8 | www.zt-aktuell.de Nr. 4 | April 2015 WIRTSCHAFT Wo der Stress im Laboralltag begraben liegt Die mentale Einstellung ist ein wichtiger Faktor, um mit den vielfältigen Herausforderungen des Alltags im Dentallabor adäquat umzugehen. Hier muss heute noch eine Verblendung fertiggestellt werden, dort steht der nächste Patiententermin an. Die Buchhaltung wartet auf den Monatsabschluss und auf eine Weiterbildung sollte man sich vorbereiten. Für das interne Qualitätsmeeting erwartet der Chef auch noch ein paar Ideen. Stress pur! Betrachtet man die Handlungs- und Vorgehensweise erfolgrei- cher Menschen, stellt man fest, dass diese meistens über eine Stärke verfügen: Sie besitzen die Fähigkeit, sich mit unzähligen Themen zu beschäftigen, ohne selbst in der Flut der Aufgaben und Entscheidungen unterzu - gehen. Sie beherrschen es, viele Dinge zeitgleich zu bewältigen, sogar voranzubringen, ohne ge- stresst zu sein. Diese Art der Be- lastbarkeit gilt in der heutigen Zeit, in der die beruflichen An- forderungen im Dentallabor ste- tig wachsen, als Schlüsselkom- petenz. Um diese zu erreichen, gilt es, das gute alte Schubladen- denken wieder zubeleben. Wenn der (Leistungs-)Druck wächst Auf die Frage „Sind Sie belast- bar?“ antworten viele Men- schen, ohne lange zu überlegen, mit „Ja!“. Sie halten sich für be- lastbar. Belastbar, wenn es da- rum geht, die übertragenen Auf- gaben selbst ständig und eigen- verantwortlich zu erledigen, falls nötig dafür Überstunden zu machen, in Situationen unter ho- hem Druck den Überblick zu be- wahren und sich nach einem Misserfolg selbst wieder zu mo- tivieren, einen weiteren Versuch zu starten. Der Glaube ist vor- handen, über ausreichend physi- sche und psychische Ressourcen zu verfügen, die in stressigen ANZEIGE Gold Ankauf/ Verkauf Tagesaktueller Kurs für Ihr Altgold: www.Scheideanstalt.de Barren, Münzen, CombiBars, u.v.m.: www.Edelmetall-Handel.de Besuche bitte im Voraus anmelden! Telefon 0 72 42-55 77 Edelmetall-Service GmbH & Co. KG Gewerbering 29 b · 76287 Rheinstetten Situationen helfen, notwendige Kräfte zu mobilisieren. Der Zu- griff bzw. die Nutzung dieser Ressourcen wird als Resilienz bezeichnet. Ob die Toleranz des Systems Mensch gegenüber den immer mehr werdenden Störun- gen tatsächlich ausreicht, ist infrage zu stellen. Von aus rei - chender Widerstandsfähigkeit kann nicht die Rede sein, werden die zu nehmenden Fälle von Überforderung, psychosomati- schen Krankheiten und Burn- out betrachtet. Oft gilt hier der zunehmende Leistungsdruck, der auch in der Zahntechnikerbran- che spürbar ist, als Schlüssel - auslöser. An diesem Punkt kommt das Schubladendenken zum Zug. Denn, Stress beginnt im Kopf! Umso wichtiger ist es, an der persönlichen Einstellung zu arbeiten, um mentale Stärke gegenüber den objektiv wirken- den Stressoren im Laboralltag aufzubauen, um tatsächlich so- weit belastbar zu sein und zu bleiben, dass es für den ein - zelnen Zahntechniker und das Dentallabor gesund ist. Zwischen Verwundbarkeit und Resilienz Wir führen ein Leben auf der Überholspur! Tag für Tag wer den immer schneller immer mehr Dinge von uns erwartet. Der Chef erwartet mehr Arbeit in gleicher Zeit, Laborpersonal wird weg - rationalisiert, Zahnärzte fordern immer kürzere Vorlaufzeiten für ihre Aufträge. Wir nehmen mehr Informa tionen auf, sollen grö- ßere Ziele erreichen, mit höhe- rem Druck umgehen – nicht nur dem von außen durch Vorge- setzte, Zahnärzte und Patienten, sondern, weil wir uns zusätzlich selbst unter Druck setzen. „Die Konkurrenz schläft nicht!“ – weder im persönlichen Umfeld noch unternehmerisch betrach- tet. Kein Wunder, dass regelrecht ein Kampf tobt: Probleme wach- sen uns immer mehr über den Kopf. Wir haben das Gefühl, dem Druck nicht länger standzu - halten. Wir verlieren nicht nur den Überblick, sondern mit dem Gefühl des Versagens verlieren wir das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Als logische Folge nimmt im Dentallabor da- mit auch die Arbeitsqualität und mentale Leistungsfähigkeit ab. Diese Art der persönlichen Ver- wundbarkeit ist das Gegenteil von Resilienz und unser einziger Regressor die persönliche Ein- stellung. Belastbarkeit – für und wider Inwieweit ein Zahntechniker sich selbst als widerstandsfähig beschreibt und erlebt bzw. wie er von anderen in einer belasten- den Situation wahrgenommen wird, ist nicht immer leicht er- klärbar. Besonders gut gelingt dies, wenn wir kongruent, d. h. zu 100 Prozent deckungsgleich