6 | www.zt-aktuell.de Nr. 7/8 | Juli/August 2014 WIRTSCHAFT Pflicht, Kür, Verdienst – der Salto mortale im Dentallabor Dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben ist eines der wichtigsten Ziele eines Dentallabors. Für die Finanzierung bieten sich verschiedene Modelle. Neben der Eigenkapitalfinanzierung ist das Labor-Factoring eine Möglichkeit, auch in schwierigen Zeiten zu bestehen und die Liquidität zu sichern. Morgens kommt man ins Dental- labor und schon geht es rund, kaum hat man den Fuß über die Schwelle gesetzt. Den schönen Werbebildern zum Trotz, die ersten Entscheidungen müssen oft noch vor einer Tasse Kaffee getroffen werden. An guten Ta- gen hat man abends das Gefühl, eine Top-„Vorstellung“ gegeben zu haben, an anderen fühlt man sich eher ausgelaugt am Boden liegend. Aber woher kommt die- ser dann gefühlte freie Fall? Meist ist man, trotz aller mensch- lichen Schwankungen, moti- viert, konzentriert und agil. Man kann virtuos mit den Projekten, der Technik und den Mitarbei- tern umgehen, liefert prima Ar- beit ab. Prüft den Kontostand – und kann dann einen harten Auf- prall erleben. Selbst bei einem guten ersten Quartal 2014 oder erst recht deswegen. Aber dazu später. Blicken wir zuerst auf den Zahn- gesundheitsmarkt rund um den Patienten. Laut VDZI (Quelle: www.vdzi.net/statistik.html) gibt es in Deutschland gerundet 8.500 Dentallabore. Für das Jahr 2012 gibt die Bundeszahnärzte- kammer (www.bzaek.de) 53.767 niedergelassene Zahnärzte an, plus 12.390 Zahnärzte, die in Praxen arbeiten. Grob über- schlagen werden also im Durch- schnitt knapp acht Zahnärzte von je einem Labor betreut. Der Markt ist seitens der Zahnärzte recht klar umrissen, und er wan- delt sich nur ganz langsam von der notwendigen Zahngesund- heitsversorgung zum Zahnäs- thetikmarkt. Nach wie vor ist das viel gepriesene Lächeln erst nach vielen anderen Status - symbolen auf der Wunschliste des, sagen wir in dem Fall, „Konsumenten“. Was bleibt den Dentallaboren? Schwierig, den früheren Patienten als Kunden für Zahnästhetik zu begeistern. Dann eben nur noch der Plura- lismus der unterschiedlichen Fähigkeiten, um sich am Markt zu positionieren, und zudem ein echter Verdrängungswett - bewerb. Hart ausgedrückt, aber eben die Wahrheit. Pluralität ist gut, bis zu einem gewissen Grad Einfacher gesagt als getan, denn das fordert Wettbewerbsfähigkeit. Und die zu erhalten, kostet Geld. Daher ist es erwähnenswert, dass Dentallabore für Zinsen u. Ä. im Bundesdurchschnitt ca. 1 % des Umsatzerlöses (Quelle: www.vdzi.net/statistik.html), also rd. 6.300 Euro pro Jahr, auf - wenden. Hört sich zwar nicht viel an, richtig? Betrachten wir f D & K W A c i f f a r T / G V L © Im Factoring für Laborfinanzierung ist ein Partner wichtig, auf den auch in schwierigen Situationen Verlass ist. die Zahlen und deren Effekt aber genauer, sehen wir, dass dies abfließendes Kapital ist, das für Maßnahmen zur Unterneh- menssicherung und Weiterent- wicklung nicht verwendet wer- den kann. Wohlgemerkt die Zah- len des VDZI sind der Durch- schnitt. Bei Dentallaboren mit dünner Kapitaldecke müssen schon deutlich mehr Zinskosten in Betracht gezogen werden. Nehmen wir für unsere Betrach- tung weiterhin die statistischen Zahlen des VDZI (Quelle: Aus dem „Kurzbericht zu den Ergeb- nissen des Betriebsvergleichs 2010: Betriebswirtschaftliches Ergebnis 2010 für das Zahn - techniker-Handwerk“, veröf- fentlicht auf der VDZI-Website, Stand 16.6.2014). Danach wer- den durchschnittlich 113.000 Euro für Material aufgewendet, 330.000 für Personal und grob ANZEIGE Gold Ankauf/ Verkauf Tagesaktueller Kurs für Ihr Altgold: www.Scheideanstalt.de Barren, Münzen, CombiBars, u.v.m.: www.Edelmetall-Handel.de Besuche bitte im Voraus anmelden! Telefon 0 72 42-55 77 Edelmetall-Service GmbH & Co. KG Gewerbering 29 b · 76287 Rheinstetten 120.000 für sonstige betriebliche Aufwendungen. Was, wenn durch vorhandene liquide Mittel z. B. nur Material bezahlt werden könnte und nicht zwischenfinanziert werden müsste? Oder besser mit Skonto bezahlt werden könnte? Zwei Prozent Skonto sind da schon mal 2.260 Euro. Ein Drittel der