4_Politik Nr. 6 | Juni 2009 | www.zt-aktuell.de Dentales Dreigestirn will vor allem Vertrauen der Patienten stärken Die Initiative proDente e.V. vergab in diesem Jahr erstmals den „proDente Kommunikationspreis“. Da- mit will sie gelungene Beispiele regionaler Aktivitäten von Zahnärzten und Zahntechnikern würdigen. In der Kategorie „Interaktiv“ zeichnete die Jury ein Labor aus dem rheinland-pfälzischen Ingelheim aus. temer und Dr. Klaus-R. Höff- ler, langjährige Kunden des Labors, signalisierten Inter- esse – und wurden gleich voll gefordert. Heitmüller hatte nämlich unabhängig von der Absprache einen Stand des Labors auf der Rheinland- Pfalz Ausstellung angemel- det.Womit sie jedoch nicht ge- rechnet hatte,war die Auflage des Veranstalters, dass der Stand während der gesamten zehn Messetage auch betreut wird.„Plötzlich hieß es impro- visieren“, erinnert sie sich. „Wir haben die Zeiten dann zwischen Mitarbeitern des Labors und den Zahnärzten aufgeteilt.“ Der Auftritt wurde ein voller Erfolg und bildete die Basis für die künf- tige Zusammenarbeit. Das war 2008. Mittlerweile ist das dentale Dreigestirn aus Labor und Praxen eng zu- sammengewachsen. Kern- stück der Kooperationen sind neben weiteren Messeauftrit- ten regelmäßige Informa- tionsnachmittage. Fast alle vier Wochen können Interes- sierte eine Sprechstunde be- suchen, auf der parallel zahn- ärztlicher und zahntechni- scher Rat gegeben wird. „Ein Zahnarzt darf nicht für sich werben und ein Labor darf keine medizinische Konsulta- tion anbieten. In unserer Form nutzen wir die gegensei- tigen Kompetenzen für den gemeinsamen Erfolg“,erklärt Heitmüller. Zumindest für die „Zahntechnik Belzerstraße Ingelheim“ bedeute das nicht sofort auch Zählbares. Schließlich benötige nicht je- der Patient tatsächlich Zahn- ersatz. Vielmehr gehe es um ein Vertrauensverhältnis zwi- schen allen Beteiligten. „Wird man später von einem dank- baren Patienten auf der Straße angesprochen, ist das ein ganz besonderes Ereig- nis.“ Eben dieser soziale Aspekt sei es auch gewesen, wel- cher der Jury des Kommuni- kationspreises bei vielen der insgesamt 43 Einsen- dungen imponiert habe. „Gerade die Idee des Auftre- tens im Team hat uns in be- sonderer Weise angespro- chen. Denn auch der Patient ist auf eine enge Form der Zusammenarbeit von Pra- xis und Meisterlabor ange- wiesen.Was liegt also näher, als diese Kooperation offen- siv in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stellen“, begründet Gerald Temme, Jurymitglied und PR-Refe- rent des Verbandes Deut- scher Zahntechniker-In- nungen, die Entscheidung von proDente. Der angesprochene Team- gedanke spielte bei der Ver- gabe des Preises noch auf andere Weise eine Rolle. Zahnarzt Höffler hatte die Ausschreibung in der Fach- presse entdeckt und den Ge- danken für eine Teilnahme angeschoben. Die Bewer- bung warf dann „Außen- dienstlerin“ Heitmüller in den Briefkasten. Sie habe damals schon so eine ge- wisse Vorahnung gehabt. Birgit Heitmüller (2.v.r.) freut sich gemeinsam mit Mann und Laborinhaber Rainer Heitmüller (re.) auf der Internationalen Dental-Schau über den „proDente Kommunikationspreis 2009“. Birgit Heitmüller besitzt das, was man im besten Sinne eine umtriebige Natur nennt. Sie ist viel unterwegs, sucht den direkten Kontakt zu Men- schen und steckt voller Ideen. Ein größeres Unternehmen würde ihr wahrscheinlich sehr schnell eine Stelle im Außendienst anbieten wol- len. Genau dort fühlt sie sich auch bestens