mit unseren Entscheidungen sind. Ob eine Situation subjektiv als belastend empfunden wird, hängt stark von der Bewertung des Einzelnen ab. Der bekundete Wille und die persönliche Ent- scheidung, sich Beanspruchun- gen auszusetzen bzw. diese nicht zu vermeiden, sagt ebenfalls nichts darüber aus, wie der Ein- zelne sich letztendlich im Labor unter Stress verhält – sich selbst und anderen gegenüber. So ge - sehen ist es meistens nicht vor- hersehbar, wie anfällig jemand für Stress ist – es kommt immer auf die jeweilige Situation, die persönliche Einstellung und das Umfeld an. Eine wichtige Frage, die sich ak- tuell stellt, ist: Wie sinnvoll ist Belastbarkeit überhaupt? Ist sie im Berufsalltag so ausgeprägt, Grad der Gelassenheit bzw. die Fähigkeit, Dinge mit einer ge- wissen Abgeklärtheit zu be- trachten, abhängig von der per- sönlichen Einstellung zu den Er- eignissen und zu sich selbst so- wie der Fähigkeit, 100 Prozent kongruent mit sich und seinen Entscheidungen zu sein. Haben wir viel Erfahrung, gelingt es meistens auch bei größerem Stress, Ruhe zu bewahren. Im Wissen, dass es bislang immer eine Lösung gab, vertrauen wir auf uns – und das ist ein vollkom- men natürlicher Mechanismus, und diesen Termin verbindlich in den Kalender zu übertragen. Die Vorteile dieser Vorgehens- weise liegen auf der Hand: Mit jeder Aufgabe, die ab sofort eine „Schublade“ hat, lassen wir ein Problem los. Wir haben für den Augenblick alles Notwendige angestoßen und können den Vor- gang schließen, in dem Wissen, dass wir uns mit unserer Einstel- lung kongruent verhalten. Erst zum nächsten festgelegten Ter- min gehen wir diese Aufgabe wieder an, dann allerdings mit „Die mentale Einstellung ist ein wichtiger Faktor, um mit den vielfältigen Herausforderungen des Alltags im Dentallabor adäquat umzugehen.“ dass ein Mitarbeiter sich alles gefallen lässt und alles auf sich nimmt, hat diese positiv be - trachtete Kompetenz eher nega- tive Auswirkungen. Belastbar zu sein, bedeutet ausdauernd und meist mit einem hohen Grad an Selbstdisziplin eine hohe Arbeits- belastung gut zu bewältigen. Bei den meisten Menschen, die sich als belastbar bezeichnen, ist eine hohe Leistungsbereitschaft ge- paart mit einer ebenfalls hohen Leistungsfähigkeit. Zum Wollen kommt das Können und demzu- folge die Fähigkeit, komplexe Problemstellungen nicht nur lösen zu wollen, um Belastbar- keit zu demonstrieren, sondern auch zu können, um die Belas- tung in Grenzen zu halten. Schublade auf – Problem rein – Kopf frei Im Umgang mit Stress ist es nicht leicht, gelassen zu sein. Befinden wir uns unmittelbar in der belas- tenden Situation und wissen vor lauter Problemen nicht, was wir zuerst angehen sollen, wird dies nur schwer gelingen. Oft ist der um meistens eine gute Lösung zu finden. Gelassenheit hat in die- sem Fall viel mit der Fähigkeit zu tun, loszulassen. Ganz kon- kret etwas loszulassen, das uns Stress verursacht. Ob konkrete Aufgabe oder nur ein Gedanke oder ein Gefühl. Wenn wir es schaffen, das, was uns stört oder blockiert, erst einmal zu benen- nen und – sei es nur gedanklich – loszulassen, sind wir der Lösung schon einen großen Schritt nä- her. Wie? Dies gelingt durch ei- nen kleinen Trick ganz einfach: Das Schubladendenken oder das Schubladenhandeln verhilft uns in folgenden drei Schritten zu mehr Gelassenheit in stres - sigen Zeiten: 1. Jedes große Problem, jede heraus fordernde Aufgabe be- kommt eine Schublade, ein Register, eine Mappe. 2. Dort wird das Thema und der aktuelle Stand notiert; evtl. auch, wer dazu befragt, hinzu- gezogen werden kann, um eine Lösung zu finden. 3. Wichtig ist es, den nächsten Schritt terminlich zu fixieren, d. h. genau festzulegen, wann die nächste Aktivität erfolgt voller Kraft. Anstatt sich zu ver- zetteln und dadurch unter Stress zu geraten, sind wir konzentriert und schaffen es, schneller mehr Themen zu bearbeiten. Sollten wir in der Zwischenzeit etwas entdecken, das zu einer Auf - gabenstellung passt, wissen wir wohin damit, sodass jede Infor- mation gesichert ist. Anstatt schlaf- loser Nächte, weil wir unsere Pro- bleme wieder ein- mal mit ins Bett nehmen, können wir mit Struktur und System dem alltäglichen Stress im Den- tallabor begegnen, sodass wir das nächste Mal auf die Frage, ob wir belastbar sind, getrost und ehrlich antworten können „Ja!“. Infos zum Autor Adresse Marc M. Galal Lyoner Straße 44–48 60528 Frankfurt am Main Tel.: 069 74093270 info@marcgalal.com www.marcgalal.com