durchschnittlichen Zins- und ähnlichen Kosten. Personal- und sonstige Betriebskosten benö- tigen aber ebenso Liquidität. Wenn man sich die statistische Zahl der durchschnittlichen jähr- lichen Zinsen von rd. 6.300 Euro eines Dentallabor-Betriebs an- sieht, kann man davon ausge- hen, dass jedes Jahr zwischen ca. 124.000 Euro (bei Zinsniveau von 5 % in 2010) und 69.000 Euro (beispielhafter Kontokorrent- Zinssatz i. H. von 9 %) zwischen- finanziert werden. Durchschnitt- lich, dauerhaft. Ein Blick in die eigene BWA und in die Bank - daten und -konditionen zeigen Ihnen den tatsächlichen Zu- stand. Die Zinsen sind derzeit zwar auf einem niedrigen Niveau, dem- gegenüber sind Banken teil- weise aber restriktiver bei der Vergabe von Krediten bzw. Er- weiterung von Kreditrahmen. Schließlich sind die Krisenjahre an den Laboren auch nicht spur- los vorübergegangen. Außer- dem steht der Dentalmarkt in einem Spannungsfeld zwischen enorm statischem Verhalten und kurzfristiger Dynamik. Das macht ihn für Außenstehende et- was unverständlich. Betrachtet man aber die Gründe hierfür, wird manches klarer. Der Dentalmarkt ist ein Hybrid aus Gesundheits - gesetzgebung und freier Marktwirtschaft Um dies zu verstehen, kann beispielhaft das erste Quartal 2014 gelten. Durch das ab dem 1.4. avisierte Inkrafttreten des Bundeseinheitlichen Leistungs- verzeichnis II (BEL II) entstand im Q1 eine Umsatzdynamik durch beschleunigt durchge- führte HKPs. Dies bringt erst ein- mal Arbeit, aber auch die Vor - finanzierung der kostenintensi- ven Leistungen im Dentallabor. Die Kosten für Vorleistungen schnellen in die Höhe. – Wie im- mer ein lachendes und ein wei- nendes Auge. – Die zu erwar - tenden Umsatzerlöse aus den Projekten können jedoch teil- weise erst nach 90 Tagen, oder vielfach später, realisiert wer- den. Die Ausgaben kumulieren, die Kapitaldecke sinkt. Es ent- steht Ka pitalbedarf. Den gilt es, ggf. mit Eigenkapital, evtl. mit erweitertem Kreditrahmen, zu decken. Oder durch Laborfinan- zierung mit Factoring. Letzteres – die „Laborfinanzierung“ – weist sich als dynamischer Fi- nanzbaustein, kombiniert mit Sicherheit, aus. Der Einsatz von Eigenkapital hat logischerweise Vorteile, vor allem in Zeiten geringer Gutha- benverzinsung. Doch birgt der Einsatz von Eigenkapital wiede- rum das unternehmerische Ri- siko des Verlusts durch unbe- zahlte Rechnungen, bspw. aus Gründen der Zahlungsunfähig- keit des Rechnungsempfängers. Der Bankkredit ist, sofern er er- teilt wird und das Dentallabor über ein gutes Rating verfügt, recht günstig, verhält sich aber nicht dynamisch. Das heißt, er ist immer in der definierten Größe vorhanden. Und wie beim Eigen- kapital ist bei Zahlungsaus - fall ein Verlust zu verbuchen. Diesen beiden Ansätzen steht das Laborfinanzierungsmodell mit Factoring gegenüber. Was passiert bei der Laborfinanzierung mit Factoring? „Das Factoring ...“, erläutert Wer- ner Hörmann von der LVG Stutt- gart, „ ...verhält sich, anders als der Kredit, immer dynamisch zum Umsatz. Im Unterschied zum Einsatz von Eigenkapital kann es, durch den Ausfall- schutz, das Verlustrisiko mini- mieren.“ Im Grunde passiert nichts anderes, als dass der Fac- tor die Forderungen aus Liefe- rungen und Leistungen vom Dentallabor erwirbt und diese sogar in kürzester Zeit bezahlt. „Bei der LVG Stuttgart können wir innerhalb von 24 Stunden nach Rechnungseingang unse- ren Kunden die Rechnungsbe- träge überweisen“, äußert der Gründer der LVG Stuttgart, Wer- ner Hörmann. Dass er weiß, wo- von er spricht, ist kein Wunder. Vor über 30 Jahren hat er er- kannt, wie stark die langen Zah- lungsziele Dentallabore belas- ten können. Er ist einer der Vordenker in diesem Bereich. 1984 war seine LVG die erste In- stitution dieser Art in diesem für alle Beteiligten hochsensiblen deutschen Dentalmarkt. Der Vorteil dieses Finanzmana - gement-Bausteins liegt auf der Hand – seine Leistung-Erlös- Dynamik. Denn diese Art der Laborfinanzierung resultiert dy- namisch aus dem Umsatz. Der Factor bezahlt anstelle des ur- sprünglichen Empfängers so- fort. Für manchen Laborinhaber ist Factoring eine noch gewöh- nungsbedürftige Vorstellung,