aufgehoben. Nur trägt sie keinen Firmen- namen in die weite Welt, son- dern wirbt für Vertrauen. Sie fährt die Arbeiten des Dental- labors ihres Mannes Rainer an Zahnarztpraxen aus. Sie gibt Bescheid,wo bei einer Ar- beit der Knackpunkt gelegen hat oder warum etwas be- sonders gut gelungen ist. Irgendwann, womöglich während solcher alltäglicher Gespräche, ist ihr aufgefal- len, dass in der Zusammenar- beit zwischen Arzt und Tech- niker Fragen auftauchen, die im Sinne einer perfekten Ver- sorgung von Patienten drin- gend beantwortet werden müssten. Und zwar in einem viel früheren Stadium der Be- handlung. Praxis und Labor müssten einen neuen, weil viel engeren Lösungsweg su- chen und finden. „Das ist ein kleiner Ort mit recht vielen Zahnärzten.Wer hier in unse- rer Branche erfolgreich sein will, braucht also eine gute Idee. Wir haben unser Kon- zept zur Zusammenarbeit an verschiedene Praxen heran- getragen. Reagiert haben aber nur wenige“, sagt Heit- müller. Wenige bedeutete in dem Falle genau zwei. Die beiden Zahnärzte Dr. Guntram Hat- Die Nachfrage im Mittelstand bleibt ungebrochen Immer mehr klein- und mittelständische Unternehmen nutzen Angebote des Forderungsverkaufs. Der Markt verzeichnete 2008 eine zweistellige Zuwachsrate. Der Umsatz stieg auf insgesamt 9,3 Mrd. Euro an. Auch in der Zahntechnikbranche ist Factoring eine weitverbreitete Finanzierungsmethode,Tendenz steigend. Bankenunabhängige Finanzie- rungen haben im Mittelstand Konjunktur. Besonders dyna- misch entwickelt sich der deut- sche Factoringmarkt: Das An- kaufvolumen aus kleinen und mittleren Unternehmen stieg 2008 um 13 Prozent, meldete der Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM).„Die hohe Zuwachsrate macht deut- lich, wie wichtig Factoring als alternative Finanzierungsform für den deutschen Mittelstand geworden ist. Gerade in wirt- schaftlich schwierigen Zeiten werden wir als Partner von klein- und mittelständischen Unternehmen mehr denn je ge- braucht, um Liquidität sicher- zustellen und Forderungsaus- fälle abzusichern“, erklärte Thomas Frericks, stellvertre- tender Vorstandsvorsitzender des BFM. Die zunehmend res- triktive Kreditvergabe vieler Banken veranlasst Unterneh- mer, sinnvolle Alternativen für die Finanzierung zu suchen. 2008 erzielten die im Verband organisierten Factoring-Un- ternehmen einen Umsatz von 9,31 Mrd. Euro. Im Jahr zu- vor waren es noch 6,13 Mrd. Euro gewesen. Bereinigt von Sondereffekten durch Neu- mitglieder, ergibt sich ein Um- satzwachstum von 13 Prozent. Die Zahl der Debitoren stieg auf 4,12 Millionen, die Summe der Anschlusskunden auf 3.800. Zahler schnell zu Liquiditäts- engpässen kommen“, erklärt Zahntechnikermeister Rainer Stockhausen, Geschäftsführer der zahntechnischen Abrech- nungsstelle ZAG Plus medical- Finance. Die Meinungen der Unterneh- men in der Zahntechnik-Bran- che über das aktuelle Umsatz- wachstum sind stark differen- ziert. Laut Stockhausen könn- ten die vom BFM ermittelten Zahlen nicht direkt auf Labore übertragen werden. Nach sei- ner Schätzung finanzieren sich bereits 40 Prozent aller deutschen Dentallabore über Factoring, sodass der Stand seit zehn Jahren in etwa gleichbleibend sei. Uwe Schäfer,Vorstand der EOS Health AG, spricht hingegen von einer deutlichen Konjunk- tur: „Wir verzeichnen eine sehr dynamische Entwicklung im Labor-Factoring. Vergleichen wir das erste Quartal 2008 mit dem ersten Quartal 2009, ver- zeichnen wir sogar eine Zu- wachsrate von 34 Prozent.