4 | www.zt-aktuell.de POLITIK Nr. 11 | November 2009 Mit Mikrometern Vertrauen gewinnen Konstruktiver Kritiker Fortsetzung von Seite 1 Exakte Prüfung ist das A und O Denn zentraler Baustein die- ser Idee ist ein Gütesiegel, ähnlich einer TÜV-Plakette. Praxen und Labore erhalten dieses erst nach dem erfolg- reichen Bestehen einer von Radwan entwickelten Zertifi- zierung. Die Prüfung erfolgt nach dem Prinzip der Multi- momentkontrolle und soll rund 2.500 Euro kosten. Da- für besuchen Prüfer des zu- „Ärzte und Techniker sollen später auch paritätisch den Vorstand des künftigen Verbandes bilden.“ Martin N. Radwan ständigen Zertifizierungsin- stitutes Eurocat aus Darm- stadt innerhalb von drei Mo- naten mehrmals unangekün- digt die Labore. Dort werden laut Radwan „all die zahnärzt- lichen Unterlagen, die eine Praxis verlassen und vom Zahntechniker weiter bear- beitet werden sollen, sowie das erste unbearbeitete Mo- dell der präparierten Situa- tion“ kontrolliert. Später folgt der auf dieser Grundlage her- gestellte Zahnersatz. Der darf höchstens eine Differenz von 25 Mikrometer zur Ausgangs- situation aufweisen. Nach der ersten dreimonatigen Prü- fungsphase ist dann eine jährliche ebenfalls unange- kündigte Rezertifizierung vor- gesehen. Ein fester Grenzwert war Rad- wan in dem Zusammenhang besonders wichtig. Die Tole- ranz ist nicht beliebig gewählt, sondern lehnt sich an ein Ur- teil des Oberlandesgerichtes Düsseldorf aus dem Jahre 1974 an. Damals wurde laut Gerichtsurteil Patienten das Recht eingeräumt, einen feh- lerhaften Randschluss von mehr als 25 Mikrometern als Herstellungsfehler beim Zahn- arzt zu beanstanden. „Diese Vorgabe ist locker zu schaffen. Ich selbst im Alltag deutlich darunter. In Deutsch- land können sicher 400 bis 500 Zahnärzte solch eine Genauig- keit gewährleisten.“ liege Sonderstatus = Sonderzahlung? Derzeit sind hierzulande aber mehr als 55.000 Zahnärzte prothetisch tätig. Der VeZZ müsste sich demnach den Vorwurf gefallen lassen, wie ein elitärer Zirkel zu wirken. Radwan begegnet dem je- doch recht gelassen. „Ja, das wäre eine Art Elite. Aber die ist auch notwendig. Deutsch- land muss endlich wieder mit seiner ehemals legendä- ren Gründlichkeit in Verbin- dung gebracht werden. Der VeZZ will bewusst die Mess- latte so hoch legen. Eine Ar- beit mit der Präzision wie wir sie anstreben, soll unserem Anspruch als ein Vorreiter in Sachen Qualität gerecht werden.“ Innerhalb der Bundesrepu- blik sei schließlich längst eine Zweiklassenmedizin Re- alität. Die Erfahrungen aus den Notdiensten beweisen eine zu große Streuung bei der Versorgung mit Zahner- satz. Die Ergebniszertifizie- rung könne die momentane Wettbewerbsverzerrung be- seitigen, in der gleiches Hono- rar für qualitativ unterschied- liche Arbeit gezahlt werde. Für mehr Gerechtigkeit, und das heißt auch für mehr Geld bei den Verbandsmitgliedern, braucht Radwan zahlungsbe- reite Krankenkassen. Schließ- lich sollen am Ende Honorar bzw. Vergütung für gesetzlich Versicherte um circa 25 bis 30 Prozent steigen. Bei Pri- vatpatienten entspräche dies dem fünffachen Steigerungs- satz. Derzeit beschäftigen sich etliche Kassen aber eher mit Direktverträgen und daran anknüpfenden Einsparungen. „Man braucht den Kassen nur vorrechnen, was durch eine präzise Krone, die ein Leben lang hält, an Geld gespart werden kann. Die vielfach teureren Nachbehandlungen wie PAR, Kariesbehandlung, Wurzelbehandlung oder eine neue Krone würden wegfallen. Unter