemmung nach lokaler Applika tion maximal nutzen zu können, ist es wichtig, zu Therapiebeginn erst die parodontalen Entzün dungen zu therapieren, und dann, im zweiten Schritt, erfolgt die Therapie des Bone Remodeling. Erst im entzündungsfreien paro dontalen Gewebe entfaltet das lokal applizierte aktive Doxy cyclin seine vollen unterschied lichen Wirkungsmechanismen zur KollagenaseHemmung. 20% aufbauende lebensfördernde Mikroorganismen Abb. 1: Krank machendes Milieu. – Abb. 2: Aufbauendes Milieu. ist nichts, das Milieu ist alles.“ Um einen dauerhaften Thera pie erfolg zu erreichen, müssen wir die Lebensbedingungen für die Mikro organismen verän dern und die guten Mikroorga nismen vermehren. Wenn diese in der Mehrheit sind, werden sich auch die Neutralen für diese Seite entscheiden. Nun werden die guten Mikroorga nismen nach dem Dominanz prinzip die schädlichen ver drängen und das Ganze ohne die Aktivierung des körper eigenen Abwehrsystems. Eine generelle undifferenzierte Reduzierung der Mikroorganis men durch antiseptische, anti biotische Behandlungsweisen ist auf Dauer nicht hilfreich. Nach dem Dominanzprinzip ist es viel effektiver, die positiven notwen digen Mikroorganismen durch EM zu stärken. die destruierenden abbauenden Mikroorganismen verdrängen. Effektive Mikroorganismen wir ken dabei über verschiedene Mechanismen. Sie verdrängen die pathogenen Mikroorganis men nach dem Dominanzprin zip, neutralisieren den pHWert auf 7,4, produzieren Enzyme, die für die Verdauung von Speise resten in der Mundhöhle er forderlich sind, verhindern Gä rung und Fäulnis, reduzieren Mundgeruch, beeinflussen po sitiv den Biofilm, verhindern Zahnsteinbildung, reduzieren und verhindern die Entstehung von Zahnhalsüberempfindlich keiten, fördern die Sekundär dentinEntstehung und produ zieren Antioxidantien.13 Bei einer Parodontitis ist es not wendig, den gesamten Patienten in die Therapie der Entzündung einzubeziehen. Es gibt kein extra Darm EMIKO® SAN und für die Haut (Waschen, Duschen, Haare) EMIKO® CARE Wasch lotion. Die mikrobielle Umge staltung erfolgt allmählich und benötigt bis zu drei Monate.19 Therapie des Bone Remodeling In Theorie und Praxis wird die Entzündungsreduktion ge lehrt und praktiziert. Seit Lan gem ist bekannt, dass es nicht „die eine“ Ursache für die Paro dontitis gibt. Es handelt sich hierbei um ein mul ti fak torielles Geschehen.9, 29, 35 Entzündungsre duktion führt zur verringerten Viru lenz der Keime, aber Bakte rien bauen keinen parodontalen Kno chenabbau ab. Knochenab bau entsteht nur durch Osteo klasten.33 eigene Abwehr hat den entschei denden Anteil am Gewebsunter gang. Es können primär Bakte rien Auslöser des Geschehens sein, aber es ist das eigene Ab wehr system, das zum Gewebeab bau und zum Zahnverlust führt.“1 Wir nutzen in der Therapie den Wirkstoff Doxycyclin. Dieser hat zwei unterschiedliche Wirkme chanismen. Doxycyclin kann als Antibiotikum und/oder als Kol la genaseHemmer wirken (Abb. 4).3 Es handelt sich um ein modifi ziertes DoxycyclinGel, welches auf die Schleimhaut oder in die Zahnfleischtasche appliziert wird. Dieses Gel wandert aktiv in Rich tung Knochen und benötigt dafür zwei bis vier Stunden. Nach die ser Zeit befindet es sich im Binde gewebe auf dem Weg in Richtung Knochen, ist von der Oberfläche verschwunden und unantastbar für topische Anwendungen. Das Doxycyclin hat einen Kumula tionseffekt. Mehrfache Applika tionen im individuellen Abstand erhöhen so die Wirkkonzentra tion am Knochen. Losgelöst von der Ursache lassen sich die Osteoklasten in ihrer Ak tivität durch aktives Doxycyclin reversibel inaktivieren.24, 26, 27, 31, 34 Die Ursache der verstärkten Ak tivierung spielt hierbei keine Rolle.15 Es handelt sich um eine rein chemische Reaktion ohne Resistenzentwicklung. Entschei dend ist, dass das Doxycyclin in der Tasche nicht an seinem loka len Ort verbleibt, sondern aktiv aus dieser Region zum Knochen hin transportiert wird.7 Das von uns genutzte lokale Doxycyclin ist kein SDD.23 Es handelt sich um ein aktives Doxycyclin, das inner halb von zwei bis vier Stunden eine Proteinbindung mit dem kör pereigenen Bindegewebe eingeht