“ Ob- gleich es keine verifizierten Zahlen für diese Branche gebe, Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des BFM, Thomas Frericks, sieht im Modell des Facto- ring eine wichtige Alternative für den Mittelstand, kurzfristig an Geld zu gelangen. Einer der ersten Wirtschafts- zweige, die Factoring bereits in den 1980er-Jahren in An- spruch nahmen,war die Dental- branche, insbesondere die La- bore. „Die Zahntechnik ist sehr lohnintensiv. Neben den pünkt- lichen Gehaltszahlungen müs- sen die laufenden Lieferanten- verbindlichkeiten und weitere Betriebskosten beglichen wer- den. Da kann es durch säumige ANZEIGE Einfach, schnell und sicher Einkaufen www.wollner-dental.de schätzt Schäfer den Labor-Fac- toringumsatz auf 500 Mio. Euro pro Jahr und das jährliche Wachstum, gerade auch be- dingt durch neue Partner-Facto- ring-Modelle (Zahnarzt – Den- tallabor – Patientenrechnung), auf 15 bis 20 Prozent. Einen Unterschied scheint es auch in der Verteilung der La- bore zu geben, die Factoring nutzen. „Wir betreuen deutsch- landweit knapp 800 Labore.Die Mehrheit davon sind Betriebe im Norden und Nordwesten so- wie in Berlin. Auffallend wenig Zahntechniker nehmen in Bay- ern bankenunabhängige Fi- nanzierungen in Anspruch“, stellt ZTM Rainer Stockhausen fest und sieht den Grund in der unterschiedlichen Zahlungs- moral von ländlichen und städ- tischen Gebieten. funktio- Das Finanzmodell niert auf folgende Weise: Nach Ankauf der Forderung zahlt der Factor binnen 24 Stunden in der Regel bis zu 90 Prozent des Rechnungsbetrags abzüg- lich einer umsatzabhängigen Factoring-Gebühr an seinen Kunden aus. Die verbleibende Summe folgt nach Rechnungs- begleichung durch den Debi- tor.Der Vorteil liegt nicht nur in einer kurzfristigen Umsatzfi- nanzierung. Der Factor über- nimmt für seinen Kunden auch das Debitorenmanagement sowie alle Risiken eines Forde- rungsausfalls. Die alten und neuen Meister An vielen Meisterschulen in Deutschland kön- nen sich Zahntechniker parallel zum Berufsall- tag weiterbilden. Für einige Schüler läuft am Ende des Monats eine entscheidende Frist aus. (ms) – Am Dienstag, dem 30. Juni, ist Stichtag. Zumindest für diejenigen Techniker, die eine berufsbegleitende Meis- terausbildung absolviert ha- ben und sich noch nach der Prüfungsordnung prüfen las- sen wollen, die bis zum 30. Juni 2007 galt. Sie müssen bis zum Monatsende eine ent- sprechende Anmeldung ein- gereicht haben. Das werden dann endgültig die letzten Prüflinge sein, auf die das in- zwischen als „alt“ bezeich- nete Prozedere angewendet wird. Oder doch nicht? ANZEIGE ihren Meisterbrief „An unserer Einrichtung gibt es beispielsweise den Fall ei- ner Zahntechnikerin. Sie hat bis auf eine ausstehende Brü- cke in der Tasche. Aufgrund einer Schwangerschaft hatte sie aber ihre Prüfung verscho- ben, sodass sie jetzt den letzt- möglichen Termin wahrneh- men wird. Ihr stehen noch mehrere Wiederholungen zu. Doch nur die eine kann sie noch nach alter Ordnung ab- solvieren. Danach käme mit der neuen Ordnung erheblich mehr Aufwand auf sie zu“, schildert ZTM Martin Winter- kamp,Ausbilder an der Hand- werkskammer (HwK) Dort- mund. Zwei Ordnungen – eine Lösung? Der geschilderte Fall ist nicht der einzige. Neben Dortmund verzeichnen aktuell auch die Meisterschulen in Neumüns- ter und Halle Anmeldungen für Prüfungen nach alter Ord- nung. Teilweise sind es fast zehn Interessenten, denen oft mehr als nur eine der insgesamt drei Chancen zur Wiederholung verblieben sind.Andreas Ring,Leiter der Meisterausbildung in Neu- münster, teilt Winterkamps Ansicht. „Über diese Konstel- lation habe ich auch schon nachgedacht, ohne allerdings zu einem endgültigen Schluss gekommen zu sein.