dem Strich könnten die Kassen trotz höherer Hono- rare Geld sparen“, hält Rad- wan dagegen. Erste Kontakte mit der AOK ließen Hoffnun- gen auf eine Zusammenarbeit realistisch erscheinen. Von wegen ungeliebte Nebenrolle Während hier eine Annähe- rung denkbar ist, scheint sie an anderer Stelle unwahrschein- licher. Noch behandeln eta- blierte Zahnarztverbände wie etwa die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZVB) die Person Radwan als auch die ANZEIGE Idee VeZZ äußerst zurückhal- tend. KZVB-Vorsitzender Dr. Jürgen Fedderwitz bestätigte kürzlich gegenüber dem „den- tallabor“, dass er den Zahn- arzt und dessen Meinung über die Qualität der Arbeit in deut- schen Praxen kenne.Einem be- sonderen Qualitätssiegel, wie der VeZZ es plant, sprach er in- direkt die Notwendigkeit ab. Die vertragszahnärztliche Ver- sorgung in Deutschland ver- füge bereits über ein umfassen- des Qualitätsnetzwerk. Der Verband Deutscher Zahntech- niker-Innungen wollte gegen- über der ZT Zahntechnik Zei- tung erst gar keine Stellung- nahme abgeben. Beindrucken lässt sich der we- nig Beachtete davon schein- bar nicht. „Was andere Ver- bände von unserem Anliegen halten,ist mir relativ egal“,sagt Radwan. „Wir sind Mitbewer- ber, aber keine Konkurrenten. Im Vordergrund steht bei uns die Unabhängigkeit von ande- ren Verbänden und Institutio- nen.Nur so können wir unsere Ziele erreichen.“ Und so wird er weiterhin rastlos zwischen Telefon und Behandlungs- stuhl hin- und hereilen. Bis zum Jahresende sind weitere Informationsveranstaltungen in Koblenz, München und nahe Münster geplant. Außer- dem soll die Vereinsgründung endlich über die Bühne gehen. Die Satzung muss auch noch zum Gericht. Da wird der eine oder andere Griff zum Hörer nicht ausbleiben. Einfach, schnell und sicher Einkaufen www.wollner-dental.de Fortsetzung von Seite 1 zur Wiederwahl“, erläutert Breuer. Als Obermeister möchte er seinen Kollegen vor allem Tipps geben, die aus seinen eigenen Erfahrungen resultieren und dahingehend motivieren, mehr Dienst- leistungen anzubieten. „Wer heute keine Dienstleistung bringt, wird auch keine Auf- träge erhalten. Die Betriebe sollen die neuen Techniken nutzen,denn dadurch werden Ressourcen frei, die die Chance bieten, sich um an- Seit Mai 2009 verstärkt ZTM Uwe Breuer den Vor- stand des VDZI als Vizepräsident insbesondere in Fragen der Qualitätspolitik. dere Dinge zu kümmern“, ap- pelliert er an die Labore. „Die Laborinhaber müssen verste- hen, dass sie auch Unterneh- mer sind, nicht nur Künstler.“ Neben der Motivation seiner Kollegen liegt es Uwe Breuer sehr am Herzen, etwas für das Handwerk zu bewegen. Genau deshalb hat er sich zur Wahl des Vizepräsidenten des VDZI gestellt. „Mir und dem gesamten SZI-Vorstand hat einiges beim Verband nicht gefallen. Uns haben Entscheidungen zu lange gedauert. Somit haben wir beschlossen, etwas zu än- dern. Und ändern kann man Dinge nur, wenn man sich selbst mit einbringt“, erklärt Breuer seine Entscheidung zur Kandidatur. Breuers zen- trale Schwerpunkte sind die Qualitätspolitik des Zahn- techniker-Handwerks, Fra- gen zum Medizinprodukte- gesetz und zur Normung sowie die Fortentwicklung branchenspezifischer Instru- mente für Qualitäts- und Risi- komanagement im Labor. „Wir müssen den Markt be- obachten und abwägen, mit welchen Firmen man zu- sammenarbeiten sollte, um sicherzustellen, dass das Handwerk in unseren Hän- den bleibt“, fordert er seine Kollegen auf. „Qualitätskrite- rien finde ich deshalb sehr wichtig. Wenn ich als Labor ein Qualitätsmanagement habe und dieses nach außen kommuniziere, kann ich dem Patienten auch eine Sicher- heit geben.