10 | www.zt-aktuell.de WIRTSCHAFT Nr. 11 | November 2014 Zaubermittel gegen Burn-out im Labor Immer mehr Zahntechniker – ob selbstständig oder angestellt – gehen abends aus dem Labor nach Hause in dem Gefühl, die Aufgaben des Tages nicht bewältigt zu haben. Vor dem Einschlafen wird gegrübelt, was man noch alles hätte tun müssen oder sagen sollen, wenn man nicht sprachlos gewesen wäre vor lauter Ärger. Und auch der Schlaf bringt keine Ruhe, so viele Dinge fallen einem jetzt ein, die alle morgen als Erstes erledigt werden wollen. Faulheit: Einfach mal den Wolken nachschauen Können wir eigentlich noch gut NICHTS tun? Tagträumen? Das ist für unser Gehirn pures Auf- tanken: In dem Moment, in dem wir äußerlich zur Ruhe kommen, nichts mehr müssen oder wollen, sondern nur noch sind, in diesem Moment geht die Arbeit im Ge- hirn los. Jetzt wird dort aufge- räumt, Wissen verankert, ausge- mistet, um wieder bereit für Neues zu sein. Vielleicht kennen Sie das ja, man denkt über ein Problem nach, macht sich einen Kaffee – und prompt fällt einem die Lösung ein. Im Nichtstun so- zusagen. Und genau das scheint die Kunst zu sein, die in unseren qualitätsbewussten und auf Effi- zienz getrimmten Laborprozes- sen zu wenig Beachtung erfährt. Burn-out ist letztlich eine Folge von einer langen Zeit, in der die Antagonisten Geben und Neh- men, Aktivität und Ruhe nicht ausgewogen waren und der Kör- per diese Rhythmisierung ver- lernt hat. Tipp 1: Atempause Probieren Sie es aus: Stellen Sie sich einen Wecker und machen alle zwei Stunden eine Atem- pause. Nichts anderes tun als Einatmen – Pause – Ausatmen – Pause. Und Sie werden vielleicht merken, dass dies gar nicht so einfach ist. Schnell geht der Geist zum nächsten Projekt, zu kleinen Ärgernissen des Tages. „If you can dream it, you can do it“ – Walt Disney zum Beispiel verpflichtete seine Mitarbeiter zum täglichen Träumen von Lö- sungen, zum vor- statt nachzu- denken. Wenn Sie Ihren Geist trainieren, ruhig zu werden, wer- den Sie bald merken, dass Sie mehr Kraft, Effizienz und Kon- zentration im Laboralltag zur Verfügung haben. Umso mehr wir NICHTS tun können, desto mehr schaffen wir! Ist das nicht ein schönes Paradoxon? Umso mehr wir eine Situation annehmen können so wie sie ist, desto mehr können wir diese verändern. Bill Gates sagte einmal: „I will always choose a lazy person to do a dif- ficult job. Because he will defini- tely find an easy way to do it.“ ANZEIGE NEM Top-Qualität von Ihrem Fräszentrum ZAHNWERK Frästechnik GmbH www.zahnwerk.eu Das scheint auch die Aufgabe im Stressmanagement zu sein: Den Punkt zu finden, an dem es leicht geht. Möglich ist das durch die Achtsamkeit auf das, was einem wichtig ist. Und genau damit wären wir beim Egoismus ange- langt. Egoismus: Handeln im Einklang mit sich selbst Zunächst ist alles Tun gesteuert davon, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse befriedigen wollen. Also nicht nur Essen und Schla- fen, sondern z. B. auch Effizienz, Harmonie oder Respekt. Auch anderen zu helfen ist ein Grund- bedürfnis von uns, ein sehr aus- geprägtes sogar. Und immer, wenn wir etwas tun, das unsere Bedürfnisse erfüllt, erfahren wir Freude und Zufriedenheit. Eine bessere Burn-out-Prävention gibt es nicht. Das Bewusstwer- Ein kurzer Exkurs zum Thema Stress Die hormonelle Stressreaktion befähigt uns zum Töten oder Fliehen – ganz so, wie es in der Evolution bisher Sinn gemacht hat. Heutzutage können wir Pro- bleme jedoch kaum noch durch den Einsatz von Muskeln lösen und bräuchten doch vielmehr Ideen, Flexibilität und den Lern- Turbo Glück. Nur leider deakti- vieren die Stresshormone die Großhirnrinde und, was zu den psychosomatischen Auswirkun- gen führt, auch die Thymus- drüse, die für die Immunabwehr zuständig ist. Diese Drüse, die hinter dem Brustbein liegt, über- wacht den gesamten Energie- strom im Körper und wird unter Stress oder abwertenden Ge- danken geschwächt. Experten sprechen davon, dass jeder Mo- ment des Ärgers unser Leben um 0,6 Minuten verkürzt. Das ist meistens gar nicht so leicht, jedoch das Grundhand- werk für ein effizientes Stress- management. Die stressbedingte Erschöpfung wird meistens da- durch ausgelöst, dass das Be- dürfnis nach Anerkennung oder Selbstbestimmung als verletzt angesehen wird und man es zu lange versäumt hat, die eigenen Bedürfnisse genauso wichtig zu nehmen, wie die von Familie und Beruf. Eine regelmäßige Refle- xion darüber, welche Bedürf- nisse