“ Schwierigkeiten bereiten den Einrichtungen die deutlichen Unterschiede zwischen alter und neuer Zahntechniker- meisterverordnung. Konnten bis 2007 die Ausbildungsin- halte in den Teilen I bis IV teil- weise bestanden werden, ist dies heute nur noch komplett für die Fachtheorie, Fachpra- xis etc. möglich.Wer früher in der praktischen Prüfung nur bei der Fertigung der Brücke durchgefallen war, brauchte auch nur die Brücke wieder- holen. Gemäß neuer Ordnung sind alle vier zahntechni- schen Teilaufgaben neu anzu- fertigen. Außerdem hat sich der Unterrichtsstoff deutlich in Richtung Betriebswirt- schaft entwickelt, sodass die Inhalte bei Weitem nicht de- ckungsgleich sind. „Aus mei- ner Sicht ist das unterschied- liche Recht der beiden Prü- fungsordnungen nicht auf- einander anwendbar. Das würde den bekannten Ver- gleich zwischen Äpfeln und Birnen bedeuten“, sagt Win- terkamp. Mittelweg in Düsseldorf Die neue Prüfungsordnung sieht eben jenes Szenario vor. Wer sich demnach nicht frist- gerecht anmeldet oder nach dieser Wiederholung eine weitere benötigt, muss nach neuem Standard geprüft wer- den. „Diese Regelung ist ein- heitlich und bundesweit ver- bindlich“, erklärt Wolfgang Zander, Abteilungsleiter der HwK Düsseldorf. In der Rheinstadt hat man sich dazu entschieden, diese Diskus- sion von vornherein auszu- schließen. Dort haben bereits im Vorjahr Schüler der be- rufsbegleitenden Ausbildung eine Prüfung nach neuer Ord- nung abgelegt, obwohl sie den Lehrgang unter der alten begonnen hatten. „Die Schü- ler haben die Situation mit den Ausbildern ausführlich diskutiert und sich dann ent- schlossen, auf diese Weise dem Dilemma möglicher Wiederholungen und auslau- fender Fristen zu entgehen“, sagt ZTM Holger Abendroth. Er hat selbst an der Ausarbei- tung der Prüfungsordnung mitgewirkt und kennt die Sachlage bestens. Den Über- gang von alter zu neuer Rege- lung findet er knapp, aber ausreichend vorbereitet. „Die jetzige Ordnung gilt seit Juli 2007, das ist allseits bekannt. Außerdem muss jetzt zum Monatsende erst die Anmel- dung für die letztmögliche Wiederholungsprüfung erfol- gen. Die Prüfung folgt meist weitaus später. Da kommen gut und gern zweieinhalb Jahre zusammen, in denen man sich die nötigen Kennt- nisse aneignen konnte.“ Bundesweites Daumendrücken Dass trotz dieses Zeitfensters die Umstellung kein Selbst- läufer ist,gibt aber auch er zu. „Das haben wir bei unserem ersten Durchgang selbst er- lebt. Die Betroffenen sind schon immens gefordert. Am meisten Mühe bereiten sicher die Umgewöhnung auf das Fachgespräch sowie die doch recht anspruchsvolle Kal- kulation der Arbeiten“, er- gänzt Abendroth. Neben dem in Düsseldorf praktizierten Weg bauen die Verantwort- lichen an anderer Stelle zu- dem auf die Kooperation mit den HwK. „Wir schauen mal, was passiert“, sagt Ilona Gei- genmüller-Rothe,Leiterin der Meisterschule in Halle. „Die Kammern sind auch in der Vergangenheit immer sehr kulant gewesen und werden etwaige Alternativen be- stimmt nicht blockieren.“ Fin- dige Meisterschüler könnten zudem die Chance nutzen, sich an verschiedenen Schu- len zu einer Prüfung nach al- ter Ordnung anzumelden, so- lang sich die eigentlichen Prüfungstermine nicht über- schneiden.