“ Der Zahntechni- kermeister sieht insbeson- dere eine große Gefahr durch Auslandszahnersatz, da die Kennzeichnung nicht auf eu- ropäischen Normen basiere. Auch deshalb empfiehlt er al- len zahntechnischen Labo- ren sich nach QS_Dental,dem vom VDZI geschaffenen Qua- litätsmanagement, zertifizie- ren zu lassen. Viel Arbeit steht Uwe Breuer in der nächsten Zeit bevor, da muss das geliebte Golfspiel schon mal zurückstecken. „Wenn es aber mal ganz dicke kommt, setze ich mich auf mein Motorrad und lasse mir den Wind um die Nase wehen, um auf andere Gedanken zu kommen.“ Die Kommunikation stockt Offensiv für mehr Qualität eintreten Die Zahntechniker-Innung (ZTI) Rhein-Main gehört seit drei Jahren nicht mehr dem Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) an. Eine Rückkehr ist nach einem Ereignis aus dem September unwahrscheinlicher als zuvor. Auf der Messe INFODENTAL in Düsseldorf präsentierten sich auch die Innungsmitglieder aus ganz Nordrhein-Westfalen. In Gesprächen mit Zahnärzten wurde von beiden Seiten der Wunsch nach einer engen Kooperation bekräftigt. (ms) – In der ZTI Rhein-Main ist man vom Handeln des VDZI derzeit nicht sehr be- geistert. Hintergrund der Verärgerung ist eine Infor- mationsveranstaltung rund um die Dachmarke Allianz Meisterliche Zahntechnik Q_AMZ, die am 7. Oktober in Hanau stattgefunden hat. Der VDZI hatte dafür die In- nungsmitglieder aus Rhein- Main per Brief eingeladen. Das war am 25. September. So weit, so gut. Eigentlich. Der zuständige Obermeister ZTM Thomas Marx erhielt allerdings erst drei Tage später Nachricht von der betreffenden Veranstaltung und der damit verbundenen Einladung. Diesen zeitlichen Ablauf kann Marx nicht nachvollziehen. „Der VDZI hat hier eindeutig hinter dem Rücken der Innung ge- handelt. Ich sehe das als bewussten Versuch an, mich zu umgehen“, erklärte der Obermeister auf Nachfrage gegenüber der ZT Zahn- technik Zeitung. Zusätzliche Brisanz erhält der Vorfall durch das Thema des Treffens – die Qualitäts- initiative Q_AMZ und das damit verbundene Quali- tätsmanagementsystem QS- Dental. „Wegen unserer Mei- nung zu Q_AMZ und QS- Dental sind wir ja aus dem VDZI ausgetreten. Wenn jetzt der Verband dafür inner- halb unserer Innung Wer- bung betreibt, dann ist dies schon sehr verwunderlich“, sagt Marx. Seine Ablehnung ist dabei grundsätzlicher Natur. Auch wenn der VDZI die Führung der Innung zei- tiger informiert hätte, wäre deren Zustimmung zur Ver- anstaltung ausgeblieben. Ob die Mitgliedsbetriebe der ZTI Rhein-Main die Meinung ihres Vorstandes diesbezüg- lich uneingeschränkt teilen und dementsprechend han- deln oder nicht interessiert sind, lässt sich nicht genau sagen. Exakt festhalten lässt sich jedoch die Anzahl der Teilnehmer im Oktober in Hanau, nämlich genau sechs Betriebe. Zwei davon waren laut Marx in ihrer Funktion als Vorstandsmitglieder vor Ort, um sich ein Bild von dem Treffen zu verschaffen. Bleiben also vier freiwillige Teilnehmer bei rund 250 Laboren, die aktuell der ZTI Rhein-Main angehören. Dass Marx an der Argumen- tation des VDZI zweifelt, der in dem Schreiben an den Obermeister „regelmä- ßige Anfragen zum Marken- konzept Q_AMZ von zahn- technischen Meisterbetrie- ben aus Ihrer Innung (ZTI Rhein-Main. Anm. d. Red.) “ angeführt hatte, wird so re- lativ leicht nachvollziehbar. Obwohl