gerade erfüllt und welche Bedürfnisse soeben weder ge- hört noch erfüllt sind, kann hel- fen, erst gar nicht in die Schief- lage zu kommen. Egoismus heißt in der Burn-out-Prävention nicht, dass wir nur noch die eigenen Belange rücksichtslos durch - setzen, sondern in einem Akt der Selbstliebe täglich neu zu ent- scheiden, wo es besser ist, NEIN zu den Bedürfnissen anderer zu sagen – und damit JA zu den ei- den der schönen Momente im Laboralltag, ein intensiver Aus- tausch unter Kollegen, ein Son- nenstrahl, der durchs Fenster scheint, eine Tasse guter Kaffee oder das begeisterte Lächeln eines Patienten beim Zahnarzt wirken sich auf unsere Gesund- heit, Psyche, ja sogar auf die neu- ronalen Strukturen aus. Tipp 2: Glückstagebuch Probieren Sie es aus: Fünf Mi - nuten am Abend den Tag Revue passieren lassen und darauf schauen, was ist – und nicht, was nicht ist; das bringt schon nach zwei Wochen messbare Ergeb- nisse, wie beispielsweise eine Senkung des Blutdrucks und niedrigere Cholesterinwerte. Je- der Gedanke ist biochemische Realität, wie wohl schon Marc Aurel wusste: „Auf die Dauer nimmt die Seele die Farbe un - serer Gedanken an.“ Was genau ist eigentlich der Auslöser für Stress? Stress wird immer dann ausge- löst, wenn eine Bedürfniserfül- lung als gefährdet angesehen wird. Hier kommen wir auf den Zusammenhang, der in der Sys- temischen Therapie als sehr wichtig angesehen wird: Kon- flikte entstehen immer durch un- sere Bewertung. So lesen man- che das Zuspätkommen des Kol- legen vielleicht als mangelnde Wertschätzung und handeln auf- grund dieser Deutung. Tipp 3: Reflektion Probieren Sie es aus: Wenn Sie an eine Stresssituation der letzten Tage denken, wissen Sie auf An- hieb, welches Bedürfnis, welcher Wert hier bei Ihnen verletzt war? Und können Sie sich auch freund- lich in die Bedürfnisse Ihres Kon- fliktpartners einfühlen? genen. Und ohne Schuldgefühle freundlich sowohl den eigenen Bedürfnissen als auch denen der anderen gegenüberstehen. Güte: Jeder macht es so gut, wie er gerade kann Güte bedeutet, dem systemi- schen Grundgedanken zu fol- gen, dass es jeder immer so gut macht, wie er es eben im Moment kann. Und dass das jeweilige Handeln vielleicht nicht immer die beste Strategie ist, die zu- grunde liegenden Bedürfnisse auch zu erfüllen. Kennen wir das nicht alle, dass man abends im Bett mit bitteren Vorwürfen liegt und denkt: Warum hast du da nicht so und warum da so gehan- delt? Ganz einfach darum, weil wir unter Stress nicht denken können, unser System ist pro- grammiert auf Problemlösung ANZEIGE Gold Ankauf/ Verkauf Tagesaktueller Kurs für Ihr Altgold: www.Scheideanstalt.de Barren, Münzen, CombiBars, u.v.m.: www.Edelmetall-Handel.de Besuche bitte im Voraus anmelden! Telefon 0 72 42-55 77 Edelmetall-Service GmbH & Co. KG Gewerbering 29 b · 76287 Rheinstetten durch Flucht oder Angriff – und leider nicht auf gütiges, empathi- sches und lösungsorientiertes Suchen nach einem Konsens, der beiden guttut. Grund genug also, Gespräche zu vertagen, wenn wir merken, dass wir ge- stresst sind. Man muss nicht im- mer schlagfertig sein. Erlauben wir uns ruhig, sprachlos zu sein – bei manchen Vorwürfen oder Unterstellungen ist es si- cher besser zu sagen: Jetzt bin ich erstmal sprachlos – könnten wir uns morgen um 10 Uhr noch- mals treffen? Drei Tipps für eine Zukunft in Balance Vielleicht kann es Ihnen in Zu- kunft gelingen, 1. in Stressmomenten erst einmal tief durchzuatmen – das kann man zum Beispiel hervorragend schulen in Middendorf-Atem- kursen oder in den Angeboten der Krankenkassen 2. sofort zu schauen, was brau- chen Sie eigentlich im Moment und dies freundlich und pro - aktiv anzusprechen 3. Wertschätzung und Empathie im Alltag zu üben, indem Sie danken und das bemerken, was ist – und nicht, was nicht ist! Leider nehmen viele Zahn - techniker Symptome wie z. B. schlechten Schlaf oder zuneh- mende Gereiztheit erst dann ernst, wenn es für Kurzzeit- interventionen schon zu spät ist. Mittlerweile leidet jeder dritte Bundesbürger an Folgen der stressbedingten Erschöpfung, und laut WHO ist Stress die Volkskrankheit Nr. eins Zeit also, wirksame Techniken zu ent- wickeln, die schnell im Labor - all tag helfen – und nicht noch mehr Stress ma- chen, weil man täglich mindes- tens eine Stunde joggen oder medi- tieren müsste. Infos zur Autorin Adresse Karin Probst Uferstraße 3 89231 Neu-Ulm Tel.: 0731 72565765 probst@2-change.de www.2-change.de