er nach eigener Aussage vom Vorgehen des VDZI „stark irritiert“ sei und auch weiterhin die Effi- zienz im Bundesverband vermisse, stehe ein völli- ger Abbruch aller Kontakte nicht zur Debatte. „Ich bin selbst lange Jahre Mitglied im VDZI gewesen und habe versucht, dort etwas zu be- wegen. Ohne Kommunika- tion passiert da nichts“, so Marx. Eine endgültige Ver- härtung der Fronten sei von ihm nicht gewollt. Durchläs- siger dürften sie in diesem Herbst aber auch nicht ge- worden sein. Obermeister ZTM Thomas Marx kritisiert die Vor- gehensweise des VDZI. Siehe auch Leserbrief des VDZI auf Seite 6 Am 11. und 12. September 2009 fand unter dem Motto „Pure Energie!“ die INFO- DENTAL Düsseldorf statt, eine vom regionalen Dental- fachhandel initiierte Veran- staltung. Auf dem Gelände der Messe Düsseldorf wa- ren auch die zahntechni- schen Meisterbetriebe der Innungen Nordrhein-West- falens mit einem Stand des Landesinnungsverbandes (LIV NRW) vertreten. Der Verband hatte sich im Vorfeld eine klare themati- sche Ausrichtung der Mes- seaktivitäten zurechtgelegt. Er wollte den zahnärzt- lichen Messebesuchern ak- tuelle Informationen zur Q_AMZ Allianz Meister- liche Zahntechnik, dem branchenspezifischen Qua- litätssicherungssystem QS- Dental sowie der neuen BEB Zahntechnik näher- bringen. Ein Glücksrad sowie eine mit einer Umfrage kombi- nierte Verlosung sollten zahlreiche Gäste zusätzlich auf den Stand aufmerksam werden lassen. Tatsächlich stießen diese Themen bei den Besuchern auf großes Interesse, woraus sich zahlreiche Gespräche ergaben. Viele Gäste am Stand plädierten nachhaltig für eine wirksame Qualitäts- sicherung von Praxis und Labor bei Zahnersatzver- sorgungen. Dabei spiele die enge Zusammenarbeit von beiden Akteuren vor Ort eine wichtige Rolle. Dies müsse in Zukunft noch stärker bei der Aufklärung der Patienten betont werden. Für die Zahnärzte nimmt vor dem Hintergrund der ab Januar kommenden Jah- res verpflichtenden Umset- zung eines einrichtungs- internen Qualitätsmanage- ments das Thema eine be- sondere Stellung ein. So äußerten die Praxisinhaber in den Gesprächen, dass sie sich bei der Schnittstellen- beschreibung zum Labor eine aktive Unterstützung von Laboren wünschten. Der Großteil brachte bei- spielsweise Checklisten für Praxis und Labor ins Ge- spräch, die den gesamten ANZEIGE Rund um die Modellherstellung die Nr.1! Tel.: 0 22 67 - 65 80 - 0 • www.picodent.de Entstehungsprozess der Ar- beit begleiteten. Eine noch intensivere Zu- sammenarbeit mit Zahn- technikern sehen die Ärzte auch bei Fragen rund um die Kosten von Zahnersatzver- sorgungen als notwendig an. Ein Grund dafür seien immer komplexere Versi- cherungsstrukturen und die damit verbundene Tarifviel- falt. Das Kostenbewusstsein der Patienten steige nicht nur im Zuge der schwieri- gen wirtschaftlichen Lage spürbar an. Dem zusätz- lichen Bedarf an kompeten- ter Beratung würden viele Praxen gern gemeinsam mit den Laboren begegnen. Insgesamt zeigte sich im Laufe der Messe, dass die Bemühungen des LIV NRW, die qualitätsorientierte Ver- sorgung aus dem Meisterla- bor vor Ort durch Q_AMZ und QS-Dental verstärkt in das Bewusstsein der Öffent- lichkeit zu rücken, Früchte tragen. Zudem unterstützt die BEB Zahntechnik durch mehr Leistungs- und Ab- rechnungstransparenz die Schaffung zukunftsfester Rahmenbedingungen. Die Neuauflage der INFO- DENTAL Düsseldorf 2010 wird am 1. und 2. Oktober 2010 in der Halle 8 der Messe Düsseldorf stattfinden.